Hat medizinisches Cannabis tatsächlich positive Wirkung?

vom 09.11.2019, 17:59 Uhr

Seit 2017 kann Cannabis in Deutschland auf Rezept ausgegeben werden. Doch noch ist bei vielen Krankheiten unklar, ob es überhaupt hilft. Gründe für ein solches Rezept sind neben chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose und Epilepsie auch Angststörungen, das Tourette-Syndrom und ADHS.

Meine Mutter hat MS (Multiple Sklerose) im weit fortgeschrittenen Stadium und soll nun auch gegen ihre körperlichen Beschwerden wie z.B. den Spastiken medizinisches Cannabis verschrieben bekommen. Einerseits möchte sie ihren Beschwerden gerne Abhilfe schaffen, andererseits hat sie große Bedenken zwecks der tatsächlichen Wirkung und Nebenwirkungen.

Habt ihr bereits von der positiven Wirkung gehört/gelesen? Würdet ihr das medizinische Cannabis selbst ausprobieren, wenn es die einzige Möglichkeit zur Linderung der Beschwerden scheint oder trotzdem davon Abstand nehmen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich verstehe die Bedenken nicht wirklich, weil es sich ja um ein geprüftes Produkt aus der Apotheke handelt und nicht um das Gras vom Dealer an der Ecke. Natürlich kann das Nebenwirkungen haben, wahrscheinlich sind da auch welche dabei, die ziemlich unangenehm werden können, aber das kann dir doch bei jedem Medikament passieren. Theoretisch kann dich eine banale Halstablette ins Krankenhaus bringen wenn du viel Pech hast.

In Deutschland ist der Umgang mit potentiellen Suchtmitteln aus der Apotheke außerdem deutlich vernünftiger als in Ländern wie den USA. Diese tausendfachen Todesfälle durch Opioide, die es dort gibt, wären bei uns überhaupt nicht möglich weil es viel strengere Regeln gibt. Wobei man für eine Cannabis Sucht aber soweit ich weiß eh recht viel über einen längeren Zeitraum hinweg konsumieren muss. Das gleiche gilt für das Psychose Risiko.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Eine Freundin von mir mit chronischen Schmerzen raucht öfters mal Cannabis und ihr hilft das dann gut gegen die Schmerzen. Ich würde Cannabis auch dann ausprobieren, wenn es noch andere Medikamente gebe. Generell bevorzuge ich pflanzliche Mittel gegenüber Chemie. Cannabis kann man zudem selber recht einfach anbauen und billiger als Medikamente ist es auch.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Cannabis anbauen ist bekanntlich illegal und medizinisches Cannabis ist nicht billiger als Medikamente. Viele Leute müssen das trotz Rezept komplett selber bezahlen weil die Krankenkasse die Kostenübernahme ablehnt. Und wenn die Kosten übernommen werde ist der Eigenanteil genauso hoch wie bei anderen Medikamenten auch.

Und die Einteilung in "pflanzliche Mittel" und "Chemie" mag zwar von der Industrie beworben werden weil sie hilft bestimmte Produkte zu verkaufen, ist aber totaler Blödsinn.

Ich habe vor Kurzem übrigens erklärt bekommen, dass Cannabis als Schmerzmittel eingesetzt gar nicht so wirksam ist, da gibt es deutlich bessere Mittel. Es geht bei dem Einsatz wohl um die Kombination aus mehreren Effekten, zum Beispiel auch Muskelentspannung. Und das Suchtpotential ist sehr viel geringer als bei den Opiaten.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Ich habe vor Kurzem übrigens erklärt bekommen, dass Cannabis als Schmerzmittel eingesetzt gar nicht so wirksam ist, da gibt es deutlich bessere Mittel. Es geht bei dem Einsatz wohl um die Kombination aus mehreren Effekten, zum Beispiel auch Muskelentspannung. Und das Suchtpotential ist sehr viel geringer als bei den Opiaten.

Potentere Schmerzmittel gibt es mehr als genug. Insbesondere auch die Opiate, die in bestimmten Formen auch mehr als tausend mal so potent wie Morphin sein können. Zumal sie auch gar nicht ein so hohes Suchtpotential haben, wie immer behauptet wird. Der Abhängigkeitseffekt kommt ja erst dann zu Stande, wenn sie außerhalb einer vernünftigen Indikation eingesetzt werden. Wer Schmerzen hat und Opiate dafür braucht, der wird davon in aller Regel auch nicht abhängig und kommt davon auch wieder los, wenn die Schmerzen nachlassen.

Hier liegt ja die Krux zum Beispiel bei den Amerikaner, die das ja einfach so heraushauen und wo man die Pillen an jeder Ecke kriegt und sie viele eben nehmen um sich gut und high zu fühlen, jenseits von medizinischen Indikationen.

Ähnlich ist es ja auch beim Cannabis. Die medizinischen Indikation, die zwingend Cannabis bedingen ohne Alternativen sind ja doch sehr rar gesät, weil noch keiner so richtig weiß, was denn aus der Cannabisblüte denn nun wirklich die positiven Effekten zum Beispiel bei Tumorkranken ausmacht. Dieses so tolle, weil ja natürlich Produkt, hat dabei eben das Problem, dass auch medizinisch aufbereitetes Cannabis ja noch unzählige Stoffe enthält und man gar nicht weiß, welcher davon nun die positive Wirkung entfaltet. Dazu gibt es ja kaum konkrete Studien, die einzelne Wirkstoffe untersucht haben.

Von daher sehe ich medizinisches Cannabis bisher eigentlich eher als ein Mittel für die letzte Wiese. Also dann wenn gar nichts mehr geht, dann kann man das ausprobieren. Aber es ist eben kein Allheilmittel und nicht zwingend besser als andere Medikamente nur weil man es selber im Garten anbauen könnte. Da steckt die Forschung doch noch in den Kinderschuhen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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