Häme für Missbrauch wegen Leichtsinn unpassend?

Eine Frau hat aus Mitleid einen Asylbewerber im Auto mitgenommen. Jetzt soll gerade dieser die Frau sexuell missbraucht haben. Die Frau ist fassungslos und fühlt sich ausgebeutet. Schnell wurden Stimmen laut, dass sie selber daran Schuld wäre, wenn sie fremde Leute ins Auto steigen lässt. Ist hier Häme für Missbrauch wegen Leichtsinn unpassend oder dient diese Häme als Warnung für andere Autofahrer?

Und das kann mit einem Deutschen oder Österreicher nicht passieren? Die Frage lasse ich mal so im Raum stehen und möchte zum Thema zurückkommen. Ich finde man sollte sich solche Sprüche im Nachgang sparen. Die Dame darf gerne warnen, aber man muss ihr nun auch nichts vorwerfen. Leichtsinnig ist so etwas immer von beiden Seiten aus, aber das kann ein erwachsener Mensch ja bedenken und da muss man niemanden, der missbraucht wurde nun noch so hämisch fertigmachen.

Solch eine Mitnahme kann ja auch laut Theorie gewisser Politiker falsch verstanden werden. Nachdem Migranten nicht immer wissen können, was erlaubt ist oder nicht, kann man das auch so sehen. Hätte das ein Österreicher oder Deutscher mit der Frau gemacht, dann gäbe es kein Pardon für solch eine Tat. Häme finde ich auch nicht gut, aber es muss schon jeder wissen, dass es bedenklich ist, Fremde im Auto mitzunehmen. Das denken sich wohl auch Taxifahrer und Uber Fahrer. Bei Uber hat aber der Anbieter von beiden Seiten alle Daten und ich kann mir hier bei Uber schwerer einen Missbrauch vorstellen, als bei einem Taxifahrer.

Ich finde es generell leichtsinnig, Fremde mit dem Auto mitzunehmen und kann nicht nachvollziehen, warum man das macht. Egal, ob das nun ein Ausländer ist oder nicht. Genauso leichtsinnig ist es, wenn andere bei Fremden per Anhalter mitfahren. Ich sehe das auch immer wieder, dass da junge Mädchen mit Schild an den Autobahnauffahrten stehen. Müssen die sich wundern, wenn etwas passiert?

Ich denke schon, dass der Ausländer weiß, dass es nicht erlaubt ist, eine Frau gegen ihren Willen zu bedrängen und zu vergewaltigen. Das hat nichts mit der Kultur zu tun, das weiß man generell, dass man anderen Menschen nicht so etwas antut.

Und ich finde, dass man für seine eigene Sicherheit in erster Linie selbst verantwortlich ist. Taxifahrer haben Notrufsysteme und bestimmt haben die auch etwas, um sich zu wehren, außerdem sind das meistens Männer. Ich fahre ab und an mal mit dem Taxi und bis auf eine Ausnahme waren das immer Männer, nur einmal eine Frau und die war so Kampf-Amazone vom Typ her.

Man muss selbst auf sich aufpassen und wenn man riskante Dinge tut und riskante Situationen aufsucht, dann ist man schon nicht ganz unschuldig daran, wenn etwas passiert. Das wäre wo als würde man mit geschlossenen Augen durch die Gegend laufen und sich wundern, wenn man wo anstößt. Man nimmt einfach keine fremden Männer mit, das ist eine bescheuerte Idee.

Auch wenn es riskant und leichtsinnig war, dass die Frau den Fremden mitgenommen hat, so trägt sie grundsätzlich keine Schuld daran, dass sie missbraucht wurde. Es ist ärgerlich, dass das Vertrauen der Frau auf diese Art missbraucht wurde, man kann den Tätern auch nicht in den Kopf schauen und dabei ist es egal, ob es sich um einen Ausländer oder einen Deutschen oder einen sonstigen Mitbürger handelt.

Sie hat es gut gemeint und wurde so zum Opfer. So passiert Missbrauch übrigens meistens. Die Täter kommen meistens sogar aus dem familiären Umfeld und sind Vertraute missbrauchter Kinder. Klar, die Frau hätte auf sich selbst aufpassen müssen, aber nicht in jedem Fremden steckt gleich ein Sexualstraftäter.

@Zitronengras: Sind also die knapp bekleideten Frauen auch selbst schuld, dass sie betatscht werden, weil sie sich was Knappes anziehen?

Ich finde es immer krass, dass von Asylbewerbern / Ausländern / Migranten usw. die Rede ist. Genug Deutsche sitzen im Knast, weil sie Frauen sexuell missbraucht haben oder vergewaltigt haben und genug Deutsche machen es immer noch. Ich finde das sehr diskriminierend und auch immer wieder fraglich, warum solch öffentliches "an den Pranger stellen" von Asylanten usw. hier erlaubt ist. Diese Fremdenfeindlichkeit sollte ein absolutes NoGo sein und ich finde das sehr provokant den Ausländern gegenüber. Vielleicht sollte man da mal ein wenig umdenken. Und dass es hier erlaubt ist, finde ich auch nicht in Ordnung.

Keine Frau ist selber Schuld, wenn ihr gegen den Willen etwas angetan wird. Egal, wer es macht und was gemacht wird. Wenn eine Frau nein sagt, dann sollte es immer auch nein heißen. Egal, was sie anhat oder egal, ob sie jemanden mit dem Auto mitnimmt oder ob sie sich mit jemanden unterhält usw. Keine Frau ist es selber Schuld, wenn sie vergewaltigt wird, nur weil sie kurze Röcke trägt oder freundlich zu jemanden ist.

Diamante, es gibt Länder, in denen man seinen Vergewaltiger heiraten darf, um die Familienehre wiederherzustellen. In Pakistan würde so ein Fall wohl kaum verfolgt werden und wenn ja, dann kommt der Täter schnell wieder frei und spricht sich mit den Wärtern ab. Dazu gab es schon ausreichend Dokumentationen. Dass nicht jeder Migrant ein Triebtäter ist, will auch keiner sagen. Hier kam aber die Häme daher, dass die Frau so leichtsinnig war, einen Migranten mitzunehmen.

Ob der wirklich schuld ist, ist auch nicht klar. Wenn eine knapp gekleidete Frau Männer unter Strom ins Auto steigen lässt, ist die Wahrscheinlichkeit schon höher, dass er sich denkt, dass dies ein Signal ist. Dass der Körper jedem Menschen selbst gehört, ist unbestritten. Dennoch meine ich, dass man nichts provozieren sollte. Nachher dann alles zu beweinen, kann dann leider zu Häme führen.

Ich habe vor einigen Jahren mal einen Mann kennengelernt, den ich unheimlich gerne mochte. Ich war jedoch nie knapp bekleidet und er ist mir im Auto mal über die Beine gestrichen. Als ich mich gewehrt habe, meinte er zu mir, dass ich als Frau ihm nie wieder widersprechen sollte, dazu würde mir das Recht fehlen. Wenn er Sex will, dann hätte ich mich zu fügen. Das ist mir damals schwer sauer aufgestoßen.

Die Moral von der Geschichte war, ich habe dem Typen eine gescheuert und ihn danach nie wieder gesehen. Er schrieb mir noch einen Haufen Beleidigungen per Whatsapp, die ich aber auf Dauer ignoriert habe und die mir genauso wie er scheißegal wurden.

Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn ich mich nicht gewehrt hätte. Ich war nicht anzüglich gekleidet, sondern klassisch mit langem Bleistiftrock, der bis über das Knie ging und blickdichter Strumpfhose wie auch mit klassischer Bluse gekleidet, weil ich gerade von der Arbeit gekommen bin und wir einfach was Harmloses unternehmen wollten.

Zudem denke ich, dass jeder anzügliche Kleidung oder Provokation unterschiedlich interpretiert. Die Frau ist trotzdem das Opfer und leidet in irgendeiner Form psychisch an einer sexuell orientierten Attacke. Das tun auch Prostituierte, denen ein gewalttätiger Freier ins Gehege kommt. Ich denke, keine Frau (natürlich auch Männer) mochte gegen ihren Willen betatscht und unsittlich berührt werden. Ich persönlich finde dann aber auch, dass das Umfeld und die Gesellschaft ihre Häme und ihre spitzen Sprüche stecken lassen sollte, weil beim Opfer bleiben tiefe psychische Wunden.

Mir tut es leid, dass Du so etwas mitmachen musstest. Ich habe mal auf einen Schiff einen Mann sympathisch gefunden und der hat mir dann mitten am Gang ans Eingemachte gegriffen und meine Hand genommen und bei ihm damit dasselbe gemacht. Ich habe ihm dann gleich gesagt, dass alles kameraüberwacht wäre. Schlimm fand ich eher, dass der Mann mit Frau und kleinen Kindern an Board war.

Ein Mann hat mir neben seiner Frau sein steifes Ding im Hilton in Berlin gezeigt. Da dachte ich mir, hat das seine Frau gesehen oder nicht oder mag die so etwas. Irgendwie fühlte ich mich bei beiden Sachen geschmeichelt und hätte auch nie daran gedacht, das jemandem zu melden. Als Mann ist das wohl anders.

Auch fand ich es schlimm, als eine Frau auf einer Rundreise, die ihren Mann zu Hause ließ, mich nicht vom Tisch aufstehen ließe und meinte, ich müsse mich erst auf ihren Schoß setzen und sie küssen, wenn ich raus wolle. Da habe ich einfach den Tisch weggeschoben und bin so aus der Zwickmühle gekommen. Da hatte ich mehr Angst, dass diese Frau die Sache umdrehen könnte und mich bezichtigen könnte.

Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich traurig, was dieser Frau passiert ist. Man kann ihr Verhalten als Leichtsinn auslegen, aber auch als Mut, Hilfsbereitschaft und Empathie. Ich finde es traurig, dass hilfsbereite Menschen auf derartige Weise "bestraft" werden. Das kann doch nur dazu führen, dass die Menschen das nächste Mal wegsehen, wenn jemand augenscheinlich Hilfe braucht. Wollen wir wirklich in so einer egoistischen Welt leben, weil die Helfer alle die A-Karte befürchten müssen?

Abgesehen davon finde ich nicht, dass die Frau selbst Schuld an ihrer Lage ist. Der Täter hat ja immer noch die Wahl, ob er sein Vorhaben letzten Endes umsetzt oder nicht. Es ist ja nicht so, dass sie ihn dazu gezwungen hat und sein Leben davon abhängig war, ob er sie jetzt missbraucht oder nicht. Das Bashing gegen Flüchtlinge und Migranten finde ich grundsätzlich unpassend.
Auch habe ich den Eindruck, dass überwiegend Männer der Auffassung zu sein scheinen, dass Frau eben "Schuld" ist, wenn sie missbraucht wird. Als ob Männer grundsätzlich Unschuldsengel sind.