Förderschule weil Kind Diabetes hat?

vom 30.11.2017, 13:09 Uhr

A ist alleinerziehende Mutter eines 9-jährigen Jungen. Der Junge hat vor ein paar Wochen erfahren, dass er Diabetiker ist, aber auch schon sehr gut weiß, wie man damit klar kommt. Der Junge geht auf eine Grundschule und die Schulleitung hat nun den Eltern einen Brief geschrieben, dass der Junge nicht weiter in einer "normalen" Grundschule gehen darf und wegen seiner Krankheit in einer Förderschule besser aufgehoben ist, weil dort eine Betreuung für ihn da ist.

Die Mutter würde ihr Kind ungerne aus seinem sozialen Umfeld heraus reißen und fragt sich nun, ob es nicht anders gehen kann und ob man nicht vielleicht eine Betreuung bekommen kann, die in der normalen Grundschule mit dabei ist und ob es überhaupt nötig ist. Denn der Junge weiß Bescheid, was er machen muss. Schließlich war er auch in einer Schulung, wo alles genau besprochen wurde.

Ist es rechtlich überhaupt notwendig, dass man ein Kind aus dem sozialen Umfeld reißt oder kann man das auch umgehen? Das Kind fühlt sich wohl in der Schule und hat dort alle Freunde, die auch über die Krankheit Bescheid wissen.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Von solchen Fällen hört man leider immer mal wieder, auch wenn es um die Betreuung diabetischer Kinder im Kindergarten geht, hagelt es von manchen Einrichtungen Absagen. Dass ein Kind in dem Alter eine Betreuung braucht, ist in meinen Augen völliger Blödsinn, es sei denn, es handelte sich um ein sehr unsicheres und unselbstständiges Kind.

Das hört sich in dem von dir genannten Beispiel aber gar nicht so an. Ich war selbst mit einem Jungen in der Klasse, der schon seit frühester Kindheit an Diabetes hatte. Wir waren damals so ca. 11 Jahre und es war von Seiten der Schule gar kein Problem. Er sagte den Lehrern in der ersten Stunde Bescheid, dass er Diabetiker sei und damals noch nach fixen Uhrzeiten seine Mahlzeit einnehmen müsse und das wurde kurz abgenickt und war danach nie wieder Thema.

Ich habe selbst schon Fünfjährige (!) gesehen, die ganz selbstverständlich ihr Diabetiker-Täschchen bei sich trugen und ihren Zucker ganz alleine messen konnten. Das ist für einen Erwachsenen schon ein beeindruckender Anblick, aber da sieht man mal, dass Kinder mehr können als man gemeinhin annimmt, sie wachsen da wahnsinnig schnell hinein. Von daher verstehe ich den Ansatz der Schule nicht und finde das mal wieder empörend. Manche Kindergärten nehmen Kleinkinder mit Diabetes auf und hier geht es um ein Kind im Alter von Neun.

Ich sehe auch gar nicht, welche Art von Betreuung der Junge bräuchte. Die medizinische Betreuung übernehmen er, sein Diabetologe und die Mutter, aber andere Leute braucht es da nicht. Vielleicht kann die Mutter sich an eine Gesellschaft wenden, die sich mit diabetischen Kindern beschäftigt und dort mal nachfragen, wie die Rechtslage ist oder ob die für sie einen Rat haben. Ich wünsche ihr, sie kann die Lehrerschaft davon überzeugen, dass ihr Kind keinen gesteigerten Bedarf an Förderung hat.

» Verbena » Beiträge: 4792 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Die Rechtslage ist simpel. Ein Kind mit Diabetes hat keinen besonderen Förderbedarf und gehört auf eine Regelschule. Da gibt es unzählige Urteile zu. Lehrer können sich kostenlos schulen lassen, im Notfall greift bei fahrlässigen Fehlern die gesetzliche Unfallversicherung. Klare Absprachen und Anleitungen geben Sicherheit.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Es wäre sicherlich von Vorteil hier noch mal das Gespräch mit der Schule zu suchen. Hier scheint man einfach mit der Diagnose überfordert zu sein und vielleicht auch die Lage nicht richtig einzuschätzen. Das Kind kann nicht einfach in eine Förderschule gesteckt werden, da es ja normal am Schulalltag teilnehmen kann und keine Beeinträchtigungen im Sinne einer Behinderung hat.

Ich würde offen miteinander reden und auch den Vorschlag machen einfach mal eine Schulung für die Lehrer zu machen. Es gibt ja auch Hilfshunde in dem Bereich, vielleicht kann man sich da mit so einem helfen, dass das den Lehrern Sicherheit gibt. Wobei ich das überzogen finde, da das Kind wohl gut mit umgehen kann.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^