Extrovertiertheit immer negativ ansehen?

vom 15.10.2018, 22:39 Uhr

Extrovertiertheit wird bei manchen nicht gerne gesehen. Meist heißt es dann, dass man zu offen ist und wenig zurückhaltend. Es wird als aufdringlich und polternd gesehen, wenn einer besonders extrovertiert ist. Ich persönlich mag aufgeschlossene Leute lieber. Aber ich kenne auch viele, die sich lieber mit introvertierten Leuten abgeben möchten, weil sie eben verschlossener sind und ruhiger.

Besonders hier in der Gegend von Ostwestfalen sind es eher die introvertierten Leute. Wenn man da aufgeschlossen ist, wird man schon ein wenig schräg angesehen. Ist denn extrovertiert sein immer negativ zu sehen? Oder seht ihr da auch etwas positives drin?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich höre eigentlich öfter, dass Introvertiertheit negativ gesehen wird. Wenn man schüchtern ist und weniger auf sich aufmerksam macht, wird man eben häufig auch weniger gesehen oder wahrgenommen. Ich denke, tatsächlich muss sich alles in Maßen halten. Es ist von Vorteil, wenn einem Kommunikation leicht fällt und man seine Wünsche und Bedürfnisse offen aussprechen kann, man muss aber auch wissen, wann es besser ist, sich zurückzuhalten.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne das zu gut. Es gibt zwar auch introvertierte Momente, abhängig von den Umständen und den Leuten, mit denen ich zu tun habe, aber tendenziell bin ich eher extrovertiert. Ich bin aber in einem extrem introvertierten Umfeld aufgewachsen und bin mit meinen extrovertierten Neigungen oft angeeckt. Es galt nicht als wohlerzogen, wenn man wie ich den Leuten vor den Latz geknallt hat, was man denkt.

Meine Mutter hat daher verzweifelt versucht mir diese "Unart" abzuerziehen und ich habe als Kind und Teenager daher manchmal gedacht ich wäre nicht normal und müsse mich ändern, da mein Umfeld diese Änderung eben verlangt und erwartet worden ist. Mittlerweile sehe ich das aber anders.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Extra- bzw. Introversion stellt ein Spektrum menschlichen Verhaltens dar, sprich, jeder Mensch tendiert von Natur aus mehr in die eine oder andere Richtung. Manche Leute können sich erholen, wenn sie alleine sind, andere fühlen sich in Gesellschaft wohler und tanken daraus Energie. Das hat mit Ostwestfalen gar nichts zu tun und auch nicht damit, ob jemand schüchtern ist oder sich nicht traut. Introvertierte Menschen können durchaus angemessenes Sozialverhalten zeigen und dies auch gern tun - sie brauchen nur hinterher ein Nickerchen.

Ich habe als introvertierter Mensch auch den Eindruck, dass das Pendel allmählich in die Gegenrichtung schwingt, nachdem Menschen, die ein gewisses Maß an Alleinsein für ihre psychische Gesundheit brauchen, lange als defekt, depressiv oder exzentrisch angesehen werden, allmählich einen gewissen Coolness-Faktor gewinnen, während die weniger zurückgezogenen Zeitgenossen aufpassen müssen, nicht als laut, nervig und bedürftig abgestempelt zu werden.

Ich glaube auch, dass hier das Internet als Zufluchtsort für die Leute, die Partys nicht so gut aushalten, eine Rolle für die Veränderung im Ansehen spielt. Aber im Großen und Ganzen habe ich schon noch eher den Eindruck, dass die Gesellschaft eher auf die Bedürfnisse extrovertierter Menschen ausgelegt ist und diejenigen welchen, die auf dem Sofa Kreuzstich sticken, immer noch oft skeptisch beäugt werden.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Für mich kommt es auf den Menschen drauf an. Ich denke, dass gewisse Höflichkeitsformen schon wichtig sind, aber dennoch finde ich es auch gut, wenn es extrovertierte Menschen gibt. Ich würde das nicht immer gleich negativ sehen. Für mich spielt die ganze Person dabei eine Rolle und ob ich sie eben sympathisch finde oder durch ihr Verhalten eher meiden würde. Wenn man sich wie ein Trampel verhält, dann fällt man vielleicht eher auf. Aber ich finde es oftmals besser, wenn Menschen eben gerade heraus sind und sagen was Sache ist. Es ist kommt darauf an, wie etwas gesagt wird. Natürlich gibt es auch sehr extrovertierte Menschen, die mir einfach zu viel des Guten sind und mit denen ich dann nichts anfangen kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Bist du dir denn sicher, dass du so extrovertiert bist? Nur, weil man gut auf Menschen zugehen und mit ihnen fröhlich plaudern kann, ist man nicht immer gleich automatisch per Definition extrovertiert. Die meisten Menschen sind meiner Meinung nach nämlich weder das eine noch das andere, sondern ambivertiert. Ich gehöre auch zu jenen, die in diesem Mittelfeld liegen. Je nach Jahr oder Laune könnte ich in entsprechenden Tests mal stärker in die eine oder andere Richtung ausschlagen.

Ich glaube, eher unbeliebt sind maximal jene, die extrem in eine Richtung ausschlagen, aber so häufig kommt das ja auch wieder nicht vor. Ein Mensch, der ein starker Vertreter der Extravertiertheit ist kann schon fast exaltiert wirken und das mögen viele Leute wirklich nicht so gerne, weil es sehr anstrengend ist. Die extrovertierteste Person in meinem Umfeld, die ich kenne, ist zwar nicht exaltiert, aber ansonsten gar nicht mal so unanstrengend im Umgang.

Da werden Grenzen wenig gewahrt, vom Handwerker bis zur Arzthelferin jeder erstmal geduzt, die Aufmerksamkeit ist wenig vorhanden und es muss immer eine neue Sensation her, mit der man sich beschäftigen kann, die neu und aufregend ist. Aber es gibt natürlich auch viele Vorteile wie Unkompliziertheit, Lockerheit, nie das Gefühl, dass irgendetwas zu wichtig, zu schwierig oder verkrampft ist.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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