Essen Mollige meist weniger, als Schlanke?

vom 27.03.2015, 14:02 Uhr

Inzwischen sind sich die meisten Mediziner darüber einig, dass Sport und eine gesunde Ernährung noch keinem (oder zumindest den wenigsten) geholfen haben. Moppelige Menschen nehmen auch nach intensiveren Sportkursen und Ernährungsberatung meist kaum ab oder können das Gewicht nicht halten und heute weiß man, dass noch viel mehr Dinge eine Rolle spielen, genetische Veranlagungen und auch die Darmflora. Was für den einen die Diät ist, kann für den anderen eine Kalorienbombe sein.

Interessant fand ich die Aussage eines praktizierenden Arztes (Dr. Med. Gunter Frank) dazu, dass Mollige oftmals sogar viel weniger essen sollen, als Schlanke Menschen. Der Grund wäre der, dass die molligen Menschen nicht mehr so viel Energie dafür aufwenden müssen, um ihre Körpertemperatur zu halten, denn sie haben gute Fettreserven und können die Wärme so besser speichern, als Schlanke Menschen.

Das Klischee vom dicken Menschen der unentwegt Süßigkeiten und fettige Sachen in sich stopft, ist in der Gesellschaft aber nach wie vor gegeben. Ich selbst würde auf jeden Fall behaupten, dass ich sehr viele moppelige Menschen kenne, die deutlich weniger essen, als ich. Ich selbst bin stets etwas untergewichtig, aufgrund der Schilddrüse. Die einen finden das toll, ich finde es eher nachteilig, denn statistisch betrachtet werde ich eine Operation oder Krankheit eher weniger gut überleben.

Meine frühere Mitbewohnerin war moppelig und wenn wir zusammen gekocht und gegessen haben, dann habe ich immer deutlich mehr gegessen als sie und kam mir neben ihr schon immer richtig verfressen vor. Umso mehr hat es mich überrascht, dass sie kein Gramm abgenommen hat, obwohl wir mehrere Jahre zusammen gewohnt haben und sie diszipliniert keinen einzigen Chips oder keine Schokolade angerührt hat, die ich Abends so gerne in mich reingestopft habe.

Habt ihr auch die Beobachtung gemacht, dass viele moppelige Menschen eigentlich weniger essen, als dünne Menschen und somit auch gar nicht so viel dafür können, dass sie übergewichtig sind, weil sie einfach eine Veranlagung dazu haben? Oder herrscht in euren Köpfen auch noch das Klischee vom verfressenen Moppel?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kenne sowohl Leute, die obwohl sie wenig essen übergewichtig sind, als auch Leute, die einfach zu viel essen und sich ungesund ernähren. Bei einigen ist es wirklich die Veranlagung oder eine Schilddrüsenfehlfunktion, aber es gibt eben auch das von dir angesprochene klassische Moppel-Bild.

Ich selbst esse auch überdurchschnittlich viel, habe aber trotzdem etwas Untergewicht. Dabei ernähre ich mich jetzt nicht unbedingt so ausgewogen und mein Sport beschränkt sich auf einige Male joggen gehen die Woche. Trotzdem nehme ich nicht wirklich zu. In dieser Hinsicht kann ich also deine Vermutung, dass Schlanke oft mehr essen, bestätigen.

» silvester95 » Beiträge: 43 » Talkpoints: 18,07 »


Diese Beobachtung habe ich auch schon in meinem Freundeskreis beobachten können. Ich bin vom Körperbau her recht klein und zierlich gebaut und wenn ich mit meinen etwas kräftigeren/molligeren Freundinnen essen gehe oder wir zusammen kochen, bin ich in der Regel diejenige die mehr isst als die anderen.

Ich muss dazu aber auch sagen, dass ich neben der Veranlagung dazu, dass sie schneller zunehmen, zumindest bei meinen beiden Freundinnen eine Erklärung hierfür kenne warum diese molliger sind obwohl sie im allgemeinen viel weniger essen als ich.

Beide Freundinnen kenne ich schon seit bestimmt 15 Jahren und bei der einen ist es zwar so, dass sie wie gesagt, weniger isst, aber dafür auch Unmengen an sehr zuckerhaltigen Getränken (wie z.B. Cola, Eistee, Säfte usw.) zu sich nimmt, während ich nur gelegentlich zu solchen Sachen greife und hauptsächlich Wasser trinke. Ihr war es die ganze Zeit gar nicht richtig bewusst, bis ich mal mehrere Tage hintereinander mit ihr verbracht habe und ihr diese Beobachtung als gut gemeinten Tipp gegeben habe.

Sie konnte es sich all die Jahre dennoch nie verkneifen oder zumindest runterschrauben weil ihr das geschmacklose Mineralwasser nie geschmeckt hat und auch z.B. Saft-Schorle zu wenig Geschmack für sie hatte. Als sie dann aber an den Punkt kam, an dem Ihr Übergewicht wirklich sehr hoch war und sie sich nicht mehr wohl in Ihrer Haut gefühlt hat, hat sie sich überwunden und ihr zuckerhaltiges Trinkverhalten langsam umgestellt. Das zieht sie jetzt schon seit einiger Zeit durch und man kann wirklich sehen, wie die Pfunde bei ihr geschmolzen sind.

Bei der anderen Freundin ist es leider so, dass sie früher als Jugendliche stark übergewichtig war und dann durch tagelanges Hungern nach und nach abgenommen hat. Sie selbst sagt, dass sie damals eine Essstörung entwickelt hat und ihr Körper ihr das bis heute nicht so recht "verziehen" hat, obwohl sie mittlerweile ein mehr oder weniger besseres Essverhalten hat.

Nun ist es wohl scheinbar so dass ihr Körper viel schneller Fettreserven ansetzt, wenn sie sich normal ernährt. Der Körper bereitet sich quasi darauf vor, falls wieder eine Hungerphase anstehen sollte. Dies macht sie mittlerweile nicht mehr absichtlich, da sie nun selbst weiß, wie ungesund das ist, aber durch ihren teils stressigen Job kommt sie manchmal tatsächlich nicht richtig zum essen und so hält sich dieser Jojo-Effekt bei ihr leider recht hartnäckig.

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» Peanut » Beiträge: 444 » Talkpoints: 57,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es gibt natürlich einen, übrigens recht kleinen, Prozentsatz dicker Menschen, die eine Stoffwechselerkrankung haben. Und es gibt auch dicke Menschen, die mit zig Diäten selber dafür gesorgt haben, dass ihr Stoffwechsel völlig durcheinander gekommen ist.

Meine Beobachtungen gehen aber eher in die Richtung, dass "moppelige" Dicke sich unwohl fühlen in Gesellschaft anderer zu essen, vor allem, wenn diese anderen Personen dann auch noch schlank sind. Die essen dann wenig wenn andere zuschauen und sie verurteilen könnten, wenn sie mehr essen oder zu etwas kalorienreichem greifen würden. Aber das wird später eben nachgeholt, wenn keiner hinschaut.

Eine Freundin von mir hat wirklich Jahre gebraucht um dieses Denkmuster zur durchbrechen und dahin zu kommen, dass es ihr egal ist, was die "Leute" über sie denken könnten. Wenn wir heute unterwegs sind kauft sie wie alle anderen auch ein Eis in der Waffel und trinkt nicht wie früher nur eine Diätcola und isst dann zu Hause auf Frust eine halbe Familienpackung Eis alleine auf. Und siehe da, sie hat heute Normalgewicht. Und der Sport, der angeblich nichts bringt, hat bei ihr auch einiges ausgemacht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Meine Beobachtungen gehen aber eher in die Richtung, dass "moppelige" Dicke sich unwohl fühlen in Gesellschaft anderer zu essen, vor allem, wenn diese anderen Personen dann auch noch schlank sind. Die essen dann wenig wenn andere zuschauen und sie verurteilen könnten, wenn sie mehr essen oder zu etwas kalorienreichem greifen würden. Aber das wird später eben nachgeholt, wenn keiner hinschaut.

Diese Beobachtung habe ich auch machen können. Manche Menschen verurteilen eben sehr schnell, wenn jemand mal etwas mehr Hunger hat und dann eben zuschlägt, wenn es genug Essen gibt, das man essen könnte. Ich kenne zum Beispiel eine Person, die jeden verurteilt, der mehr isst als sie.

Wenn sie eine Hand voll Chips isst oder ein halbes belegtes Brötchen, jemand anderes aber hat richtigen Hunger, weil er möglicherweise auf das Mittagessen verzichten musste und eine Heißhungerattacke dadurch hat, dann wird diese hungrige Person direkt verurteilt, wenn sie mehr als ein halbes Brötchen isst, egal welche Figur diese Person hat und das finde ich nicht richtig.

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich habe diese Beobachtungen selbst nicht machen können. Ich kenne viele Leute, die etwas molliger sind, weil sie aber auch recht oft essen. Teilweise essen die Personen gar keine großen Portionen, dafür aber sehr viel mehr über den ganzen Tag verteilt. Ich merke schon, dass ich manchmal weitaus größere Portionen verdrücke als mollige Leute, aber dafür esse ich meistens auch nur zwei Mahlzeiten am Tag und nichts zwischendurch.

Man kann ja aber auch nicht wissen, wie mollige Personen sich verhalten, wenn sie alleine und unbeobachtet sind. Eine Person kann in Anwesenheit anderer ja noch so wenig essen, wobei man nicht weiß, wie sie sich abends vor dem Fernseher verhält. Vielleicht ist sie deshalb mollig, weil sie dann die ganze Zeit Unmengen an Süßigkeiten isst und eine Tüte Chips nach der anderen leert.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Man weiß ja nie, wie sich die Menschen verhalten, wenn sie unbeobachtet und alleine sind. Eine Mitbewohnerin wird man logischerweise nur abends sehen, wenn man nach Hause kommt. Wenn man dann noch den ganzen Tag arbeiten oder in der Uni ist, dann wird man den Großteil des Tages gar nicht mitbekommen, wie die Bekannte bzw. Mitbewohnerin sich eben verhält. Vielleicht hat die Mitbewohnerin ja auch nur aus Scham sich das Naschen verkniffen und sich vorbildlich (vor Zeugen) ernährt. Ansonsten würde man doch Gewichtsveränderungen sehen, wenn das Kaloriendefizit stimmt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Aus meinen Beobachtungen im Alltag habe ich sowohl Beispiele für als auch gegen diese Theorie kennengelernt, sodass ich nicht glaube, dass man pauschal aussagen kann, dass die Menge und das Essverhalten bei der Nahrungsaufnahme von der Körperstatur abhängig sind. Es ist eher eine Frage des individuellen Typs und der eigenen Einstellung zu sich selbst, wie und in welchem Umfang ein Mensch isst.

Ich kenne viele etwas molligere Menschen, die tagtäglich eine Menge Süßigkeiten und Softdrinks konsumieren und auch bei den Hauptmahlzeiten ordentlich zulangen, weil sie der Ansicht sind, dass es ihnen ein schlanker Körper nicht den Verzicht auf ihren großen Genuss wert ist. Diese Menschen stehen zu ihrem leichten Übergewicht und machen sich nichts aus externen Bewertungen und Verurteilungen. Andererseits gibt es auch viele, die sich mit ihrem Gewicht unwohl fühlen, sich leicht durch andere verunsichern lassen und (zumindest in Gegenwart anderer) konsequent auf alles Hochkalorische verzichten.

Ähnlich unterschiedlich verhalten sich dünne Bekannte und Kollegen von mir. Manche posaunen überall heraus, wie sehr sie auf "low fat" oder "low carb" in der Ernährung achten, dass sie ja so gerne die Schokolade essen würden, aber ja leider nicht dürfen, und dass es ganz schön anstrengend ist, jeden Tag nach der Arbeit ins Fitnessstudio zu gehen. Andere sind gefühlt den ganzen Tag am Naschen und bekommen von allen Seiten ungläubige Blicke und Kommentare, wie um alles in der Welt sie ihr Gewicht nur halten.

Letzten Endes kann man sowieso keine Aussage darüber machen, wie eine Person tatsächlich isst, wenn man sie nur einen Teil des Tages und an einem öffentlichen Ort trifft. Vielleicht knuspern die molligeren Zeitgenossen, die auf der Arbeit eine eiserne Disziplin gegenüber Keksen und Schokoladen aufrechterhalten, zuhause am Abend zwei Tüten Chips hinunter, und vielleicht sind die halbe Tafel Schokolade und die Kekse zum Kaffee auf der Arbeit auch das einzige, was eine gertenschlanke Kollegin den ganzen Tag über zu sich nimmt, weil sie nicht dick werden will und zuhause alle Vorräte an ungesundem Essen aus dem Schrank verbannt hat.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich mag dieses Schubladendenken überhaupt nicht. In meinem Freundeskreis kenne ich beide Extreme. Der molligen Freundin wird vorgeworfen, dass sie ständig Cola trinkt, Schokolade und Chips isst. Der sehr schlanken Freundin wird vorgeworfen sie hätte Bulimie. Beides Quatsch.

Meine mollige Freundin isst definitiv weniger als ich und genau das ist auch das Problem. Das wurde mit einer Ernährungsberaterin bereits erarbeitet und sie versucht sich gerade zu bessern. Denn sie isst nicht zu viel sondern immer noch zu ungesund und einfach falsch für einen funktionierenden Stoffwechsel.

Bis jetzt hat sie tatsächlich bis mittags überhaupt nichts gegessen und dann Mittag meist auch nur ein belegtes Brötchen oder so nen Fertigsalat (gemischter Salat aus der Frischetheke oder ähnliches). Abends haben sie dann eine richtige Hauptmahlzeit gekocht und erst gegen 20-21 Uhr warm gegessen. Das waren dann auch oft Nudelgerichte oder halt ein paniertes Schnitzel etc.. Naja und dann ging es mit vollem Magen um 22 Uhr ins Bett. Trinken tut sie schon immer Mineralwasser und gelegentlich mal eine Saftschorle. Anders kenne ich sie gar nicht.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


EngelmitHerz hat geschrieben:Naja und dann ging es mit vollem Magen um 22 Uhr ins Bett.

Wobei ich es auch für einen Mythos halte, dass spätes Abendessen dick macht. Immerhin ist es auch ein kultureller Faktor, zu welcher Uhrzeit die Leute im Durchschnitt essen. Beispielsweise essen die meisten Spanier spät bzw. sehr spät am Abend, ohne deswegen dicker als andere Menschen zu sein. In vielen spanischen Städten füllen sich die Restaurants erst nach 21 Uhr oder später mit Menschen, und so richtig viel Betrieb ist erst zu einer Uhrzeit, zu der in Deutschland die Küchen der meisten Restaurants schon schließen.

Der Beobachtung, dass die Menge des Essens nur bedingt mit dem Körpergewicht korreliert, habe ich aber auch schon oft gemacht. Ich habe einen Freund, der sich abends noch den Inhalt ganzer Chipstüten und dicke Eisportionen reinschüttet, ohne wesentlich dicker zu sein als ich, obwohl ich solche zusätzlichen Snacks so gut wie gar nicht esse, weil sie mir nicht schmecken.

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» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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