Erfolgreicher sein, wenn man geduldig warten kann?

vom 22.05.2017, 05:00 Uhr

Ich habe kürzlich von dem Marshmallow-Test von Walter Mischel, einem US-Psychologen gelesen. Dieser Test hat in den 1970ern stattgefunden, wobei da kleine Kinder einzeln in einen Raum gesetzt wurden zusammen mit einem Marshmallow. Hier waren die Kinder einige Zeit alleine, wobei ihnen versprochen worden ist, dass sie noch einen zweiten Marshmallow bekommen würden, wenn sie den ersten nicht aufgegessen haben, bis der Psychologe wiederkommt.

Ich denke, die meisten werden diesen Test auch in abgeänderter Form kennen. So habe ich schon häufiger einen Werbespot gesehen, wo derselbe Test mit einem Kinder-Überraschungsei gemacht worden ist, nur eben mit dem Unterschied, dass in diesem Spot kein Kind die Geduld hatte und alle das Ei aufgegessen haben.

Der Psychologe hat dann Jahre später bei den gleichen Probanden noch einmal nachgefragt und hat sich auch die Ergebnisse der Aufnahmeprüfungen für das College angesehen und ließ auch die Eltern das Verhalten der (früheren) Kinder einschätzen. So kam er zu dem Ergebnis, dass diejenigen, die damals auf die zweite Süßigkeit warten konnten, im Leben zielstrebiger und erfolgreicher waren, stabilere Beziehungen hatten und viel besser dazu in der Lage waren, mit Rückschlägen zurecht zu kommen. Was haltet ihr von dieser Schlussfolgerung? Besteht da tatsächlich eine Kausalität oder ist das eher Zufall?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Von dem Test habe ich auch schon gehört. Aber ich finde, dass es hier weniger um stumpfes Abwartenkönnen geht, sondern um ein ganzes Bündel an Fähigkeiten wie abstraktes Denken, Impulskontrolle, ja sogar eine gewisse Seelenstärke und die Fähigkeit, Informationen in Ruhe zu verarbeiten. Einfach nur Warten kann man auch einem Hund beibringen.

Und da die obengenannten Fähigkeiten zumindest in der westlichen Welt auch nützlich sind, um sich in die Gesellschaft einzufügen und dennoch seine Stärken auszuspielen, wundert es mich nicht, dass die Probanden im späteren Alter beispielsweise erfolgreicher in der Schule oder im Beruf waren. Da kommen solche Situationen schließlich oft genug vor, in denen man die Wahl zwischen schneller Bedürfnisbefriedigung hat oder einem größeren Bonus, wenn man es strategisch geschickt angeht und das System bewusst zu seinem Vorteil nutzt, anstelle blindlings drauflos zu agieren. Wie gesagt, mit Geduld alleine hat das meiner Meinung nach gar nicht so viel zu tun, sondern eher mit der Fähigkeit, Vor- und Nachteile einer Situation abzuwägen und sein Handeln entsprechend zu steuern.

» Gerbera » Beiträge: 11336 » Talkpoints: 53,95 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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