Eltern dafür kritisieren, wie man als Kind ernährt wurde?
Eine Bekannte von mir hat Übergewicht und das bereits seit ihrer Kindheit. Derzeit ist sie deswegen sehr wütend, denn sie studiert auf Lehramt und muss entsprechend auch irgendwann mal abnehmen, um überhaupt verbeamtet werden zu können. Ihre Wut lässt sie nun zum großen Teil an ihren Eltern aus und kritisiert diese, für ihre Ernährung in der Kindheit. Die Eltern sind übrigens beide normalgewichtig.
Meine Bekannte findet, dass ihre Eltern in der Kindheit zu wenig frisch gekocht haben und es häufig fettige Fertiggerichte gab. Außerdem habe sie nie jemand bei ihrem Süßigkeitenkonsum eingeschränkt und es wäre auch nie etwas dagegen gesagt worden, als sie sich Süßigkeiten für ihr Taschengeld gekauft hat.
Haben eure Eltern euch eurer Meinung nach gut in eurer Kindheit ernährt? Oder würdet ihr da etwas kritisieren? Könnt ihr nachvollziehen, dass eure Eltern euch in der Kindheit vielleicht auch schlecht ernährt haben, da sie wenig Zeit und vielleicht auch wenig Geld hatten oder nehmt ihr es ihnen übel und beschuldigt sie sogar für die Konsequenzen?
Bei uns gab es auch einige Fertigprodukte, aber es wurde auch oft frisch gekocht. Von meinen Taschengeld habe ich mir des öfteren Chips gegessen und die dann auch am selben Tag am Stück gegessen. Heute bin ich schlank und auch damals war ich schlank. Letztendlich heißt es ja nicht, dass man für sich selber auch so kochen muss. Natürlich bekommt man es vorgelebt, aber man kann doch immer noch selber entscheiden und als Kind kann man sich ja auch entsprechend bewegen, wie später eben auch.
Nun alles komplett auf die Eltern zu schieben finde ich nicht eben fair. Natürlich hätten die selber frisch kochen können, aber oftmals ist im Alltag bei vielen dafür keine Zeit, wenn beide Vollzeit arbeiten gehen. Man muss selber entscheiden was man macht und so eine große Kunst ist es auch nicht sich darüber zu informieren, wenn man wirklich abnehmen möchte und sich gesund ernähren möchte.
Crispin hat geschrieben:Außerdem habe sie nie jemand bei ihrem Süßigkeitenkonsum eingeschränkt und es wäre auch nie etwas dagegen gesagt worden, als sie sich Süßigkeiten für ihr Taschengeld gekauft hat.
Ach und was wäre passiert, wenn man sie eingeschränkt hätte? Sie hätte sich heimlich Sußigkeiten gekauft und sich heimlich maßlos vollgestopft ohne Ende. Das mit dem Taschengeld ist auch so ein dämliches Argument. Welches Kind hört schon auf seine Eltern? Wenn mein Süßigkeitenkonsum von den Eltern massiv eingeschränkt wird und ich quasi auf Diät gesetzt werde, dann ist das Bedürfnis doch nur umso größer.
Als ob ein Kind bzw. ein Teenager sich vorschreiben lässt, wofür das Taschengeld eingesetzt wird. Das wäre mir so etwas von egal. Ich habe mein Geld auch für Sachen ausgegeben, die meine Eltern nicht so gerne gesehen haben, aber das war mir wurscht. War schließlich mein Geld und meine Verantwortung.
Ich finde es ziemlich kindisch und unreif, wenn man den Eltern für alles die Schuld gibt. Sie kann es doch selbst beeinflussen, ob sie abnimmt oder nicht. Für mich sieht es danach aus, als hätte sie keine Lust Eigenverantwortung zu übernehmen und etwas aktiv an ihrem Leben zu verändern, sonst würde sie weniger jammern, meckern und sich beschweren, sondern mehr anpacken und ihr Leben radikal ändern.
Ich bin mit der Ernährung in meinem damaligen Elternhaus retrospektiv sehr zufrieden und hatte auch als Kind nichts daran auszusetzen. Bei uns gab es eine gute Mischung aus frisch gekochten Speisen mit viel Gemüse und gutem Fleisch, aber auch das ein oder andere Fertiggericht wie Fischstäbchen oder Hähnchen-Nuggets, das bei Kindern nunmal einfach beliebt ist. In Sachen Süßigkeiten und "ungesunde" Lebensmittel haben mir meine Eltern nie übermäßig strikte Vorgaben oder Verbote aufgebürdet. Anstatt streng zu rationieren, wurde eher eine sinnvolle Menge an Naschereien in den Speiseplan integriert. So gab es ab und an nach dem Mittagessen ein Dessert, teilweise ging man gemeinsam Kuchen essen, und alle paar Wochen landete auch eine süße Hauptspeise auf dem Teller. Zwischendurch konnte ich auch relativ frei Schokolade und Kekse futtern, wenn ich Lust darauf hatte, aber vollgestopft habe ich mich damit nie.
Als Kind war ich vielleicht etwas moppeliger als der Durchschnitt, aber nie übergewichtig; heute bin ich eher das Gegenteil und sehr schlank, sodass ich teilweise auch etwas auf mein Gewicht aufpassen muss. Aber ich sehe die Gründe dafür völlig in meinem Essverhalten und meiner Hand und nicht darin, was meine Eltern mir vermittelt haben. Sie haben mir das Wissen über eine ausgewogene Ernährung, ein Gefühl für verschiedene Lebensmittel und Speisen sowie das Basiswissen zum Kochen und Backen mitgegeben - aber daraus habe ich dann mein bevorzugtes Ernährungskonzept maßgeschneidert, nachdem ich ausgezogen bin. Damit bin ich nun selbst dafür verantwortlich, was, wann und wie viel ich esse. Würde ich mir nun tagtäglich eine Pizza einverleiben und Unmengen an Schokoladeneis konsumieren und dadurch irgendwann wie ein Hefeteig aufgehen, könnte ich das kaum auf meine Eltern schieben.
Natürlich wird man irgendwo immer von den Umständen in der Kindheit geprägt, und ich glaube schon, dass es einem Menschen schwer fällt, eine gesunde und hochwertige Ernährung für sich zu etablieren, wenn er von der Mutter immer nur Pommes und Burger vorgesetzt bekommen hat. Ein Stück weit liegt es sicher auch in der Verantwortung der Eltern, den Kindern beizubringen, dass Obst und Gemüse gesund und wichtig sind und dass ein Kuchen keine Hauptmahlzeit darstellt oder ersetzt; aber spätestens ab dem Erreichen des Erwachsenenalters erwarte ich eigentlich auch ein gewisses Maß an Eigenverantwortung und Selbstständigkeit. Gerade heutzutage wird gesunde Ernährung doch überall gepredigt und gefördert, und da kann mir keiner erzählen, dass es nicht auch möglich wäre, sich entsprechende Kenntnisse selber anzueignen, auch wenn eine Vorbildung in dem Bereich eher mangelhaft ausgefallen ist.
Selbst wenn die Eltern Fehler gemacht haben bei der Ernährung - die Frau ist inzwischen erwachsen. Spätestens als Jugendliche hätte sie erkennen müssen, dass Süßigkeiten nicht gut für ihre Figur sind. Und sie hätte dann sicher auch einen Einfluss darauf nehmen können, was zu Hause gekocht wurde. Das klingt wie eine der vielen Ausreden, die Menschen so haben wenn sie nicht zugeben wollen, dass es ihnen schlicht und einfach an Selbstkontrolle mangelt.
Mich konnte man als Kind mit einer Schüssel Rahmspinat glücklich machen und ich habe rohe Karotten, die zusammen mit Äpfeln fein gerieben wurden, geliebt. Es war für meine Eltern also nicht wirklich schwer für mich etwas gesundes zu kochen, das auch noch schnell geht und wenig kostet.
Ich war ein Anti-Gemüse-Kind. Soll ich jetzt mein Verhalten in der Kindheit dafür verantwortlich machen, dass ich dick und krank wurde? Nein, das Verhalten, das ich über Jahre hinweg an den Tag gelegt habe, hat dafür gesorgt und ich selbst kann als Erwachsene etwas daran ändern.
Meine Mutter war auch nicht die perfekte Köchin, sie hat auch sehr viel Fettiges gekocht und auch öfters mal zur Dose gegriffen. Aber ich war ein dünnes, gesundes Kind, das viel Sport gemacht hat. Das hat sich erst im Laufe der Zeit gelegt und mittlerweile bin ich wieder ganz gut dabei. Vielleicht hat deine Bekannte ja auch eine genetische Komponente, wenn sie als Kind schon moppeliger war.
Man kann nicht jede schlechte Angewohnheit auf die Eltern oder eine verzwackte Kindheit schieben. Viele Verhaltensweisen resultieren durchaus in einer Form aus der Kindheit, aber nicht jede. Und sie ist ja scheinbar nicht dick geworden, weil die Eltern sie ausprobieren ließen, sondern sie blieb eher dick durch eine schlechte Ernährung als Erwachsene. Dann muss sie leider den Po hochbekommen und selbst etwas ändern und nicht die Schuld an die Eltern abgeben.
Ich habe mir schon oft Gedanken über dieses Thema gemacht, da mich meine Eltern auch nicht unbedingt gut ernährt haben. Ich durfte als Kind beispielsweise so viel Limonade trinken, wie ich wollte. Wasser gab es bei uns gar nicht zu trinken und ich kannte es als Kind auch nicht, dass man auch Wasser aus dem Wasserhahn trinken könnte. Ich durfte auch Cola und jede Menge anderer Sachen trinken und dazu so viele Süßigkeiten essen, wie ich wollte. Fastfood gab es auch ständig.
Meine Mutter hat auch oft frisch gekocht, aber richtige Verbote in Sachen Ernährung gab es eben nicht und ich durfte mir auch recht viel wünschen, was es zu essen geben sollte. Ich denke, dass ich mich als Kind nicht besonders gut ernährt habe - dennoch sah ich damals fast magensüchtig aus, wenn ich mir so die Bilder anschaue. Ich war wirklich extrem dünn, was wohl daran liegt, dass ich extrem viel draußen und auch extrem aktiv war.
Mittlerweile bin ich meinen Eltern fast dankbar für diese Ernährungsweise, weil sie mich erst dazu gebracht hat, mich überhaupt kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Mittlerweile habe ich kaum noch Interesse an Süßigkeiten, koche hauptsächlich frisch und trinke am liebsten Wasser. Das ist bei anderen Leuten in meinem Alter, die als Kind sehr viel verboten bekommen haben, ganz anders.
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