Ein Kind öffentlich als "Strafe" betiteln

vom 20.09.2017, 18:46 Uhr

Ich war eben in einem Supermarkt einkaufen. Dort war eine Mutter mit zwei Kindern. Das älteste Kind war ein sehr ruhiges Kind (ca. 3-4 Jahre alt) und das jüngste Kind, (ca. 2 Jahre alt) war ein sehr aufgewecktes, unruhiges und ständig weinendes Kind, welches die Mutter auch nie mit irgendjemanden sprechen lies ohne dass es sich lauthals meldete. Die Verkäuferin an der Fleischtheke meinte, dass es ja ein sehr aufgewecktes und mobiles Kind wäre. Die Mutter erwiderte daraufhin, dass dieses Kind eher eine Strafe wäre. Der Kleine würde ständig so brüllen und würde sie ständig nur fordern.

Ich war ehrlich gesagt entsetzt über den Satz, dass die Mutter das Kind öffentlich als "Strafe" betitelt. Ich hatte auch zwei Kinder in dem gleichen Alter. Sicher war es nicht immer einfach. Aber dennoch waren meine Kinder für mich niemals eine Strafe, sondern die Welt für mich.

Ich wollte mich in das Gespräch schon einmischen und sagen, dass dem Kleinen einfach Erziehung fehlt, aber ich habe mich dann auch zurückgehalten, weil ich dann auch dran kam. Hättet ihr euch eingemischt? Wie findet ihr es, wenn eine Mutter das Kind als Strafe ansieht, weil es sehr unruhig ist?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich gehe mal davon aus, dass die Mutter ihr Kind nicht wirklich als Strafe sieht und ihr dies einfach herausgerutscht ist, weil sie gerade einfach nur genervt und vielleicht auch etwas überfordert war. Ich stelle es mir schon anstrengend vor, wenn ein Kind viel schreit und brüllt. Dennoch ist das natürlich keine Entschuldigung und ich denke auch, dass man so etwas nie sagen sollte. Vielleicht läuft sogar schon etwas schief, wenn man dies nur denkt.

Ich fände es schlimm, wenn das Kind mitbekommen würde, dass die Mutter es selbst als Strafe betitelt. Irgendwann wird es das gesagt ja auch verstehen können und das wäre sicherlich sehr schlimm. Ich hoffe daher, dass die Mutter sich im Nachhinein auch gedacht hat, dass es falsch war so etwas über das eigene Kind zu sagen und das zukünftig nicht nochmal machen wird.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Schwierig zu beurteilen eine solche Situation. Denn man kann nie wissen wie die Mutter diese Aussage gemeint hat, wenn man nicht dabei gewesen ist. Jede Mutter kann es nachvollziehen wenn man einfach mal am Rande seiner Kräfte steht und dann noch das Tüpfelchen auf dem i kommt. Da denkt man schon mal, gerade wenn man 2 Kinder hat, das das Eine ein Seegen und das Andere eine Strafe ist.

Ob man das dann im Endeffekt auch wirklich so meint, wage ich zu bezweifeln. Es kann ja auch ironisch gemeint gewesen sein von der Mutter. Wie gesagt, ich möchte kein Urteil über eine Situation abgeben, bei der man definitiv dabei gewesen sein muss um sie beurteilen zu können. Ich hoffe aber natürlich für alle Beteiligten, das es von der Mutter nicht ernst gemeint gewesen ist. Vor allem für das Kind.

» Kobe » Beiträge: 472 » Talkpoints: 72,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Kindererziehung ist nie ganz einfach und als Eltern sollte man nie als Strafe ansehen. Das Kind kriegt dies doch auch mit. Mit kleinen Kindern sollte man sich auch gezielt beschäftigen und sie vielleicht nicht vor einem Fernseher "deponieren". Mit meinem Sohn ist es z.Z. auch nicht gerade einfach, aber wir als Eltern suchen vermehrt das Gespräch und das ist auch für Kinder sehr wichtig. Aber als Strafe haben wir unsere Kinder nie bezeichnet. Kinder sind doch etwas Wundervolles.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Echt wie schlimm, dass man ein Kind als Strafe betitelt! Ich denke jeder der Kinder hat, kennt die Momente in denen man sie am liebsten auf den Mond schießt und im Wald aussetzen will. Aber aussprechen darf man das dann nicht, dann wird direkt mit dem Finger auf einen gezeigt und man als Rabenmutter betitelt. Oder noch besser, dann kommen die Leute aus den letzten Ecken gekrochen und wissen alles besser von Kindererziehung und wie man was machen muss, ganz ohne das sie eigene Kinder haben oder den Hintergrund kennen.

Das was hier wahrgenommen wird, sind alles momentane Aufnahmen und wenn da jemand fremdes meint sich einmischen zu müssen mit seinem Gelabere, dann hat dieser weder das Recht dazu, noch überhaupt Hintergrund wissen. Hauptsache etwas gesagt, ob das nun Hand und Fuß hat ist etwas anderes. Kinder sind keine Geschenke, sie sind nicht immer artig und lieb und auch Eltern kommen an ihre Grenzen. Eltern sind auch nur Menschen, Menschen machen Fehler und sagen manchmal Dinge, die nicht so gemeint sind. Aber nur weil es Eltern sind, muss man hier nicht alles auf die Goldwaage legen mit jedem einzelnen Wort und sie wie unmündige behandeln und gar zurechtweisen, nur weil sie mal das unangenehme aussprechen was andere in ihrer heilen Ponywelt nicht sagen würden oder hören wollen.

Es ist genauso wie man es sich schön redet, dass Kinder das schönste und wundervollste sind. Jeder der das immerzu sagt und behauptet, der lügt einfach und stellt sich nicht der Realität sondern lebt in seiner Traumwelt. Kinder sind alles andere als wundervoll und schön, nicht die komplette Zeit aber warum sollte man das nicht auch aussprechen dürfen? Was ist an Strafe so schlimm? Strafe ist kein schlimmes Wort, es bezeichnet nur eine Abhandlung aus einer Handlung, ist keine Beleidigung und nichts. Nur die Kombination mit dem Wort Kind macht es auf einmal zu einem Drama, oder führt ihr euch auch so auf, wenn ihr euch über den Strafbescheid aufregt der ins Haus flattert und empört reagieren, da es doch etwas "wundervolles" und "schönes" ist?

Ich bleibe dabei, man darf und sollte auch mal die Wahrheit sprechen dürfen ohne das man direkt einem Stempel der Gesellschaft aufgedrückt bekommt, ohne Anfeindungen und Belehrungen. Man tut so aufgeklärt und solche banalen Dinge sind dann ein Tabu, alle machen auf so Tolerant, aber da zeigt sich dann wieder die Intoleranz. Fasst euch mal an die eigene Nase und überlegt, wann es das letzte mal war wann der Gedanke sich manifestiert hat das Kind im Wald auszusetzen, wie es sich auf dem Mond macht und wann man es hätte erwürgen können. Nur weil ihr das nicht ausgesprochen habt sondern nur Gedacht, seit ihr kein Stück besser. Manche Gedanken kommen einfach heraus aus dem Mund ohne das man es bewusst macht oder auch so meint, dessen sollte man sich mal bewusst werden.

Die Klugscheisser und Besserwisser die mich dann "aufklären" wollen wenn ich so etwas mal öffentlich sage, über die kann ich nur lachen und stelle immer die Gegenfrage, ob sie selbst Kinder haben, sie immer einfach und toll sind, nie damit überfordert oder genervt. Dann wird es schon schnell einmal still und der krönende Abschluss ist dann immer die Frage nach der kleinen Lügenscheinwelt in der sie leben, alles in sich hinein fressen und beschönigen müssen nur weil es die anderen erwarten das man solche Dinge nie ausspricht. Solche Dinge nicht mal aussprechen zu dürfen engt ein und macht ggf. auch krank, nur weil es andere nicht hören wollen. Warum sollte ich mir das antun nur damit ich den anderen gefalle, davon habe ich nichts, aber wenn ich nicht krank bin dann bin ich immer noch eine bessere Mutter als diejenigen, die sich nur belügen und alles schön reden in ihrer Ponywelt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich mich da nicht einmischen würde, auch wenn ich den Satz in der Situation nicht angebracht finde. Allerdings ist es eben nur der eine Satz, den man eben mitbekommt und weiß davon noch nicht, wie die Mutter im Alltag mit dem Kind umgeht und solche Dinge. Deswegen würde ich mich dann auch nicht einmischen und eine große Diskussion beginnen wollen, wenn ich doch die Hintergründe gar nicht kenne.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Man hat nicht immer nur eine schöne perfekte Zeit mit Kindern und manchmal sind die Nerven einfach runter und man kann nicht mehr. Mein Sohn ist im selben Alter und oft genug eine Katastrophe. Auch wenn er ein sehr lieber hilfsbereiter Junge sein kann, hat er auch Phasen in denen er provoziert, haut und auch nur noch schreit, wegrennt und so weiter. Er ist ein richtiger kleiner Wildfang, auch Stunden auf dem Spielplatz ändert sich daran nichts. Er ist danach immer noch wild.

Wobei ich es sehr unangebracht finde das öffentlich auch so beschimpfend zu sagen. Außerdem finde ich nicht, dass man dem Kind so abwertend gegenüber treten muss. Ich mache schon klar, dass das Verhalten so nicht geht und bin auch konsequent, wenn er zu weit geht und dennoch würde ich nie, wenn er daneben steht oder zu jemanden Fremden sagen, dass mein Kind eine Strafe ist. Gerade wenn aber alles auf einen einprasselt, man vielleicht auch noch beide Kinder immer alleine hat und keinen Partner, dann finde ich es nachvollziehbar, dass man nicht mehr kann und dann irgendwann so etwas sagt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann nicht beurteilen, ob sie das genau so gemeint hat, wie es rüber kommt. Kann sein, muss aber nicht. Sie war womöglich, das möchte ich ihr irgendwie zu Gute heißen, genervt vom Schreien und den Tag mit dem Kind, weil es vielleicht heute mal wieder besonders anstrengend war. Wenn nicht, wäre das ein Unding sowas zu sagen, wobei es auch so schon ein echtes Stück ist, das anderen fremden Leuten zu sagen. Mag ich gar nicht sowas!

Ich habe aus ganz unterschiedlichen Gründen derzeit auch viel mit Straßenkindern zu tun. Da kommt es auch nicht selten vor, dass wir zu hören kriegen, dass die Kids von ihren Eltern eher als Last empfunden wurden. Das wurde auch kommuniziert und ist für mich ein Undingen. Die Kinder in dem geschilderten Fall sind jetzt jünger, aber das Wort „Strafe“ ist schon echt krass. Kinder sind schwierig, nicht immer ruhig, leicht und mehr – das wissen wir alle. Doch das weiß man auch im Vorfeld, also macht man entweder keine Kinder oder man packt es an.

Wer so wirklich denkt, ohne, dass sie heute nur genervt ist, der lässt sowas auch im Regelfall seine Kinder spüren. Das ist genau das, was ich viel auf der Straße bei den Kids/Jugendlichen bis 21 mitkriege. Wirklich schade, dass einige so denken, aber vieles ist auch der Erziehung geschuldet und eine Reaktion dessen, was Eltern entweder getan haben, nicht getan haben oder nicht gezeigt haben.

Kleinkinder bis 6 Jahre sage ich jetzt einfach mal, sind immer etwas schwieriger zu Beginn. Doch wer sich mit ihnen beschäftigt, sie fördert und nicht überfordert, mit ihnen spielt, dass sie abends „tod“ ins Bett fallen, der kann sie auch beruhigen. Jedenfalls kriege ich das viel mit.

Mir würde es im Traum nicht einfallen, ein Kind als Strafe zu bezeichnen. Das kann sie sich maximal denken, aber doch nicht einfach aussprechen. Wie heftig ist das bitte?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Eingemischt hätte ich mich niemals. Jeder muss sein Kind so erziehen wie er es für richtig hält. Außerdem wird es wohl kaum etwas an der Situation ändern wenn du noch deinen Senf dazu gibst, außer das du die Situation noch verschlimmerst indem du der Mutter noch das Gefühl gibst eine schlechte Mutter zu sein. Und auch den Satz dass dem Kind einfach die Erziehung fehlt finde ich wirklich furchtbar. Das Kind ist zwei Jahre alt und jeder der Kinder hat weiß das Kinder in diesem Alter wirklich schlimm sein können. Ganz egal ob man eine gute oder schlechte Mutter ist oder ob man bisher gut erzogen hat oder nicht.

Meine Tochter ist beispielsweise sehr brav und bei den meisten Sachen sehr kooperativ. Aber selbst Sie hatte vor kurzem im Einkaufszentrum einen riesigen Trotz Anfall inklusive auf den Boden werfen weil Sie einfach noch nicht ach Hause wollte. Die Leute haben mich auch mit verachtenden Blicken gestraft und da waren mit Sicherheit einige Leute dabei die das gleiche dachten wie du das ich mein Kind einfach nicht richtig erzogen habe. Aber solche Momente haben nichts mit einer fehlenden Erziehung zu tun sondern schlicht mit der fehlenden Impulskontrolle der Kinder. Was im Übrigen völlig normal ist. Ganz davon abgesehen das es natürlich grundsätzlich aufgewecktere Kinder gibt die schwieriger „zu bändigen“ sind als andere.

Ich finde es auch nicht gut wie Sie über Ihr Kind, in dessen Beisein, spricht. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Ich verurteile dieses Verhalten sogar sehr. Egal in welcher Situation man sich befindet: Man sollte die Kinder nie klein machen und beleidigen, das schadet dem Vertrauensverhältnis zu den Eltern und auch dem Selbstbewusstsein der Kinder enorm. Aber ich finde es eben auch nicht richtig das Verhalten des Kindes, die paar Minuten die du es beobachten konntest, auf die fehlende Erziehung zu schieben.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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