Den Chef auf übermäßigen Alkoholkonsum ansprechen?

Bis letzten Monat habe ich in einer kleinen Privatfirma gearbeitet, aber mein Gastspiel dort hat nur 4 Wochen gedauert, denn dann habe ich etwas neues und besseres gefunden. Denn das Drama was sich dort abgespielt hat, das war wirklich nicht schön mitzuerleben. Tag für Tag war der Chef mal schön im Tee wie man so sagt und hat sich obendrein dazu den ganzen Tag in seinem Büro verbarrikadiert.

Auf meine Anfrage bei den anderen Mitarbeitern bekam ich die Auskunft, dass das schon jahrelang so geht und es ihnen doch egal sein könnte, solange sie ihr Geld jeden Monat pünktlich bekämen. Den Chef aber mal auf sein Fehlverhalten anzusprechen, das hat sich wohl bisher noch niemand getraut. Mir stand es ja auch nicht wirklich an, den Chef nach wenigen Tagen Betriebszugehörigkeit zu kritisieren.

Würdet ihr in solch einem Fall dem Chef gegenüber den Mund aufmachen und ihn fragen ob er den Alkoholkonsum in seiner eigenen Firma mal etwas drosseln oder ganz abstellen könnte? Oder wärt ihr da auch eher der Typ dem das vollkommen egal ist und der nicht vielleicht noch den eigenen Arbeitsplatz durch so eine Äußerung riskieren möchte?

Ich bin sehr froh, dass ich so ein Problem nicht habe, aber egal wäre es mir sicher nicht. Trotzdem weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob ich es ansprechen würde. Sicher kann man das vielleicht in einem günstigen Moment mal versuchen, aber Alkoholiker reagieren dann auch schon mal recht komisch, wenn man sie auf das Problem anspricht. Darum muss ich schon sagen, dass ich in dem Moment Bedenken hätte, ob ich meinen Job noch lange habe, wenn ich das anspreche.

Bisher war ich noch nie in so einer Situation, zum Glück, denn ich wüsste gar nicht, was man da passend sagen soll ohne gleich am nächsten Tag oder bei der nächsten Gelegenheit die Kündigung zu bekommen oder das Arbeitsklima zu verschlimmern. Ich denke, wenn man miteinander befreundet ist oder einen sehr guten Kontakt hat, kann man das sagen, aber sonst steht es einem nicht zu, weil der Chef auch einfach mehr Macht genießt und man selber ja auch schauen muss, dass man sich nicht schadet.

Wenn man ohnehin etwas neues in Aussicht hat und die Tage dort bereits gezählt sind, dann kann es einem doch wirklich egal sein was hinterher für Konsequenzen daraus entstehen. Wenn dir danach ist, dann sprich den Chef darauf an aber rechne auch mit einer komischen Reaktion. Denn die meisten werden ohnehin sagen, dass dich das nichts angeht. Das dir jemand weinend auf die Füße fällt und dir für das Gespräch dankt ist doch eher selten.

Zudem kommt es immer auf den allgemeinen Umgangston drauf an. Ist mein Chef eher distanziert und wir haben nur wenig miteinander zu tun, dann würde ich mich auf diese Aussagen der Kollegen nicht verlassen. Denn den eigentlichen Konsum und alles weitere bekomme ich selbst ja nicht mit und jemanden nur aufgrund von Gerüchten anzusprechen kann nicht nur für einen selbst unschön ausgehen, sondern auch für die tratschenden anderen Mitarbeiter die so etwas verbreiten.

Generell hat der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer eine Fürsorgepflicht. Von daher ist es normal, wenn ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer darauf anspricht und entsprechende Maßnahmen einleitet. Das so etwas umgekehrt der Fall ist, ist doch eher selten. Alleine aus der menschlichen Sicht sollte man das schon machen, aber eben nicht um jeden Preis.

Denn was bringt dir deine soziale menschliche Ader, wenn du hinterher ohne Job dastehst, keinen mehr findest weil dein dreistes Verhalten die Runde macht und du Zuhause Frau und fünf Kinder zu versorgen hast? Daher sollte man die eigenen Interessen mit den möglichen Sanktionen schon abwägen bevor man so was anfängt.