Das Gefühl haben, sich selbst nicht weiterzuentwickeln?

vom 17.03.2018, 17:01 Uhr

Eine Freundin von mir geht seit einigen Jahren nicht mehr arbeiten, da sie unter starken Depressionen leidet. Sie hat auch leider keine Kinder, da es mit dem Kinderwunsch nie geklappt hat. Sie musste sich damit abfinden, keine Kinder bekommen zu können.

Nun schmeißt sie den Haushalt und geht diversen Hobbys nach. Auch befindet sie sich in therapeutischer Behandlung und nimmt Medikamente. Nun meinte sie aber mal, dass sie selbst das Gefühl hätte, sich nicht weiterzuentwickeln. Sie meint, dass andere in ihrem Umfeld heiraten, Kinder bekommen oder sich eben beruflich weiterentwickeln würden und sie das alles so nicht hätte. Sie hätte eher das Gefühl auf der Stelle zu stehen und immer das selbe zu erleben.

Ich wusste nicht recht, wie ich sie da trösten kann. Und habe ihr gesagt, dass sich jeder doch weiterentwickelt und es bei dem einen sicher schneller oder auch auffälliger ist als bei anderen.

Hattet ihr durchaus auch schon mal das Gefühl, dass ihr euch nicht weiterentwickelt? Wann war das so und was habt ihr dagegen gemacht? Habt ihr einen Tipp, was ich meiner Freundin raten oder wie ich sie etwas trösten und ihr Mut machen könnte?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben: Und habe ihr gesagt, dass sich jeder doch weiterentwickelt und es bei dem einen sicher schneller oder auch auffälliger ist als bei anderen.

Ehrlich gesagt glaube ich genau das nicht. Man muss sich doch nur mal bei älteren Bekannten oder Verwandten im eigenen Umfeld umgucken, um bei einigen feststellen zu können, dass sie noch in genau den gleichen Bahnen leben wie vor zehn, zwanzig oder sogar fünfzig Jahren. Manche stecken sogar immer noch in der gleichen Misere wie mit 25. Wie viele Leute haben sich gar nicht geändert, dümpeln 45 Jahre unzufrieden in ihrem Job herum oder haben 50 Jahre in einer lieblosen Ehe festgesteckt?

Also, unter dem Gesichtspunkt glaube ich nicht, dass jeder sich weiterentwickelt, auch wenn sich das jetzt sehr fatalistisch anhört. Das einzige, was eine Veränderung bewirken kann, ist eine Veränderung herbeizuführen. :wink: Warten, dass mal durch Zufall irgendetwas anders wird klappt im Regelfall nur auf der negativen Seite, wenn das Schicksal etwas für einen entscheidet. Man muss irgendetwas anders machen, egal was, irgend eine Veränderung herbeiführen, erstmal relativ egal wie und wo, sonst wird sich nie etwas ändern können.

Dass Leute, die unter Depressionen oder ähnlichem leiden und deren Leben stark eingeschränkt ist, solche Gefühle noch stärker haben als andere, liegt in der Natur der Sache. Festgefahren - das ist es, was ich schon einige Male in dem Kontext gehört habe. Manche haben gute Erfahrungen gemacht, wenn sie längere Zeit in eine Klinik weiter weg gehen, das kann manchen einen unheimlichen Schub zur Veränderung geben.

» Verbena » Beiträge: 5138 » Talkpoints: 0,70 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich sehe das so wie Verbena. Man sagt ja nicht umsonst, dass Stillstand gleichbedeutend mit Rückstand ist und es geht ja nicht weiter, wenn man aus dem gewohnten Trott nicht rauskommt. Da wäre es schon sinnvoller, sich neue Herausforderungen zu sein. Das können irgendwelche Weiterbildungsmaßnehmen in Form von Kursen an der Volkshochschule sein oder Schulabschlüsse, die nachgeholt werden oder vielleicht sogar ein Fernstudium, wer weiß das schon. Auch ein Wohnortwechsel oder ein Jobwechsel kann da schon hilfreich sein.

Man sollte sich nur nicht hinter irgendwelchen psychischen Erkrankungen verstecken, sondern endlich mal handeln, statt pausenlos zu jammern. So schwer können die Depressionen meiner Ansicht nach auch nicht sein, wenn sie es schafft, den Haushalt zu schmeißen. Also Veränderung ist schon möglich, man muss es nur wollen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben: So schwer können die Depressionen meiner Ansicht nach auch nicht sein, wenn sie es schafft, den Haushalt zu schmeißen.

Das ist doch ein typisches Vorurteil über Depressionen, genauso wie immer gemeint wird, dass schwer depressive Menschen morgens nicht aus dem Bett kommen. Das ist in manchen Fällen sicherlich so, aber doch längst nicht in allen. Es gibt auch durchaus depressive Menschen, die ihren Haushalt schmeißen und ihren Alltag bewerkstelligen und denen man so gar nichts anmerkt. Bei meiner Freundin hätte ich auch nichts gemerkt, wenn sie nicht irgendwann was gesagt hätte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



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