Coronavirus: Macht sich jetzt die Panikmache bemerkbar

vom 27.02.2020, 10:42 Uhr

Klehmchen hat geschrieben:Und auch in einer normalen Grippesaison sterben nur ein paar hundert bis maximal ganz wenige Tausend Menschen wirklich an der Grippe.

In einer Fernsehdokumentation des NDR aus dem Jahre 2014 wurde schon rückblickend konstatiert, dass jährlich etwa 20.000 Menschen an der Grippe versterben. Nachdem Bundes­ärzte­kammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung diese Zahlen stark anzweifelten, einigte man sich nach wochenlangen Diskussionen auf 5.000 bis 8.000 Tote. Danach meldete sich das Robert Koch-Institut auch noch zu Wort und korrigierte diese Zahlen nochmals auf wenige hundert herunter. Was soll man denn von solchen Statistiken halten, die man nach Belieben festlegen und somit dramatisieren oder verharmlosen kann?

» A. Brunner » Beiträge: 148 » Talkpoints: 21,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Genau das ist eben das Verständnisproblem der Zahlen. Wer wegen einer leichten Grippe zum Arzt geht, der kriegt ein paar Medikamente und einen Krankenschein mit irgendeiner Diagnose in Richtung Atemsweginfekt, was auch immer genau es am Ende ist. Da kommt kein normaler Hausarzt auf die Idee jeden der ein wenig hustet und Fieber hat gleich abzustreichen und eine mikrobiologische Untersuchung durchzuführen. Das wird nur bei einem Teil der Patienten gemacht, weil man da eben Erfahrung hat, was nun wirklich eine schwere Influenza ist, die Komplikationen machen kann und was eher glimpflich ablaufen wird. Zudem sind dann da auch Patienten dabei, wo der Hausarzt weiß, der ist geimpft, das kann nicht so schlimm sein.

Bei Influenza sieht es so aus, dass es in der gesamten Saison 2018/2019 (40. Woche 2018 bis 20. Woche 2019) knapp 180.000 bestätigte Fälle gab. Da wird es aber eben noch viel mehr unbestätigte Fälle vorliegen. Zudem wird Influenza oft nicht als Todesursache angegeben, da es eben auch viele alte Menschen trifft, die multimorbide sind und Ärzte höchstwahrscheinlich da nicht mehr jeden so auf den Kopf stellen und Patienten dann mal an ihrem Diabetes, mal an Herzversagen oder ähnlichem sterben lassen. Dadurch ist die Datenbasis eher schwammig und man muss die Daten schätzen und hochrechnen und je nachdem was man für Dunkelziffern annimmt, kann das dann sehr schwanken.

Bei Corona dagegen, sieht es derzeit ja so aus, dass extrem viel getestet wird und Ärzte da wahrscheinlich auch viel wacher sind, was die Symptome und mögliche Erkrankung angeht. Möglich also, dass wir da derzeit etwas bessere Zahlen haben. Aber auch da wirst du sicherlich sehen, wenn wir das Virus nicht völlig in den Griff kriegen und das jetzt 4 oder 5 Jahre hintereinander auftreten wird, dann werden die Zahlen dazu auch schwammiger, weil man nicht mehr so hinter jeder Erkrankung "hinterher jagt".

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen, die Grippetoten werden doch rein statistisch ermittelt. Die Grundsterblichkeit ohne Grippesaison bildet die Basis und die "überzähligen" Toten sind Grippetote. Was Brunner nicht versteht, ist dass man darüber natürlich trefflich streiten kann. Wenn beispielsweise die Zahlen der Sentinelpraxen im Vergleich zur statistischen Auswertung auffallend niedrig sind oder die ausgestellten AUs im Missverhältnis stehen, muss man korrigieren.

Und natürlich hast du Recht. Die Zahlen zu Corona sind ganz anders ermittelt und geben sozusagen die Mindestmenge an. Die Leute, die von Panikmache reden, verstehen halt nicht, dass eine normale Grippe zwar viele tötet, aber das Gesundheitssystem nicht überfordert. Zumindest hierzulande nicht, in Großbritannien und Irland sieht das anders aus.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Klehmchen, die Grippetoten werden doch rein statistisch ermittelt.

Ja ich habe mich vielleicht etwas umständlich ausgedrückt. Aber es ist eben scheinbar bei vielen Menschen nicht angekommen, dass viele Daten zu Krankheiten, Häufigkeiten und vor allem Todesursachen reine Schätzzahlen sind. Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Leute tatsächlich glauben, dass jede Statistik dazu auf Zahlen beruht, die einhundertprozentig richtig sind. Da wird scheinbar geglaubt vor Corona wurde jeder obduziert, sodass man da immer ganz sicher die Todesursache kannte und nur jetzt aus dem Bauch heraus Zahlen genannt werden.

Wenn man sich anschaut wie penibel Ärzte reagieren, wie viel Tests wir machen und wie sich querbeet durch alle Fachrichtungen auch Nichtinternisten belesen um einen grundlegenden Plan von der Krankheit zu bekommen, denke ich eher, dass die Daten zu Corona wahrscheinlich wesentlich dichter an der Realität sind als bei ganz vielen anderen Erkrankungen. Das hat derzeit jeder Arzt in Deutschland auf dem Schirm und jeder achtet darauf, ob ein Patient eine entsprechende Anamnese oder Klinik hat. Quasi all das was beispielsweise bei der Influenza oft unter den Tisch fallen dürfte. Mit den Coronazahlen kann man also viel eher rechnen und daraus Empfehlungen ableiten als bei anderen Infektionskrankheiten.

Was ich persönlich einfach nicht verstehen kann, warum es doch so viele Menschen geben, die hinter dem ganzen immer eine Verschwörung wittern und dabei bevorzugt auf Menschen höre, die in ihrem Leben noch nie in einer medizinischen Einrichtung gearbeitet haben oder irgendeinen medizinischen Background haben. Der Großteil der Skeptiker sind ja nun mal eben keine Ärzte, die sind ja eher die Ausnahme. Wenn aber weltweit Ärzte an vorderster Front, also direkt im Krankenhaus, vielerorts so reagieren, wie wir es im Fernsehen eben sehen, dann machen die das doch nicht aus Langeweile.

Wenn die seit 4 Monaten keine Coronaerkrankten oder auch Coronatoten sehen würden, dann würden die doch nicht freiwillig ganze Schichten in Schutzausrüstung arbeiten, die würden doch nicht freiwillig extra Notaufnahmen in ihren Kliniken einrichten und nicht freiwillig auf viele "lukrative" Operationen verzichten. Und genau das passiert aber alles und das alles ist mit erheblichen Mehraufwand und Mehranstrengungen verbunden.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Klehmchen hat geschrieben:Und genau das passiert aber alles und das alles ist mit erheblichen Mehraufwand und Mehranstrengungen verbunden.

Nicht wirklich. Die Krankenhäuser sind nicht nur nicht überlastet, sie sind im Grunde leer. Der Chef der deutschen Krankenhausgesellschaft spricht von 150.000 freien Betten in den Normalstationen und über 10.000 freien Betten in den Intensivstationen und führt weiter aus, dass inzwischen auch beim Krankenhauspersonal mangels Patienten Kurzarbeit gang und gäbe ist.

Das Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus zum Beispiel meldet, dass von den 2500 Angestellten inzwischen über 1000 im Urlaub sind oder Überstunden abbummeln, da die Bettenauslastung nur 30- 40 % beträgt. Mittlerweile muss man davon ausgehen, dass die tatsächliche Gefahr von anderen Krankheiten ausgeht, da diese aufgrund der Anweisung von Herrn Spahn, unserem Bundes-Gesundheits-Bankkaufmann, hintenan zu stellen sind, obwohl es kaum etwas zu tun gibt.

Eine kürzlich veröffentliche Studie des Robert-Koch-Instituts besagt, dass das Virus bereits Anfang März, also noch vor dem Shutdown, wieder auf dem Rückzug war. Aufgrund der Inkubationszeit war dies natürlich noch nicht verlässlich, jedoch war spätestens Anfang April klar, dass die Maßnahmen keinen Effekt auf ein Abklingen des Virus hatten, da die Pandemie beim Ergreifen dieser im Prinzip bereits vorbei war.

Man unterscheidet ja beim Robert-Koch-Institut zwischen Krankheitsmeldungen aufgrund von aktuellen Symptomen und Krankheitsmeldungen aufgrund von verspäteten statistischen Darstellungen. Erstere sind bereits seit einer Woche bei nahezu 0 und was darüber hinaus noch an Daten hereinkommt ist nur der Meldeverzögerung geschuldet. Hört man also in den Medien von Neuerkrankungen sind diese Zahlen unter Umständen bereits Wochen alt.

Warum die vom Robert-Koch-Institut selbst festgestellte Faktenlage und das, was uns dessen Leiter, Medien und Regierung um die Ohren hauen derart voneinander abweicht, muss sich jeder selbst ausrechnen.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Paulie hat geschrieben:
Klehmchen hat geschrieben:Und genau das passiert aber alles und das alles ist mit erheblichen Mehraufwand und Mehranstrengungen verbunden.

Nicht wirklich. Die Krankenhäuser sind nicht nur nicht überlastet, sie sind im Grunde leer. Der Chef der deutschen Krankenhausgesellschaft spricht von 150.000 freien Betten in den Normalstationen und über 10.000 freien Betten in den Intensivstationen und führt weiter aus, dass inzwischen auch beim Krankenhauspersonal mangels Patienten Kurzarbeit gang und gäbe ist.

Das stimmt und entspricht aber eben doch nicht dem was ich schrieb. Ja es gibt viele leere Intensivbetten. Aber auch hier muss man einmal bei der Wahrheit bleiben und diese heißt eben, dass es vor der Krise keine 28.000 Intensivbetten in Deutschland gab auch wenn das immer von der DKG oder auch dem Gesundheitsministerium erzählt wurde. Alleine Krankenhäuser haben aufgestockt und betreiben Intensivbetten jetzt auch in voller Auslastung bei Personalmangel und den gibt es noch immer im Bereich der Intensivpflege. Nur ist das jetzt eben möglich, weil Personaluntergrenzen ausgesetzt wurden, die sonst für Intensivstationen gelten. Und trotzdem kommen wir jetzt nach Aufstockung, Umbau von Beatmungsgeräten, Neuauslieferung entsprechender Geräte und eben Aufhebung jeglicher Untergrenzen gerade mal auf die Zahl von 28.000.

Man muss also davon ausgehen, dass es vor der Coronakrise in Wirklichkeit etliche aktive tausend Intensivbetten weniger gab und ein nicht unerheblicher Leerstand jetzt auch darauf beruht, dass die zusätzlichen Betten leer stehen.

Und ja es gibt jetzt Chirurgen, die stehen nicht mehr den ganzen Tag im OP, weil sie halt nur Notfälle operieren und ja es gibt auch Kardiologen, die machen jetzt weniger Herzkatheteruntersuchungen.

All das ändert aber nichts daran, dass Notaufnahmen umgebaut wurden, teilweise Zweitnotaufnahmen errichtet wurden, viele Abläufe angepasst wurden, Ärzte und Schwester bei jedem Husten jetzt in voller Schutzausrüstung in das Zimmer gehen. Und ja das ist verdammt anstrengend und es ist eben keine Erleichterung wenn man statt zwei Hüftpatienten jetzt einen Coronapatienten betreut. Oder wenn Ärzte dann mit FFP-2 Masken operieren statt mit dem normalen Mund-Nasen-Schutz.

In der Statistik gibt es ja tatsächlich viel weniger Krankenhauspatienten, das heißt aber nicht, dass die die da sind jetzt viel weniger Arbeit machen. Man kann eine Isolierstation nicht mit einer Normalstation vergleichen, nur weil die Anzahl der Patienten die gleiche ist. Das ist einfach nur Schwachsinn, den einige Politiker oder Geschäftsführer erzählen.

Natürlich gibt es dann auch Pflegepersonal und auch ärztliches Personal was dann über ist, wenn das halbe Krankenhaus leer ist und vorher auf 110 Prozent Auslastung gefahren wurde. Aber es macht ja eben wenig Sinn deswegen im Isozimmer alle 5 Minuten den Arzt oder die Schwester zu tauschen. Das ist ja ebenso ineffektiv.

Ich will und habe ja mit keinem Wort gesagt, dass unsere Krankenhäuser jetzt überlastet sind und alle bald zusammenbrechen vor Coronapatienten. Aber jedes Krankenhaus hat bewährte Ablaufpläne geändert, jedes Krankenhaus hat seine Personalplanung geändert, jedes Krankenhaus hat Schutzmaßnahmen hochgefahren, die viele Arbeiten beschwerlicher machen als in der Vor-Corona Zeit. Und das sind eben Mehranstrenungen, die man vorher nicht machen musste.

Sagen wir es mal so, du baust dir ja Standardmäßig auch keinen Atombunker in deinen Garten, wenn du keine Gefahr siehst, weil es unnötig ist. Wenn dann aber plötzlich fast alle Atomphysiker damit anfangen, dann würde ich mir schon Sorgen machen, ob diese scheinbar unnötige Investition, die mir eben viel Arbeit macht, auch wenn ich vielleicht gerade Urlaub habe, nicht doch einen guten Grund hätte.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Diese ganze Panik wird doch größtenteils von der Bundesregierung selbst geschürt. Wozu lässt man sich denn sonst ein "geheimes" Strategiepapier erarbeiten, wo konkrete Handlungsempfehlungen drinstehen, wie und womit man die Ängste der Menschen am besten wecken und eine Art Schockzustand erreichen könne. Wer hat denn etwa 70% an infizierten Menschen und Millionen von Toten für Deutschland vorausgesagt? Übrigens ist dieses Strategiepapier so geheim, dass man es sich hier mal anschauen und downloaden kann.

» A. Brunner » Beiträge: 148 » Talkpoints: 21,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Was ist denn jetzt an dem Papier so schlimm? Es beschreibt halt recht schonungslos den Worst-Case. Aber es ist ja nichts darin gelogen. Natürlich kann man den Menschen erzählen, dass die Sterblichkeitsrate vielleicht nicht schlimmer als bei einer normalen Influenza ist. Aber das ist ja am des Tages egal, wenn bei 70 Prozent Durchseuchung 0,2-0,3 Prozent von etwa 50 Millionen sterben. Dann bist du auch bei 100.000 bis 150.000 Toten. Beide Zahlen sagen exakt das Gleiche aus, nur kann oder will sich bei einer Sterblichkeitsrate von 0,2 bis 0,3 Prozent kaum einer vorstellen, dass das eben mehr als 100.000 Tote bedeuten würde. Zumal man im März und auch heute noch nicht weiß ob die Sterblichkeitsrate nicht höher oder niedriger liegt.

Und wenn ich mir anschaue, was seit Ostern hier bei uns in der Gegend los ist, dann würde ich jetzt sagen, haben die Macher dieses Papiers in ihrer Intention absolut Recht behalten. Hier werden immer großflächiger Kontaktverbote ignoriert, immer mehr Menschen krähen herum, dass Geschäfte wieder aufmachen sollen. Die Alten rennen morgens schon wieder als Erste zu Aldi, wenn es etwas billiger gibt und heute habe ich beim Radeln erst wieder gesehen, dass bei einigen Restaurants und Cafes der angebliche Außerhausverkauf eigentlich eher eine Strandparty ist.

Das bestätigt ja eigentlich doch irgendwie, dass es eben mehr als genug Menschen gibt, die die mögliche Gefahr eher verharmlosen obwohl das schlimmste Szenario kommuniziert wurde. Was wäre denn losgewesen, wenn man von Anfang an den Best-Case als wahrscheinlich angesehen hätte und nur davon gesprochen hätte? Ich glaube kaum, dass man dann Kontaktverbote oder Abstandsregeln auch nur halbwegs hätte durchsetzen können.

Und noch immer bin ich sehr froh darüber wie glimpflich die Pandemie bei uns abgelaufen ist. Ich sehe aber auch, dass wir eben zu den wenigen Ausreißern nach unten gehören und sehe das als Bestätigung der Maßnahmen die getroffen wurden. Aber genau darin liegt eben scheinbar auch die Gefahr. Auch hier sieht es wieder so aus, dass die deutschen Zahlen eben nicht im Gesamtkontext gesehen werden und nicht als Ergebnis überwiegend guten Krisenmanagements verstanden werden, sondern mehr als Ausdruck einer angeblichen Harmlosigkeit der Erkrankung obwohl wir weltweit bei der Sterblichkeitsrate mit wenigen Länder allein im niedrigen Bereich stehen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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