Bei Familie nicht sagen, dass man sich ausgenutzt fühlt?

vom 22.09.2016, 10:00 Uhr

Eine Freundin von mir scheint von der Familie ausgenutzt zu werden. Wenn ihre Schwiegereltern im Urlaub sind, soll sie deren Tiere versorgen. Das heißt dann, dass sie zweimal am Tag dorthin fährt und die Tiere füttert und sauber macht. Sie wird dann meist gar nicht erst gefragt ob sie es macht. Da kommt dann wohl oft der Satz : Du müsstest dann und dann nochmal unsere Tiere versorgen.

Dazu bekam sie nun auch noch ganz kurzfristig den Hund ihres Schwagers aufs Auge gedrückt, den sie morgens nun zum Geschäfte verrichten in den Garten lassen und anschließend füttern soll. Das heißt, dass sie dann auch noch dorthin fährt. Meine Freundin sagt, dass sie oft das Gefühl hat, dass die Familie immer meint, dass sie ja so wie so nichts zu tun hat. Da sie eben Hausfrau ist. Sie nehmen das alles für selbstverständlich. Ansonsten wird meine Freundin wohl eher nicht so unbedingt beachtet.

Sie macht das alles seit Jahren so mit, traut sich aber wohl nichts zu sagen. Sie meint, dass ihr dann ja auch mal geholfen würde, wenn sie mal auf jemanden aus der Familie angewiesen wäre. Sie hetzt nun morgens von einem zum anderen, um die Tiere zu versorgen und zu schauen, dass sie es allen recht macht.

Würdet ihr bei der Familie eher nicht sagen, wenn ich ihr euch ausgenutzt fühlt? Ist das bei der Familie etwas anderes als bei Freunden oder Bekannten? Meint ihr, dass meine Freundin vielleicht einfach nur Ärger vermeiden möchte? Sieht sie das alles vielleicht schlimmer als es ist?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Diese Familie könnte auch meine Schwiegermutter darstellen. Denn auch sie drückt mir die Katze ständig aufs Auge, dass ich mich darum kümmere wenn sie mal wieder auf einer Fortbildung abhängt, auf ein Konzert möchte oder in den Urlaub. Das kommt inzwischen so häufig vor, dass mir das einfach in meinen Terminplaner eingetragen wird und gar nicht mehr gefragt wird ob ich das möchte oder auch Zeit habe.

Unverschämt finde ich das schon, aber dagegen sagen kann ich auch nichts, da sie mir auch häufiger mal das Kind abnimmt und ihre Gegenleistung bringt bzw. Sachen für den kleinen kauft wenn ich nicht dazu komme. Zwar komme ich mir in diesen Momenten dann schon ausgenutzt vor, da es für mich auch stressig ist neben Kind zur Krippe bringen, auf Arbeit gehen noch zweimal am Tag die Katze füttern zu rennen und entsprechend muss ich früher aufstehen und abends länger machen, aber dennoch ist sie in anderen Dingen doch eine Hilfe. Damit ich mir das nicht versaue, sage ich nichts und ertrage das.

Würde jedoch keine Gegenleistung in einer anderen Form kommen, dann hätte ich schon längst meinen Mund aufgemacht und mich dagegen gewehrt. Denn nur weil jemand Hausfrau ist, heißt es nicht, dass die Zeit, Lust und das finanzielle immer vorhanden ist um diese Tätigkeiten auszuführen. Das tägliche fahren von A nach B um Katze zu füttern geht auch ins Geld und muss erst einmal vorhanden sein.

Ich kann mir schon vorstellen, dass deine Freundin vielleicht auch Ärger vermeiden möchte oder an anderer Stelle hin und wieder auch einmal Hilfe von der Familie bekommt. Würde sie nun etwas sagen, dann hätte sie wohl ebenfalls die Befürchtung, dass das für die Zukunft komplett ausfallen würde und schweigt daher doch lieber. Daher wird das auch als Selbstverständlich angenommen. Wenn sie sonst wirklich wenig beachtet wird, dann kann ich den Unmut noch mehr verstehen aber ich verstehe dann auch nicht, wieso sie den Mund nicht aufmacht. Denn sonst kann ihr diese Familie doch egal sein, wenn sie nur das Arbeitstier und der Depp für alle ist der auf Kommando springen muss und sonst nichts kommt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Was ich mich bei dieser Konstellation am ehesten frage, wo da der entsprechend zugehörige Ehemann ist, denn eigentlich sind es ja seine Eltern und Geschwister, ergo ist er derjenige, der am ehesten für solche Hilfsdienste die Verantwortung trägt. Und was sagt er überhaupt dazu, dass die Frau sich ausgenutzt fühlt, warum kann er seiner Familie nicht mal sagen, dass sie dazu neigen, den Bogen zu überspannen? In dieser Situation wäre mein Partner der erste, den ich auf das Thema ansprechen würde und von dem ich mir da auch Hilfe erwarten würde im Angesicht seiner Familie.

Die Familie würde ich nicht damit konfrontieren, dass ich mich ausgenutzt fühle, das wird so oder absolut nichts bringen. Man kann sicher sagen, dass es einem gerade etwas zuviel wird, aber so ein emotional harter Vorwurf wird nicht gut ankommen. Wenn es nicht der Realität entspricht, steht man als zickig oder überempfindlich da, wenn es dagegen der Realität entspricht, wird die Familie erst recht verschnupft reagieren. Solche Leute möchten ihre Verfehlungen gar nicht hören.

Die Frage bleibt ja auch, ob es sich wirklich um Ausnutzen handelt. Möglicherweise denken die Leute auch, dass es der Frau gar nichts ausmacht, weil sie Zeit hat und tierlieb ist und es vielleicht sogar gerne tut. Keiner kann dem anderen in den Kopf gucken, von daher wäre ich mit solchen Annahmen vorsichtig. Das kann man aber ja auch ganz leicht mal testen und die entsprechende Familie ebenfalls um einige Gefallen bitten, da sieht man doch schon aus welcher Richtung der Wind weht.

Wenn sich die Sache dann tatsächlich als ziemlich einseitig erweist, kann man solche Dienste für die Zukunft auch ablehnen, es ändert an dem latent weniger guten Verhältnis doch ohnehin nichts mehr. Deine Freundin kann der Familie dann auch noch Tausend Gefallen erweisen, man kann sich Respekt, Freundschaft und Achtung einfach nicht erkaufen.

Aber möglicherweise beurteilt sie das Ganze ja auch einfach falsch, wer weiß das schon, keiner von uns ist dabei. Vielleicht wird sie ja auch auf entsprechenden Feierlichkeiten, Treffen und Planungen nicht mit Missachtung gestraft, sondern ist einfach extrem passiv und erwartet, dass die Leute auf sie zugehen, da hat aber auch nicht jeder Lust drauf. Man muss auch aufpassen, bei solchen Bewertungen nicht in eine künstliche Opfer-Rolle zu rutschen.

» Verbena » Beiträge: 4800 » Talkpoints: 3,46 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich frage mich auch - wie Verbena - wo der Ehemann bleibt und warum der denn nicht zur Tat schreitet. Denn ich weiß genau, wenn meine Schwiegerfamilie zu viel von mir verlangen würde und immer erwarten würden, dass ich springe, wenn die pfeifen, dann hätte mein Partner schon längst ein paar Takte gesagt, um dieses ausnutzende Verhalten zu unterbinden. So gesehen hält er mehr oder weniger unbewusst die schützende Hand über mich, wobei ich das nie verlangt habe und auch selbst handeln kann, wenn es mir zu bunt wird.

So hatte mein Schwager mal absurde Forderungen und wenn ich denen nachgekommen wäre, dann hätte ich mich auch ausgenutzt fühlt. Das ist einer von der Sorte, der immer nur nimmt und wenn er mal geben soll, dann hat er plötzlich keine Zeit. Aber da weiß ich auch, wie ich mit dem umgehen muss und kann das Problem selbst lösen. Nur weil es die Schwiegerfamilie und nicht die leibliche Familie ist, wüsste ich nicht, warum man nicht den Mund aufmachen können sollte, wenn einen etwas stört.

Wenn man von der Person abhängig ist, weil sie die Kinder hütet oder durch andere Kleinigkeiten, ist das natürlich etwas anderes. Aber vielleicht sollte man dazu sagen, dass ich von keiner der beiden Familien in irgendeiner Weise abhängig bin, da fällt es mir natürlich leichter, den Mund aufzumachen, weil ich eben nichts kaputt machen würde.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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