Bei einem Mann voraussetzen, dass dieser hart im nehmen ist?
Eine Freundin erzählte jetzt, dass sich ihr Mann bei Arbeiten zu Hause in der Garage am Auge verletzt hätte. Ihm ist wohl etwas ins Auge geflogen, was er selbst nicht entfernen konnte. Er musst damit wohl zu einem Augenarzt, der den Partikel heraus fräsen musste. Meine Freundin meinte, dass dies für ihren Mann eine Katastrophe gewesen wäre. Er hätte furchtbare Angst vor Ärzten und es wäre daher für ihn auch total schlimm gewesen, sich beim Augenarzt behandeln zu lassen.
Meine Freundin sollte ihm dann auch mehrmals am Tag Augentropfen ins Auge geben. Denn ihr Freund könnte das nicht. Es waren wohl Bepanthen-Tropfen, die nicht brennen oder ähnliches. Allerdings hat ihr Freund wohl ein riesen Theater abgehalten, als sie ihm die Tropfen verabreicht hatte. Er hätte gejammert und gezuckt und hätte das Auge nicht öffnen wollen und und und. Es war also wohl nicht gerade lustig ihn zu verarzten.
Eine andere Freundin meinte, dass sie gar nicht verstünde wie er sich so anstellen könnte. Er wäre doch immerhin ein Mann. Gerade von einem Mann hätte sie so ein Gebaren nicht für möglich gehalten. Es wäre etwas anderes, wenn es sich um eine Frau handeln würde, da wäre es ja noch nachvollziehbar. Ich konnte diese Aussage nicht wirklich nachvollziehen. Für mich ist das wieder ein typisches Klischee, genauso, dass Männer nicht weinen dürfen.
Ich denke durchaus, dass auch Männer so wehleidig oder sensibel sein können oder sich eben auch durchaus so anstellen können, wenn sie irgendwas haben. Ich würde nicht sagen, dass dies typisch Frau ist und sich für einen Mann nicht gehört.
Setzt ihr bei einem Mann immer voraus, dass diese hart im nehmen sind und einiges verkraften können? Könnt ihr da auch nicht nachvollziehen, wenn sich ein Mann so anstellt, weil er eine Verletzung oder ähnliches hat? Würdet ihr das Verhalten auch eher einer Frau zuschreiben und bei ihr eher verstehen?
Die Menschen sind nun mal verschieden und jeder reagiert anders. Der Unfall war schließlich nicht nur mit einem Schreck sondern auch einem Schmerz verbunden. Die spätere Behandlung war sicher auch unangenehm. Nun handelt es sich hier, völlig abgesehen, ob Mann oder Frau, um einen eher ängstlichen und schmerzempfindlichen Menschen. Da ist die Weiterbehandlung eben etwas komplizierter.
Wem das nun passiert ist,wäre mir völlig egal. Ich würde halt Anteil am Leid des Menschen nehmen. Zu behaupten, Männer wären weder wehleidig und sensibel, Frauen dafür eher, ist sicher etwas oberflächlich. Wäre mir nie in den Sinn gekommen. Ich wäre immer bei dem, der Schmerzen hat, völlig abgesehen vom Geschlecht.
Ich habe zu viele "Männergrippen" erlebt, als dass ich noch allen Ernstes voraussetzen könnte, dass Männer geschlechtsbedingt härter im Nehmen sind als Frauen. Erst neulich habe ich mich aus aktuellem Anlass auch wieder gefragt, was das wohl für ein Leben sein muss, in dem man so gut wie nie die Erfahrung macht, wie es ist, unter krampfartigen Schmerzen und Blutungen mit unbewegter Miene ein wichtiges Gespräch mit dem Chef zu führen. Ein weiblicher Körper härtet meiner Meinung nach den Geist schon eher ab als das wartungsfreundlichere männliche Modell, welches dafür früher und gründlicher auseinanderfällt.
Aber Spaß beiseite: Geschlechter-Stereotype helfen niemandem weiter. Ich setze eine gewisse Resilienz dagegen bei beiden Geschlechtern voraus und habe definitiv wenig Geduld mit Wehleidigkeit. Dass jeder eine andere Schmerzschwelle und unterschiedliche Erfahrungen mit Schmerzen hat, kann ich noch verstehen, aber bei Pipifax wie Augentropfen würde ich den Pflegedienst sehr schnell einstellen.
Andererseits stelle ich es mir schon auch als hoch unangenehm vor, sich einen Fremdkörper aus dem Augapfel "fräsen" zu lassen und finde es schon ein bisschen anmaßend, von jemandem mit dem Hinweis auf seinen Penis zu erwarten, dass er das Ganze stoisch erträgt. Ich weiß ja auch nicht, ob die Dame sich in diesem Fall wirklich viel eleganter angestellt hätte. Gerade im Gesicht sind viele Menschen empfindlich, da der Weg zum Gehirn hier nicht mehr weit ist. Für mich hat das nichts mit dem Geschlecht zu tun.
Ich habe nur einen kleinen Kratzer auf der Hornhaut und diese Verletzung war extrem schmerzhaft, von daher kann ich jeden verstehen, der sich bei einer Verletzung am Auge etwas "anstellt". Und es ist eigentlich normal, dass man die Augen schließen möchte wenn da etwas rein getropft werden soll. Die Leute, die regelmäßig Tropfen nehmen müssen oder Kontaktlinsen tragen mussten sich diesen Reflex auch erst mal abtrainieren.
Das Thema Geschlechterklischees hatten wir haben wir ja hier schon oft gehabt und kommen immer zu dem Schluss, dass man keine allgemeingültigen Aussagen machen kann und Klischees eben genau das sind - Klischees. Ich kenne im realen Leben tatsächlich fast niemanden mehr, der regelmäßig in die Klischeekiste greift wenn es um Geschlechterrollen geht und dachte eigentlich, dass diese Spezies Mensch zumindest in meiner Generation am Aussterben ist.
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