Bei Einarbeitung Ordner anlegen, zum Lernen zu Hause?

vom 28.02.2018, 15:59 Uhr

Wir haben seit Januar eine neue Kraft bei uns, die noch eingearbeitet werden muss. Sie ist wirklich sehr fleißig und mir wurde gesagt, dass sie sogar ganze Ordner angelegt hätte mit vielen handschriftlichen Notizen, damit sie bei Bedarf nachschlagen kann. Sie würde den Ordner sogar mit nach Hause nehmen, um den Inhalt zu Hause zu üben, zu wiederholen und zu verinnerlichen.

Habt ihr euch auch schon bei der Einarbeitung einen Ordner angelegt, um zu Hause den Inhalt lernen zu können? Findet ihr das angemessen oder total übertrieben? Wie würde auf euch so ein neuer Kollege wirken? Macht das auf euch einen positiven Eindruck oder hat das eher einen negativen Streber-Beigeschmack?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Einem neuen Mitarbeiter muss natürlich Zeit zum Einarbeiten während der regulären Arbeitszeit zur Verfügung gestellt werden. Aber ich kann verstehen, wenn man dies auch zu Hause fortführt.

Dafür kann es natürlich verschiedene Gründe geben:
- der Job ist einem sehr wichtig und man möchte gut sein und schnell vollständig einsatzfähig
- man merkt selbst das man Defizite hat, die man schnell aufholen möchte
- großes, vielleicht auch privates Interesse an einem Thema

» Maysen » Beiträge: 475 » Talkpoints: 55,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es ziemlich ungerechtfertigt und abwertend, wenn jeder, der ein wenig mehr Fleiß und Arbeitsmotivation an den Tag legt, gleich als Streber, Schleimer oder sonstiges betitelt wird. Es mag auch Leute geben, die sich durch solch eine Haltung positiv hervorzuheben und Kollegen auszustechen versuchen, aber im Gegenzug sind manche Menschen auch einfach ehrlich interessiert und bemüht; und das ist in meinen Augen eher wert zuschätzen als zu belächeln. Miesgelaunte, chronisch mit ihrem Job und Leben unzufriedene Angestellte gibt es schon mehr als genug.

Bei meiner Einarbeitung habe ich mir durchaus auch ein paar Notizen gemacht, damit ich mir in Momenten, wo nicht gleich ein erfahrenerer Ansprechpartner zur Verfügung steht, erst einmal selbst helfen kann. Diese Notizen habe ich zwar nicht wie Französisch-Vokabeln auswendig gelernt, aber in einem Ordner in mein Büro gelegt, sodass ich darauf zurückgreifen konnte. Kamen Situationen auf mich zu, wo ich die Hauptverantwortung zu tragen hatte und schnell reagieren musste, dann habe ich diese manchmal noch zur Rückversicherung überflogen. Auch sammele ich in dem Ordner beispielsweise wichtige Netzwerkkontakte, Nummern oder hilfreiche Arbeitsanweisungen. Mir dient er als Nachschlagewerk und Erfahrungsschatz, und ich sehe auch nichts falsches daran, mir so etwas zusammenzustellen, um mir die Arbeit zu erleichtern.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich finde es total unsympathisch, mit welch negativem Unterton das Engagement der neuen Kollegin beschrieben wird. Wenn ich an meine Ausbildung zurück denke, dann hatten wir in der Zeit einige neue Assistenten, die sich die Handlungsweise bei uns im Betrieb genau notiert haben und im Bereitschaftsdienst immer wieder durch die Zimmer gegangen sind und sich den Inhalt aller Schränke eingeprägt haben.

Die waren zügig und vor allem zuverlässig eingearbeitet und die wussten schnell, was sie taten. Und dann kam M. M. hatte das nicht nötig. Und weil der Chef und die anderen Assistenten langsam ungnädig wurden, mussten nach sechs Wochen die Azubis ran. M. brauchte ständig Hilfe, M. wusste immer noch nicht, was zu tun ist.

Und wenn M. Bereitschaftsdienst hatte, dann musste M. immer nachfragen. Nach vier Monaten mit M. hatten alle Azubis einen Anrufbeantworter, weil ständige Hilferufe in der Nacht sowohl die eigene Arbeitsleistung, als auch die Beziehung sehr negativ beeinflussen. Nach fünf Monaten war M. Geschichte, die Probezeit hat M. nicht überstanden und den Knick in der Karriere konnte M. in den letzten 25 Jahren nicht kompensieren.

Mich interessiert nicht, was andere machen, wenn es funktioniert. Und den Versuch, die Anforderungen der neuen Tätigkeit zu erlernen, würde ich nicht als Strebertum, sondern als Teil des Jobs betrachten. Und wie jemand anderes seinen Job macht, das ist seine Sache. Ich habe echt ein eigenes Leben und bin nicht darauf angewiesen, mein tristes Dasein über Abwertung anderer aufzuwerten.

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wenn ich eingearbeitet werde, lege ich in einer neuen Firma auch immer einen Ordner an, in dem ich mir jede Kleinigkeit eintrage. Ich mache sogar noch mehr und notiere mir etwas zu den Kollegen. Ich habe nämlich ein schlechtes Personengedächtnis und notiere mir daher zu jedem Namen einige Merkmale wie Statur oder Haarfarbe. Das nehme ich dann auch mit nach Hause. :lol:

Ich denke, jeder hat eine andere Art, mit der Einarbeitung umzugehen. Einige können sich vielleicht Vieles merken und müssen keine ganzen Ordner anlegen. Wenn man aber gut mit so einem Ordner fährt, bleibt es ja der Person selbst überlassen. Streberhaft finde ich das aber nicht. Ich bin zum Beispiel jemand, der Dinge schnell versteht, aber einfach ein unglaublich mieses Gedächtnis hat. Ohne den Ordner würde ich nicht klar kommen und die Einarbeitungszeit würde wohl doppelt so lange dauern.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe mir noch nie einen Ordner mit Informationen anlegen müssen. Sicherlich gab es Informationen, die ich mir mal notiert habe, aber da haben meistens 2 Zettel ausgereicht und die habe ich dann nicht auswendig gelernt, sondern liegen lassen und dann genutzt, wenn ich es gebraucht habe. Ich versuche mir Dinge eher so einzuprägen, andere Dinge damit zu verbinden. Beispielsweise eine Frau, mit einem roten Kleid und einer lauten Lache. So versuche ich immer gleich Verbindungen zu schaffen zu den Dingen, die mir erklärt werden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Cappuccino hat geschrieben:Ich denke, jeder hat eine andere Art, mit der Einarbeitung umzugehen. Einige können sich vielleicht Vieles merken und müssen keine ganzen Ordner anlegen. Wenn man aber gut mit so einem Ordner fährt, bleibt es ja der Person selbst überlassen.

Ich glaube, dass nur die wenigsten wirklich verstanden haben, worum es in meinem Beitrag wirklich geht. Es geht nicht primär um den Ordner und das Anlegen eines solchen an sich. Gedächtnisstützen braucht jeder. Die Frage ist doch eher, ob man damit zu Hause in der Freizeit lernt oder ob man sich nur während der Arbeitszeit mit dem Inhalt des Ordners beschäftigt. Denn so gesehen wird das ja auch nicht bezahlt, wenn man sich in der Freizeit mit Arbeitskram beschäftigt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass fast jeder bei der Einarbeitung in einen anspruchsvollen Beruf sich auch erst einmal zu Hause in irgendeiner Weise mit seiner neuen Arbeit beschäftigt, sei es durch Notizen in einem Ordner, durch Lesen von passenden Fachzeitschriften oder durch gedankliche Nacharbeit des Tagesgeschehens. Erst später kann man zu Hause wirklich abschalten oder auch nicht, das hat aber mit Strebertum in der negativen Art, wie es üblicherweise verstanden wird, absolut nichts zu tun. Die erste Zeit in einem Beruf ist fast immer stressig und das Anlegen eines Ordners mit Notizen gibt der neuen Mitarbeiterin vielleicht Sicherheit und hilft den Stress abzubauen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 06.03.2019, 08:36, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich finde es nachvollziehbar, sich auch zuhause, also nach der Arbeit mit dem Stoff zu beschäftigen. Das habe ich bisher zwar nicht mit dem Arbeitsmaterial gemacht, aber dafür mit der Namensliste. Angenommen, man beschäftigt sich ausschließlich während der Arbeitszeiten damit, geht ja auch Arbeitszeit damit verloren, dass man immer wieder im Ordner nachschlagen und sich Dinge in Erinnerung rufen muss. Da ist es schon besser für die effiziente Arbeit, sich abends nochmal mit dem Sachverhalt zu beschäftigen. So haben es Freunde mit anspruchsvollen Jobs jedenfalls auch gemacht. Das geht ja nicht das ganze Berufsleben so, aber zumindest in den ersten drei Monaten finde ich es nicht ungewöhnlich.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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