Aus Unsicherheit sich mit Fremdgehen das Ego stärken?

vom 08.11.2017, 09:28 Uhr

Ich kenne einige Menschen, sowohl Frau als auch Mann, die schon einmal oder mehrfach fremdgegangen sind. Dabei kommen wirklich die komischsten Erklärungen für ihre Fauxpas ums Eck, aber letztens meinte ein Familienmitglied den Vogel komplett abzuschießen.

Er sagte, dass er seine frische und aktuelle Partnerin nur betrogen habe, weil er sich so unsicher fühlte. Sie sei ja so hübsch, gebildet und erfolgreich im Berufsleben, dass ihn all das zu seiner Situation verunsichert hat.

Aufgrund dieser Verunsicherung, die er nicht seiner Partnerin mitteilen wollte, aus Angst, ging er dann mit einer anderen Dame ins Bett. Dabei handelte es sich um eine Dame, die bei Weitem nicht so gebildet, erfolgreich und ähnliches war, wie seine Partnerin, um sich dort natürlich als den „Stecher“ oder der „Hecht“ präsentieren zu können.

Doch mal im Ernst, ich habe diese Aussage auch schon einmal bei „Paula kommt“ oder anderen Formaten mitbekommen. Fremdgehen aus Unsicherheit kann das wirklich die neuste Begründung sein oder zeigt das wieder nur auf, dass jemand nicht um Ausreden verlegen ist? Würdet Ihr dieser Begründung glauben oder weiterhin das Thema abharken?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das ist doch eigentlich eine ganz gute Analyse. Die wenigsten Leute werden fremdgehen weil sie von ihrem Partner täglich gesagt bekommen wie geil sie sind. Das hat schon etwas mit dem Ego zu tun, dass einem die Aufmerksamkeit gefällt und man das einfach ausleben möchte um gestärkt zu werden. Das ist doch oft so und keine Seltenheit, wobei man dann einfach auch andere Ausreden bringt, glaube ich.

Ein bisschen schade finde ich es schon, dass das in deinem Umfeld normal zu sein scheint, dass man sich betrügt. Würde mir das jemand erzählen würde ich ihm eine Standpauke halten und nicht noch fragen warum das geschehen ist. Eine Analyse bringt doch auch nichts mehr, wenn es schon zu einem Vorfall kam.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wenn man solche Selbstzweifel und so ein geringes Selbstwertgefühl hat, dann sollte man meiner Meinung nach erst einmal daran arbeiten, bevor man eine Beziehung mit jemand anderem angeht. Es heißt ja immer, dass man nur dann eine funktionierende und glückliche Beziehung führen kann, wenn man sich selbst akzeptiert und liebt. Dem stimme ich absolut zu und dann kommt es auch gar nicht erst dazu, dass man fremdgehen will, um sich irgendwo anders Bestätigung zu holen.

Wenn man so viele Baustellen an sich selbst hat, sollte man sich doch erst einmal darum kümmern, bevor man sich nach einer Partnerschaft umsieht. Dass die Freundin gebildeter und hübscher ist als der Kerl, ist ja nicht ihr Problem und ihre "schuld", sondern seine. Anstatt sich schlecht zu fühlen, dass er seiner Freundin nicht das Wasser reichen kann, sollte er stolz auf sie sein und so weit an seinem Selbstwertgefühl arbeiten, dass er sich selbst als gleichwertiger Mensch in der Beziehung sieht.

Passiert das nicht, wird die Beziehung nie funktionieren. Wer immer nach Bestätigung lechzt, hat doch einfach nur ein Problem mit sich selbst. Ich finde es generell fürchterlich, sein Selbstwertgefühl durch andere steigern zu wollen und wenn es dann auch noch den eigenen Partner trifft, der dadurch hintergegangen wird, ist es das Letzte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Wenn das Fundament deines Selbstwertgefühls darin besteht, als "Stecher" oder "Hecht" zu gelten, ist es natürlich kontraproduktiv, schön monogam in einer Zweierbeziehung vor sich hin zu existieren. Ich bin beileibe nicht der Ansicht, dass monogame Zweierbeziehungen, am Besten noch im katholischen Sinne zum Zwecke der Erzeugung biologischer Nachkommen, die alleinseligmachende Art darstellen, seinen Sexual- und Beziehungstrieb auszuleben, aber es müssen eben alle Beteiligten einverstanden sein. Und das ist bei "Fremdgehen" per definitionem nicht der Fall.

Ich finde also die Erklärung ganz logisch, dass jemand "fremdgeht", der seine Identität und seinen Selbstwert an seinen sexuellen Erfolgen festmacht. Aber das heißt ja nicht, dass ich so ein Verhalten in einer monogamen Beziehung als Partner oder Partnerin automatisch gutheißen muss. Verstehen ist nicht gleichbedeutend mit Verständnis haben. Und langfristig wäre mir so eine Type sowieso zu anstrengend: Früher oder später ist es nämlich vorbei mit der Stecherei, und wenn man keine Persönlichkeit außer "geiler Hengst" hat - was mache ich mit dem nassen Sack, der dann noch übrig ist?

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde Fremdgehen verwerflich und muss sagen, dass ich diese Begründung für ziemlich lächerlich halte. Es gibt keine Rechtfertigung für Betrug in einer Beziehung. Wenn jemand unsicher ist, sollte er oder sie das mit dem Partner oder der Partnerin besprechen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

Fremdgehen aus Unsicherheit ist in erster Linie ein Zeichen dafür, dass die Person ein tiefes Problem mit sich selbst hat und nicht bereit ist, es anzugehen. Es ist auch eine Form der Selbsttäuschung, da die Person denkt, dass sie ihre Unsicherheit durch das Betrügen überwinden kann, was in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Die meisten Menschen, die betrogen wurden, würden diese Begründung wahrscheinlich nicht akzeptieren.

In Beziehungen geht es um Vertrauen, Offenheit und Respekt. Wenn jemand unsicher ist, sollte er oder sie in der Lage sein, darüber mit dem Partner oder der Partnerin zu sprechen, anstatt ihn oder sie zu betrügen. Wenn die Unsicherheit zu groß ist, kann es sein, dass die Beziehung nicht die richtige ist oder dass man eine Pause braucht, um an sich selbst zu arbeiten.

Letztendlich sollte jeder für seine Handlungen die Verantwortung übernehmen und nicht versuchen, sie durch Ausreden zu rechtfertigen. Wenn jemand fremdgeht, verletzt er oder sie das Vertrauen des Partners oder der Partnerin und beeinträchtigt die Beziehung. Eine aufrichtige Entschuldigung und Bereitschaft, das Vertrauen wieder aufzubauen, sind der einzige Weg, um aus dieser Situation herauszukommen.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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