Aufgrund von Träumen und Idealen bestimmte Dinge kaufen?
Kürzlich las ich einen Artikel über Konsumverhalten und wie sehr Träume, Wünsche und Idealvorstellungen unserer selbst uns zum Kauf von eigentlich nicht benötigten Dingen treiben. Im ersten Moment dachte ich, dass das auf mich nicht zutrifft, aber bei längerer Überlegung kam ich zum Schluss, dass das zumindest früher schon ein nicht bewusster Aspekt gewesen sein wird.
Zugegeben habe ich dies bewusst in meinen Kaufentscheidungen nie so in Betracht gezogen, aber vermutlich ist doch etwas daran, vielleicht sogar noch mehr als mir gemeinhin bewusst ist. Egal welches Kleidungsstück man kauft, meist hat man ja eine bestimmte Vorstellung, wie man darin aussehen wird und zu welchem Anlass man es tragen möchte.
Und manchmal kauft man dann eben auch Dinge, die man eigentlich niemals braucht. Das viel zu auffällige Teil, für das man niemals die Gelegenheit bekommen wird, aber man kann sich eben so schön ausmalen, wie man darin aussehen könnte. Früher hat mich das veranlasst, eine ganze Armada an untragbaren High Heels oder schicken Oberteilen zu kaufen, die vor dem Spiegel toll aussahen. Und oft hatte ich auch eine gewisse Traumvorstellung, wie ich dieses Teil trage.
Oder auch manche Bücher, weil sie gemeinhin als Literatur gelten, man aber privat vielleicht gar nicht der Mensch ist, der hochwertige Literatur liest, sondern sich lieber der profanen Belletristik hingibt. Die ganzen Obstbäumchen auf dem Balkon, weil man sich selbst als naturverbundenen Menschen sieht oder empfinden möchte, obwohl man eigentlich in Wahrheit den braunen Daumen hat. Oder der tiefrote Nagellack, weil man gerne so etwas wie eine Femme Fatale wäre, aber im Alltag doch eher der praktische Typ ist. Die Liste ist endlos.
Wann ging es euch so, dass ihr Dinge gekauft habt, die ein unerfülltes Ideal eurer selbst erfüllen sollten? Wo und wann habt ihr gemerkt, dass ihr eben doch niemals dieser Typ sein werdet?
Ich kann schon nachvollziehen was du meinst. Mir ging es da schon ähnlich. Gerade auch was Kleidung angeht. Ich habe auch einige Oberteile gehabt, bei denen ich immer dachte, dass ich sie sicher mal zu einer Party oder für einen Discobesuch anziehen könnte, aber es ist immer beim könnte geblieben. Auch bei Kleidern habe ich das schon gehabt, dass ich mir ein schickes Kleid gekauft habe und dachte, dass sich schon irgendwann ein Anlass bieten würde, um es tragen zu können. Aber für Hochzeiten und ähnliches, war es dann doch eher nicht so das passende.
Ich habe diese Dinge dann auch gekauft, weil ich sie schön fand und eben auch fand, dass sie mir gut standen und ich gut darin aussah. Auch bei Make Up hatte ich dies schon bei einer Farbe. Ich dachte, dass ich mal etwas anderes wage und dann habe ich diese Farbe doch nie benutzt, weil sie mir zu auffällig und anders war. Allerdings denke ich, dass dies meist eher typisch für Frauen ist. Ich denke, dass Männer so etwas eher nicht machen. Zumindest habe ich das noch nie bei Kleidung beobachten können.
Ich kann das nicht so ganz nachvollziehen, denn ich war schon immer rational was das betroffen hat und habe mir überlegt bevor ich etwas gekauft habe und mich nicht Träumen und Wünschen hingegeben. Damals lag es vor allem am schmalen Geldbeutel, dass ich mir keine 100 Schuhe in den Schrank stellen konnte oder auch Fehlkäufe erlauben konnte. Das hat doch schon sehr geprägt und wenn man damit knapp haushalten muss, dann kommt es zu solchen Dingen vermindert oder auch gar nicht.
Ich sehe mich nicht als Naturfreund an, dennoch habe ich auch einen Garten mit den Obstbäumen stehen. Den Garten habe ich mir für meinen Sohn gewünscht und der Rest war einfach mit dabei, als es gekauft worden ist und ich finde es schon praktisch und auch nett, dass man zur passenden Jahreszeit nicht erst in den Supermarkt traben muss wenn man einen Apfel oder eine Birne haben möchte. Meinen Rasen mähe ich aus der Pflicht heraus, nicht weil ich es total toll finde und ich werde auch nie dazu gehören, dass ich mit Nagelschere und Lineal im Rasen robbe damit er perfekt ist.
Klamotten das gleiche, ich kann es an zwei Händen abzählen was ich besitze und auch trage. Einmal die Woche ist alles durch und wird auch alles benutzt, wenn etwas kaputt ist, dann wird es ausgetauscht. Bevor ich mir ein Kleid für einen Anlass kaufe, dann miete ich es mir oder verzichte komplett darauf, da ich mich in den Dinger nicht wohl fühle und es wie eine Maskerade ansehe.
Ich bin wie ich bin, und ich liebe es im Dreck zu spielen, mag es mit Schmierigen Händen am Auto zu basteln und an anderen Dingen. Daran habe ich Freude und das ist so, auch wenn ich damit für viele zu männlich wirke und auch abschrecke damit. Klar in dem Bereich habe ich einiges was ich auch kaufe, aber auch da mache ich mir Gedanken ob ich es brauche und wenn nicht, dann wird es nicht gekauft sondern geliehen. Träume habe ich auch, aber diese sind doch eher an die Realität angelehnt als reines Wunschdenken wenn sich die 200 Kilogramm Gazelle in ein Kleid der Größe 0 vorstellt und sich das dann kauft und in den Schrank hängt.
Ich muss sagen, dass ich dieses Verhalten von mir selber auch so gar nicht kenne, dass ich dann Sachen kaufe, die ich nicht wirklich nutze, nur weil ich es im Kopf habe, wie gut ich damit aussehe oder etwas in der Art. Ich habe durchaus im Geschäft auch mal Kleidungsstücke, bei denen ich denke, dass sie toll aussehen und mir auch gut gefallen.
Aber bei außergewöhnlichen Kleidungsstücken stelle ich mir dann direkt die Frage, zu welchem Anlass ich das Teil wohl tragen würde. Wenn mir dann kein Anlass einfällt, der sicher in der nächsten Zeit stattfindet, dann lasse ich das Teil hängen, auch wenn ich es noch so toll finde. Ich kaufe sehr bewusst ein und wenn ich ein Teil zwar schön finde, es aber nicht meinem Typ entspricht, dann lasse ich es hängen, weil ich es auch sofort bemerke, dass es nicht zu mir passt.
Vieles wird sicher mit unterbewussten Entscheidungen zu tun haben, da sind Argumente nach dem Motto "ich kenne das bei mir ja überhaupt gar nicht" natürlich völlig unangebracht, denn wenn man so ein irrationales Verhalten immer erkennen könnte, würde sich niemand so verhalten.
Tatsache ist doch, dass wir die meisten Dinge, die wir kaufen, nicht benötigen. Der Bedarf wird künstlich erzeugt von der Industrie und natürlich spielen dabei Träume und Ideale eine große Rolle. Das betrifft auch Dinge, die man dann sehr wohl verwendet. Aber vielleicht hätte man sich ohne die Werbung, die ein sportliches, modernes, unabhängiges Image zeigt, für ein anderes Auto entschieden oder man hätte sich einen beliebigen Kaffee gekauft und nicht den, der total angesagt ist bei den Instagramschönheiten.
Ich habe noch nie ein Kleidungsstück gekauft nur wegen einer Wunschvorstellung. Ich habe aber schon einen Terminkalender in Buchform gekauft in vollem Optimismus, dass ich das Teil regelmäßig verwenden und voll schreiben würde, aber hinterher wurde das Teil doch kaum genutzt, weil ich einfach zu faul dazu gewesen bin. Ich habe das gerade zu Studienzeiten für eine sinnvolle Investition gehalten und dachte, dass ich dann regelmäßig reinschreiben würde, was wir gemacht haben, welche Hausaufgaben es gab, welche Fristen einzuhalten sind etc.
Im Endeffekt war es aber so, dass ich die Hausaufgaben und dergleichen immer in den Collegeblock geschrieben habe zu den anderen Notizen der jeweiligen Stunde oder aber ich habe das auf die Schnelle als Notiz im Smartphone gespeichert. So ging das dann eine längere Zeit, bis ich irgendwann gar keine Kalender mehr gekauft habe. Denn auch wenn ich die Kalender immer stark reduziert gekauft habe, hat so eine Anschaffung auf die Dauer keinen Sinn
Klar doch!
Das Prinzip des Kapitalismus basiert doch darauf, dass sich Leute Dinge und Dienstleistungen kaufen, die sie an sich nicht "brauchen", die aber irgendwelche immateriellen Bedürfnisse erfüllen, wie zum Beispiel das nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Anerkennung und gesellschaftliche Positionierung, oder auch Romantik, Abenteuer und so weiter. Mir kann keiner einreden, dass ein moderner Bürger eines Industrielandes wirklich vor allen Anfechtungen dieser Art gefeit ist und tatsächlich nur das kauft, was er oder sie "braucht".
Dabei geht es ja gar nicht um 500 Paar Schuhe oder eine fette Rolex nach der anderen. Auch wenn man sich nur eine Vase für fünf Euro ersteht, weil die sich so gut auf der Kommode macht, hat man schon Geld für ein Ideal ausgegeben, nämlich das von einem ästhetisch ansprechenden Wohnumfeld, wo es eine Matratze in der Zimmerecke und ein paar Kisten zum Sitzen doch auch tun würden. Viele Leute auf der Welt haben weniger.
Oder wenn man für Hobbys Geld ausgibt, auch wenn man nie mit Malen oder Saxofonspielen sein Geld verdienen wird, läuft man ja auch einem "sinnlosen" Ideal hinterher. Und bevor man sich auch nur ein gebrauchtes Kleidungsstück für einen bestimmten Anlass kauft, könnte man doch eigentlich gleich in Jeans und Holzfällerhemd ausrücken. Tante Erika wird davon auch nicht wieder lebendig. Oder man bleibt daheim und gibt gar kein Geld aus.
Sprich, wenn man sein Konsumverhalten streng nach rationalen Grundsätzen ausrichtet und zu Ende denkt, blieben ein paar gebrauchte Kleidungsstücke gegen die Kälte und grundlegende Lebensmittel plus Vitamintabletten gegen die Mangelerscheinungen. Und ich kenne zwar viele Leute, die behaupten, gar nie nicht sinnlos Geld auszugeben, aber andererseits dann wieder doch niemanden, der tatsächlich freiwillig ein Leben führt, in dem nur die physischen Bedürfnisse befriedigt werden.
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