Auch nach der Schulzeit noch Kontakt zu den Lehrern pflegen?

vom 01.12.2014, 00:10 Uhr

Mich würde es einmal interessieren, ob es vielleicht Lehrpersonen gibt oder Dozenten oder ähnliche übergeordnete Personen in der Schule oder im Studium, zu denen ihr immer noch Kontakt habt, mittlerweile eben auf freundschaftlicher Basis?

Meine Mutter hatte bereits zu Internatszeiten eine besondere Freundschaft zu einer Nonne aufgebaut, die ihr dann auch gewisse Privilegien erlaubte. Sie war einfach eine Art wie eine eigene Tochter für die Nonne.

Auch Jahre nach der Schule traf sich meine Mutter immer mit ihr und eine Zeit lang habe ich ihr sogar Briefe geschrieben. Das "du" hat sie jedoch meiner Mutter nie angeboten. Trotzdem war es eher freundschaftlich, wie die beiden miteinander umgegangen sind.

Geht das überhaupt, kann man eine freundschaftliche Atmosphäre aufbauen, wenn man dann nicht mehr schutzbefohlen ist? Ist es nicht ungewöhnlich, die Person, der man früher untergeordnet war, nun gleich gestellt zu sein, wie man eben selber? Auf einmal "du" zu dieser Person zu sagen und sie nicht mehr mit "Sie" anzusprechen?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe noch Kontakt zu einer ehemaligen Lehrerin von mir. Ich hatte sie in der 10. Klasse als neue Lehrerin bekommen und wir hatten anfangs einen ganz guten Draht zueinander. Da entwickelte sich dann auch ein Privatkontakt, den ich allerdings ordentlich verbockt habe, weil ich überhaupt nicht zurecht kam - nicht mit der ganzen Situation, nicht mit der Tatsache, dass sie mich recht schnell sehr gut kennen gelernt hatte und am allerwenigsten mit mir selber. Ich war ihr gegenüber ganz schön feindselig und unfair. Wir sind dann knappe zwei Jahre schweigend in der Schule aneinander vorbei gelaufen, bis ich irgendwann, kurz vor dem Abitur, zur Vernunft kam und sie zum Gespräch bat.

Letztlich entwickelte sich daraus erneut ein netter Kontakt. Wenn wir mal in der jeweils anderen Stadt sind und Zeit haben, treffen wir uns auch mal. Ansonsten schreiben wir öfter mal Briefe oder Mails. Das schöne an diesem Kontakt ist, dass es eine schöne Mischung aus Oberflächlichkeit und Vertrautheit gibt und auch sie - was mir damals noch völlig absurd erschien - mir von persönlichen Zweifeln, Sorgen und Problemen berichtet.

Das "du" hat sie mir nicht angeboten. Was insofern ganz witzig ist, weil sie zwar mit mir redet wie mit einer ganz normalen Freundin und auch ihre Schriften immer mit ihrem Vornamen unterschreibt. Ich denke auch nicht, dass sie ernsthaft etwas gegen das Du hätte, weil sie ein sehr offener Mensch mit vielen Freunden und Bekannten ist. Aber ich kenne mich -und sie mich wahrscheinlich auch- gut genug, um zu wissen, dass mir das dann schon wieder zu viel wäre und mich überfordern würde.

Ich habe nämlich tatsächlich ein Problem mit dieser Kombination. Sie war für mich immer eine Lehrerin, wenn auch eine die ich sehr schätzte. Heute schätze ich sie eben mehr menschlich, aber diese Distanz die einfach auf Grund der ehemaligen Schüler-Lehrer-Beziehung herrscht, ist das, was den Kontakt so angenehm macht. Ich bin wahrlich keine einfache Person und das Beste was man mit mir tun kann, ist es, einen oberflächlich distanzierten Kontakt mit gelegentlichen Ausflügen ins Vertraute zu pflegen, damit ich nicht in ein Verhalten verfalle, was uns allen das Leben erschwert.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Für mich käme das nicht in Frage. Keiner von meinen früheren Lehrern oder Lehrerinnen war für mich so interessant und prägend, dass ich mir überhaupt Kontakt wünschen würde, egal in welcher Form. Ich habe da auch nichts vermisst oder so. Ich habe mal auf einem Kongress meine frühere Leistungskurs-Lehrerin getroffen, aber gesprochen habe ich sie nicht, dazu war einfach zu viel los.

Was ich dagegen aber schon mache ist, dass ich Kontakte zu ehemaligen Professoren pflege, weil ich eben weiß, dass mich das beruflich weiterbringen wird, weil es das bisher schon gut getan hat. Es hat eben auch Vorteile, wenn man ein Mentee bzw. Protege ist und von den Erfahrungen und Kontakten von gewissen Leuten profitieren kann.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe weder Kontakt zu irgendwelchen ehemaligen Lehrern, noch zu Professoren. Für mich kam das auch ehrlich gesagt nie in Frage. Zu keinem meiner Lehrer war das Verhältnis nämlich so gut, dass ich nun unbedingt noch privaten Kontakt hätte haben wollen. Die meisten meiner Lehrer waren okay, einige mochte ich hingegen gar nicht.

Es gab nun auch nie Situationen, in denen sich ein freundschaftliches Verhältnis hätte ergeben können. Und einfach so den Kontakt zu suchen, fände ich auch merkwürdig. Ich bin mir sicher, dass sich die meisten meiner Lehrer schon direkt nicht mehr an mich erinnern konnten, nachdem ich die Schule beendet hatte. Ich wüsste auch nicht, was mir so ein Kontakt bisher auch gebracht hätte, so dass es gut so ist, wie es ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Für mich haben die Kontakte auch geendet, als ich eben die Schule verlassen habe. Ich finde es auch normal, dass man anschließend eher keinen Kontakt mehr zu den Lehrern hat. Da wart man sicherlich besser ein professionelles Verhältnis, dass sich auf die Unterrichtszeit beschränkt. Ich habe nach der Schulzeit schon mal zufällig den ein oder anderen Lehrer gesehen oder getroffen, aber das ist ja etwas anderes. Es gab da keinen Lehrer, mit dem das Verhältnis so gut war, dass der Kontakt aufrecht erhalten wurde.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich habe bis heute Kontakt zu meiner Klassenlehrerin aus der Grundschule. Wir telefonieren regelmäßig und sehen uns mindestens einmal im Jahr. Früher hat sie mich zu jedem Meilenstein wie Abitur, Studienabschluss, wichtiger Jobwechsel oder Geburt zum Essen eingeladen. Heute ist sie neunzig Jahre alt und logischerweise weniger umtriebig und mobil. Wenn sie nicht mehr sein wird, wird sie mir sehr fehlen. Die hat mein Leben länger begleitet als meine Mutter. Mit einem ehemaligen Lehrer vom Gymnasium bin ich noch viele Jahre spazieren gegangen, gemeinsame Hunderunde halt.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich sehe zwei ehemalige Lehrer einmal im Jahr, wenn wir unser informelles Klassentreffen vor Weihnachten in unserer Lieblingskneipe abhalten. Die haben damals ihr Referendariat an meiner Schule gemacht als ich in der Oberstufe war, sind also nicht so viel älter als ich. Es war einfach klar, dass wir in Kontakt bleiben werden.

Bei uns war es an der Schule üblich, dass man am Nachmittag diverse AGs besucht hat, deshalb war das Verhältnis zu vielen Lehrern eh ein bisschen lockerer als an anderen Schulen. Und das "Sie" Problem gab es so auch nicht. In der Oberstufe wurde mal als Schüler nämlich auch mit "Sie" angesprochen, es sei denn man hat sich mit dem Lehrer gemeinsam auf ein "Du" für alle geeinigt. Und wenn man der Schule mit dem Lehrer noch Sport gemacht oder Sterne angeschaut oder Biotope angelegt hat war das "Du" eh normal.

Aus der Studienzeit habe ich noch Kontakt zu einigen Professoren und Dozenten, aber nur online, da ich nicht mehr in meiner Studienstadt wohne. Ich halte den Kontakt aber nicht aufrecht weil ich mir davon irgendeinen Vorteil verspreche. Das sind einfach interessante Leute, mit denen ich mich gerne austausche.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich habe eine Lehrerin in meiner Vergangenheit, der ich wohl eine knallen würde, wenn ich sie nochmal sehen würde und sonst grüßt man sich mal, wenn man sich sieht und gut ist. So einen richtigen Kontakt brauche ich nicht, die sind ja alle älter als ich und haben auch ganz andere Interessen, eine gute Kommunikation im privaten Bereich gab es da nie und wird es wohl auch nie geben. Ich war einfach froh die meisten meiner Lehrer los zu sein, denn ich hatte wirklich nur wenig gute Lehrer.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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