Als Veganer Atomkraft nutzen surreal?

vom 24.08.2016, 12:23 Uhr

Es gibt ja immer mehr Veganer. Manch einer ist vollkommen nett, akzeptiert jeden Menschen, wie er ist und dann gibt es die offenbar radikalisierten Veganer. Ich habe keine Ahnung wieso, aber sie fallen immer häufiger durch negative Ansichten auf, drücken einem alles auf das Auge und mehr.

Nun sehe ich im Web und auch im Bekannten- und Freundeskreis manche Veganer, die sich für etwas besseres halten. Sie prahlen damit, wie sie die Tiere durch den rigorosen Fleischverzicht und Verzicht auf tierische Produkte stoppen wollen. Das ist auch Okay und freut mich, wenn sie davon so überzeugt sind.

Doch es geht den meisten ja um Leid. Das Leid der Tiere und Menschen, die verhungern, weil kein Wasser da ist. Eben alles, was die Flächen für Kühe & Co benötigen, fehlt nach deren Ansicht anderswo. Das mag auch sein.

Doch wie kann ein Veganer dann Strom von Atomkraftwerken nutzen? Sprich kein Öko-Strom oder keine Solarenergie? Auf der einen Seite militant jedem unterstellen, dass mit dem Fleischkonsum Blut an eigenen Händen klebt, aber durch die Gewinnung der Atomkraft unterstützt man auch Tierquälereien, wie dank des "Supergaus" in Fukushima.

Ist es als Veganer also komplett surreal, wenn Strom durch Atomkraftwerke genutzt wird, gleichwohl es billiger für die jenigen sein wird? Darf ein militanter Veganer nicht auf der einen Seite so die Leute versuchen schlecht zu machen, wenn selber Strom von schädlichem Atommüll genutzt wird? Was meint ihr?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Strom aus erneuerbaren Quellen ist jetzt auch nicht unbedingt tierfreundlich, wenn irgendwo Windräder gebaut werden sollen bekommt man zum Beispiel immer mal wieder mit, dass es Bedenken wegen Vogelflugrouten und solchen Sachen gibt. Von Unfällen mal abgesehen, die ja zum Glück selten sind, sind Atomkraftwerke im Betrieb eigentlich sehr umweltfreundlich. Die Probleme beginne erst nach dem Betrieb, denn wer kann schon vorhersagen, dass das Endlager für Brennstäbe auch in 10000 Jahren noch sicher ist?

Aber um ein guter, dogmatischer Veganer zu werden muss man wirklich sehr ignorant sein, sonst würde man sehen, dass das, was man sich da vormacht, absolut keinen Sinn ergibt. Aber wahrscheinlich ist es leicht Fakten und Logik zu ignorieren, wenn man sich dadurch als der bessere Mensch fühlen kann oder auch einfach nur denkt, dass man seiner Gesundheit einen Gefallen tut.

Um nur mal ein Beispiel zu nennen - veganes "Leder", garantiert ohne "Tierleid". In der Realität handelt es sich dabei schlicht und einfach um Kunstleder aus Plastik. Und aus was wird Plastik hergestellt? Richtig, Erdöl. Und wer hat in den letzten Jahrzehnten für extrem viel "Tierleid" gesorgt? Die Erdölindustrie. Produkte aus Leder sind zwar auch nicht umweltfreundlicher, aber wesentlich haltbarer als Kunstleder.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich danke Dir für das Thema mit dem Kunstleder. Das ist mal ein geniales Argument, welches mir so jetzt gar nicht bewusst war. Ansonsten stimme ich Dir da wirklich schon vollkommen überein, dass die meisten Veganer offenbar die Realität auch von erneuerbaren Energien usw. verwechseln.

Sie verwechseln ja auch, dass der Anbau von Getreide & Co auch Platz kostet, der den Tieren fehlt und den Menschen anderswo. Im Grunde ist die Spirale also überall gegeben, aber offenbar wollen es einige nicht akzeptieren oder sie können es nicht.

Das Thema Atomkraft ist den meisten davon ja auch immer eine Herzensangelegenheit, aber auch da punkten sie häufig nicht. Finde es schon schade, wie man sich oftmals so zum "affen" machen kann und nicht nachdenkt, was die Fakten und Logiken angeht.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Militant, selbstverherrlichend und von sich eingenommen ist doch kein Mensch angenehm. Egal, ob es um Ernährung, Religion oder Barbiepuppen geht. Zugute halten muss man ihnen, dass ein Veganer mit Atomstrom weniger Tierleid verursacht als ein Fleischesser mit Atomstrom.

Ich finde es ja ganz natürlich, dass man sich erst nach und nach in ein Thema vertieft und mit der Zeit immer mehr erfährt und das ganze Ausmaß erfährt. Blöd ist es halt nur, wenn diejenigen sich von Anfang an für allwissend halten.

Aber das liegt doch nicht am Veganersein. Das ist doch eine Charakterfrage, oder?! Wobei es bestimmt auch ein Gruppending ist. In einer Gruppe kann man sich ja wunderbar gegenseitig hochschaukeln und auch bestärken. Aber das kann einem mit religiösen Gruppen genauso gehen. Oder im Barbiepuppenfanclub.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Gerade bei Strom weiß man doch nie was man bekommt. Man kann auch den Ökostromtarif gebucht haben, aber wenn man in das Kleingedruckte schaut sieht es anders aus. Produzierter Strom wird in das selbe Netz eingespeist und niemand kann dir garantieren, dass du hinterher auch nur Strom aus erneuerbaren Energien geliefert bekommst, da sich alles vermischt. Man sagt einem zwar, dass man dann 70% den Strom daher bezieht aber niemand kann das wirklich mit Gewissheit sagen und der Rest stammt ohnehin aus dem üblichen Produktionsnetz.

Auch andere Sachen sind weiter zu bewerten und zu denken. Das Thema mit dem Kunstleder ist dabei schon genannt worden, denn auch das ist nicht zu vernachlässigen wird aber doch gerne ausgeblendet. Man sieht nur das eine Thema "armes Tier" und meint es dann direkt besser machen zu können wenn man auch auf das tierische Leder verzichtet. Dann müsste man ebenfalls auf Reisen mit Flugzeug, Auto usw. verzichten, keinen Müll produzieren der nicht binnen kürzester Zeit alleine abgebaut werden kann (sprich kein Plastik). Denn alles das hängt mit dem Tierreich zusammen und ist eng verknüpft.

Jemand der meint er tut den Tieren etwas gutes wenn er nun Sojaprodukte isst und dafür das Fleisch weg lässt, irrt ebenfalls. Nur weil nun immer mehr Menschen meinen Vegetarier und Veganer sein zu müssen werden immer noch die gleiche Menge an Tieren gezüchtet und hinterher auch geschlachtet. Denn nur das Fleisch ist dabei nicht interessant, es geht auch um die weiteren Nebenprodukte die man daraus gewinnen kann. Wenn das einmal ins starke Ungleichgewicht kommt, dann wird das Fleisch am Ende halt entsorgt damit man an die Nebenprodukte kommt. Das ist doch noch weniger eine tolle Vorstellung, als wenn zumindest ein Großteil verwendet wird.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Solche Ideologien lassen sich nie zu 100% durchhalten. Irgendwann ist der Punkt erreicht, dass die Ideologie zu unbequem wird und dann macht man doch wieder Kompromisse.

Es ist außerdem eine Tatsache, dass man als einzelne Person nicht viel erreichen kann, wenn man nur das eigene Verhalten anpasst. Wenn man also wirklich etwas verändern will, muss man einen Einfluss auf andere Personen oder Unternehmen haben. Wenn ich beispielsweise ein Verarbeitungsverfahren entwickle, das es ermöglicht, 1% weniger Ausschuss bei der Fleischproduktion zu erzeugen, habe ich viel mehr erreicht als ich in 1000 Leben als Veganer schaffe. Oder wenn ich als Ingenieur einen Motor konstruiere, der 1% weniger Sprit verbraucht, habe ich 1000 Mal mehr erreicht als der sparsamste Autofahrer.

Wer also wirklich nach seiner Ideologie lebt, müsste eigentlich auch seine Karriere daran anpassen. Das tun aber die Wenigsten.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Cloudy24 hat geschrieben:Um nur mal ein Beispiel zu nennen - veganes "Leder", garantiert ohne "Tierleid". In der Realität handelt es sich dabei schlicht und einfach um Kunstleder aus Plastik. Und aus was wird Plastik hergestellt? Richtig, Erdöl. Und wer hat in den letzten Jahrzehnten für extrem viel "Tierleid" gesorgt? Die Erdölindustrie.

Nicht nur das. Genau genommen besteht Erdöl doch unter anderem aus tierischen Organismen, die aber abgestorben sind. Ich finde das immer total amüsant. Als ob tierische Organismen automatisch zu pflanzlichen werden, wenn man lange genug wartet. Ein überfahrener Waschbär wird ja auch nicht irgendwann "vegan", wenn ich lange genug warte. Irgendwie scheinen Veganer den Eindruck zu haben, dass ein Tier ein süßes Gesicht haben muss, damit es eben schützenswert ist. Wenn es schon lange tot ist und nicht die Form von modernen Tieren mehr hat, dann sieht man das oft anders.

Ich kann ehrlich gesagt keinen Veganer ernst nehmen, der nicht primitiv in einer Höhle hockt und mit Blättern bekleidet ist. Ohne Strom, ohne Heizung, ohne Smartphone oder sonstiges. Da könnte ich Veganer ernst nehmen, aber auf den ganzen modernen Luxus wollen die ja auch nicht verzichten, das wäre ja ein großer Komfortverlust. Tut mir Leid, aber dann brauchen die sich auch nicht zu wundern, wenn man sie eher belächelt und nicht ernst nehmen kann, weil die Worte den Taten widersprechen. :wall:

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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