Hacker Gary "Solo" McKinnons an USA ausgeliefert

vom 05.04.2007, 17:31 Uhr

Trotz seines Einspruches vor einem britischen Gericht gegen eine Entscheidung des britischen Innenministers John Reid wird der Londoner Hacker Gary McKinnons von Großbritannien an die USA ausgeliefert. McKinnons, der sich ohne Verteidiger dem Gericht gegenüber stellte, verlor und soll sich nun wegen "Einbruch und Beschädigung an Computern der US-Regierung" vor einem US Gericht verantworten. Und das, ob der bekannten "Milde" der US Gerichte angesichts der hohen und teilweise unverhältnismäßigen Strafen.

McKinnons, bekannt als Solo, hackte neben der NASA zahlreiche US-Militäreinrichtungen, erlangte dadurch Berühmtheit und ging letztendlich damit in die Geschichte ein! Nun auch dadurch, dass er einer der ersten Europäer sein dürfte, der sich wegen eines Hacks auf US Einrichtungen verantworten darf. Genau gesagt, um es zu erläutern, verübte er Hacks auf die Server der US Army, der Air Force, des Verteidigungsministeriums und der NASA, nach seiner Aussage, um Wissen über "außerirdische Technologien im Besitz der USA" offenzulegen, was jedoch eher als Unfug abgetan und belächelt wurde. Sophos, eine britische Security Firma fragte unlängst online:: "Wenn er für schuldig befunden wird, was würde wohl ein angemessenes Urteil sein?" In der Umfrage, die voriges Jahr stattfand, entschieden über 48 Prozent der Befragten für eine Auslieferung und 52 Prozent dagegen.

Ein Skandal ist dies nicht nur aufgrund der Tatsache, dass ein europäischer Staat wieder seine eigenen Bürger den USA ausliefert (womit auch Deutschland mehr oder weniger glänzen konnte, wenn auch nur dadurch, dass es seine Staatsbürger im Ausland in US Gewalt im Stich lässt), sondern vor allem, da Hacker sich nicht dadurch verstehen, kriminelle Taten zu begehen, sondern Sicherheitslöcher aufdecken, um somit letztendlich bedrohte und unsichere Systeme sicherer zu machen. Hacker arbeiten indirekt und direkt bereits heute mit zahlreichen Firmen zusammen, um deren Netzwerke sicherer zu machen.

Der Begriff Hacker wird gerne mit dem des kriminellen Hackers, dem Cracker, von n00bz aller Art in ihrer Dummheit verwischt. Um es ein einmal einfach zu sagen und extrem zu sagen: Ein Hacker kommt durch deine ungeschützte Haustür, nimmt eine Milch aus dem Kühlschrank, stellt sie auf den Tisch davor, und lässt eine umfassende Beschreibung, wie er das geschafft hat, daneben liegen - auf das Du den Fehler selber beheben kannst, ohne dabei ernsthaften Schaden anzurichten (außer einem möglichen Fleck auf dem Teppich und einer vergorenen Milch) und einem somit vor Schlimmeren (was gleich kommt) zu schützen und zu bewahren. Ein Cracker kommt durch die ungeschützte Haustür, nimmt alles mit, zündet das Haus an, und das war`s!

Natürlich handelt es sich dabei in jedem Fall um eine strafbare Handlung, nur was wiegt schwerer und ist für den Einzelnen schlimmer? Oder um es im internationalen Rahmen zu sagen: Was ist letztendlich schädlicher, der erfolgreiche Hack eines an Aufklärung und Besserung interessierten Hackers oder der Diebstahl wichtiger Firmen- und Forchungsdaten eines Crackers (im Auftrag anderer Firmen/Regierungen)?

Um einmal etwas genaueres über Hacker, Cracker, Bauernfänger, sowie die Hackerethik zu erfahren, lege ich jedem einmal einen ausführlichen und ungefährlichen Besuch auf Seiten des CCC nahe.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Danke erstmal für deinen ausführlichen Bericht!

Ich find es absolut daneben, dass McKinnon ausgeliefert wird. Mir kommt es irgendwie so vor als wäre das Vereinigte Königreich eine Art Lakei der USA. Wenn Server offenen Scheunentoren gleichen, kann man sich doch nicht beschweren wenn jemand aus neugier mal ein paar Blicke hineinwirft...

Dadurch, dass die USA selbst auch die Verschwörungstheorien durch ihre Schweigepolitik dem gegenüber noch anheizen, liegt der Gedanke für manche immer näher, dass die US-Regierung versucht etwas zu vertuschen oder Ähnliches...

Ich wäre für eine Verurteilung innerhalb Großbritanniens gewesen, dass die USA den mit Massenmördern über einen Kamm scheren beim Strafmaß find ich wirklich ungeheuerlich...

Gruß

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» fraxmesh » Beiträge: 125 » Talkpoints: -0,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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