Kindern "vernünftigen" Alkoholkonsum beibringen

vom 28.08.2009, 14:20 Uhr

Neulich waren wir bei Bekannten auf Besuch. Die haben einen 15 jährigen und einen 10 jährigen Sohn. als wir abends zusammensaßen und der 10 jährige im Bett war, wurde auch Bier aufgetischt. Der 15 jährige nahm sich selbstverständlich ein Bier und trank es. Ich war erst mal entsetzt. Denn ich denke nicht, dass man es einem 15 jährigen erlauben sollte.

Der Vater meinte, als er meinen Blick sah, dass er seinen Kindern den vernünftigen Umgang mit Alkohol beibringen will. Dazu gehört, dass er auch mal ein Bier trinkt und wenn er meint, dass er auch mehr trinken darf und wenn er will, dann nur, wenn er zu Hause ist und die Eltern die Folgen sehen.

Ich dachte, ich bin im falschen Film. Wie kann man zu Hause den Alkoholkonsum eines grade 15 gewordenen Jugendlichen erlauben und wirklich davon ausgehen, dass er, wenn er unterwegs ist keinen Tropfen trinkt. Der Vater meint nämlich, wenn er zu Hause Bier bekommt, wird er keine große Lust haben unterwegs was zu trinken. Denn wenn er dabei erwischt werden würde, würde das Bier zu Hause gestrichen werden.

Was haltet ihr von so einer Erziehungsmethode? Ist das nicht eine Erziehung, die genau ins Gegenteil zielen kann, als was man eigentlich vor hat? Wenn sich ein 15 jähriger schon betrinken darf, wenn die Eltern dabei sind und auch regelmäßig am Wochenende ein Bier zu Hause trinken darf, gewöhnt er sich so nicht viel eher an Alkohol als wenn man es so lange es geht wirklich nicht erlaubt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Sehe ich auch so wie Du. Kann ja wohl nicht wahr sein, einem 15jährigen Alkohol zu geben. In meinen Augen ist damit die Erziehung zum übermäßigen Alkoholgenuss vorprogrammiert.

Das läuft doch darauf hinaus: Wenn ich es von Papa bekomme, ist es also gar nicht so schlimm. Also munter drauflos saufen in der Clique. Ist ja sowieso in. Und mit 17 liegt er das erste Mal im Koma, wenn es überhaupt so lange dauert.

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» berthe » Beiträge: 300 » Talkpoints: 4,51 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Was haltet ihr von so einer Erziehungsmethode? Ist das nicht eine Erziehung, die genau ins Gegenteil zielen kann, als was man eigentlich vor hat? Wenn sich ein 15 jähriger schon betrinken darf, wenn die Eltern dabei sind und auch regelmäßig am Wochenende ein Bier zu Hause trinken darf, gewöhnt er sich so nicht viel eher an Alkohol als wenn man es so lange es geht wirklich nicht erlaubt?

Naja, es gibt ja schon einen Unterschied zwischen "ein Bier trinken" und "sich betrinken". Zumal 15 ja im Hinblick auf Bier jetzt nicht so jung ist, in Bayern etwa gehört Bier ja auch zu Recht zu den Grundnahrungsmitteln. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass bei uns zu Hause auf ein eher liberaler Umgang mit Alkohol gepflegt wurde, d.h. ich durfte auch schon vor meinem 16. Geburtstag mal ein Bier trinken oder den Wein probieren. Zumindest bei mir hat es dazu geführt (und das ist ja offensichtlich auch das Ziel des Vaters), dass Alkohol den Reiz des Verbotenen verloren hat, dass ich eben nicht heimlich ausprobieren musste, wie Bier, Wein, usw. schmecken.

» bsm123 » Beiträge: 1254 » Talkpoints: 13,60 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also, persönlich finde ich 15 Jahre auch sehr jung um mit dem Trinken anzufangen, egal ob kontrolliert oder heimlich. Irgendwann sollte man dann schon mal die Erlaubnis erteilen, auch mal ein Bier trinken zu dürfen, denn da sehe ich es genauso wie dein Bekannter. Lieber zu Hause kontrolliert als heimlich weil die Neugierde zu groß ist.

15 Jahre ist aber auch mir viel zu jung, wo soll das Enden? Mit 16 Jahren dann Schnaps und mit 18 Jahren kontrollierter Alkoholiker, natürlich und hoffentlich nur überspitzt. Ich glaube meinen ersten Alkohol trank ich auf meiner Jungeweihefeier, wie alt ist man da 15 Jahre? Da durfte ich zur Feier des Tages einen Gin Tonic trinken.

An dem habe ich stundenlang genippt, weil es halt was besonderes war aber ansonsten gab es so was bei uns zu Hause auch nicht. Irgendwann fing es dann an, dass ich abends mal mit meiner Mutter ein Glas Wein oder Sekt trinken durfte.

Aus diesem Grund bin ich auch dafür, dass man den eigenen Kindern es irgendwann gestatten sollte, damit sie lernen verantwortungsbewusst mit dem Thema umzugehen. Allerdings bin ich der Meinung dass es reicht wenn man damit anfängt, wenn die Kinder um die 17 Jahre alt sind, denn dann ist irgendwann eh der Zeitpunkt gekommen, wo man es nicht mehr vermeiden kann.

Was hat denn die Mutter des 15 jährigen dazu gesagt? Ist sie auch der Meinung, dass es in diesem Alter und in den Mengen, es klang so als würde es öfter vorkommen, vollkommen in Ordnung ist? Wahrscheinlich liegt es aber auch daran wie die Eltern mit dem Thema Alkohol umgehen, nicht speziell in deinem geschilderten Fall sondern generell.

Die Kinder beziehungsweise die Jugendlichen leben ja nur das nach was man ihnen vorlebt und wenn zu diesem Leben Alkohol wie selbstverständlich dazu gehört, wie sollen sie es dann anders lernen? Ich hoffe nur, dass das Kind aus deiner Geschichte wirklich einen ordentlichen Umgang mit dem Thema Alkohol lernt.

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass ein 15 Jahre alter Junge kein Bier anfasst, wenn er nicht zu Hause ist, nur weil er es dort trinken darf! Ich denke, dass der Junge gerade dann auch unterwegs gerne mal ein Bier kauft. Dass ihm die Eltern den "Bier- Entzug" zu Hause angedroht haben, sobald er draußen damit erwischt wird, wird ihn nicht sonderlich schlimm stören.

Ob der Junge durch den Genuss von Alkohol zu Hause lernt, wie man mit Alkohol umgeht, wage ich zu bezweifeln. Generell denke ich aber, dass es schwierig ist einem jungen Erwachsenen oder Teenager den richtigen Umgang mit Alkohol zu "lernen". Ich denke, dass da eher Erfahrungen gemacht werden müssen und dass der Junge von selbst drauf kommen wird.

Ich denke nicht, dass mir mein "Alkoholkonsum" anerzogen worden ist. Ich denke eher, dass man nach dem ersten Rausch merkt, dass das gar nicht so toll ist und wo die Grenze ist. Dass man als Jugendlicher oder auch als junger Erwachsener dennoch mal über diese Grenze kommt, ist wohl normal.

Bei meinem Bruder war es eine zeitlang sehr extrem. Er und seine Freunde waren jedes Wochenende unterwegs und waren auch bei jedem Mal Ausgehen wirklich sehr betrunken. Heute weiß mein Bruder aber, wie er damit umgeht und hat diese Phase überwunden.

Für Eltern ist es wohl schwierig den richtigen Umgang mit Alkohol an die "Kinder" heranzuführen. Am Besten wären wohl Gespräche, bei denen man versucht mögliche Folgen klar zu machen.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


In meinen Augen ein typischer Fall von gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht. Klar sehe ich es auch so, dass man mit strengen Verboten in den seltensten Fällen erreicht, was man vor hat. Allerdings ist es dann doch ein extremer Unterschied dem Kind das, was man eigentlich nicht will, zu erlauben.

Ich kenne es in Sachen Alkohol und auch Rauchen so, dass meine Eltern ab einem bestimmten Alter immer meinten, sie könnten es uns zwar verbieten, das Verbot aber nur bedingt kontrollieren. Würden sie uns aber zu Hause beim trinken oder rauchen erwischen, gäbe es richtig Ärger. So haben wir vielleicht mit 14 mal ein Glas Wein bzw. Sekt trinken dürfen. Aber das auch nur ein oder zweimal im Jahr und zu besonderen Anlässen wie Silvester. Richtig mal einen mittrinken haben wir uns erst mit etwa 18 erlaubt, mein Bruder hat sich bis Mitte 20 nicht getraut bei meinen Eltern zu rauchen.

Dass man durch eine Erlaubnis auch zu Hause trinken zu dürfen, unterwegs weniger trinkt, glaube ich dagegen auch nicht. Von einem Bekannten weiß ich, dass der dann nicht nur heimlich zu Hause ganz ordentlich zugeschlagen hat, auch außerhalb war er dann öfter mal schon als Minderjähriger sternhagelvoll. Dabei hatten die Eltern gar keine Chance das zu bemerken, vielleicht weil sie auch der Meinung waren, der Junge wüsste ja wie er mit Alkohol umgehen müsste.

Sicher kann man nicht von einem auf alle Jugendlichen schließen. Davon abgesehen gehört für mich zur Erziehung zu einem vernünftigen Umgang mit Alkohol mehr als das Erlauben. In erster Linie ist das für mich die Vorbildwirkung, dass man eben selbst nur selten und dann auch nur in geringen Maßen Alkohol konsumiert.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich weiß ja nicht, wie es war als ihr in dem Alter wart. Meine Eltern jedenfalls (Jahrgänge 50er und 60er) haben mit 14 schon hier und da ein Glas Wein oder ein Bier getrunken. Genauso war es dann auch bei mir und meinem Bruder (aus den 80ern). Auf dem Land (wo meine Familie ja auch herkommt) gilt man immernoch mit der Konfirmation als "erwachsen" und bekommt zu Hause wohl Alkohol. In Gaststätten aber natürlich noch nicht so leicht.

Das heißt aber noch lange nicht, dass meine Eltern mich zum Alkoholiker erzogen hätten. Wenn ich mich in meinem früheren Freundeskreis umschaue haben sie wohl einiges richtig gemacht. Diejenigen, die mit 16 endlich Bier kaufen konnten, haben sich bei jeder Gelegenheit wo sie nicht zu Hause schliefen weggeschossen. Super wenn man zu Hause nie trinkt, aber die freunde es alle tun.

Naürlich soll man seinem Kind kein Alkoholikerleben vorleben. Jedes Wochenende oder gar jeden Abend ein Bier (auch wenns nur eins ist) ist absolut nicht das Wahre. Wenn man aber sowas beispielsweise nur macht, wenn die Eltern mit Freunden zusammen sitzen, ist man deswegen ja längst noch kein Alkoholiker. Und wenn das jüngere Geschwisterkind hier sogar schon im Bett liegt und das also noch gar nicht mitbekommt, finde ich da insoweit erstmal nichts verwerfliches dran.

Sicherlich wird ein 15-jähriger, der zu Hause mit Bier trinkt, auswärts nicht völlig auf Alkohol verzichten. Aber erstmal sind meiner Meinung nach heutzutage die Kontrollen sowohl auf dem Land als auch in der Stadt in Gaststätten und Märkten schon viel strenger als früher, somit ist es also nicht mehr so leicht wie früher, an Alkohol zu kommen, und außerdem weiß jemand, der zu Hause schonmal drei Bier getrunken hat wovon ihm völlig schwindelig wurde, dass er weg von zu Hause lieber auch nicht mehr als zwei Bier trinkt.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Tolle Logik die da bei manchen Eltern mitschwingt, da kann man doch gleich auch die Frage stellen, warum sie ihrem Kind nicht noch eine Zigarette, bestimmte Amphetamine und einen Joint anbieten. Das sind schließlich weniger harte Drogen als Alkohol und so schwindet ja auch der Reiz des Verbotenen und sie tun es unter Aufsicht, also so gesehen kann ja nichts dagegen sprechen, trotzdem würde ich mal vermuten, dass die meisten der spendebereiten Eltern hier wohl auf einmal einen Rückzieher machen würden.

Prinzipiell ist das wohl noch der glimpflichste Weg, Kinder den richtigen Umgang mit Drogen beizubringen anstatt sie zu verteufeln oder sinnlose Verbote auszusprechen aber warum warten sie dann nicht wenigstens, bis das Kind wenigstens das Mindestalter hat? Und: Dass solche Methoden ein Kind davon abhalten, trotzdem Drogen außer Haus ohne Aufsicht durch Erwachsene zu konsumieren ist im Grunde Selbsttäuschung, es schränkt maximal die Möglichkeit ein (und das auch nur sehr begrenzt), dass es sich so völlig aus der Bahn schießt.

Im Grunde ist sowas Käse, da es kaum was bringt, sinnvoller sind verständnisvolle Gespräche mit dem Kind (ohne Moralblabla) nach dem Konsum oder wenn es sich mal abgeschossen hat. Ich kenn genug Menschen, die sich trotz Totalverbot zuhause weggeballert hatten und auch trotz sehr liberaler Einstellung. Im Grunde, so hart wie es klingt, kommt die Einsicht meist mit dem ersten Vollrausch, sprich: Wenn man seine Grenzen überschritten hat. Und bei manchen auch dann nicht.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also ich habe drei Söhne, manchmal ziemlich schwierig. Der mittlere ist jetzt 17 und auch am austesten. Also ich finde (aus eigener Erfahrung) mit vernünftigen Gesprächen und Berichten aus seiner eigenen Jugend (Alkoholrausch) kann man die Jugendlichen am Besten zum Nachdenken bewegen.

Mit Moralpredigten kommt man meistens nicht weit und es wird abgeblockt. Mein mittlerer Sohn hatte mit 16 seinen ersten Rausch und es ging ihm ziemlich schlecht in der Nacht und am nächsten Tag. Habe innerlich, ich gestehe es zu meiner Schande, etwas frohlockt. Er trinkt jetzt nur ab und zu ein Bier, aber nicht zu Hause, obwohl wir es schon tolerieren würden, denn in vier Monaten ist er sowieso 18. Mit dem großen (30) hatten wir überhaupt keine Erfahrungen, denn er trinkt nix alkoholisches.

Auf jeden Fall würde ich nicht unterstützen, dass man mit 15 Jahren schon zu Hause Alkohol trinken darf.

» karlmann11 » Beiträge: 3 » Talkpoints: 1,42 »


Ich durfte mit 16 Jahren das erste Mal ein Bier trinken. Aber vom Schaum schlecken durfte ich schon als kleines Mädchen und fand das toll! Die meisten Kinder finden das wohl eher eklig. Aber meine Eltern haben mir die Sache mit dem Alkohol und die Folgen eines Rausches immer erklärt und ich habe ab da wohl regelmässig mal ein Glas Sekt oder ein Wodka-Lemon getrunken. Aber ich kann nach 1-2 Gläser aufhören und hatte nie einen Vollrausch. Finde 15-16 Jahre zum anfangen nicht so schlimm. Schlimmer sind die 10 oder 11 jährigen Kinder die schon Alkohol trinken. Da würde ich auch ausflippen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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