Landwirtschaft - ein unzumutbarer Beruf?

vom 02.01.2009, 06:52 Uhr

In den letzten Jahren ist gerade den Leuten in der Stadt durch die Serie "Bauer sucht Frau" ein wenig der Beruf des Landwirts etwas näher gebracht worden. Auch wenn in dieser Serie der Beruf aus meiner Sicht viel zu verharmlost dargestellt wird, ist es für die die Leute aus der Stadt doch wenigstens ein kleiner Einblick gewesen.

Ich selbst komme vom Land und bin der Meinung, dass der Beruf des Landwirts inzwischen eine Qual geworden ist. Um es mal zusammen zu fassen: Als Landwirt arbeitet man 365 Tage im Jahr und muss jeden Tage um 5.30 Uhr aufstehen und wenn man Pech hat (gerade im Sommer) bis lang nach 18 Uhr Abends arbeiten. Von geregelten Arbeitszeiten ist gar nicht erst zu sprechen.

Darüberhinaus hat ein Landwirt keinen Urlaub. Die Tiere interessiert es nicht, ob man kaputt und müde ist. Es ist außerdem kein geregeltes Einkommen gesichert. Ein Landwirt weiß am Monatsanfang nicht, was er am Monatsende übrig hat. Wer das nicht glaubt, soll sich bitte an die Milchpreisdiskussion erinnert. Die Milchpreise sind inzwischen fast wieder auf dem Niveau von vor einem Jahr. Von Urlaubs-oder Weihnachtsgeld für Landwirte will ich übrigens erst gar nicht sprechen.

Hat schon mal jemand von euch im Winter morgens um 6 Uhr bei minus 10 Grad gearbeitet und das vielleicht auch noch mit einer Grippe oder hat schon mal jemand von euch im Sommer mit einem Sonnenbrand bei 25 Grad gearbeitet? - Ein Landwirt muss das tun. :-)

Das Schlimmste ist, dass sich die meisten Leute dann noch hinstellen und über die Bauern am Meckern sind. Gerade wenn es mal unangenehm richt oder ähnliches. Wie denkt ihr über diesen Beruf? Würdet ihr ihn freiwillig ausführen?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ja, ich schaue ja auch oft die Sendung Bauer sucht Frau, da mein Mann das gerne ansieht. Ich finde auch das die Bauern kein leichtes Los haben. ich wollte nicht bei - 10 Grad draussen auf dem Feld stehen oder wenn ich krank bin. Die können die Tiere und den Acker ja wegen einer Grippe auch nicht grad so liegen lassen. Das ist das Problem. Dann brauchen sie Ersatz. Aber finde da mal jemand. Die meisten Menschen arbeiten ja ebenfalls und können dem Bauer nicht helfen.

Ich wollte das nicht machen. Wir wohnen am Feldrand und sehen viel von den Bauern und den Traktoren. Aber ich denke auch, dass das an die Grenzen geht. Es gibt auch Bauern denen langt das Geld nicht und sie müssen neben der Landwirtschaft noch arbeiten gehen. Michael mein Mann hat so ein Kollege der noch zusätzlich Landwirtschaft hat. Das stelle ich mir noch schlimmer vor. Die müssen dann wohl um 03.00 Uhr anfangen mit füttern und pflügen.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bin auch selbst auf dem Land groß geworden und habe viel von Landwirtschaft mitbekommen. Einige Verwandte haben einen Bauernhof. Ich denke auch nicht, dass es sich dabei um leichte Arbeit handelt. Und das diese Arbeit sicher auch manchmal undankbar ist. Gerade in der Erntezeit ist immer sehr viel zu tun. Bei uns war es dann immer so, dass sich die verschiedenen Bauern geholfen haben, die Ernte reinzubringen.

Ich kenne auch noch ein paar junge Leute, die Kinder der Bauern, die sich dazu entschlossen haben, auch in die Landwirtschaft zu gehen. Sie wollen den Hof der Eltern dann weiterführen. Alleine ist die Arbeit auf einem Hof ja gar nicht zu schaffen. Daher müssen eben einige mit anfassen. Ich denke aber auch, dass der Beruf, wie jeder andere auch, Vor- und Nachteile hat. Mit den Tieren zu arbeiten und viel an der frischen Luft zu sein, ist sicher schön. Im Winter wird die Arbeit nicht so toll sein, wenn es so kalt ist.

In dem Job ist die Verletzungsgefahr ja auch recht hoch. Man wird von einem Tier getreten oder verletzt sich sonst wie bei der Arbeit. Aber ich kenne keinen der Bauern, die sich bisher beschwert haben und es bereuen, dass sie Landwirt geworden sind. Ich könnte mir schon vorstellen, auf einem Bauernhof zu leben und zu arbeiten. Ich finde es schön, wenn man nachher sieht, was man mit eigenen Händen geschafft hat. Nur hätte ich wohl Probleme damit, wenn die Tiere dann auch irgendwann zum Schlachten weg kämen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde nicht, dass Landwirtschaft ein unzumutbarer Beruf ist, aber es ist kein Beruf für Träumer, sonder für Idealisten. Ich kenne keinen Landwirt, der das nur mal so gemacht hat (ich komme auch vom Dorf), sondern alle haben irgend wie den Hof der Familie übernommen. Meistens haben sie dann verkleinert, weil es eben die angesprochenen Probleme gab.

Und für die einfache Arbeit sind heute auch nicht mehr so gut billige Arbeitskräfte zu finden, wie noch vor 20 oder mehr Jahren. Mein Opa war so eine billige Arbeitskraft, nach dem Krieg ohne Schulausbildung, war er froh, dass er beim Bauern arbeiten durfte, als das Gestüt dann verkleinert wurde brach für ihn eine Welt zusammen und es hatte lange gedauert, bis er sich mit seinem neuen Beruf "Hilfsgärtner" auf einem Betriebsgelände angefreundet hat.

Früher zu Zeiten meines Opas, da hatte so ein Bauer mehrere Gehilfen und konnte sich auch mal Ruhe gönnen, aber das galt eben auch damals nur für die Großbauern. Ein Freund meines Vaters, der arbeitete auf einem großen Hof und hatte nebenher noch seine kleine Landwirtschaft. Später ging der große Hof ein und der Freund meines Vaters hat seine Landwirtschaft geschickt ausgebaut, aber es ist nun auch keiner mehr da, der das mal über nimmt und er hat schon angefangen, den Betrieb wieder zu verkleinern. Was anderes zu machen, als seinen Hof kam ihm nie in den Sinn.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich komme auch vom Land und kenne so einige Höfe. Natürlich ist der Beruf hart, es wird auch körperliche Arbeit verlangt. Bis auf den Umstand der körperlichen Arbeit, die auch draußen stattfindet, unterscheidet sich der Beruf des Landwirts aber nicht so stark von anderen Selbstständigen und Existenzgründern: Sie wissen auch nicht, was sie am Ende des Monats übrig haben werden und arbeiten deutlich länger als 8 Stunden am Tag (nur andere Arbeit eben).

Ich kenne tatsächlich noch ein paar Höfe die groß genug sind, dass auch Angestellte und Lehrlinge dort mitarbeiten. Einen Hof kann man wie schon gesagt wurde alleine eigentlich gar nicht schaffen, und nicht jeder Bauer hat eine Familie die mithilft. Allerdings ist das gerade bei Bauern sicher häufiger der Fall als bei anderen Selbstständigen, denn auf dem Hof gibt es auch einige Arbeiten für die man keine großartigen Kenntnisse sondern höchstens Übung und Kraft benötigt, so kann theoretisch jeder auf dem Bauernhof an irgendeiner Ecke mitarbeiten.

Schade finde ich tatsächlich, dass Landwirte bzw. Bauern von anderen immer total klischeehaft dumm und blöd dargestellt werden. Darüber helfen meiner Meinung nach Shows wie Bauer sucht Frau nicht gerade hinweg, wenn ich mir den Schafsbauern da so angucke kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Landwirte führen ein Unternehmen das auch Gewinn abwirft, so strunzdumm wie sie oft dargestellt werden können sie jawohl kaum sein.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich könnte mir auch nicht vorstellen, in diesem Beruf zu arbeiten, da ich mir absolut nicht vorstellen kann wie es sein muss ein Tier aufwachsen zu sehen und es dann nach wenigen Jahren zum Schlachter zu geben. Das könnte ich nicht. Aber nicht jeder Beruf ist für jeden etwas und wenn du im Sommer einen Bauern, der draußen arbeitet fragst wird der dir vielleicht sagen, dass er die Leute, die bei dem schönen Wetter bis Abends im Büro sitzen müssen bemitleidet.

Natürlich hat ein Bauer nicht den einfachsten Beruf, aber ich denke da geht es ihm nicht viel besser als vielen mittelständischen Unternehmern. Wenn man selbständig ist muss man einfach mehr Zeit investieren als wenn man nur angestellt ist. Oder glaubst du, dass ein Fensterbauer, Schreiner oder Elektriker mit zwei Angestellten um 18 Uhr Feierabend machen kann? Sich lange Urlaube erlauben kann oder nicht auf einer Baustelle erscheinen kann weil er einen Sonnenbrand hat? Und Wochenende? Da ist dann Zeit für Buchhaltung, Rechnungen und Mahnungen schreiben und natürlich muss man unter Umständen auch dann ausrücken, wenn jemand mit einem Notfall anruft.

Und die Aussage, dass das ein "unzumutbarer Beruf" wäre finde ich ehrlich gesagt auch etwas grenzwertig, denn unser Essen fällt nun mal nicht vom Himmel und deshalb frage ich mich wie du dir die Versorgung mit Nahrungsmitteln vorstellst? Importieren? Weil man Menschen in weniger gut entwickelten Ländern diesen Beruf durchaus zumuten kann?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich bin mir sicher, dass das ein hartes Leben ist. Aber zum einen wurden Landwirte meistens in diese Welt hineingeboren und finden sie aus diesem Grund auch nicht so schlimm. Sie stehen ihr Leben lang in der Früh auf und verrichten die Arbeiten, weil sie es auch gar nicht anders kennen. Und zum anderen machen die meisten Bauern das mit Freude und Leidenschaft. Sie mögen ihr Leben uns ich denke zum größten Teil würden sie nicht tauschen wollen, auch wenn man ihnen eine bequemere Arbeit anbieten würde.

Für mich wäre das ganz sicher auch nichts, schon allein das frühe Aufstehen. Und wetterempfindlich bin ich auch. Aber die Bauern tun das nicht nur für sich, und weil sie es mögen,sondern die lieben ihre Tiere eben auch, und die geben einem ja auch viel wieder. Sie verbinden ihre Tierliebe zum Teil sicherlich auch mit dem Beruf.

Und klar, man hat keinen Urlaub, eben weil es die Tiere nicht interessiert, ob man Urlaub braucht oder krank ist. Aber ein Bauer würde wohl auch nicht in den Urlaub wollen. Der würde sich die ganze Zeit fragen, ob alles in Ordnung ist, wenn er denn jemanden finden würde, der mal auf dem Hof aushilft. Und krank werden die meisten Bauern ja selten ;) mag sein, dass es eben an der Arbeit und der Landluft liegt. Da ist mancher Büromench wohl häufiger krank.

Unzumutbar ist der Beruf nicht, denke ich. Und mittlerweile gibt es auch viele Maschinen, die einen Teil der schweren körperlichen Arbeit abnehmen können.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Lieber Threadersteller, vom Lande kommen und Einblick in die Arbeit eines Landwirtes zu haben sind eindeutig zwei verschiedene Paar Schuhe, dass denke ich jedenfalls nach dem Lesen Deines Beitrags.

Landwirt ist mit Sicherheit kein unzumutbarer Beruf. Nur sollte man sich bei Interesse ganz schnell von einigen Illusionen diesen Beruf betreffend lösen und auch bewusst zwischen den kleineren Familienbetrieben und großen Betrieben, meist als LPG-Nachfolgern, unterscheiden.

Ich kenne beide Formen und es ist in der Tat kein Geheimnis, dass das Leben eines Landwirts in Familienbetrieben kein Zuckerschlecken ist. Allerdings kenne ich keinen Landwirt, der wirklich 365 Tage arbeiten muss. Denn nie arbeitet nur eine der heute üblichen Kleinfamilien im Betrieb, da wäre die Arbeit nie zu schaffen. Meist sind es mehrere Generationen oder aber Geschwister, die sich die Arbeit teilen und so hat jeder mal ein freies Wochenende und auch Urlaub, wenn auch nicht so häufig, wie andere Bevölkerungsteile. Außerdem kann ein Landwirt schon in etwa einschätzen, was am Monatsende übrig bleibt, obwohl gewisse Unsicherheiten bleiben, wie bei jedem Selbstständigen.

In großen Betrieben ist der Landwirt Angestellter wie in vielen anderen Berufsgruppen auch. Eben mit allen Vorteilen, wie festem Gehalt, Urlaub und Wochenende, auch wenn man sich dabei an bestimmte betriebsinterne Regeln halten muss, wie aber eben auch die meisten anderen Angestellten.

Im übrigen muss nicht jeder Landwirt um 5:30 Uhr aufstehen, gerade wer Vieh hält, muss schon wesentlich eher aus den Federn. Das Wetter plagt die Landwirte auch nicht mehr so extrem. Ställe sind im Winter nicht eiskalt und etliche landwirtschaftliche Maschinen enthalten heute mehr Technik als einige PKW's. Mit Klimaanlage und Co ist auch das Mähdrescher- und Traktorfahren im Sommer durchaus erträglich.

Landwirt ist mit Sicherheit kein Beruf für "Weicheier", aber unzumutbar ist er mit Sicherheit auch nicht.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Unzumutbar finde ich den Beruf des Landwirtes auch nicht unbedingt, aber ich denke, dass man dazu einfach geboren sein muss. Sprich, der Beruf Landwirt muss hier eine Berufung sein. Man muss es mögen, viel an der frischen Luft zu sein und eben gerade im Sommer sehr früh anzufangen zu arbeiten und auch bis spät am Abend noch zu arbeiten. Die Ernte macht sich nun mal nicht alleine, aber durch die Maschinen, die der Landwirt entweder selbst besitzt oder sich die Landwirte untereinander ausliehen, wird die Arbeit auch um einiges erleichtert.

Sicher können die Landwirte sich ausrechnen, was am Ende des Monats übrigbleiben wird, auch wenn da wirklich immer gewisse Restrisiken vorhanden sind. Aber sehr viele Höfe werden subventioniert und da kommt auf alle Fälle Geld rein. Auch werden immer wieder Tiere bzw deren Fleisch verkauft, da ist auch Einkommen da. Und was die Wochenenden und Urlaub angeht, dadurch, dass auch heute noch sehr oft mehrere Generationen unter einem Dach wohnen und auch auf dem Hof arbeiten, bekommt der Landwirt schon den einen oder anderen Tag frei und muss nicht 365 Tage durcharbeiten. Und auch wenn der Landwirt wirklich krank ist, gibt es Hilfe bei der Arbeit. Denn mit einer Lungenentzündung wird keiner auf´s Feld gehen oder in den Stall zu melken.

Für mich selbst kann ich es mir nicht vorstellen, den Beruf auszuüben oder auf einem Hof mitzuarbeiten. Wie ich schon erwähnt habe, muss man da wirklich für geboren sein und darf das nicht blauäugig sehen. Es ist ein wirklich harter Beruf, der aber nicht unzumutbar ist. Sonst gäbe es sicher nicht mehr so viele Höfe und Jungbauern.

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde diesen Beruf echt hart und bewundere die Leute, die freiwillig Bauer werden wollen oder sind. Ich habe schon einiges über diesen Beruf im Fernsehen gesehen und in der Zeitung gelesen und dort wird berichtet, dass man nur wenig Urlaub hat, da man ja den Hof nicht einfach so abgeben kann. Manche haben gar keine Ferien, dass ich sehr hart finde.

Ich glaube wenn man keine Eltern oder Großeltern hat, die einem den Hof überlassen und so einem das Bauern seine in den Schoss legen, ist die Chance, dass man Bauer wird eher gering, da man sich alles neu erarbeiten muss und das Einkommen, dass man als Bauer verdient auch nicht unbedingt so verlockend ist. Doch geben einem die Großeltern den Hof, dann wird man meisten auch Bauer, da es wahrscheinlicher billiger ist, denn Hof weiter zuführen, als einen geeigneten Käufer zu finden, da die Wohnung ja meistens gleich im Bauernhof ist.

Doch ich bewundere diese Menschen die gerne Bauern sind, da sie alles dafür aufgeben und opfern. Denn irgendjemand muss es ja machen, denn ansonsten müssten Produkte wie: Milch, Gemüse, Heu, Fleisch, Eier usw. teuer im Ausland gekauft werden, was den Preis merklich nach oben treiben würde.

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» jannis » Beiträge: 207 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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