Sparen = sinnvoll?

vom 20.09.2008, 06:29 Uhr

Ständig heißt es, man soll unbedingt sparen. Nur: Wozu eigentlich? Die Sparzinsen gleichen vielleicht mal die Inflation auf. Und die Rentenversicherung ist ja wohl ein Scherz: Selbst falls es für unsereins in 40 Jahren noch eine Rente geben sollte, ist die minimal. Aber man muss in die Rentenkasse einbezahlen.

Und was ist wenn man arbeitslos wird? Dann muss man die Sparvermögen aufbrauchen! Der Staat tut doch alles dafür, einem das Geld wegzunehmen, und dann soll man auch noch die Butter vom Brot absparen – wozu denn? Da lebe ich lieber im Hier und Jetzt und mache mir noch ein paar schöne Jahre! Die Dummen sind ja eh die Ehrlichen, also unsereins!

Ich sehe jedenfalls nicht ein, am Hungertuch zu nagen, um ein paar mickrige Euro zu sparen. Mehr wäre nicht drin, bei meinem lächerlichen Lohn! Wie seht ihr das? Spart ihr noch oder lebt ihr leber?

» Ice-X » Beiträge: 161 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge



An deinem Gedanken ist schon was dran. Ich habe immer fleißig einen Aktiensparplan bespart und habe jetzt deutlich weniger als ich eingezahlt habe. Auch wenn ich an die geltende Abgeltungssteuer denke die mein vorsorgliches sparen für die Rente hart bestraft komme ich doch ins Grübeln. Aber nur kurz. Für mich wäre es unerträglich mein sauer verdientes Geld zu verprassen und sinnlos rauszuhauen. Ich will ein Polster haben um eine plötzliche teure Reparatur am Auto auch bezahlen zu können oder vielleicht im Alter verkürzt arbeiten zu gehen. Das gilt auch wenn der Sohn sagt, er möchte gerne studieren oder auf Klassenfahrt und ich weiß nicht welches Guthaben ich da anzapfen kann. Das sind Sachen um die ich mir keine Sorgen machen will. Ich glaube auch das dieses absichtliche „von der Hand in den Mund leben“ auf die Dauer nicht gesund ist, denn die finanziellen Unwägbarkeiten des Lebens kosten manchmal richtig Nerven und können eine Beziehung auch auf Dauer sehr belasten.

Es stimmt aber schon, wer nichts hat wird vom Staat umsorgt. Wenn ich arbeitslos werde oder meine mittellosen Eltern in ein Pflegeheim müssen werden meine Ersparnisse einkassiert. Bei anderen ist nichts zu holen und diese Ausgaben werden bezahlt. Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte mit keinem Harz IV- empfänger tauschen und ich habe großen Respekt davor wie die meisten mit dem kärglichen Geld ihr Auskommen suchen. Aber sparen ist für mich eine der höchsten Tugenden.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also generell bin ich auch gegen das Sparen, da ich es lieber anlegen würde. Aber da wir auch zu den wenig Verdienern gehören, bleibt nichts zum sparen über. Und wenn wir uns mal gezielt über Monate 500 Euro an sparen, dann für einen bestimmten Zweck. Für den Urlaub, oder eine Anschaffung.

Wenn wir also sparen, dann immer nur über einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum von einigen Monaten, mit einem bestimmten Ziel. Und sei es, dass wir wissen eine bestimmte Rechnung kommt. Von Risterrente etc. halten wir schon mal gar nichts, weil das sowieso später angerechnet wird und dann ist das Geld weg. Dann lieber jetzt mehr leben. Denn die Erinnerung, kann mir niemand nehmen.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Warum nicht sparen? Wofür sparen? Was heißt eigentlich sparen?

Unter sparen versteht man das zurücklegen von freien Mitteln, um sie zu einem anderen Zeitpunkt wieder zu verwenden. Es gibt 2 Formen des Sparens. Das Zwecksparen und das Vorsorgesparen. Unter Zwecksparen versteht man, dass z.B. Geld an die Seite gelegt wird, um sich später davon größere Sache zu leisten (sei es nun ein PC, Urlaub oder ein Auto).

Naffi hat geschrieben:Also generell bin ich auch gegen das Sparen....
... Und wenn wir uns mal gezielt über Monate 500 Euro an sparen, dann für einen bestimmten Zweck. Für den Urlaub, oder eine Anschaffung.

Du beitreibst hiermit Zwecksparen, auch wenn du generell gegen das sparen bist.

Naffi hat geschrieben:Von Risterrente etc. halten wir schon mal gar nichts, weil das sowieso später angerechnet wird und dann ist das Geld weg.

Das ist völlig falsch, dein Geld ist dann nicht weg. Du bekommst dann nur weniger Grundsicherung und dazu deine monatliche Rente aus dem Riestervertrag. Ob es die Grundsicherung noch geben wird, wenn du in Rente gehst, das kann dir niemand versprechen und voraussagen. (Das wäre übrigens Vorsorgesparen). Wenn du auf eine künftige Grundsicherung vertraust, dann spielst du eigentlich mit dem Feuer.

Wie sagte Norbert Blüm doch gleich? Die Renten sind sicher. Haha, selten so gelacht. Eines ist sicher und zwar, dass die Renten in der Form, wie sie heute gezahlt und finanziert werden in den nächsten 30 Jahren so nicht aufrecht gehalten werden können. Der Generationenvertrag und somit auch das Umlageverfahren ist auf der Grundlage einer ganz anderen Bevölkerungsstruktur entstanden.

Aber schweife beinahe wieder vom Thema Sparen ab.

Ice-X hat geschrieben:Und was ist wenn man arbeitslos wird? Dann muss man die Sparvermögen aufbrauchen!

Nicht unbedingt. Es kommt dabei auf mehrere Faktoren an: Wieviel Geld hast du beiseite gelegt und in welchen Anlageformen befindet es sich?

Jedem volljährigen bedürftigen Bürger stehen laut Gesetz 150 € je Lebensjahr zu, mindestens 3100 €, jedoch maximal 9750 €. Zusätzlich dazu steht jedem noch ein zusätzlicher Freibetrag in Höhe von 750 € für besondere Anschaffungen zu. Weiterhin wird jedem ein Altersvorsorgebetrag von 250 € pro Jahr gegönnt (max. 16250 €) wenn die Anlageform nicht verwertbar ist (Riester oder Betriebsrente). Wenn ich diese Zahlen sehe, dann weiß ich, dass das für viele Menschen in Deutschland eine Menge Geld ist.

Wie hooker schon geschrieben hat, ist ein kleines Polster immer sinnvoll, oder soll man immer, wenn eine Autoreparatur ansteht gleich wieder den Dispo nutzen oder gar einen Kredit aufnehmen müssen?

Jeder sollte innerhalb seiner eigenen Möglichkeiten sparen. Der eine kann nur 5 € im Monat zur Seite legen, der andere kann halt 150 € weg tun. Jeder sollte soviel er will und kann sparen, um entweder ein Polster zu haben oder im Alter doch vielleicht 5 € mehr Rente zu bekommen.

In diesem Sinne noch mein liebstes Zitat: Sollten Ihnen meine Aussagen zu klar gewesen sein, dann müssen Sie mich missverstanden haben. (Alan Greenspan)

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hallo,

mal unabhängig von den ganzen Zahlen, mit denen jasper hier gerade um sich geworfen hat, kann ich seinen Rat, zu sparen nur befürworten.

Wer sagt, er lebe im hier und jetzt und gebe alle finanziellen Mittel, die er zur Verfügung hat, gleich wieder aus, mag auch hier und jetzt ein schönes Leben haben. Aber wie ist es denn, wenn man tatsächlich arbeitslos wird oder im Alter keine Rente mehr beziehen wird? Möchte man auf den Lebensstandard, den man sich mit dieser Grundeinstellung angewöhnt hat, tatsächlich verzichten und nur noch von den schönen Erinnerungen an bessere Zeiten zehren? Und wenn man die trostlose Situation des chronischen Geldmangels nicht mehr aushält, hofft man, bald zu sterben und die Hinterbliebenen dürfen dann noch die Beerdigungskosten tragen? Ist ja egal, davon bekommt man dann ja auch nichts mehr mit.

» Sunny08 » Beiträge: 228 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde Sparen schon sehr sinnvoll. Natürlich sollte man auch noch anständig leben, und nicht alles Geld sparen. Aber es gibt immer Situationen, die unverhofft eine Menge Geld kosten, wie eine Autoreparatur, oder eine kaputte Waschmaschine, oder eine Stromnachzahlung.

Mein Mann und ich sparen einiges im Monat, etwa 200 - 250 Euro. Auch eventuelle Rückzahlungen wie vom Finanzamt oder von den Nebenkosten werden gespart. Wir verdienen sehr gutes Geld, und können uns auch einiges leisten. Und es bleibt trotzdem noch genug zum Sparen übrig. Und so haben wir genug Rücklagen für eine Reparatur, neue Möbel, oder ein gebrauchtes Auto. Unsere Kinder haben auch alle irgendwelche Sparsachen, die von den Verwandten angelegt worden sind, und natürlich ihre obligatorischen Spardosen.

Als Hartz 4 Empfänger hat man ja schon einen gewissen Freibetrag, den man behalten darf. Und wenn man wirklich mehr gespartes Geld besitzen sollte, dann gibt es immer noch genug Möglichkeiten, das Geld so anzulegen, das es das Amt eben nicht mitbekommt. Ich hab zum Beispiel jemanden in der Verwandschaft, auf dessen Namen einige Sparsachen laufen, wie Fonds und Aktien. natürlich muss man derjenigen person schon vertrauen können.

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» pepsi77 » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Mit so einer ich-lebe-hier-und-jetzt Einstellung wirst du in deinem Leben nichts erreichen, du nimmst dir damit selbst die Zukunft. Ich gehe auch davon aus, dass du nicht nur das Geld ausgibst das du hast, sondern noch darüber hinaus, sprich dein Konto regelmäßig überziehst und auf Kredit kaufst. Das alles wird dir später auf den Kopf fallen und Schuld sind dann immer die Anderen, das kennt man ja.

Auch wenn du dir im Moment nicht viel auf die Seite legen kannst, so mach einen Anfang, lege regelmäßig ca 5-10% deines Einkommens zur Seite, am besten mit einen Dauerauftrag auf ein Sparbuch, oder besser, gleich einen Bausparer eröffnen und vergiss die blöden Ausreden, wie die Inflation frisst eh alles auf und der Staat nimmt einen alles weg.

Du wirst sehen wie dein Sparbuch zwar langsam aber stetig mehr wird und das motiviert dann zusätzlich und in 5 Jahren hast du dann ein nettes Geld beisammen, mit dem du dir auch mal eine größere Anschaffung leisten kannst, ohne mit Bauchweh auf einen Kredit zu hoffen.

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» andreasblue » Beiträge: 264 » Talkpoints: -0,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also ich spare, trotz niedrigem Einkommen schon! Ich meine ich komme nicht über diesen Schonbetrag vom Amt, deshalb mach ich mir wegen dann vielleicht eintretender Arbeitslosigkeit um das Ersparte keine Sorgen (pro Person sind es glaube ich mindestens 3.500 €). Und meiner Meinung nach ist es verherrend wenn man ständig am Limit lebt und nicht einen Cent extra hat! Stell dir vor dein Auto geht kaputt, worauf du angewiesen bist, oder deine Waschmaschine geht kaputt!

Besonders wenn man dann ein "mickriges Einkommen" hat, finde ich ist es wichtig was an der Seite zu haben! Denn gerade dann bekommt man eben keine Finanzierung für ein Auto oder eine Ratenzahlung für eine Waschmaschine und steht dann da! Dies möchte ich ehrlich gesagt nicht riskieren!

» duchovny » Beiträge: 73 » Talkpoints: -0,02 »


Wenn jemand Lust hat das Geld, das er verdient, immer in seinem vollen Umfang auszugeben und nichts zu sparen, dann habe ich persönlich kein Problem damit. Das muss ja jeder selbst für sich entscheiden. Aber für mich gilt eben, dass ich unter solchen Umständen wohl nachts nicht so ruhig schlafen könnte. Da muss doch nur einmal irgendetwas passieren, das einen Batzen Geld kostet und dann steht man wirklich vor der Frage, was man jetzt tut.

Wenn ich mir überlege, ich hätte 'nur' 500 Euro auf der Kante und würde mein Geld immer direkt ausgeben, was sollte ich denn dann machen, wenn mein Auto mal kaputt geht? Angenommen die Reparatur soll 1500 Euro kosten. Dann kann ich zur Bank gehen und nach einen Dispokredit fragen ob ich muss Freunde um Geld anbetteln. Ich frage mich halt, wie man sein Leben so auf die Reihe bekommt, wenn man nie etwas zurücklegt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Nun ich halte es auch nicht für sinnvoll Geld für einen Zeitraum in 30-40 Jahren zur Seite zu legen. Sicher kann man aktiven Vermögensaufbau betreiben und wenn man dann dabei so erfolgreich ist, dass man im Alter viel Geld hat, ist das schön.

Aber so wie ich das sehe, lohnt es sich nicht zu "riestern": Erstens hat man, auch wenn man (weil man über dem Grundbetrag ist) eine sehr lange Zeit die es dauert bis man das Geld zurückbekommt - der durchschnittliche Mann erreicht das erforderliche Alter für die Rückerstattung seines Geldes aber nicht. Die Banken und Versicherungen haben also Geld + Zinsen an dem Kunden gewonnen und der Kunde hat im Endeffekt nichts davon gehabt.

Dann gibt es noch den Mangelfall: Du hast weniger Rentenansprüche als die Grundrente und deine Riesterrente stockt das dann auf anstatt das der Staat das macht. Der Kunde ist noch weiter im Minus (weil sein Geld für ihn praktisch verloren ist, nur der Staat spart).

Und die Zukunftsvision: Grundrente [ähnlich wie Hartz IV] für Alle (weil man sich was Anderes nicht leisten kann) oder ein Systemumsturz aufgrund viel zu hoher Abgaben (noch höher als heute). Im Ersten Fall wird die Riesterrente effektiv (wegen der Anrechnung auf die Grundrente) höchstens teilweise ausgezahlt, man müsste noch älter werden als heutzutage um sein Geld zumindest wieder zu ekommen. Bei einem Systemumsturz würden vermutlich die meisten systemrelevanten Banken und Versicherungen zumindest schwere Schäden erleiden - die Riesterrente könnte wahrscheinlich nicht gezahlt werden.

Egal wie man es dreht und wendet: Gerade für Geringverdiener lohnt sich die Riesterrente effektiv nicht! Und wenn es irgendwann eine Einheitsrente gibt oder alles zusammenbricht, dann würde sie sich für niemanden mehr gelohnt haben! Eine gute Altersvorsorge kann nur im Kapitalaufbau zu finden sein, beispielsweise im Eigenheim.

Wer finanziell sowieso so knapp ist, dass er das nicht betreiben kann, der kann auch sein ganzes Geld verkonsumieren (und damit volkswirtschaftlich etwas sinnvolles tun), denn er hat keine Chance sinnvoll für seine Zukunft vorzusorgen.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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