Ärztemangel - doch Studienplatz schwer zu bekommen?

vom 08.07.2014, 12:28 Uhr

Eine Freundin von mir mach im nächsten Jahr Abitur. Ihr Traum ist es Medizin zu studieren. Aber von allen Seiten bekommt sie gesagt, wie schwer es doch ist, einen Studienplatz zu bekommen. Dabei war neulich noch ein Bericht im Radio, dass die alten Ärzte langsam die Praxen schließen, weil sie zu alt werden und keine Nachfolger finden. Auch in Krankenhäuser müssen Doppelschichten oder Dreifachschichten geschoben werden, weil Ärztemangel herrscht.

Wie kann es sein, dass Studienplätze so schwer zu bekommen sind um Medizin zu studieren, aber Ärztemangel herrscht? Gibt es so wenig Plätze oder warum ist es so schwer? Eigentlich soll man doch froh sein, wenn es Medizinstudenten gibt, damit der Ärztemangel irgendwann nicht mehr da ist.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Leider ist es wirklich so, dass man schlecht an einen Platz für das Studium kommt, aber man bekommt sie. Man kann die eigenen Bedingungen auch verbessern, indem man einen sehr guten Abiturschnitt hat. Es scheint wirklich zu wenige Plätze zu geben, wobei auch viele das Studium im Laufe der Zeit beenden, weil es einfach auch sehr sehr schwer ist.

Viele haben eine absolut falsche Vorstellung davon und deswegen würde ich mich vorher gut informieren. Immerhin dauert das Studium auch 6 Jahre, in denen man sich ja auch finanzieren muss und dann muss man eben noch 6 Jahre weiter machen um Facharzt zu werden. Da bekommt man dann zwar Geld, aber leichter wird es ja trotzdem nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Nur weil so viele Medizin studieren heißt es ja nicht, dass automatisch alle Ärzte werden und sich der Behandlung von Krankheiten widmen. Ich kenne etliche voll ausgebildete Ärzte, die keine Patienten behandeln, sondern als wissenschaftliche Mitarbeiter in der Forschung tätig sind.

Einer meiner Bekannten hat sich sogar zum Hygieniker weiterbilden lassen und berät Krankenhäuser und Altenpflegeheimen in Hygiene-Fragen. Er kennt sich zwar aus, wenn man ihn medizinische Fragen stellt, aber soweit ich weiß hat er noch nie einen Patienten wirklich behandelt oder irgendwelche Medikamente verschrieben. Das gehört einfach nicht zu seinem Beruf.

Möglicherweise ist die Bezahlung in der Forschung auch besser. Ein anderer Arzt, den ich kenne, hat sogar jahrelang in der Chirurgie in einem Krankenhaus gearbeitet. Aber dann ist er einfach an ein medizinisches Institut an einer Universität gewechselt und kümmert sich seitdem auch mehr um Forschung als um die Behandlung von Patienten.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Gibt es eine Statistik darüber, wie viele Medizinstudenten später tatsächlich als Ärzte in Deutschland arbeiten? Man kann nach dem Studium ja auch in die Forschung gehen oder im Ausland arbeiten, wo die Arbeitsbedingungen für Ärzte teilweise erheblich besser sind als in Deutschland. Vielleicht ist die Ausbildung in Deutschland auch so gut, dass Studenten aus dem Ausland kommen, die nach dem Studium natürlich in ihre Heimat zurück gehen?

Aber ganz davon abgesehen - so eine eigene Praxis muss man sich erst mal leisten können. Ich weiß aus der Familie, mit wie vielen Kosten und mit wie viel Arbeit das verbunden ist. Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Meinung kann man damit in den allermeisten Fällen jedenfalls nicht reicht werden. Als Berufsanfänger kann man sich das ohne fremde Hilfe nicht leisten und später werden viele Leute ihr Geld wahrscheinlich lieber in ein eigenes Haus als in eine eigene Praxis stecken. In dem Bereich herrscht ja wirklich absolute Planwirtschaft, jedenfalls, wenn man mit Kassenzulassung arbeitet. Es ist ja nicht wie in einem privaten Unternehmen, wo man sagen kann, dass man einen Teil der Kosten für eine neue Maschine an die Kunden weitergibt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Die Problematik am Ärztemangel ist, dass immer mehr Ärzte ihren Beruf nicht mehr machen wollen, weil sie unterbezahlt sind. Die meisten Ärzte machen eine eigene Praxis auf, weil sie so selber weniger arbeiten müssen und ihr eigener Chef sind. In den Krankenhäusern hingegen herrscht so eine Hektik und die Ärzte müssen oft, wie schon beschrieben wurde, mehrere Schichten arbeiten und unter unzumutbaren Bedingungen arbeiten.

Deshalb wundert es mich nicht, dass viele Ärzte nicht mehr im Krankenhaus arbeiten möchten. Es werden dann Ärzte aus Ungarn, Polen und anderen ärmeren Ländern in die Spitäler eingestellt, die für weniger Bezahlung arbeiten. Beziehungsweise, die für denselben Gehalt mehr Stunden arbeiten.

Der Numerus Clausus ist immer noch aktuell. In Österreich musste man meines Wissens zu meiner Zeit sogar fast einen Schnitt von 1,0 haben, um Medizin studieren zu können, weil diese Studienrichtung zu dieser Zeit sehr überlaufen war. Heutzutage ist es glaube ich nicht mehr ganz so schlimm mit den Studiums- Plätzen und wahrscheinlich nehmen sie schon welche mit einem anderen Notendurchschnitt auf.

Vielen ist das Studium aber dann auch zu anstrengend, weil schon ziemlich viel abverlangt wird, und sie brechen wieder ab. Wieder andere haben vielleicht fertig studiert und wollen dann aber doch nicht mehr Arzt werden. Es gibt alles mögliche. Deshalb ist ein Ärztemangel nicht weiter verwunderlich.

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