Wie erleben Menschen einen imaginären Freund?

vom 23.09.2012, 13:04 Uhr

Ich habe ja schon gehört, dass Menschen, insbesondere Kinder, sich einen imaginären Freund einbilden. Aber wie erlebt man das eigentlich? Ich hatte noch nie einen eingebildeten Freund und somit kann ich damit auch nicht viel anfangen. Aber ich stelle es mir schon komisch vor, einen imaginären Freund zu besitzen.

Gibt es hier User, die schon mal einen imaginären Freund hatten und wie sieht man diesen imaginären Freund? Ist er wirklich für diese Person völlig real? Wie verheimlicht man das denn vor den anderen oder wie begegnen andere einen, wenn man einen imaginären Freund hat und den auch "mit nach hause" bringt?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich weiß nicht, ob man sich unbedingt noch an seinen imaginären Freund erinnern wird. Meistens hört man es dann eher aus Erzählungen. Imaginäre Freunde treten aber auch bei traumatischen Erlebnissen oder Verlusten auf bei kleinen Kindern. Der gibt dann Halt, spendet Trost. Hier bekommt die Verwandtschaft sogar recht selten mit, dass es überhaupt einen imaginären Freund gibt oder gegeben hat, weil sie selbst mit trauern beschäftigt waren.

Es kommt vor, dass der Freund dann wieder verschwindet, sobald die Trauer etwas abschwächt oder die Verwandten dann wieder viel Zeit für das Kind haben, sodass es mit seiner Trauer nicht allein sein muss. Das Kind vergisst den Freund irgendwann und erzählen kann ihm dann eben auch keiner mehr davon. Also weiß es als Erwachsener nicht, dass es mal einen imaginären Freund hatte. In dem Fall ist das wirklich reiner Selbstschutz, sich einen imaginären Freund zuzulegen und kann auch helfen.

Aus persönlicher Erfahrung kann ich dir aber auch nichts davon sagen. Ich hatte auch das Glück, einen richtigen Bruder zu haben. Ich denke, dass Einzelkinder sich eher einsam und allein gelassen fühlen und deswegen eher zu imaginären Freunden neigen. Das ist aber nur eine Vermutung meinerseits.

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» winny2311 » Beiträge: 14987 » Talkpoints: 4,75 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe mir als Kind durchaus mal Spielkameraden ausgedacht, wenn keine meiner Freundinnen Zeit hatte und ich mich somit allein beschäftigen musste. Das war nicht immer die selbe imaginäre Person, sondern immer wieder mal jemand anders. Ich denke aber, dass ich wohl schon wusste, dass diese Freunde nicht echt waren, denn ich habe meiner Mutter nie etwas so erzählt, als ob sie wirklich dagewesen wären. Sie hat mich nur manchmal gefragt, warum ich denn "Selbstgespräche" führen würde. Eine Antwort darauf fiel mir allerdings nie ein.

Wie ich es genau erlebt habe, kann ich nicht mehr sagen. Ich denke, die imaginären Freunde waren für mich einfach ein Teil des Spiels, das ich gerade gespielt habe. Genauso, wie es auch ein Teil des Spiels ist, in einer "Räuberhöhle" zu sitzen, die in Wirklichkeit nur eine Decke über 2 Stühlen ist. Kindliche Fantasie eben. Ein imaginärer Freund, der einem über schwierige Lebensphasen hinweg hilft, ist da sicher noch etwas anderes.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich kenne verschiedene Arten von so etwas wie eingebildeten Freunden. Die eine ist diese gängige, eher spielerische Art, die viele Kinder an den Tag legen. Also phasenweise. Das wurde ja auch schon beschrieben, dass man eben mit jemanden zusammen spielt, der gar nicht da ist und so tut, als würde eben noch eine weitere Person mit an einem Tisch sitzen. Oder als ob jemand mit einem fangen spielen würde, als würde man jemanden suchen, der eigentlich gar nicht da ist und und und.

Eine andere Art des eingebildeten Freundes ist eine, die auch manch ein erwachsener Mensch an den Tag legt. Man denkt sich einfach einen fiktionalen Charakter aus und führt im Kopf Gespräche mit ihm oder hat Vorstellungen von Unternehmungen mit diesem Charakter. Aber man sieht ihn nicht in der Realität, sondern man sieht sich nur gemeinsam mit ihm in seiner Fantasie.

Und dann gibt es noch krankhafte Erscheinungsformen eines imaginären Freundes. Ich kenne ein Mädchen, welches geistig behindert ist, und das niemals alleine ist. Egal, ob nur sie in ihrem Zimmer sitzt oder ob sie unter anderen Menschen ist, sie hat immer ihre zwei Freunde dabei und unterhält sich mit ihnen. Sie sieht sie angeblich wirklich und konnte lange Zeit lang nicht verstehen, warum alle anderen Leute um sie herum ihre Freunde ignorieren. Mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt. In einem solchen Fall verstehe ich es nicht, wenn die Eltern sich keine professionelle Hilfe holen. Schließlich dauert dieser Zustand nun schon weit über ein Jahrzehnt lange an.

Ich persönlich habe meiner Meinung nach nie so etwas wie einen imaginären Freund gehabt, aber ich neige dazu, mir Menschen in meinem Kopf vorzustellen, die gewisse Eigenschaften haben. So wie man vor Beginn eines Online-Rollenspiels seinen Charakter gestalten muss, erstelle auch ich in meinen Kopf Figuren, gebe ihnen Stärken und Schwächen, überlege mir ihre Eigenschaften und ich gebe ihnen einen Namen. Ich lasse sie vielleicht auch ein Abenteuer erleben, aber ansonsten sehe ich sie nicht als meine Freunde an. Ich weiß, dass es sie nicht gibt, und ich baue keine Bindung zu ihnen auf. Also muss ich sie auch nicht vor jemanden geheim halten.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Schon als Kind hatte ich eine rege Fantasie, und ich habe mir Geschichten ausgedacht. Doch ich wusste immer, dass die Figuren meiner Geschichten nicht real sind. Aber so, dass ich mit anderen gespielt hätte, die nicht da waren, daran kann ich mich eigentlich nicht erinnern. Natürlich hatte ich auch Phasen, in denen ich mit meinen Kuscheltieren gesprochen habe, doch auch das ist meiner Ansicht nach, im "normalen" Rahmen geblieben.

Heute ist es manchmal ein wenig schwieriger. Ich schreibe und, wenn ich in schwierigen Szenen stecke, diskutiere ich mit meinen Figuren, als wären sie wirklich da. Oder, manchmal habe ich schon das Gefühl, dass die Charaktere real sind. Das liegt dann aber meistens daran ,dass ich viel Zeit mit den Gedanken an die Figuren verbringe und da ist es schon manchmal schwer, direkt wieder zurück in die Realität zu finden. Besonders, wenn ich Szenen beschreibe, die mich beschäftigen.

» AngelHawk » Beiträge: 437 » Talkpoints: 5,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich hatte als Kind wohl auch einen imaginären Freund, aber das weiß ich nur aus Erzählungen meiner Eltern, deswegen kann ich nicht wirklich viel dazu sagen, wie ich es erlebt habe. Meine Eltern haben mir nur erzählt, dass ich eben öfter von ihm gesprochen habe. Ob ich mit ihm gesprochen habe, als ob er eben tatsächlich da wäre, das weiß ich alles leider nicht mehr. Irgendwann hatte sich das Thema dann sowieso erledigt, wahrscheinlich, als ich dann im Kindergarten oder der Schule wirkliche Freunde oder zumindest Bekannte gefunden hatte.

Ich denke mal, bei Kindern ist es nichts ungewöhnliches, deswegen haben meine Eltern auch nichts unternommen, zumal ich sowieso schon immer eine große Phantasie hatte. Ich hatte mir auch immer Geschwister gewünscht, deswegen war es wahrscheinlich einfach eine Reaktion darauf, dass ich in der Familie keine anderen Kinder zum Spielen hatte. Bei erwachsenen Personen würde ich es schon komisch finden, aber da habe ich bislang auch noch niemanden kennen gelernt, der gesagt hat, dass er einen imaginären Freund hätte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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