Vertraut ihr dem Lebensmittel Bio Gütesiegel?

vom 03.09.2012, 22:13 Uhr

Es gibt ja schon zig Lebensmittelfirmen, die mit Biosiegel verkaufen und da frage ich mich manchmal, ob es wirklich so einfach ist Biolebensmittel, Biofleisch usw. zu produzieren. Ich weiß nicht, ob ich dem ganzen so vertrauen kann und mich würde mal interessieren, ob ihr dem Bio Gütesiegel auf den Lebensmitteln vertraut und ob ihr dann ein besseres Gefühl habt, wenn ihr das Nahrungsmittel kauft.

Wie wahrscheinlich ist es, dass es wirklich Biokost ist, die man da kauft? Wie wahrscheinlich ist es, dass man als Verbraucher da hinters Licht geführt wird? Was besagt dieses Gütesiegel überhaupt?

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich halte nichts von diesem modernen Bio-Hype. Neulich habe ich einen Artikel über eine Studie gelesen, die besagt, dass es auch für die Gesundheit keinen wirklich Unterschied macht, ob man sich ausschließlich von Bio-Produkten ernährt oder nicht. Ich habe immer angenommen, dass bei Bio-Lebensmittel der Einsatz von chemischen Pestiziden nicht gestattet sei. Laut der Studie seien jedoch nur 30% weniger chemische Stoffe in solchen Produkten zu finden.

Und für 30% so einen Aufstand zu machen, halte ich ein bisschen für übertrieben. Leider stand im Artikel glaube ich nicht, woher diese chemischen Stoffe bei Bio-Produkten eigentlich kommen. Auch soll es keinen Unterschied im Vitamingehalt und Nährwertgehalt zu normalen Lebensmitteln geben. Lediglich beim Fleisch hat man festgestellt, dass das die Bio-Variante weniger mit Antibiotika-resistenten Bakterien belastet war.

Im Sommer bauen wir fast das ganze Gemüse, das wir essen, selber an. Im Winter schmeckt das gekaufte Gemüse eh nach nichts, von daher verzichte ich gerne drauf. Ich habe eigentlich kein Problem damit, abgepacktes Fleisch zu kaufen und habe auch nie schlechte Erfahrung damit gemacht. Aber da man Fleisch sowieso nicht täglich essen sollte und ich mittlerweile höchstens ein paar Mal im Monat Lust darauf habe, ist es nicht ein Thema, das mit großartig beschäftigt. Ab und zu kaufen wir uns Hühnchen und Eier vom Bauer, wo wir wissen, wie es den Tieren geht.

Wenn man bei Bio mit der Umwelt argumentieren will, finde ich das irgendwie lustig. Solange China und die USA so dermaßen die Umwelt verpesten, kommt es auf das bisschen Pestizid auch nicht mehr an. Ich kenne mich mit den Voraussetzungen nicht aus, die benötigt werden, um ein Produkt Bio zu nennen. Ich glaube schon, dass es etwas mehr Aufwand ist, aber der Preis ist auch überhaupt nicht gerechtfertigt.

» Märie » Beiträge: 459 » Talkpoints: 15,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das Bio-Siegel vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz wird ja auch nicht nach bleiben vergeben, dass darf sich nicht jeder Hersteller nach Lust und Laune auf seine Lebensmittel pappen. Wenn Hersteller nachweisen möchten, dass sie die Lebensmittel ökologisch anbauen, dann unterliegt dies auch strengen Richtlinien und wird überprüft und das auch regelmäßig. Zu beachten ist aber, dass Bio in dem Sinne nicht bedeutet, dass beispielsweise gar keine Pestizide verwendet werden dürfen. Es werden durchaus auch Mittel gegen Insekten zum Pflanzenschutz verwendet, nur eben nicht die giftigen und schädlichen Pestizide, die man bei normal angebauten Pflanzen findet.

Es gibt genaue Richtlinien, nach denen ein Produkt als Bio gilt oder eben nicht, Faktoren die dabei eine Rolle spielen sind beispielsweise die Vermeidung von Gentechnik, keine mechanische oder chemische Unkrautbekämpfung oder Insektenbekämpfung sondern eben auch das klassische Unkraut jäten oder das nutzen von Nützlingen (Insekten, die den Pflanzen nicht schaden aber Schädlinge verspeisen), generell sind die Zusatzstoffe die bei Pflanzenwachstum oder Tierfütterung verwendet dürfen strengen Regeln unterworfen und stark begrenzt, die Tiere müssen sehr artgerecht gehalten werden und generell wird sehr auf die Umweltbedingungen geachtet.

Klar kann man sich niemals sicher sein und es kann immer mal vorkommen, dass ein Biobauer ''schummelt'' und Dinge als Bio verkauft, die eben nicht Bio sind. Aber ich denke, dass das unmöglich die Regel sein kann, denn darauf stehen ja auch sehr hohe Strafen und abgesehen davon sind diese Biobauer ja auch strengen Kontrollmaßnahmen unterworfen und dürfen nicht treiben, was sie möchten. Man sieht an sich meistens aber auch, dass das Obst und Gemüse ''anders'' ist, weil es beispielsweise kleiner ist, als das Obst und Gemüse aus dem schädlichen Anbau.

Ich selbst vertraue dem Bio-Siegel eigentlich schon. Nach all den Lebensmittelskandalen bin ich mir darüber im Klaren, dass auch hier Patzer passieren können und man mir etwas andreht, was nicht das ist, was ich haben wollte, aber sage wir mal so, wenn ich Bio kaufe, dann ist die Wahrscheinlichkeit Bio zubekommen ja doch deutlich höher, als wenn ich normales Obst und Gemüse kaufe, oder? Davon mal abgesehen kaufen wir häufiger bei Bauern in unserer Nähe, da wir sehr ländlich leben und hier sieht man, woher die Lebensmittel kommen. Besser kann man es eigentlich nicht machen.

Märie hat geschrieben:Ich glaube schon, dass es etwas mehr Aufwand ist, aber der Preis ist auch überhaupt nicht gerechtfertigt.

Wenn man bedenkt, dass ein Biobauer mehr Regeln beachten muss, als ein gewöhnlicher Landwirt und die Pflanzen auch nicht mit ''irgendwas'' düngen und schützen darf, die Ernte dementsprechend bei größerem Aufwand geringer ausfällt (keine Wachstumshormone etc. und daher weniger und kleinere Erträge), dann ist der höhere Preis meiner Ansicht nach schon gerechtfertigt. Zu beachten ist außerdem, dass dieses Obst und Gemüse nicht nur die Umwelt schont, sondern auch die Gesundheit. Besonders bei Fleisch ist der Aufwand deutlich höher, weil man hier eben nicht hunderte von Kühen auf engem Raum halten darf, sondern ihnen Auslauf und artgerechte Haltung bieten muss. Sowas kostet dementsprechend auch.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe mich beim ersten Aufkommen des Bio-Boom mal intensiver damit beschäftigt. Und da muss ich zwar zugeben, dass es schon recht strikte Regeln gibt, ich aber unter Bio etwas ganz anderes verstehe. Klar kann man das in größeren Unternehmen nicht mehr so umsetzen, aber für mich ist das eben kein Bio.

Wie Märie schon schrieb, wurde erst vor kurzem eine Studie veröffentlicht, die den Vorteil von Bio-Produkten doch sehr relativiert. Das wird aber von vielen Personen nicht bedacht, zumal es sicher auch mehr Personen so geht wie mir - man erwartet von Bio ganz etwas anderes als die Verordnung dann zulässt.

Deswegen wird man als Verbraucher nicht gleich hinters Licht geführt, auch wenn ich mir wünschen würde, dass es da mehr Transparenz gäbe und man eben besser wüsste, was nun die Verordnungen genau beinhalten.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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