Welchen Stellenwert hätte eine Chefarzt-Behandlung bei euch?

vom 14.03.2012, 09:37 Uhr

Wenn man privat versichert ist, dann hat man ja, je nach Versicherung, auch den Anspruch auf Chefarztbehandlung. Aber ist eine Chefarztbehandlung immer die beste Behandlung? Sicher wird dieser Arzt mehr Erfahrung haben als der Oberarzt oder der Stationsarzt. Aber heißt denn mehr Erfahrung gleich auch mehr Kompetenz? Würdet ihr auch die Behandlung des Chefarztes bestehen, wenn ihr den Anspruch habt? Welchen Stellenwert hat so eine Chefarztbehandlung für euch?

Konntet ihr schon mal auswählen von wem ihr behandelt werdet und habt ihr euch da auch mal bewusst gegen den Chefarzt entschieden? Warum habt ihr euch so entschieden? Habt ihr euch für die Chefarztbehandlung entschieden? Wenn ja, warum? Was ist so besonders an der Behandlung vom Chefarzt?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Der Chefarzt arbeitet mit anderen Ärzten zusammen und wird sich mit diesen auch beraten. Wenn es nur darum geht, dass der Chef sich meine Akte ansieht, was er unter verschlossenen Türen sowieso macht, halte ich das für unnötig. Diese sind oft sehr arrogant, nicht alle, aber viele und bin wohl genauso gut mit keinem Chefarzt bedient. Wenn ein "normaler" Arzt nicht gut genug wäre, würde er wohl kaum im Krankenhaus arbeiten.

Ich habe bei meinem Hörsturz, als Kassenpatient, auch den Chefarzt vor mir gehabt. Und da musste ich keine euren Tarife bei einer privaten Krankenversicherung zahlen. Einen Tag später hatte ich dann einen "normalen" Arzt und es waren beide sehr kompetent. Daher hätte ein Chefarzt bei mir keine andere Stellung als ein anderer Arzt. Bei schwierigen Operationen kann oft nur der Chefarzt operieren und das macht er bei Kassenpatienten und bei denjenigen, die eine private Krankenversicherung haben.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich würde sogar eher versuchen, gerade nicht vom Chefarzt behandelt zu werden, weil die wirklich häufig sehr eingebildet sind und auch mit den Patienten nicht sehr nett umgehen. Jemand, der es auf der internen Karriereleiter des Krankenhauses so weit hoch geschafft hat, hat dafür sicherlich auch den ein oder anderen „weggebissen“ und man merkt wirklich in vielen Fällen, dass Menschen in diesen Positionen keinen netten Charakter haben.

Wenn es nun etwas sehr Kompliziertes und Seltenes wäre, dass es zu behandeln gilt, dann wird ja ohnehin der Chefarzt hinzugezogen, so dass es nicht notwendig wäre, eine Chefarztbehandlung explizit einzufordern. Für alle anderen Fälle tut es auch der ganz normale Arzt, der noch nicht so abgehoben ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe eine private Krankenversicherung und darin eingeschlossen ist auch die sogenannte Chefarztbehandlung. Als ich diese Versicherung vor Jahren abschloss hatte ich diesen Baustein gewählt weil nur diese in Kombination mit dem Zweibettzimmer möglich war. Meine Frau hatte damals gerade eine schwierige Geburt hinter sich und sie musste sich das Zimmer mit acht weiteren Frauen inklusive deren Babys und den meist asozialen Besuchern teilen. Bei mir lag also die Priorität auf das Einzelzimmer und nicht in der Chefarztbehandlung. Ich glaube in dem Paket waren auch noch andere Dinge enthalten die mir jetzt entfallen sind und die auch eigentlich unwichtig sind.

Ich lege auch heute noch keinen Wert auf darauf dass ich ausschließlich durch den Chefarzt behandelt werde, das muss erfahrungsgemäß auch nicht immer der fähigste Kopf auf der Station sein. Als meine Frau sich die Augen in der Universitätsklinik operieren lies musste sie als erstes unterschreiben dass die Behandlung nicht ausschließlich durch den Chefarzt erfolgen kann sondern dass dieses nach Auswahl der Klinik erfolgt und sich daraus keine Ansprüche ableiten lassen. Sicherlich schaute der Chef zum Schluss immer mal vorbei und er bat auch nach jedem Besuch zum Gespräch, aber das hatte auch nicht viel zu sagen weil die Zuarbeiten andere Ärzte gemacht haben. Operiert hat er natürlich selber, aber auch hier hatte das nichts zu sagen weil er als Kapazität galt und die schwierigsten Operationen selber durchführte, auch bei den Kassenpatienten. Ich hatte damals nicht unbedingt den Eindruck dass diese Chefarztbehandlung nun unbedingt so erstrebenswert war, das meiste hatten sowieso seine Assistenten gemacht.

Es gibt aber spezielle Fälle wo ich die Chefarztbehandlung schon für sinnvoll halte und wo ich auch der Meinung bin dass es sich lohnen könnte, bei bestimmten Krebserkrankungen oder Tropenkrankheiten zum Beispiel. Es gibt doch immer mal Ärzte die einen hervorragenden Ruf genießen und als die Kapazität oder der Gesundheitspapst gelten und an die kommt man als normaler Patient einfach nicht ran und wenn ja dann nehmen sie Sätze die die normale Krankenkassen nicht bezahlen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Zunächst einmal finde ich es ziemlich albern, dass hier mehrfach betont wurde, dass Chefärzte durch die Bank weg alle arrogant seien. Das ist tatsächlich manchmal der Fall, wie in allen anderen Berufsfeldern übrigens auch, aber ich würde nicht alle Chefärzte über einen Kamm scheren. Es gibt auch genug Assistenz- und Oberärzte, die arrogant sind. Abgesehen davon bringt einen das Gemecker über die scheinbare oder tatsächliche Arroganz mancher Ärzte nicht weiter. Auch ein überaus arroganter Arzt kann fachlich sehr kompetent und fähig sein. Darauf kommt es doch letztendlich an.

Ich finde eine Chefarztbehandlung nicht ausschlaggebend. Gerade bei einfachen Eingriffen würde ich einen Oberarzt vorziehen. Chefärzte haben zwar in der Regel insgesamt mehr Erfahrung, sind länger im Beruf und sind sicher auch in einigen Bereichen hochspezialisiert. Allerdings verbringen sie daher häufig auch mehr Zeit mit anderen Dingen als mit Standardbehandlungen und Routine-Eingriffen. Da kann es dann durchaus sein, dass der Oberarzt die weitaus bessere Wahl ist, weil solche Dinge einfach zu seinem Tagesgeschäft gehören. Ist ein Oberarzt auf eine bestimmte Behandlung nicht so spezialisiert, werden aber durchaus auch Patienten, die keinen Vertrag über eine Chefarztbehandlung abgeschlossen haben, durch den Chefarzt behandelt - ohne weitere Kosten.

Die Behandlung durch den Chefarzt wäre mir also nicht wichtig, wohingegen mir ein Einzelzimmer sehr wichtig wäre. Ohne Einzelzimmer würde ich ein Krankenhaus wohl als psychisches Wrack verlassen, weil ich es wirklich schrecklich finde, wenn dauernd jemand in meiner Nähe ist und dann auch noch im selben Zimmer schläft.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mir ist es eigentlich ganz egal, welcher Arzt mich behandelt so lange ich persönlich der Meinung bin, dass ich ihm vertrauen kann und kein ungutes Gefühl bei der Behandlung habe. Dann würde ich schon versuchen, einen anderen Arzt für die weitere Behandlung zu bekommen. Aber ob das nun der Chefarzt ist oder nur ein Assistenzarzt, das ist mir relativ egal.

Gut, wenn ich eine schwere Erkrankung habe und dies auch weiß oder zumindest vermute, dann wäre es mir doch schon sehr lieb wenn nicht ein Assistenzarzt alleine an mir herumdoktort. Ich hätte nichts dagegen, wenn er mich zusammen mit einem erfahrenen Kollegen behandeln würde. Jeder ist doch auch mal ein Anfänger und muss noch mehr dazu lernen. Und in den praktischen Berufen muss man auch seine Praxiserfahrungen sammeln dürfen, weswegen ich es sogar ganz gut fände, wenn ein Assistenzarzt bei meiner Behandlung helfen dürfte, denn er lernt dann an mir wieder etwas. Und das ist wichtig, um später die Symptome wieder zu erkennen und schnell die richtige Diagnose stellen zu können.

Ich finde, dass man die Chefärzte nicht mit zu vielen kleineren Behandlungen belästigen sollte und man sie auf wirklich schwere und ernste Fälle ansetzen sollte. Denn für diese Behandlungen werden sie gebraucht, da sie über die nötige Erfahrung und die Fähigkeiten verfügen, um eine gute Arbeit und optimale Versorgung zu leisten. Bei einem ganz gewöhnlichen Patienten, der keine schwere Erkrankung oder Verletzung hat muss es kein Chefarzt sein, der die Behandlung durchführt und ich persönlich würde darauf auch nicht bestehen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Als ich vor einer Operation stand, wollte ich unbedingt, dass die Operation der Chefarzt durchführt. Dieser hatte einen sehr guten Ruf im Krankenhaus, und auch in der näheren Umgebung. Da ich an meinem Finger operiert wurde, war es schon für mich wichtig, dass daran einfach nur der beste Arzt kommt. Und diesen Arzt, hat mir jeder empfohlen und ich habe auch nur Gutes von ihm gehört. Denn das Krankenhaus an sich, hat einen eher schlechten Ruf, sodass ich mich dort hätte nicht behandeln lassen, wenn nicht vom Chefarzt persönlich.

Der Chefarzt hat mich auch von Beginn an untersucht und mir zu dieser Operation geraten. Also fragte ich, ob er diese Operation durchführen wird. Er meinte, dass es auch sicherlich jemand anderen machen kann. Aber ich bestand schon darauf, dass er es macht, ansonsten wäre ich woanders hingegangen. Und siehe da, er hat die Operation durchgeführt.

Da es auch meine erste war, auch wenn es eine eher kleine Operation war, war ich natürlich etwas aufgeregt. Aber da ich wusste, dass die Operation der Chefarzt persönlich durchführen wird, von dem man nur Gutes gehört hat, fühlte ich mich einfach sicher. Und das Gefühl hat sich auch vor, während und nach der Operation bestätigt.

Ich kann nicht sagen, dass der Chefarzt in irgendeiner Weise eingebildet war. Er war sehr nett zu mir, und hat mir alles genau erklärt. Er hat sich wirklich Zeit für mich genommen, und ich fühlte mich da einfach sicher. Aber es hat mich schon ein wenig gewundert, dass gerade ich eine Chefarztbehandlung bekommen habe, obwohl ich doch nur ein ganz normaler Patient war.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich bin privat zusatzversichert und habe daher freie Arztwahl, was auch eine Chefarztbehandlung beinhaltet. Grundsätzlich kann ich also wählen, wer mich behandeln soll und muss mich dabei nicht auf den Chefarzt festlegen, kann das aber tun. Da ich außerdem aufgrund meiner Grunderkrankung schon einige Ärzte kennenlernen durfte bzw. musste, weiß ich wohl, dass der Professor immer der bessere Arzt ist und ich außerdem auch meine, dass Kompetenz tatsächlich nicht zwingend vom Chefarztstatus abhängig ist. Jedenfalls habe ich schon so manchen Oberarzt kennengelernt, der wirklich einiges mehr zu können schien als sein vorgesetzter Chefarzt, den ich in der Regel auch kennengelernt habe.

Wenn ich nun allerdings wegen der Planung irgendeiner notwendigen oder angezeigten Operation einen Spezialisten suche, dann wende ich mich tatsächlich direkt an die Chefärzte, sofern ich nicht schon weiß, wer meine Behandlung übernehmen könnte und wen ich für geeignet halte. Es kann zwar, wenn ich diesen jeweiligen Chefarzt dann erst kennenlerne, immer noch sein, dass ich mich im Endeffekt gegen die Behandlung durch ihn und eher für seinen Oberarzt entscheide, aber das zeigt sich im Laufe der Gespräche die ich führe und ich bin insofern dann auch wirklich froh, mich eben frei entscheiden zu können, aber grundsätzlich jede Tür zum Chefarzt offen stehen zu haben, wenn ich sie öffnen will. Ich muss also nicht darauf hoffen, dass ich zu einem wirklich guten Spezialisten komme, weil dieser meinen Fall interessant findet, sondern kann direkt mit seinem Sekretariat einen Termin in seiner Privatsprechstunde vereinbaren. Das erleichtert doch einiges und beschert einem selbst als Patienten weniger Gerenne als dieser andere, langwierigere Weg.

Bisher habe ich mich tatsächlich noch nicht gegen die Behandlung durch den Chefarzt entschieden, aber es gab einen Fall, in dem der Chefarzt mir für meine zweite Operation in dieser Klinik seinen wirklich überaus talentierten und fähigen Oberarzt als Operateur empfohlen hat. Der Professor selbst, also der Chefarzt, hat dann die Position des ersten Assistenten während der Operation übernommen, und genau so steht es übrigens auch im Operationsbericht. Die Behandlung hat damals also tatsächlich nicht der Chefarzt gemacht, aber ich bin mit der Wahl des Oberarztes seiner Empfehlung gefolgt und fand es auch wirklich beachtlich, dass er diesen für geeigneter hielt, um die angezeigte Behandlung zu übernehmen als sich selbst. Auch das zeigt Größe und Kompetenz, wie ich finde, und schon deshalb bin ich mir sicher, dass ich in diesem Fall mit meiner vorher getroffenen Chefarztwahl sicherlich keinen Fehler gemacht habe.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich kann von mir aus nicht sagen, dass alle Chefärzte arrogant sind. Ich habe in letzter Zeit drei verschiedene Chefärzte kennengelernt. Alle drei waren sehr zuvorkommend und freundlich. Einer war sehr nett, während sein Assistenzarzt russischer Abstammung so arrogant war, dass er nicht einmal Tageszeit sagte. Von einem Chefarzt bin ich behandelt und operiert worden. Was sich erst ein Jahr später herausstellte durch eine Ultraschalluntersuchung meines Orthopäden, hat er mir die Achillessehne angeschnitten und genäht, ohne mich darüber zu informieren. Da brauchte ich mich nicht wundern, wenn ich laufend Schmerzen hatte. Vielleicht wäre das auch einem anderen Arzt passiert, weil es eine ganz unglückliche Stelle war.

Ich würde nicht darauf bestehen, dass mich unbedingt der Chefarzt operiert. Dafür habe ich auch keine Versicherung abgeschlossen. Wenn ich das von dir, hooker, lese, bin ich froh, dass ich überwiegend auf einem Zweibettzimmer lag. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das der reinste Horror war auf einem Saal mit neun Betten, Babygeschrei und dann noch Besucher. Aber das gibt es heute bestimmt nicht mehr, oder?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Alle Chefärzte sind arrogant? Komisch, dann hatte ich bisher nur arrogante Chefärzte, die mich behandelt habe. Bis auf einen Arzt waren die nämlich alle super in Ordnung. Es gibt genauso viele Assistenzärzte, die die Arroganz mit Löffeln gegessen haben. Die Erfahrung durfte ich nämlich während meiner Krankenpflegeausbildung machen. Ich wurde nämlich von einer Assistenzärztin doof angefahren und die Chefärztin hat eingegriffen und die Assistenzärztin des Raumes verwiesen. Der Status sagt nicht wirklich etwas über die Kompetenz eines Arztes aus.

Ich bin als ich selbst erkrankt war, eher zufällig an die Chefärzte geraten. Ich bin stinknormal gesetzlich krankenversichert und musste leider schon ab und zu ins Krankenhaus. Dort wurden mir erst einmal ein paar Assistenzärzte aufs Auge gedrückt, aber weil irgendwie immer was schief lief, hat der Chefarzt das Ganze übernommen. Auch bei kleineren Eingriffen bevorzuge ich die chefärztliche Behandlung. Sie haben oft wirklich mehr Erfahrung und haben auch teilweise mehrere Kliniken durchlaufen, so dass sie ihre Fähigkeiten ausbauen durften.

Ehrlich gesagt ist es mir an sich vollkommen egal, ob mich ein Chefarzt behandelt oder ein x-beliebiger Assistenzarzt. Die Kompetenzen müssen stimmen. Ich habe auch super Ärzte erleben dürfen, die nicht Chefarzt irgendeiner Abteilung sind, welche aber durch Kompetenz und Einfühlungsvermögen absolut geglänzt haben. Solange ich in einem Einzelzimmer liegen darf, beziehungsweise mein Bettnachbar mich nicht zu sehr nervt, ist es mir an sich eh egal, wer mich behandelt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12612 » Talkpoints: 3,62 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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