Verzerrte Wahrnehmung bei gesundheitsgefährdenden Stoffen

vom 10.03.2012, 23:41 Uhr

In den letzten Tagen bin ich mehrfach mit dieser Coca-Cola-Geschichte konfrontiert worden, bei der es um krebserregende Stoffe im Farbstoff Zuckercouleur ging. Auch bei Facebook wurde dieses Thema von zwei Bekannten aus meiner Freundesliste aufgegriffen. Eine der Personen schrieb, dass sie es unmöglich findet, dass die Rezeptur nicht auch für den deutschen Markt geändert wird, während für den US-Markt scheinbar Änderungen geplant sind. Bisher heißt es, dass die krebserregenden Substanzen nur in sehr großen Dosen, die man letztendlich gar nicht zu sich nehmen kann, überhaupt schädlich wirken können. Die Rede ist da von eintausend Dosen Cola pro Tag, weshalb ich diese Hysterie und die Hetzkampagne auch eher kritisch sehe.

Dabei ist mir wieder einmal aufgefallen, dass viele Leute regelrecht auf solche Nachrichten anspringen und sofort eine massive Gefährdung ihrer Gesundheit befürchten, sich aber ansonsten alles andere als gesundheitsförderlich verhalten. Übertrieben ausgedrückt: Leute, die vielleicht rauchen, viel Alkohol zu sich nehmen, sich kaum bewegen und den ganzen Tag fett- und zuckerreiche Nahrung zu sich nehmen, wittern dann plötzlich eine Gefahr für ihr Leben. Das ist etwas, was mir schon häufiger aufgefallen ist. Das wäre so, als würde ein starker Alkoholiker eine einzelne Zigarette ablehnen mit der Begründung, dass diese gesundheitsgefährdend ist.

Natürlich bin ich für sichere Lebensmittel. Ich halte nichts von Schadstoffen in Lebensmitteln. Allerdings denke ich auch, dass man alles in einem vernünftigen Zusammenhang sehen muss. Zum einen gibt es praktisch keine Lebensmittel, die komplett frei von eventuell schädlichen Substanzen sind. Nur ist die enthaltene Dosis da entscheidend. Zum anderen denke ich auch, dass man realistisch bleiben sollte. Die Gefahr, die vom neuerdings als schädlich entlarvten Zuckercouleur ausgehen könnte, ist nicht nur verschwindend gering bis nicht vorhanden, sondern vor allem auch ein Witz gegen viele andere alltägliche Gesundheitsgefährdungen. Wie seht ihr das? Erlebt ihr auch eine solche Fokussierung auf wenige mögliche Risikofaktoren, während eine breite Masse von Risiken vergessen oder verdrängt wird?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann dich bestätigen. Bis vor kurzem habe ich mich selbst noch leicht durch solche Meldungen verrückt machen lassen. Allerdings dürfte man, wenn man sich an all diese Schreckensnachrichten halten würde, gar nichts mehr essen. Die Liste ist doch mittlerweile endlos:

- BSE in Rindfleisch
- Schweinepest
- Geflügelpest
- krebserregende Stoffe in Knäckebrot, Pommes u.v.m.
- EHEC bei Salat
- Konservierungsstoffe überall
- Pestizide hier und da

Man könnte das wohl ewig fortsetzen, allerdings habe ich vor einiger Zeit im Fernsehen einen Bericht über eine Studie gesehen, welche besagt, dass es wohl am gesündesten sein soll, zwar alles zu essen, aber von nichts zu viel. An dieses Ergebnis halte ich mich persönlich auch und denke, dass dies ein ganz guter Weg ist. Es ist wie in allen Bereichen des Lebens: Zu viel von einer Sache führt zur Sucht. Mehrere Liter Cola täglich trinken würde natürlich dazu zählen, aber gelegentlich mal ein Gläschen zum Genuss wird wohl kaum größeren Schaden anrichten. Seit wann trinken die Menschen Cola? Ich denke, den meisten Cola trinkenden Menschen geht es nicht besser oder schlechter als dem Rest.

» neptun » Beiträge: 36 » Talkpoints: 21,37 »


Die größten Gefahren wollen die meisten Menschen nicht sehen. Davor verschließen sie die Augen, weil sie selbst davon betroffen sind, es aber nicht wahrhaben wollen. Also stürzen sie sich auf die scheinbare neue Gefahr. Die Informationen werden nur halb gelesen. Wer denkt darüber nach und macht sich ernsthafte Gedanken, kaum einer. Man orientiert sich an dieser neuen großen Gefahr, die einem so wirklich vor Augen geführt wird, damit man die Gedanken an die weit größeren Gefahren des Konsums von zum Beispiel Genussmitteln wie Alkohol, Tabak oder Süßigkeiten im Übermaß beiseite schieben kann.

So bauscht man das neueste Coca-Cola-Problem nun unprofessionell auf, obwohl auch in der Vergangenheit schon lange bekannt war, dass Coca Cola in Unmengen genossen, das heißt ab zwei Liter pro Tag, Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche, Mineralverlust der Knochen, Diabetes, Zahnprobleme und Dickleibigkeit verursachen kann. Nun soll der in Coca Cola und Pepsi Cola enthaltene Zuckercouleur krebserregend sein, natürlich nur, wenn die Brause in hohen Dosen getrunken wird. Aber bitte, wer trinkt 1.000 Dosen Cola am Tag? Würde das jemand überleben? Ich glaube nicht, dass es möglich wäre, auch nur ein Drittel davon zu trinken, ohne auf der Intensivstation zu landen.

Ich sehe das Problem genauso wie du. Es ist ein Witz dieses geringfügige Problem so hoch zu puschen und andere wirklich gefährlichere Lebens- und Genussmittel als weniger gefährlich zu sehen oder zu ignorieren. Viel Cola trinke ich nicht. Aber das werde ich in Zukunft auch nicht lassen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Die angeblich krebserregende Coca Cola ist in meinem Bekanntenkreis irgendwie zu einer Art running Gag mutiert. mich nervt das ziemlich, weil es ja schon eigentlich um ein ernstes Thema geht. Aber andererseits ist es natürlich schon so, dass dieser Befund ziemlich hochgebauscht wird. Ich nehme es daher persönlich auch nicht ganz so ernst, zumal ich auch gar nicht so viel Cola trinke und mich deswegen auch nicht einem direkten Risiko ausgeliefert fühle.

Ich finde es aber auch nicht gut, dass nun für den amerikanischen Markt die Rezeptur von Coca Cola geändert werden soll, nun aber in Deutschland anscheinend doch wohl nichts geändert werden soll. Wenn schon, denn schon finde ich und deswegen bin ich ganz einfach der Auffassung, dass Coca Cola nun entweder generell ihre Rezeptur verändern sollte oder es ganz bleiben lassen kann. Und da der Konzern dann in den vereinigten Staaten Probleme bekommen wird, wird sie eben die Rezeptur verändern. Warum dann nur in den Staaten und nicht überall auf der Welt?

Ich kenne eigentlich niemanden, der wirklich etwas auf diese ganzen Gesundheitswarnungen gibt und wegen ihnen nun seinen ganzen Ernährungsplan umstellt und sich von allem schädlichen fern halten will. Der Versuch würde aber ja vermutlich auch sehr schnell scheitern, weil wenn man genug forscht sicherlich jedes Lebensmittel nicht nur seine Vorteile, sondern auch seine Nachteile haben wird und man kann in vielen Dingen Gesundheitsrisiken entdecken.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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