Einmaliges Einatmen von Asbest - Wie gefährlich ist das?

vom 26.02.2012, 22:59 Uhr

Ich weiß, dass Asbest krebserregend ist. Ich hätte aber gerne, am besten von Leuten die sich damit einigermaßen auskennen, eine kleine Einschätzung. Natürlich werde ich auch morgen mit meinem Hausarzt darüber sprechen, weil ich das Risiko kennen will. Ich bin 19 Jahre alt und kurz vorm Abi. Vor ca. 8 bis 11/12 Jahren entsorgte mein Opa einige Eternitplatten. Er hat sie im Kofferraum seines Autos zur Deponie transportiert und mich mitgenommen. Als wir auf der Deponie ankamen, hat der Zuständige uns mitgeteilt, dass wir das Asbest in einem Sack für Sondermüll entsorgen müssen, da sie dieses Material so nicht annehmen dürften. Mein Opa meinte nur, dieser Mitarbeiter würde sich anstellen. Da aber die Platten zu groß für den Sack waren, ist er mit mir auf den angrenzenden Parkplatz gefahren und wir haben die Platten kleingehauen, in den Sack getan und anschließend wieder rübergebracht. Es war trockenes Wetter.

Wie gefährlich ist es also, wenn ich diesen Staub, ich weiß nicht mehr, wie viel es genau war, eingeatmet habe? Oder entsteht da nur wenig Staub, wenn man Eternit in ca. 20-30 cm breite Stücke haut? Hätte der Mitarbeiter uns auf die Giftigkeit aufmerksam machen müssen? Kann man die Deponie dafür haftbar machen, oder ist es letztlich Eigenschuld, wenn ich das gemacht habe (auch aus Unwissenheit)?

Es ist nämlich so, dass ich mir deswegen im Moment extreme Sorgen mache, da ich gelesen habe, dass Asbest ziemlich krebserregend sei und dass bei Lungenkrebs, wenn er erstmal Symptone verursacht, kaum noch etwas zu machen sei. Dazu wird mir in letzter Zeit wieder mal extrem die Ungerechtigkeit und Willkürlichkeit dieser Welt zum Teil am eigenen Leib bewusst, sodass ich ungerne innerhalb der nächsten Jahre eine Diagnose wie Lungenkrebs bekommen will, ohne das Leben einmal voll ausgekostet zu haben. Ich rege mich außerdem tierisch darüber auf, dass mein Opa mich damals mitnahm und dass der Mitarbeiter nicht konkret gesagt hat, wie sich das auswirken kann. Immerhin war ich klein und wusste nichts davon und zum anderen kann ich es nicht rückgängig machen. So, wie ich das gelesen habe, muss es ja geradezu sicher sein, an Kehlkopf-, Lungen- oder Bauchfellkrebs zu sterben, wenn man das einmal vermehrt eingeatmet hat. Das ist für mich einfach nur eine absolut horrormäßige Vorstellung.

Was wisst ihr darüber? Habt ihr genaueres Wissen über die Wahrscheinlichkeiten von Asbestkrankheiten oder ob beim Kleinhauen nur wenig Asbest aus dem Material entweicht?

» SkepticalTomCat » Beiträge: 11 » Talkpoints: 12,43 »



Es gibt zwar keinen richtigen Grenzwert für Asbest weil man schon sagt dass eine einzelne Faser einen Tumor auslösen kann, aber richtig Angst davor muss man nicht haben weil man den Reparaturfaktor des Körpers nicht unterschätzen sollte. Nicht umsonst haben wir die Nasenhaare und in der Luftröhre gibt es auch extra Einrichtungen die verhindern dass jeder Staub und jede Faser in die Lunge gerät. ZU DDR-Zeiten gab es auch einen Grenzwert, er betrug eine Faser pro cm3. Das hört sich jetzt erst einmal nicht so schlimm an, aber wer rechnen kann der merkt schnell dass es sich dann um 1 000 000 Fasern pro Kubikmeter handelt. Eine viel größere Bedeutung bei der Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken ist eher in der allgemeinen Anamnese zu suchen, also wenn du genetisch vorbelastest bist weil schon viele deiner Familienmitglieder an Krebs erkrankt sind, wenn du Raucher bist und wenn dein Arbeitsplatz weitere Belastungen aufweist, zum Beispiel Schweißrauche.

Das was du als Kind mit deinem Großvater erlebt hast ist schon recht deftig, aber typisch für die damalige Zeit. Asbest war das universelle Baumittel, preiswert und relativ witterungsbeständig, leicht durch Sägen und Bohren zu bearbeiten und es gab ihn in unzähligen Varianten. Asbest war unter anderem im Talkum (Babypuder) enthalten, alle Bremsbeläge der Autos enthielten es, ebenso die meisten Dichtungen. Asbest wurde verwendet um Flugzeuge und Heizungsrohre zu isolieren, Innenwände zu verkleiden und natürlich Dächer zu decken. Erst sehr spät kam die Erkenntnis dass diese asbesthaltigen Materialien doch nicht so ungefährlich sind, allerdings dauert es schon sehr lange, so zwischen 15 und 20 Jahre, bis es zu einer Erkrankung kommen kann. Dann ist es aber meistens zu spät, das ist richtig. Du hast auch richtig vermutet dass das manuelle zerkleinern von Asbest mit einer wirklich extrem hohen Staubbelastung verbunden ist, hier steht man oft in einer richtigen Staubwolke von Asbestfasern. Nebenbei gesagt, wer so etwas heute macht und dabei erwischt wird bekommt Post von m Staatsanwalt weil der Straftatsbestand der Umweltgefährdung besteht.

Gerade die Vielzahl der Verwendungsmöglichkeiten bedingt es dass selbst 30 Jahre nach den ersten Verwendungsverboten immer noch genügend Asbestfasern in der Luft schwirren. Hier gibt es immer noch unzählige Häuser die mit den kleinen Asbestplatten verkleidet sind, von den unzähligen Garagen und Schrebergärten mal ganz zu schweigen. Es reicht also eigentlich völlig aus über die Straße zu wandeln um sich dabei zu kontaminieren. Das nun nicht alle Bürger daran erkranken liegt unter anderem an den bereits oben genannten Faktoren. Übrigens ist es so dass man sagt dass es von der Staubbelastung gefährlicher ist die alten Asbestplatten zu demontieren um sie später zu entsorgen als sie so ruhen zu lassen wie sie sind. Nicht umsonst gibt es für die Demontage unzählige Vorschriften die dabei zu beachten sind wenn die Staubfreisetzung gering bleiben soll. Ich will nun nicht behaupten dass du damals keine Schäden genommen hast, aber große Sorgen brauchst du dir deshalb wirklich nicht machen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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