Heimpflege einer häuslichen Pflege vorziehen?

vom 19.02.2012, 20:03 Uhr

Bekannte von mir haben ein Kind, welches 12 Jahre alt ist. Das Kind ist schwerstbehindert. Bisher konnten die Eltern sich nicht vorstellen, dass sie ihr Kind in ein Pflegeheim geben. Aber es ist wirklich sehr anstrengend für ein behindertes Kind 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche da zu sein. Selten nehmen sich die zwei auch mal Zeit für sich selber. Sie haben zwar auch private Pfleger, die ab und zu vorbeischauen, aber dennoch ist es eine sehr große Belastung für die beiden.

Sie wollen nun eine Pro und Contra Liste machen, was für eine Heimpflege bzw. gegen eine Heimpflege spricht und was für eine häusliche Pflege und gegen eine häusliche Pflege spricht. Die Bekannten von mir haben mit mir darüber gesprochen und sie sind auch dankbar dafür, wenn man sich als Außenstehender Gedanken macht und fragten mich, wie ich darüber denke. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht wusste, wie ich mich entscheiden würde. Das eigene Kind in ein Heim zu geben ist bestimmt sehr schwer.

Ich denke, dass es noch schwerer ist, als wenn irgendwann mal die Entscheidung eintrifft, ob man die eigenen Eltern lieber zu Hause pflegt oder in ein Pflegeheim gibt. Denkt ihr, dass ihr Angehörige so ohne weiteres in ein Heim geben könnt oder würdet ihr da lange überlegen? Wie würde eure Pro und Contra Liste aussehen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde es immer einfacher darüber ein Stück zu urteilen (im Grunde steht das einem Außenstehenden aber sowieso nicht zu!), wenn man weiß, wie anspruchsvoll die Pflege ist und was das Kind hat und in welchem Schweregrad. Oder ist dir zumindest die Pflegestufe bekannt? Sicherlich ist es unglaublich schwer, wenn man das eigene Kind weg gibt. Man hat es 12 Jahre lang gepflegt und irgendwo wächst man, so unvorstellbar das auch ist, in die Rolle herein.

Ich würde sogar fast meinen, dass viele Eltern das Kind zurück holen. Problem an der Sache ist sicherlich, dass man zwar dann mehr Zeit für sich hat, aber man wird sehr große Schuldgefühle haben. Die sind in den meisten Fällen natürlich nicht berichtigt, aber das muss man sich auch erst einmal bewusst machen. Hinzu kommt, dass man dann auch einen gewissen Anspruch an das Heim hat und wenn das weiter weg liegt, ist man auch damit beschäftigt, ständig hin und her zu fahren. Und das wird man tun. Es gibt kaum Eltern, die ihr Kind dann kaum noch besuchen, und über solche Exemplare, die das dann so handhaben, kann man sich ja trotzdem nur wundern.

Man weiß nun auch nicht, wie viel das Kind mitbekommt und ich finde, dass das auch immer noch eine Rolle spielt und die Eltern können das ja immer noch am besten einschätzen. Wenn man weiß, dass das Kind trotz seiner Behinderung auf gewisse Sachen reagiert, dann macht man sich sicherlich Gedanken. Fraglich ist auch, zumindest würde ich mir als Elternteil die Frage stellen, ob eine Pflegekraft die nötige Liebe und Zeit in das Kind investieren will, welche es ja bis dahin daheim erfahren hat. Ich denke, da werden die Eltern (hoffentlich) sehr hohe Ansprüche haben und kaum einer kann dem gerecht werden (weil man das in der Form eben nur als Eltern kann).

Und genau das wäre wohl mein Problem, wenn ich einen nahe stehenden Angehörigen ins Heim geben müsste. Es gibt so gewisse Erkrankungen, denen kann man kaum gerecht werden. Vor Demenz habe ich zum Beispiel meinen größten Respekt. Aber wenn ich sehe, dass einige einfach so ihre alten, gebrechlichen Eltern oder Großeltern abschieben, weil es bequemer ist,dann kann ich da auch nur den Kopf schütteln. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Selbstverständlich ist es eine sehr schwere Entscheidung, wenn man darüber entscheiden muss, ob man einen Familienangehörigen in ein Pflegeheim stecken soll oder nicht - Dabei ist für mich das Alter der pflegebedürftigen Person eigentlich nicht mal besonders entscheidend. Klar kann die bekannte Liste mit den Pro's und Kontra's für eine solche Unterbringung in einem Pflegeheim eine große Hilfe sein und die Entscheidung vielleicht auch irgendwie erleichtern, aber mich selbst könnte diese Liste jetzt eigentlich als einziger Faktor nicht davon überzeugen, einen geliebten Menschen in ein Heim zu stecken, hier ist der familiäre Charakter einfach viel zu stark vertreten.

Ich selbst könnte es wahrscheinlich nicht so einfach übers Herz bringen und mein Kind in ein Pflegeheim geben, auch wenn ich keine direkte Erfahrung in der Pflege und im Umgang mit Behinderten habe. Klar kann ich es nachvollziehen, dass es oft sehr schwierig und anstrengend ist, sich rund um die Uhr um einen Behinderten zu kümmern - Wenn dann auch noch das eigene Leben dazu kommt und man berufstätig ist, ist dies ja eigentlich kaum zu schaffen. Aber ich hätte auf der anderen Seite auch einfach ein viel zu schlechtes Gewissen und würde mir Vorwürfe machen, nicht mit der Situation fertig geworden zu sein und bei behinderten Menschen ist es ja leider oft schwer abschätzbar, ob diese sich wirklich gut aufgehoben fühlen und ob diese sich im Heim gut geborgen fühlen - Daheim habe ich wenigstens ein Stück weit die Kontrolle über alles und kann auf die Person eingehen.

Ich würde mich wahrscheinlich für die häusliche Pflege entscheiden und mir irgendwie noch zusätzlich anderweitig eine Hilfskraft suchen, auf die ich mich wirklich verlassen kann. So kann ich mich selbst ein Stück weit entlasten, was ja auch für die betroffenen Personen wichtig ist und trotzdem muss ich mir keine Sorgen machen, ob mein Kind gut aufgehoben ist - Vielleicht könnte man hier irgendwo einen Mittelweg finden, aber der Weg ins Pflegeheim wäre für mich wirklich nur der aller, aller letzte Weg.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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