Warum sagen Ärzte nicht einfach was Sache ist?

vom 17.01.2012, 19:45 Uhr

Hatte heute einen Termin in einer gut besuchten Hautklinik, einige Ortschaften entfernt. Zu dieser Hautklinik gehe ich schon ein Jahr lang. Ich habe eine Hautkrankheit, mitten im Gesicht, die sich "Rosazea" nennt und diese im Endstadium. Es wird seit Jahren schon so viel herum probiert, u.a. Antibiotikum, Lasern, Salben usw. doch nichts springt auf lange Sicht an. Meist springt Antibiotikum zwar an, jedoch auch nur eine gewisse Zeit, denn irgendwann gewöhnt man sich auch ans Antibiotikum und die Wirkung wird auch weniger.

Nun hatte ich heute den Termin. Der Arzt, der mich seit Anfang an kennt, sah mich schon im Wartezimmer sitzen und starte mich auch immer ins Gesicht. Als ich dran kam, sagte er schon, das es wohl nun wieder richtig schlimm ist und wohl richtig schmerzt. Als wir im Behandlungszimmer angelangt waren, schaute er erst einmal in seine Akte, was ich denn an Medikamenten schon alles bekam. Letztendlich meinte er, das die letzte Lösung wäre, das Gesicht mit Säure zu behandeln. Dies würde jedoch nur funktionieren, bei Frauen im "nicht" gebärfähigen Alter, d.h. es müsste immer wieder sichergestellt werden, das ich nicht schwanger bin, wenn diese Methode angewendet wird.

Jedoch ging er zu seinem Schrank und holte erst einmal einen Stapel Bücher heraus. Einige blätterte er durch, doch letztendlich blieb in bei einem Heft stehen. Daraus las er 3-4 Seiten komplett durch und meinte nun etwas gefunden zu haben. Doch ich musste ihn enttäuschen, da ich das benannte Medikament vor 3 Monaten schon bekam von meinem Frauenarzt. Man sah ihm deutlich an, das er nicht wirklich mehr weiter weiß und er kramte sein schlaues Buch aus dem Kittel, aus dem er dann noch eine Salbe heraus kramte, die extra an gemischt werden muss und die ich die nächsten 4 Wochen einmal ausprobieren soll.

Auch auf diverse Fragen, die ich hatte reagierte er sehr hilflos und antwortete dementsprechend auch sehr unsicher. Warum kann er nicht einfach sagen, das er nichts mehr weiß und machtlos ist? Ich bin doch kein Testobjekt, dem man einfach etwas ausprobieren lässt? Man muss doch auch als Arzt ehrlich sein und wenn man eben nicht mehr weiter weiß und machtlos ist, dann sollte man es doch dem Patienten sagen oder etwa nicht? Es bringt doch dem Patienten nichts, wenn der Arzt herum druckst und einfach wenn er machtlos ist, dies nicht ehrlich sagt.

Auf meine Fragen, ob ich warme bzw. heiße Getränke wie Kaffee und Tee sein lassen soll, antwortete er sehr zaghaft mit einem: Ja. Auf die Frage mit dem passenden Urlaubsziel, das die Haut verbessern könnte, meinte er: Kein UV Licht. Sonst könnte alles helfen. Das ist echt mal eine sehr präzise Aussage, dachte ich. Er schaute mich bei beiden Fragen wie ein Auto an.

Wie reagiert man am besten bei solch einer Situation? Was würdet ihr machen, wenn euer behandelnde Arzt ratlos aussieht?

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann dich durchaus verstehen, dass du sehr unter deiner Erkrankung leidest. Was du jedoch von deinem Arzt verlangst, ist ja, dass er allwissend ist und auf jede Erkrankung direkt das richtige Medikament hat. Dies ist jedoch nahezu unmöglich. Gerade bei Cremes und Salben ist es so, dass diese je nach Hauttyp unterschiedlich wirken. Welche Salbe oder Creme bei dir hilft bzw. zumindest dazu beiträgt, dass du weniger Schmerzen hast, kann man nur durch Ausprobieren herausfinden. Sei froh, dass du einen Arzt hast, der sich die Zeit dazu nimmt Bücher etc. zu lesen. Er könnte genauso gut sagen, dass es ihm egal ist.

Meine Mutter hatte sehr lange starke Neurodermitis. Sie war bei mehreren Hautärzten damals, die ihr immer wieder neue Cremes, teilweise mit Kortison verschrieben. Dann kam sie mal zu einem ganz anderen Hautarzt, das sagte lassen sie mal alle Cremes weg und nehmen sie nur noch Nivea Milch. Siehe da, er hatte recht. Sehr schnell erholte sich die Haut meiner Mutter und sie hat seit Jahren überhaupt keine Probleme mehr mit ihrer Haut.

Was ich sagen will, bitte gib die Hoffnung nicht auf das Richtige für dich zu finden. Denn ein Großteil des Heilungsprozesses ist auch der Glaube daran, dass eine Heilung möglich ist. Wer den Kopf in den Sand steckt, das hat quasi schon verloren.

» andysun78 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,46 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Dass auch Ärzte mal nicht mehr weiterwissen, finde ich eigentlich nicht schlimm, das ist nun mal so, denn Ärzte sind auch nicht allwissend und gerade bei seltenen Krankheiten haben sie natürlich auch weniger Erfahrung. Allerdings kann ich verstehen, dass es dich ärgert, dass er nicht einfach sagt, dass er nicht mehr weiter weiß. Ich finde es eigentlich sehr gut, wenn ein Arzt mal sagt, dass er nicht weiterhelfen kann und man sich vielleicht besser an einen anderen Arzt wenden soll. Ich habe das auch selbst schon erlebt, dass man dann eine Spezialklinik verwiesen wurde. An deiner Stelle würde ich mich einfach mal nach einem anderen Arzt bzw. einer anderen Hautklinik umsehen und es da mal versuchen. Vielleicht hast du Glück und landest genau bei einem Arzt, der sich mit deiner Krankheit auskennt und dir weiterhelfen kann.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube dass es ein Trugschluss ist dass Ärzte alles sofort wissen müssen und die Symptome richtig deuten können. Auch ist jeder Mensch in seiner Physiologie anders und die gängigen und eigentlich bewährten Heilmethoden müssen nicht immer bei jedem anschlagen. Mit diesem Hintergrund würde ich an die Sache herangehen und den Arzt schon machen lassen. Wenn nach einer gewissen Zeit überhaupt keine Behandlungserfolge auftreten dann würde ich aber auch versuchen den Arzt zu wechseln und mich auch direkt bei ihm erkundigen ob er Spezialisten für diese Krankheit kennt. Auch würde ich selbst die Initiative ergreifen und im Internet recherchieren um heraus zu bekommen wer sich mit solchen Symptomen auskennt.

Grundsätzlich halten sich Ärzte immer gerne bedeckt, eine klare Diagnose wird man selten genant bekommen wenn es sich nicht gerade um ganz eindeutige Sachen handelt. Ich denke dass so etwas auch aus Selbstschutz geschieht, Behandlungsfehler wird sich kaum ein Arzt vorwerfen lassen. Auch werden sie selber nicht immer wissen was Sache ist, da ist es einfach auch schwierig konkrete Diagnosen abzugeben. Auch könnte ich mir vorstellen dass manche Patienten augenscheinlich mit einer Diagnose nicht immer klar kommen und dass es besser ist wenn man sie verschweigt, gerade bei Krankheiten die man nicht behandeln kann.

Ich muss da immer an meine Mutter denken die da ein bisschen hypochondrisch veranlagt ist. Sie bildet sich ein an allen möglichen Krankheiten zu leiden und sobald sie in der Apothekenzeitschrift oder im Neuen Blatt etwas über eine Krankheit liest dann untersucht sie sich auch nach diesen Symptomen und konfrontiert damit auch ihre Ärzte. Das die nur noch genervt reagieren und möglicherweise bei solchen Patienten nicht mehr mit der eigentlich gebotenen Sorgfalt agieren ist durchaus verständlich. Nur so kann ich mir auch erklären dass ihre eigentliche Krankheit nur durch Zufall entdeckt wurde obwohl sie schon seit Jahren daran leidet. Diese Krankheit haben nur ungefähr 2000 Menschen in Deutschland und wenn etwas so selten ist dann ist es auch schwierig für einen Arzt solch einen Exoten zu erkennen und zu behandeln. Um solchen Fällen wirksam zu begegnen, man muss ja immer damit rechnen, wird sich sicherlich von den Ärzten eine doch eher schwammige Diagnose vorgezogen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



In diesem Thread wird nicht in Frage gestellt, dass Ärzte auch mal irgendwann keine Ahnung mehr haben können, will ich meinen Vorrednern nochmal kurz vor Augen halten. Die Frage, die hier gestellt wurde, ist eher, weshalb ein Arzt, der nicht weiter weiß, das nicht gerne auch genau so sagt oder was daran so schlimm wäre, wenn ein Arzt das so sagen würde.

Ich habe allerdings einen solchen Hausarzt, SybeX, der diagnostisch übrigens wirklich hervorragend ist und den ich auch deshalb gerne aufsuche, weil er immer einen richtigen Riecher hat und mir die richtigen Medikamente verschreibt, ohne dabei außer Acht zu lassen, dass ich Asthmatikerin bin – das kenne ich leider auch anders. Allerdings habe ich nun auch schon ein- oder zweimal erlebt, dass ich mit irgendwelchen Beschwerden zu meinem Hausarzt, der übrigens Facharzt für Innere Medizin ist, gegangen bin und er mir sagte, dass er mich diesbezüglich an einen Kollegen überweisen müsste, da es sich bei diesem Bereich, den ich abfrage, nicht um sein Fachgebiet handelt. Und dann gibt er jedes Mal eine Vermutung zu einer Diagnose ab, von der er meint, dass sie auf mein Beschwerdebild zutreffen könnte, sagt aber noch einmal deutlich dazu, dass das nur eine reine Spekulation seinerseits ist und er sich das vorstellen könnte, ich aber zur Abklärung zu einem Kollegen gehen sollte. Und dann überreicht er mir die Überweisung zum entsprechenden Facharzt.

Dennoch gibt es gerade bei den Hauterkrankungen, soweit ich jedenfalls weiß, einige, die auch durch Stressfaktoren ausgelöst oder verstärkt werden können. Bei einigen Hauterkrankungen, und möglicherweise auch bei Deiner, gibt es kaum klare Therapiemöglichkeiten, die immer anschlagen. Darüber hinaus gibt es außerdem Erkenntnisse darüber, dass diese durch Stress oder andere nervliche Faktoren ausgelösten oder verschlimmerten Krankheitsbilder oft mit einer Milieuveränderung, also dem Aufenthalt des Patienten in einer anderen Gegend, die nicht zwingend ein Kurort sein muss, eine entscheidende Besserung und manchmal sogar eine Ausheilung erfahren. Insofern ist die zögerliche Aussage Deines Arztes hier, dass Du lediglich UV-Licht meiden solltest, nicht unbedingt ein Anzeichen dafür, dass er selbst keine Ahnung hat, sondern es kann einfach sein, dass es zu dieser Erkrankung und den Chancen, sie bei einem Aufenthalt Deinerseits in bestimmten Regionen kaum Erfahrungswerte gibt. Bekannt wird allerdings sein, dass UV-Licht schädlich ist, und das ist wohl auch generell recht naheliegend, wenn man nicht Medizin studiert hat. Dass UV-Licht Hautreizungen auslöst, ist wohl hinlänglich bekannt.

Ich würde mich also nicht über diesen speziellen Fall aufregen, denn ich denke, dass Dein Arzt sich redlich bemüht hat und auch nicht grundlegend ahnungslos ist. Vielleicht findest Du aber trotzdem noch einen Spezialisten oder eben einen entsprechenden Arzt, der sich mehr mit Deiner Krankheit auskennt und der möglicherweise seine Praxis auch nicht so nah an Deinem Wohnort betreibt. Manchmal sind die Wege, die man zum Arzt in Kauf nehmen muss, doch etwas weiter, aber dafür findet man jemanden, der sich wirklich gut mit einer speziellen Krankheit auskennt und der sich mit seinem Wissen darüber einen Namen gemacht hat. Dein Arzt, von dem Du hier berichtest, hat sicherlich auch seine Steckenpferde, die aber nicht unbedingt in einem bedeutsamen Wissensschatz über Deine Erkrankung liegen müssen und vermutlich auch nicht werden. Ein schlechter Arzt muss er deshalb aber dennoch nicht sein, denn sein Wissen, das er über Deine Erkrankung hat, hat er an Dich weitergegeben und er kann sicherlich auch nicht sagen, dass er keine Ahnung hat, weil das ja so auch tatsächlich nicht der Fall ist. Nicht nur er hat keine Ahnung, sondern wohl das Gros der Dermatologen hat nicht ausreichend Ahnung über Deine Erkrankung und deren Therapiemöglichkeiten mit entsprechenden Erfolgen.

Übrigens scheinen diese Aussagen Deines Arztes auch tatsächlich nicht verkehrt gewesen zu sein, denn auch Wikipedia gibt an, dass der Auslöser Deiner Erkrankung weitgehend unklar sein soll und dass Tee- und Kaffeegenuss ebenso wie Sonnenbäder und einige Gewürze sowie Alkoholkonsum sich verschlechternd auswirken können. Es ist also tatsächlich nicht davon auszugehen, dass Dein Arzt grundsätzlich keine Ahnung hat, sondern es gibt bisher wohl kaum Erkenntnisse, die ausreichend genug wären, um Deine Fragen klar zu beantworten, die Du ihm gestellt hast. Bei dieser Gelegenheit noch eine Frage meinerseits, nachdem ich nun etwas über diese Erkrankung nachgelesen habe: Hat Dich dieser Arzt denn auch über eine Laserbehandlung beraten?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bevor ich diese Hautklinik besuchte wurde ich in einem Laser-Medizin-Zentrum 2 Jahre lang gelasert. Mal besserte es sich, mal nicht. Die Frau, die dieses Laser-Medizin-Zentrum betreibt, hatte meine Hautkrankheit früher auch, anhand von Bilder, die sie mir zeigte. Zwar nicht so akut, jedoch auch sehr schlimm. Sie bekam es komplett weg mit dem Lasern und einer kompletten Ernährungsumstellung. Da sie weiß, wie schlimm diese Krankheit sein kann und mit mir mit leidete, bekam ich die Behandlungen mit dem Laser auch zu einem sehr günstigen Preis. Sonst hätte ich niemals 2 Jahre lang Lasern bezahlen können. Ich wurde 1-2x die Woche gelasert. Jedoch nie ging es komplett weg.

Jedoch nach 2 Jahren sagte sie, das sie nicht mehr weiter wüsste und empfahl mir diese Hautklinik, die sich auf solche Fälle spezialisiert hat. Sie meinte, das es nichts bringt immer zu lasern, wenn es nur 1-2 Tage hält und dann wieder so schlimm wird. Sie möchte mir auch nicht das Geld aus der Tasche ziehen und empfiehlt das ich in diese Klinik gehen soll. Ich lies mich auch nicht jede Woche lasern, sondern es gab auch mal größere Pausen dazwischen, denn es ist auch nicht sonderlich gut, so lange zu lasern, das ich auch mal Wochen aussetzen musste.

Diese Klinik bietet das Lasern auch an, jedoch sagte mein behandelnder Arzt, das es nichts bringt nochmals mit dem Lasern anzufangen, wenn ich schon 2 Jahre fast durch gelasert wurde. Das wäre Unsinn! Und nun bin ich seit einem Jahr in dieser Hautklinik und es hat sich immer noch nichts getan. Wenn man schon solange, seit 5-6 Jahren versucht diese Lage zu verbessern und es tut sich nichts bzw. nur kurz etwas, zweifelt man irgendwann und weiß nicht mehr weiter, wie ich es momentan tue.

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das ist schon klar und auch absolut nachvollziehbar, SybeX. Allerdings hast Du Dir damit schon einen großen Teil der Antwort auf Deine ursprünglich hier gestellte Frage selbst gegeben, weshalb Ärzte nicht einfach sagen, dass sie nicht mehr weiterwissen. Dein behandelnder Arzt scheint bisher schon noch Therapieansätze zu sehen und die Möglichkeiten auszuschöpfen, und wie ich auch in einem anderen Thread von Dir gelesen habe, versuchst Du es jetzt mit dieser neuen Creme, für die er Dir die Rezeptur mitgegeben hat und es bessert sich auch zur Zeit etwas, nicht? Dann ist es also aber doch nicht so, dass Dein Arzt nicht mehr weiter weiß, sondern er hat vermutlich nur einfach keine Patentlösung zur Hand, die Dich sehr sicher innerhalb einer bestenfalls noch vordefinierten Zeit komplett kurieren wird.

Auch, wenn es sich nun vielleicht reichlich oberflächlich anhört, aber ich würde dennoch versuchen, mir über diese Fragestellung an Deiner Stelle keine Gedanken mehr zu machen und eher darauf zu vertrauen, dass Dein Arzt Dir schon irgendwann, wenn es – hoffentlich nicht! - dazu kommt, dass er sich nicht mehr weiterzuhelfen weiß, auch sagen wird, dass er nun mit seinem Latein am Ende ist. Noch gibt es aber Möglichkeiten, wie eben beispielsweise diese Creme, die Du nun testest. Und insofern kann man, denke ich, nicht sagen, dass man Deinem Arzt den Vorwurf machen kann, dass er nicht einfach aufgibt, weil er doch vermeintlich nichts mehr zu tun weiß, oder was meinst Du?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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