Hypertrichose: Ein Leben als Wolfsmensch?!

vom 04.01.2012, 11:47 Uhr

Ich habe gestern im Fernsehen eine interessante Reportage verfolgt über einen Mann, der an der äußerst seltenen Erbkrankheit Hypertrichose leidet. Hat man diese Krankheit, so bekommt man überdurchschnittlichen Haarwuchs, vor allem im Gesicht und wird umgangssprachlich auch als Wolfsmensch bezeichnet, siehe Bild eines Wolfsmenschen. Der Mann in der Reportage arbeitete zusammen mit seinen Cousins, die auch an dieser Erbkrankheit litten zusammen im Zirkus. Das Trio nannte sich auch "Die Wolfsjungs" und sie kamen beim Publikum gut an, agierten im Zirkus häufig als Artisten, Clowns oder Zauberer.

Im täglichen Leben sieht das etwas anders aus. Als Wolfsmensch wird man natürlich auf der Straße von allen Leuten neugierig beäugt. Ich selbst habe auch noch nie etwas von der Krankheit Hypertrichose gehört und würde auch erst einmal dumm gucken, wenn ich so einem Menschen auf der Straße begegnen würde, weil es ja schon sehr ungewöhnlich ist. Gerade in der Schule, berichtete der Mann, hätte er es immer schwer gehabt und wurde von seinen Mitschülern teilweise sogar gehänselt. Auch bei seinen eigenen Kindern ist das so. Sie haben die Krankheit vererbt bekommen, die Chance lag ziemlich hoch, dass sie auch an Hypertrichose leiden würden. Er war dann auf der Suche nach Arbeit, er lebte im Mexiko, wo es scheinbar so üblich ist, durch die Stadt zu laufen und überall zu fragen, ob man Arbeitskräfte benötigte. Dabei meinte er, hätte man als Wolfsmensch geringe Chancen irgendwo eingestellt zu werden.

Wie stellt ihr euch selbst das Leben mit der Krankheit Hypertrichose vor? Meint ihr es ist einfach als Wolfsmensch zu leben? Würdet ihr euch die Haare im Gesicht täglich abrasieren, auch wenn sie immer wieder nachwachsen würden? Gerade für ein Mädchen stelle ich es mir schlimm vor, mit der Krankheit leben zu müssen. Die Tochter des Mannes im Film war ungefähr im Teeniealter und auch bei ihr sah man schon den übermäßigen Haarwuchs im Gesicht. Als Frau muss so etwas bestimmt noch einmal schlimmer sein als als Mann. Würdet ihr euch trotz der Chance, dass die Krankheit vererbt wird und eure eigenen Kinder dann auch daran leiden würden, fortpflanzen? Wie schwer wird es als Wolfsmensch sein die richtige Frau an seiner Seite zu finden?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich dachte immer mit Wolfsmenschen, bzw. Wolfskinder sind Menschen gemeint, die in ihrer Kindheit nicht erzogen worden sind. Diese Krankheit "Hypoertrichose" haben wir schon in Biologie behandelt. Diese Menschen tun mir irgendwie extrem Leid, und ich verstehe auch nicht, wieso sie sich nicht rasieren, zumindest alle paar Tage. Zwar haben die dann so "Stopel" im ganzen Gesicht, was sicher auch nicht besonders schön aussieht, ist allerdings immer noch besser als ein behaartes Gesicht.

Ich denke, dass es diese Menschen sehr schwer im Leben haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die leicht Arbeit finden, da sie ja schon sehr abschreckend aussehen. Die würde man höchstens in irgendeine Fabrik stecken, denn kein Arbeitgeber würde die auf "die Kunden loslassen". Eigentlich hat jeder Mensch ein Recht auf Arbeit, weswegen das äußerst unfair ist, außerdem kann ihre finanzielle Situation sich dadurch auch nicht verbessern.

Allerdings würde ich, wenn ich Hypertrichose hätte, keine Kinder in die Welt setzen, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Vererbung so groß ist. Ich kann mir vorstellen, dass solche Kinder auf starke Ablehnung stoßen. Vielleicht werden sie zwar nicht aktiv gemobbt, sondern eher passiv, also ignoriert und stehengelassen. Sie tun sich wahrscheinlich extrem schwer, Freunde zu finden und besonders in der Pubertät ist die Last, die sie tragen müssen, extrem groß. Noch schwerer, als Freunde zu finden, ist es für Menschen, die an Hypertrichose leiden, sicher eine Beziehung aufzubauen und einen Partner zu finden.

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» mendacium. » Beiträge: 750 » Talkpoints: 17,61 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich habe auch schon mehrmals von diesen Wolfsmenschen im Fernsehen gesehen. Als ich es zum ersten Mal gesehen habe, war ich schon ein wenig geschockt, dass es sowas gibt. Als ich dann die Männer gesehen habe, taten sie mir auch ein wenig Leid, denn sie wurden ja wirklich immer und überall angestarrt. Da ist es eigentlich klar, dass sie ihr Geld im Zirkus machten, da sie sonst wahrscheinlich niemand haben wollte.

Ich selber möchte diese Krankheit nicht haben. Ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Aber ich glaube, dass die Wolfsmenschen damit mittlerweile gut umgehen. Sie sind eben so aufgewachsen und kennen es ja auch nicht anders. Sie leben halt damit und das macht die auch erst richtig aus, was sie sind. Daher denke ich, dass es nicht so schwer sein wird, wenn man von Geburt an mit der Krankheit lebt.

Wenn es mir passiert wäre, würde ich mir höchstwahrscheinlich die Haare abrasieren, jedenfalls im Gesicht. Auch wenn das dann jeden Tag gemacht werden müsste und auch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, würde ich es bei mir machen. Ich würde mich dadurch wenigstens ein bisschen wohler fühlen, auch wenn an meinem restlichen Körper die ganzen Haare hängen. Gerade als Frau sollte man es doch machen, da es als Frau auch noch schlimmer sein wird, als für einen Mann.

Aber ich finde es nicht so schlimm, wenn die Menschen eigene Kinder bekommen. Das sind eben ihre Kinder, die dann auch höchst wahrscheinlich die Krankheit vererbt bekommen. Aber das sind dann eben die Kinder der Menschen. Ich würde nur darauf achten, dass sie eben nicht so gehänselt werden. Vielleicht sollte man sie dann schon sehr früh daran gewöhnen, sich zu rasieren, dass sie eben damit aufwachsen.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich glaube, wenn ich unter Hypertrichose leiden würde, würde ich mich bewusst nicht rasieren. Das macht erstens doch sicher wahnsinnig viel Mühe, zweitens sind Stoppeln im Gesicht sicher auch nicht so schön, und an bestimmten Stellen dürfte auch das Pieksen oder die Hautreizung durch die Rasur sehr unangenehm sein. Vielleicht sieht es stoppelig rasiert ein wenig besser, oder besser gesagt weniger schlimm, aus, als wenn man es ganz wachsen lässt, aber "normal" wirkt man wohl mit beidem nicht so wirklich. Leute, die Menschen, die anders aussehen, ausgrenzen, tun das sicher in beiden Fällen. Letztendlich ist es also wohl egal.

Andererseits denke ich mir, dass die besten Chancen, als "Wolfsmensch" ein halbwegs angenehmes Leben zu haben, wohl dann bestehen, wenn man seine Krankheit gezielt kultiviert. Also, wenn man deutlich dazu steht, statt sich zu verstecken, zu rasieren oder zu maskieren. Denn wenn man zu dieser Krankheit steht, dann wirkt das selbstbewusster und vielleicht haben die Leute dann auch mehr Respekt vor einem. Ebenso kann man mit dieser Krankheit wohl leider kaum einen normalen Beruf ausüben, weshalb man dann vielleicht ohnehin in eine künstlerische Richtung gehen sollte, und da könnte so ein ungewöhnliches Aussehen ja vielleicht sogar zum Markenzeichen werden und dann fast schon positiv auffallen. Grob gesagt: Da ein normales Leben mit dieser Krankheit sowieso nicht möglich ist, sollte man nicht zwanghaft versuchen, sich mit vielen Mühen doch so halbwegs dort hinein zu mogeln, sondern man sollte zu seiner Andersartigkeit stehen und daraus das entsprechend Passendste machen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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