Habt ihr Angst vor Organhandel?

Ehrlich gesagt kann ich mir auch nicht vorstellen, dass so viele Leute Angst vor illegalem Organhandel haben. Meine Omi war zwar auch der Meinung, dass man sich bei der Rettung von potentiellen Organspendern nicht so viel Mühe geben könnte wie bei Leuten, die keinen Organspenderausweis besitzen und bereit sind, ihre Organe nach ihrem Tod zu spenden. Sie war der Meinung, dass man einen Organspender eher sterben lässt, sofern gerade bestimmte Organe benötigt werden. Dies war und ist aber die einzige Person in meinem Umfeld, die derartige Ängste hat beziehungsweise hatte. Dazu muss ich aber sagen, dass meine Omi irgendwann mal von illegalem Organhandel gehört oder gelesen hat und keinen Einblick in die Hintergründe des ganzen Organspende- und Transplantationsablaufes hatte. Ihre Angst war also irrational, so wie das sicher bei den meisten Leuten der Fall ist - zumindest in unserem Land.

Ich habe einen Organspenderausweis, weil ich es als sinnlose Verschwendung ansehen würde, wenn meine Organe nach meinem Tod einfach mit verbrannt werden, obwohl sie noch gute Dienste leisten könnten. Ob das letztendlich auch der Fall sein wird, kann ich nicht beeinflussen. Vielleicht sterbe ich ja auch bei einem Unfall, bei dem meine Organe zu stark geschädigt werden, um noch verwendet zu werden. Vielleicht erkranke ich ja auch irgendwann so stark, so dass die Organe dann nicht mehr für eine Transplantation in Frage kommen. Dennoch finde ich es sinnvoll, sich darüber frühzeitig Gedanken zu machen und die Organe auch zu spenden. Ich habe dabei weder Angst davor, dass man mein Leben nicht rettet, um dann schnellstmöglich an meine Organe zu kommen, noch habe ich Angst vor einer Entführung und Ermordung, um dabei an meine Organe zu kommen.

In anderen Ländern ist eine solche Angst sicher nicht unberechtigt. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Gruselgeschichten über arme Slum-Kinder, denen man zum Beispiel die Hornhäute entnimmt, um sie wohlhabenden und skrupellosen Menschen zu transplantieren, nicht immer erfunden sind. In einem Land wie Deutschland habe ich allerdings keine Angst vor solchen kriminellen Machenschaften. Dafür bietet das System meiner Meinung nach keine ausreichenden Lücken, um solche Vorkommnisse überhaupt zu ermöglichen, ohne dass sie auffallen.

Letztendlich kann man nicht komplett vorausplanen, wo die Organe landen. Natürlich fände ich persönlich es aus meiner rein subjektiven Sicht auch schade, wenn meine Organe bei jemandem landen würden, der sein Leben selbst ruiniert hat (zum Beispiel durch Alkohol- und Drogenkonsum) oder der vielleicht kriminell ist, Menschen ermordet hat oder ähnliches. Natürlich hätte ich es lieber, wenn meine Organe Menschen transplantiert werden, die ihr Leben auch zu schätzen wissen und Respekt vor dem eigenen Leben und dem Leben anderer haben. Das kann man aber nicht beeinflussen. Fakt ist aber, dass das Spenden von Organen Leben retten kann. Da man seine Organe nach dem Tode nicht mehr benötigt, kann man sie also ruhig spenden. Selbst wenn sich jemand daran bereichern würde, würde ich mir darüber wohl keine allzu großen Sorgen machen.

fcbtill hat geschrieben:Ich habe mich mit Organspenden noch nicht sonderlich beschäftigt, das möchte ich erst später in meinem Leben tun, ...

So denken leider viel zu viele Menschen und ich halte diese Aussage für absoluten Unsinn. Du weißt doch gar nicht, ob du auch das Rentenalter erreichst. Ich weiß nun nicht, wie alt du bist, aber es sterben tagtäglich auch genug junge Leute - bei Unfällen, durch Krankheiten, durch Selbstmord oder einfach an einem geplatzten Aneurysma. Nur weil man jung ist, bedeutet das nicht, dass man sicher vor dem Tod ist und sich keine Gedanken um die Organspende machen muss. Es ist doch wirklich sehr unkompliziert, sich einen Organspendeausweis zu beschaffen und auszufüllen. Ich verstehe nicht, warum man dies hinauszögern sollte. Hast du insgeheim vielleicht Angst, dass dir durch diesen Schritt deine eigene Vergänglichkeit zu sehr vor Augen geführt wird?