Brüderle wird FDP-Fraktionschef

Die FDP-Bundestagsfraktion hat den Wirtschaftsminister Rainer Brüderle zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Damit löst er ab sofort Birgit Homburger, die bisherige Chefin, ab. Er bekam in einer Fraktionssitzung in Berlin 86 Stimmen, 2 gegen ihn und zwei enthielten sich. Mit dem Wechsel ist auch eine Umbildung des Bundeskabinetts verknüpft. Herr Brüderle macht somit nämlich so Philipp Rösler (der bisherige Gesundheitsminister) den Weg zur Übernahme des Wirtschaftssektors frei. Rösler stimmte zu, dass er nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden das Amt zum Wirtschaftsminister übernehmen will. Die Umbildung des Bundeskabinetts ist für morgen, also Donnerstag, geplant. Was haltet ihr davon?

Mich wundert es ein wenig, dass ein Rainer Brüderle in der Partei nach den Personalrochaden immer noch genügend Rückhalt findet, sich auch von der Boygroup um Rösler herum nicht heraus drängen zu lassen. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall und aus Karrieresicht hat sich Brüderle verbessert. Es mag zwar sein, dass der Schritt für ihn erzwungen war - weil Rösler das Amt haben wollte, welches in erster Linie Prestige und Ansehen verleiht, ohne das man entscheiden eingreifen muss (und kann). Aber letztlich ist es nicht zu seinem Nachteil gewesen.

Zusätzlich wundert es mich, dass Brüderle der Einzige ist, der nach dem Wahldesaster nicht hat politische Konsequenzen ziehen müssen. Wenn man dann noch in Betracht zieht, wie er sich kurz vor der Wahl auch noch verplappert hat (was auch ein Grund sein könnte, aus dem nicht alle Wähler mobilisiert werden konnten) indem er angegeben hatte, dass das Gerede vom Atomausstieg nur Wahlkampfgeschwätz wäre, dann hat der Mann echtes Stehvermögen. So etwas gilt es zweifelsfrei anzuerkennen. Und keiner hat offensichtlich den Mut sich mit ihm anzulegen und ihn eben ins Abseits zu schieben.