Kaspersky: Keine Anonymität im Netz = Mehr Sicherheit?

vom 10.12.2007, 17:16 Uhr

Laut Eugene Kaspersky sind die Tage des anonymen Nutzers im Internet laut seiner Einschätzung balb vorbei – „Früher oder später wird es keine anonymen Nutzer im Netz mehr geben“, so Kaspersky. Für ihn existiere bereits heute keine echte Privatsphäre mehr und „Wenn die Polizei es wirklich will, erfährt sie auch, wer hinter einer Aktion steckt.“, auch wenn es angesichts der wachsenden Kriminalität im Internet für ihn die internationale Zusammenarbeit der Behörden immer wichtiger ist und eine Art Internet Interpol von Nöten sei – denn gegenüber anderen sensiblen Netzen erfährt das Internet kaum eine echte Regulierung, hier herrscht immernoch weitestgehend Anarchie.

Und dass Gefahren aus dem Internet nicht zu unterschätzen seine, zeige auch der Angriff auf das estnische Datennetz, dass dieses wochenlang lahm legte und teilweise zu Fall brachte. Gleiches sei in Russland vor kurzem passiert, als die Netzwerke von zwei Städten durch P2P Angriffe ausgeschaltet wurden. Von daher sei es auch die Aufgabe der Regierungen und der Behörden, stärker auf den Datenverkehr in ihren Netzen zu achten.

Neben behördlichen kooperativen Maßnahmen wie einer Internetpolizei und länderübergreifender Strafverfolgung steht für Kaspersky auch eine Art Internet Führerschein im Vordergrund, denn: „Stellen Sie sich vor, ein Auto fährt auf den Straßen mit abgedunkelten Scheiben, ohne zugelassene Reifen und ohne jegliches Kennzeichen.“ – was offline undenkbar ist, ist für ihn im Netz Normalität. Eine Art ID zur Identifizierung jedes Nutzers wäre also nur ratsam, auch als Mittel zur Abschreckung um böse Buben dadurch n ihrem Tun zu hindern, wenn die Wahrscheinlichkeit des Erwischtwerdens rapide ansteigen würde.

Dass die Kriminalität im Internet schon lange angekommen sei, zeige sich für ihn auch im Wandel der Hackerszene: Früher haben diese zur Selbstbestätigung und durch Interesse an gesunden Netzwerken Viren und Software programmiert – jedoch befinde sich diese Ursprungsbewegung mittlerweile deutlich in der Minderheit, nachdem sich Cracker von ihnen abspalteten und nun die Mehrheit unter den Programmierern stellen, welche Schadsoftware gezielt aus krimineller, und nicht im Allgemeininteresse, Absicht vertreiben und nutzen. Der schwunghafte Handel mit diesem Wissen hat ganze mafiöse Strukturen im Netz entstehen lassen, wo Tools und Anleitungen untereinander gehandelt werden würden und immer mehr Schadcode entwickelt wird, der mehr und mehr einen professionellen Charme hat und gezielt gegen bestehender Lücken eingesetzt wird.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ein sehr anregender Beitrag - eine gute Idee von Eugene Kaspersky, die im mir einen Anhänger findet.

Was dazu noch gesagt werden könnte (möchte mich ja nicht diesem Mann überstellen): Die ID-Card sollte dann für jeden Menschen ausgesteltt werden und jegliche Internetkommunikation sollte damit authentifiziert werden können. Letzteres natürlich nur bei Bedarf bzw. im Verdachtsfall. Man könnte dazu ein Regelungssystem einarbeiten, welches gezielt zweifelhafte Aktivitäten meldet.

Bei dem Thema wird es noch einiges an Diskussionsbedarf in der Politik geben. Einige wenige sehen darin auch ihre Freiheit gefährdet - daher sollte man angesichts einer nicht sensibilisierten Bevölkerung vorsichtig Maßnahmen ergreifen, die auch zukünftigen Anti-Entwicklungen stand halten und nicht 1984 Now bewirken.

Eine komplexe Thematik mit simpler Ausgangslage:
- eine Netzwerk-Karte hat auch eine Kennung für ihr Treiben
- ein Mensch hat einen Ausweis, veralteterweise nur real

Was sagen die Datenschützer dazu? Welche Möglichkeiten zum Schutz unserer Person seht Ihr?

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» .:d2k » Beiträge: 575 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Hallo liebe Leute, da ich in diesem Gebiet mal eine Umschulung gemacht habe, möchte ich es nicht versäumen auch meinen Senf dazu zu geben.

Diese sogenannte Anonymität im Internet ist nur sehr selten anzutreffen und auch dann ist man nicht wirklich anonym:

a) Geht man heutzutage über DSL ins Internet geschieht das immer über eine Netzwerkkarte, diese hat schon von Natur aus eine eigene eindeutige Adresse und ist damit zuordenbar.

b) Geht man über ISDN oder Modem ins Internet ist auch das als Datenverbindung nachweisbar.

c) navigiert man im Internet , hat man bereits von seinem Provider eine eindeutige Ip erhalten. Nach den neuen Gesetzen müssen die Provider diese Datenverbindungen über mehrere Monate speichern und auf ersuchen herausgeben. Hier wird nicht nur gespeichert, wer sich wann und von wo in das Internet mit seinen Zugangsdaten einwählte, sondern auch wer wielange auf welchen Seiten war, welche Seite danach besucht wurde etc.

d) Email Verkehr ist "abhörbar". Sendet man heutzutage eine ganz normale Email an einen Freund, ohne diese sonderlich zu schützen (Verschlüsselungssoftware) dann kann jeder , der die Fähigkeit besitzt, diese Email lesen.

e) sogenannte Anonymisierungsdienste , können zwar , je nachdem auf welchem Prinzip sie beruhen, verschleiern welche Seiten Mensch sich im Internet ansieht, sie können aber nicht verhindern, dass der Provider mitbekommt, dass man diese Dienste zwischenschaltet.

f) Cookies im Internet (fast auf jeder Seite vorhanden) speichern nicht nur wann man sich auf welche Seite begab, sondern in der Regel auch wohin man geht, wie lange man sich eine Seite angesehen hat und ob man sich z.B. bestimmte Produkte näher ansah. Dadurch kommen oft so interessante Momente zustande, dass eine Internetseite Sie mit Ihrem Namen begrüßt und ihnen freundlicherweise auch mitteilt, welches Produkt sie sich das letzte mal angesehen haben. Nebenbei bemerkt ist dann das noch so toll recherchierte Weihnachtsgeschenk, dass man Online bei einem Händler kaufte und es an die Firmenadresse liefern ließ keine wirkliche Überraschung mehr für die liebe Gatin zu Hause, die mit dem gleichen Rechner dieselbe Internetseite besuchte.

g) Scripte können noch mehr auslesen, was den heimischen PC betrifft. So kann herausgefunden werden in welcher Auflösung sie ihren Bildschirm betreiben und dadurch können Rückschlüsse gezogen werden. So kann es passieren, dass bei Ihrem nächsten Besuch eines Internet Computerhandels ihnen vorgeschlagen wird eine neue Grafikkarte zu kaufen...... woher weiß irgendjemand in welcher Auflösung und mit welchem System Sie grade arbeiten ?

Das sind jetzt nur einige wenige Punkte, die meiner Ansicht eher beweisen, dass im Internet browsen noch nie anonym war, sondern eher sehr Öffentlich ist. Sicher kann man einigen Menschen unterstellen, dass Sie kriminelle Machenschaften im Internet betreiben, muss man deshalb allerdings gleich alle Menschen verdächtigen das gleiche zu tun ?

Soweit ich weiß, gab es bisher nie einen Menschen der forderte den Zugang zu Bibliotheken zu registrieren, wer sich wann welches Buch wie lange ansah, welche Textstellen er genau las, welche er kopierte etc. das wird nun allerdings gefordert, nicht weil wir es wirklich bräuchten, sondern nur weil es jetzt auf einmal als Machbar erscheint.

Ich denke die wirklichen Mafiösen , kriminellen Strukturen lassen sich mit welcher Technik auch immer nicht wirklich verhindern. Wer kann sagen, dass die Email, die ich gestern einem Freund von mir gesendet habe nicht irgendwelche "Botschaften" enthielt ? Der normale Mensch entdeckt eher eine Email zu Weihnachten, ein "paranoider" Sicherheitsfanatiker hat hier hunderte von Möglichkeiten aufzuhorchen . Warum schicke ich ihm die mail am 21.12. und nicht am 24.12. ? warum grüße ich "alle" (nur ich weiß, dass er grade bei seiner Großfamilie in Bayern ist) und warum endet die Email so ominös mit "wir sehen uns bald" ? (weil er im nächsten Jahr heiratet !).

Ich denke jeder Mensch muss selbst entscheiden können, wie offen er mit seinen persönlichen Daten und Informationen umgeht. Ist dies nicht mehr gegeben spricht man nicht mehr von einer Demokratie, sonder eher von einer Diktatur. Es war schon immer gefährlich, Menschen den Zugang zu Wissen zu ermöglichen, man sollte aber nicht denken, dass dabei nur schlechte Sachen herauskommen können.

Fazit:

Schon Heute ist mit vielen Mitteln nachvollziehbar, welcher User was im Internet macht. Eine darüberhinausgehende Überwachung ist meiner persönlichen Ansicht unnütz.

» ZappHamZ » Beiträge: 1889 » Talkpoints: -16,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Du hast zwar mit deiner Aufzählung recht, aber all diese Dinge lassen sich bei entsprechendem Vorwissen, was bei Cyberkriminillen vorhanden ist, auch leicht umgehen.

Ich merke mal an, wie:
a) MAC Adressen kann man verändern und so den Empfänger täuschen.
b & c) Normalerweise schaltet man sich in fremde Netze ein und missbraucht dies um die Rückverfolgung zu erschweren. Daneben gibt es auch noch andere Mittel und Wege, wie man auch von einem Desktop PC seine "Herkunft" geheimhält.
d) Kriminelle verschlüsseln ihre eMails, teilweise mit den typischen 20 - Jahre Algorithmen.
e) Diese werden kaum genutzt, sondern man operiert über Botnetze.
f) Cookies sind eigentlich ein alter Hut, da auch die meisten Amateure wissen, wie man diese "abschalten" kann sowie das Tracking usw.
g) Scripte können geblockt werden, liegt auch im eigenen Interesse (eines Crackers / Hackers).

ZappHamZ hat geschrieben:Soweit ich weiß, gab es bisher nie einen Menschen der forderte den Zugang zu Bibliotheken zu registrieren, wer sich wann welches Buch wie lange ansah, welche Textstellen er genau las, welche er kopierte etc. das wird nun allerdings gefordert, nicht weil wir es wirklich bräuchten, sondern nur weil es jetzt auf einmal als Machbar erscheint.

In den USA wird heute schon derjenige überwacht, der "verdächtige Literatur" aus Bibliotheken ausleiht.

Die von Dir angeführten Dinge sind natürlich richtig, nur wie gesagt, wer ein Interesse daran hat, diese Faktoren zu umgehen, schafft das auch. Im Grunde gehört das zum Basiswissen - die ID würde jedoch ein zusätzliches Hindernis darstellen, das nur schwer überwunden werden kann, wenn man sie nach Kasperskys Vorstellung umsetzt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Subbotnik hat geschrieben:In den USA wird heute schon derjenige überwacht, der "verdächtige Literatur" aus Bibliotheken ausleiht.


Was gehört denn da zur "verdächtigen Literatur": Wie Baue ich eine Bombe für Anfänger. Und so was haben sie dort öffentlich stehen, oder gilt das jetzt schon für den Koran wenn man den mal lesen möchte ?
Ich glaube schon, dass bestimmte Seiten jetzt schon überwacht werden wer dort ein und ausgeht und runterläd.

Liebe Grüße
Sorae

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Im Grunde alles, denn der USA Patriot Act regelt, dass das FBI unangemeldet in Bibliotheken und Buchläden nachforschen darf, wie Medien genutzt werden, sowohl Print als auch elektronisch und von wem. Da muss nur ein Verdacht vorliegen, dass der Bibliotheksbenutzer in verdächtige Aktivitäten verwickelt sein könnte - und der Verdacht lässt sich bei den derzeit schwammigen Gesetzen in den USA relativ leicht konstruieren, auch wenn Fakten dagegen sprechen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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