Scheidung

vom 07.11.2010, 03:49 Uhr

Meine Hauptfrage ist: Bleiben bei einer Scheidung der Eltern bei dem Kind bleibende Schäden?

Viele kennen diese Situation, selbst wenn nur vom Hören. Die Eltern waren gute 15 Jahre verheiratet, haben um die zwei drei Kinder und merken, dass es einfach nicht mehr klappt, dass sie sich trennen wollen. Das älteste Kind, hat das mitbekommen, dass sich ihre Eltern schon seit längerer Zeit nicht mehr verstehen und sie hat sich deshalb auch von ihrem Vater distanziert. Sie hat sozusagen schon mit ihm abgeschlossen. An dem Abend kommt aber die Mutter zu dem ältesten Kind und sagt ihr, dass ihr Vater ausziehen wird. Obwohl das Kind das ja schon wusste muss es weinen. Und zwar die ganze Nacht. Es denkt sich immer wieder, wie schlecht der Vater doch zu ihm war und dass es besser sei wenn er weg ist. Aber sie kann trotzdem nicht mit ihm abschließen.

Ihre beiden Brüder haben davon noch nichts mitgekriegt und träumen ihn ihrem Betten. Sie erfahren es am nächsten morgen. Sie sind genauso geschockt, weil es beide Papa Kinder sind. Zu ihrem Vater möchten sie aber trotzdem nicht ziehen. Ihr Vater sucht sich so schnell wie es geht eine neue Wohnung und findet auch eine. Es ist eine alte verrottete Wohnung, weil er denkt, dass es die Mutter eh nicht lange ohne ihn aushalten wird. Es wird ein Trennungsvertrag unterschrieben, in dem alles wichtige steht. Fast einen Monat später zieht er aus.

Der neue Lebensabschnitt Gefährte der Mutter hat selber zwei Kinder und alle verstehen sich prima. Endlich hat die Größte eine kleine Schwester, wie sie sich immer gewünscht hatte. Und drei Jungs, die sich auch super verstehen.

Nachdem seine Kinder zweimal bei ihrem Vater waren, lässt er über seinen Anwalt ausrichten, dass er kein Interesse mehr hat seine Kinder zu sehen. Er möchte freiwillig das Sorgerecht für alle drei Kinder abgeben.Er hält sich auch an keinerlei Bedingungen, die in diesem Trennungsvertrag stehen- In diesem Monat hat der jüngste Geburtstag und wird fünf. Der Vater ruft noch nicht einmal an, um zu gratulieren.

So jetzt meine Frage. Werden die beiden ehemaligen Papa-Kinder jetzt starke Schäden haben? Weil, sie können es nicht verstehen, dass ihr Vater sie nicht mehr sehen möchte.

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» TheSchokokuss » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin selbst ein Scheidungskind und bei mir und meiner Schwester blieben deswegen keine Schäden zurück. Damals war ich 6 Jahre alt und war nicht einmal geschockt. Meine Eltern haben sich schon früher immer gestritten und es war für alle Beteiligten besser, dass diese Ehe auseinander ging. Nun sind meine Eltern befreundet und wir sehen unseren Vater auch sehr oft. Leider geht es nur selten so gut aus und deswegen bin ich über unsere Situation sehr froh und erleichtert.

In deinem Beispiel glaube ich schon, dass die Kinder es nicht leicht haben werden. Es tut mir wirklich für die beiden Leid, da sie sich vielleicht Vorwürfe machen werden und der Vater eigentlich der Schuldige ist. Wieso will er denn seine Kinder nicht mehr sehen? Möchte er die Kleinen nun dafür büßen lassen, dass seine Ex-Frau einen neuen Partner hat? Das Verhalten finde ich überaus kindisch und den Kindern gegenüber sehr unfair.

Leider glaube ich kaum, dass man als außen stehende Person den beiden helfen kann. Man kann ihnen zwar sagen, dass es nicht ihre Schuld ist, dass der Vater nichts mehr mit ihnen zu tun haben will, aber ob die Kinder solch ein seltsames Verhalten verstehen, bleibt fraglich (besonders weil es selbst für Erwachsene schwer zu verstehen ist).

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» VanaVanille » Beiträge: 408 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Auch ich bin ein Scheidungskind und habe Schäden davongetragen, auch wenn ich zum damaligen Zeitpunkt schon 16 Jahre alt war. Es ist eine schreckliche Situation, man ahnt etwas, sieht wie sich die Eltern nicht mehr gut verstehen, aber kann rein garnichts dagegen tun. Damals war es meine Mutter, die zu mir gekommen ist und mir gesagt hat, das mein Vater auszieht weil er eine neue Frau gefunden hat. Es war schrecklich, ich habe den restlichen Tag nurnoch geheult und als mein Vater von der Arbeit nach Hause kam hab ich mich zurückgezogen und vor ihm versteckt, weil ich ihn niemals mehr anschauen wollte. Zusätzlich musste ich mir dann auch noch anhören wie meine Eltern gestritten haben, weil er es mir eigentlich selbst sagen wollte. Bis heute bin ich froh, das er es nicht getan hat - ich weiß nicht, wie ich bei ihm selbst reagiert hätte.

Nach einigen Tagen habe ich dann wieder mit ihm geredet und weil ich es nichtmehr mit ansehen konnte wie er sich quält (weil er genau wusste wie ich mich fühle und es ihm so leidtat), hab ich mich zusammengerissen und versucht so zu tun als ob nichts wäre. Etwa 2 Monate nachdem ich erfahren habe was Sache ist, ist er dann ausgezogen. Es war eine schreckliche Zeit für mich, meine Eltern haben weiterhin gestritten und ich hab mich zurückgezogen. Immer und immer mehr. Ich habe meinem eigenen Vater beim Auszug geholfen und seine neue Wohnung mit eingerichtet. Voll stillem Schmerz, doch niemals drang auch nur ein Wort davon nach außen. Er hat mich im Gegensatz zu dem Fall, den Du beschreibst, nicht ignoriert und beschlossen nie wieder etwas mit mir zu tun zu haben. Er hat versucht sich um mich zu kümmern - doch selbst das konnte ich nicht etragen.

Jahrelang habe ich mir etwas vorgemacht, habe mich und meine Umwelt angelogen, habe immer gesagt das es mir gut damit geht und ich es schon längst überwunden habe. Die Trennung ist jetzt fast 5 Jahre her. Und erst letztes Jahr im Herbst konnte ich mir selbst eingestehen das ich es nicht überwunden habe. Ich habe mir therapeutische Hilfe geholt, habe viel darüber gesprochen, auch mit meinem Vater, und erst jetzt kann ich wirklich sagen: Ja, ich habe es überwunden. Aber es war eine harte Zeit, voller Tränen, voller Eingeständnisse und verbaler Verletzungen. Aber mein Verhältnis zu meinem Vater ist heute besser, als es vorher jemals war.

Trotzdem habe ich bleibende Schäden davongetragen: Ich kann nur schwer vertrauen, gerade Männern eher nicht und schon garnicht wenn ich eine Beziehung mit ihnen führe. Es hat mich zu einem kontrollsüchtigen, verlustgeängstigten Menschen gemacht, der heute schwer damit zu kämpfen hat und nur unter größter Anstrengung etwas damit umgehen kann. Ja, eine Scheidung hinterlässt Schäden. Vielleicht sind die Kinder in Deiner Beschreibung noch zu klein um die Tragweite zu verstehen und vielleicht bewahrt sie das vor ein paar Schäden. Doch ich bin sicher, das sie das nicht so einfach überwinden werden. :(

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» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Danke!
Ich weiß, dass die Kinder heute wieder mitbekommen haben, dass ihr Vater gesagt hat: "Niemand kann mich zwingen meine Kinder zu sehen." Das finde ich echt hart und die Kinder tun mir echt leid! Ich wünsche niemandem von euch mal so etwas! Aber ich denke, dass es besser so war, weil er anscheinend auch gewalttätig war.

Die Tochter hat wegen ihm sogar mal die Polizei gerufen. Doch die Mutter wollte ihn nicht anzeigen, weil sie ja drei Kinder hatte. Die Tochter lag die Nacht im Bett und hat nur geheult, weil sie dachte, ihr Vater kommt wegen ihr jetzt ins Gefängnis. Damals war die älteste 12 Jahre alt.

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» TheSchokokuss » Beiträge: 100 » Talkpoints: 0,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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