Fotos im Portmonee - höhere Chance auf ehrlichen Finder

Viele haben schon mal einen Schreck bekommen, sind aber mit diesem davon angekommen; anderen ist vielleicht wirklich schon einmal die Geldbörse gestohlen worden. Aber Glück im Unglück sollte die Börse verloren (und nicht gestohlen sein), dann stehen die Chancen mit 42 Prozent gut, dass man die Börse zurück erhält.

Glaubt man einer Studie der Uni Herfordshire in Großbritannien dann kann man mit einem Foto im Portmonee die Chance auf Rückgabe erhöhen. Egal ob ein Foto vom eigenen oder einem fremden Baby oder sogar von einem Hündchen in der Geldbörse aufbewahrt - das Kindchenschema wirkt scheinbar auch hier positiv auf Finder ein.

Ich denke, dass kann man so nicht feststellen, denn es kommt ganz einfach auf den Inhalt der Geldbörse an. Bei einem Betrag von tausend Euro helfen auch keine Fotos, denn für manche Personen ist es einfach nur schnell verdientes Geld. Man wirft dann eben die Geldbörse in den Müll und fertig.

Daher denke ich, dass es vielleicht bei Kindern durchaus funktionieren kann. Aber bei erwachsene Personen möchte ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Man muss auch immer die Situation betrachten, in der sich der Finder gerade befindet. Hat er beispielsweise Schulden oder andere Geldprobleme, wird er anders entscheiden unter Umständen als wenn alles in Ordnung wäre.

Diese Beobachtung ist recht plausibel, da man dem Täter auf diese Weise die Distanz nimmt, die er ansonsten zu seinem Opfer eingeht. Der "Bestohlene" gibt mit einem Foto etwas aus seinem Leben preis, was ihm die Anonymität nimmt. Aus diesem Grund baut sich die Hemmschwelle, eine Straftat zu begehen beim potenziellen Täter auf, denn er oder sie merkt, dass man es mit einer realen Person zu tun hat. Tierbilder oder Babyfotos signalisieren zudem eine gewisse Wehrlosigkeit, was diese Hemmschwelle eben falls erhöhen kann.

Genau aus dem selben Grund soll man auch, wenn man einmal mit einer Waffe bedroht wird, seinen Namen sagen und etwas aus dem Leben erzählen, was man gerne tut oder isst, so dass dem Täter deutlich wird, dass ein realer Mensch vor einem steht und nicht nur ein anonymes Opfer, welches keine sozialen Bedürfnisse hat.

Bei uns hatte das Foto in der Brieftasche mal positive Wirkung. Meinem Mann war in England in einem Park seine Brieftasche unbemerkt aus der Jacke gefallen, als er diese über dem Arm trug. An Hand der Fotos von uns Beiden, die in der Brieftasche waren, suchte uns die ehrliche Finderin und übergab uns die Papiere, noch bevor wir das Fehlen überhaupt bemerkten.

In unserem Fall war es also ein aktuelles Foto von uns Beiden, was dem Finder das zurückgeben erleichterte. Ich denke, alles was die Brieftasche oder die Geldbörse genauer identifizieren lässt, trägt dazu bei, dass ehrliche Menschen sich die Mühe machen, den gefundenen Gegenstand zurückzugeben, oder irgendwo abzugeben, wo es vom Verlierer abgeholt werden kann.

@JotJot
Diese Studie wurde nun in Großbritannien erstellt, aber man kann diese Ergebnise nun nicht auf alle Länder oder Regionen direkt anwenden. Klar, ein gewisser Aspekt ist schon die nicht mehr vorhandene Anonymität. Aber auch die besondere Mentalität der Leute muss man hierbei auch ins Kalkül ziehen. Ich kenne beispielsweise Studien, bei denen Leute aus sozial schwachen Regionen einen höheren Wert in puncto Ehrlichkeit haben.

Auch Finder die beispielsweise ein soziales Engagement in der Gesellschaft haben sind wesentlich ehrlicher, denn hier kommt man laut Statistik der Polizei auf über 60 Prozent. Nicht nur Bilder oder Fotos spielen eine Rolle, sondern alle anderen Aspekte muss man auch in der Gesamtheit betrachten.