Was kommt nach dem Krankengeld?

vom 08.12.2007, 00:16 Uhr

Vor ein paar Stunden habe ich in ein anderes Forum reingeschaut, und oben hat mich bereits bei Wichtig und unschöne eine Meldung angeblinkt. Das ganze war eine E-Mail von einer Ehefrau eines Kollegen den ich bislang nur aus einem Fachforum kannte ...

Dort stand drinnen, dass besagter Kollege vor wenigen Tagen einen Stammhirninfarkt (Schlaganfall) mit multiplen Infarkten im Gehirn erlitten hat. Das ganze hat dann bei mir doch einen Kloß im Hals und weiche Knie hinterlassen, kaum noch die Zigarette halten können. Ich persönlich hab mir Zeit gelassen, zu dem Thema ein paar aufmunternde Worte zu schreiben, denn dies ist so eine Situation in der alle Worte die man ausspricht oder in dem Fall schreibt, die falschen. Vor allem hat es "uns" (Gruppe des Medizinischen Fachpersonales) gezeigt, dass es auch bei einem von uns plötzlich auftreten kann. Eines der wenigen Situationen in meinem Leben auf denen man "hilflos" zugucken kann und nur das beste hoffen.

Für ihn selbst wird sich die Krankenkasse dem annehmen, für die Kosten in der Klinik und die Reha Maßnahmen aufkommen. Auch seine Familie ist bis zu einem gewissen grad durch die Lohnfortzahlungen und dem Krankengeld abgesichert. Aber was danach passiert, darüber hab ich mir für mich selbst noch nie Gedanken gemacht. Greift dann noch irgendwas, oder fällt so jemand durch das Soziale Netz hindurch wenn man sich nicht privat abgesichert hat?

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Hm - wenn es kein Berufsunfall war sieht es hier immer schlecht aus. Sollte er (was ja zu vermuten ist) nicht mehr arbeitsfähig sein, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten und Zahlungen, von der Frührente, EU Rente, Invalidenzuschüsse usw. - nur sind die, gelinde gesagt, wirklich nur ein Tropfen und mit viel Glück lebt man da etwas besser bzw. genau auf dem Niveau eines ALG II Empfängers, da es meist sehr niedrige Beträge sind (die Rente) und die Zuschüsse fast immer im zweistelligen Bereich liegen, also auch in der Menge kaum etwas ausmachen.

Meist hat man dann auch noch einen unkooperativen Menschen vom Amt oder der Kasse am Hals, der 1.000 Belege für alles wünscht, was das ganze zusätzlich erschwert. Ohne Zusatzversicherung wird man da vom Staat weitgehend im Stich gelassen was das finanzielle angeht.

Ich kann mich mal bei einem Komilitonen schlau machen der das Fachgebiet studiert, aber ich glaube kaum, dass ich damit Optimismus wecken kann.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das Problem dabei ist eh immer, es wird nichts als Berufsbedingt anerkannt da auch Rettungsassistent kein anerkannter Beruf nach dem Berufsbildungsgesetz ist. Durchaus kann man sagen der Dienst im Rettungsdienst hat dazu beigetragen, gleiches gilt auch für die kaputten Rücken anderer Kollegen die 30 Jahre nichts anderes gemacht haben als Leute aus dem 4. Stock zu schleppen usw.

Ich glaube nicht wirklich, dass er zurück in den Job kommt nach einem solchen Hirninfarkt der so weitläufig geht und mehrere Regionen betrifft. Auch das Jahr Krankengeld wird wohl nicht die Zeit der Reha Maßnahmen decken, und dann würde die Familie nach deiner Beschreibung quasi wie ein Hartz 4 Empfänger leben während die Reha noch nicht abgeschlossen ist. Das sind ja tolle Aussichten und sorgen bei mir nicht gerade für Heiterkeit, da ich mir auch gerade Gedanken um meine Zukunft in der Hinsicht mache. Wäre lieb wenn du das nochmal nachhaken könntest, das lässt mir momentan auch keine Ruhe. :(

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Also er hat mir jetzt folgendes gesagt, wie immer, man kennt es ja, nur eine Meinung, keine Beratung oder rechtsverbindliche Auskunft:

Also der Staat springt heutzutage gar nicht mehr oder kaum in die Bresche und lässt einen da weitestgehend allein. Wenn er vor 1961 geboren ist, kann er noch "Glück" haben, da gibt es noch die Berufsunfähigkeitsrente, ist er danach geboren sieht es gleich schlechter aus, da gibt es nur die Erwerbsminderungsrente, die mehr als dürftig ist und für jeden gleich ist, egal was er mal gelernt oder gearbeitet hat. Sie wird nach dem Grad der Erwerbsminderung bemessen, also inwiefern er noch irgendwie am Arbeitsmarkt beschäftigt werden kann, egal als was. Heißt de facto: Solange er noch irgendwo irgnedwie als irgendwas arbeiten kann, gibt es keine Erwerbsminderunsrente bzw. nur anteilig. Dem Staat ist es völlig egal als was, nur das es gehen könnte zählt, womit man sich schon auf einen Ämterlauf freuen kann.

Dabei gilt:
Kann er weniger als 3 Stunden am Tag arbeiten, erhält er die volle Rente.
Kann er zwischen 3 - 6 Stunden am Tag arbeiten, erhält er die halbe Rente.
Kann er mehr als 6 Stunden am Tag in irgendeinem Beruf arbeiten, gibt es gar nichts.

Der Höchstsatz der Erwerbsminderungsrente beträgt 750 Euro, sie kann auch geringer ausfallen, falls eine der obigen Bedingungen erfüllt wird. Im Grunde kann man sich nur mit einer privaten Berufsunfähigkeitsrente davor schützen bzw. mehr zusätzlich rausholen und die kostet natürlich.

Wenn Du ausrechnen willst, was Dich sowas kosten könnte, um im Fall des Falles gewappnet zu sein, gibt`s hier einen einigemaßen stimmigen Vergleich Versicherung Berufsunfähigkeit zur Übersicht sowie weitergehende Informationen.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Vielen Dank Subbotnik fürs Nachfragen, leider gehen die Links zur Berufsunfähigkeit nicht mehr aber über die Seite selbst habe ich es gefunden wo das ist. Ich habe zwar schon einige Risikoversicherungen die meine Familie im Todesfall von mir, ersteinmal unterstützen, dann aber auch ziemlich schnell wieder nichts tun. Handelt sich dabei quasi mehr an Einmalzahlungen, als an ein monatliches Einkommen.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^