Anreden in Schreiben - wie direkt ist erträglich?

vom 15.05.2009, 22:47 Uhr

Heute möchte ich nach einiger Zeit mal wieder eine Diskussion starten, denn gerade passierte mir da sowas: Unter einer E-mail eines entfernt und nur namentlich bekannten Schreibpartners männlichen Geschlechts standen "liebe Grüße". Das bringt mich immer ziemlich zum Schütteln, denn solch eine floskel hat in meinen Ohren etwas anmaßend Vertrauliches. Es wird da eine Nähe suggeriert, die es gar nicht gibt, vermutlich auch gar nie geben soll. Trotzdem wird so anbiedernd und völlig unangemessen verabschiedet.

Um eine solche bedrängende Annäherung zu vermeiden und trotzdem Sympathie zu bekunden, schreibe ich oft "nette Grüße" unter meine Texte. Das empfinde ich als erfrischenden Mittelweg zwischen dem, was ich oben beschrieb und dem üblichen kühlen distanzierten Ton, den ich ehrlich gesagt genauso wenig ansprechend finde. Ich muss auch zugeben, lieben Grüßen von einer entfernt bekannten Frau toleranter zu begegnen, als welchen eines Mannes. Bin nämlich selbst einer. Das spielt auch eine ziemliche Rolle.

Wie empfindet ihr in solchen Fällen und könnt ihr ähnliche Begebenheiten aus eurem Schreibverkehr ins Spiel bringen? Bin ich da vielleicht zu sensibel an einer Stelle, die durch großflächiges Gefloskel sowieso schon längst an jeder Bedeutung verloren hat? Mir geht es auch nur um Korrespondenzen, die nicht ohnehin schon zwischen vertrauten Personen stattfinden.

» Schnibbeldiwapp » Beiträge: 262 » Talkpoints: 35,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, dass muss jeder selbst für sich entschieden. Sicher kann einem das manchmal etwas komisch vorkommen, wenn man so direkt und vertraut angesprochen wird, doch man sollte immer erstmal davon ausgehen, dass der Gegenüber einfach nur nett sein wollte.

Ich halte das folgendermaßen: In Briefen/Mails an Firmen beginne ich so ziemlich immer mit einem "Sehr geehrte Damen und Herren" und ende mit einem "Hochachtungsvoll".

In Briefen an einen Fremden (zum Beispiel bei einem Verkauf auf einer Plattform) schreibe ich oft auch "Hallo", da man ja direkt in Verbindung steht und das alles nicht so förmlich ablaufen sollte und ende dann aber eben nur mit "Gruß". Das klingt aber aus meiner Sicht auch oft sehr abweisend/distanziert und hat, na ja nennen wir es einmal, leider einen ziemlich historisch geprägten Hintergrund. Deshalb bin ich in letzter Zeit davon abgekommen und beende die Mail dann meistens mit einem "LG".

Dies hat den Vorteil, dass der Leser dann selbst entscheiden kann, was er daraus lesen möchte. Entweder wertet er es als "Liebe Grüße" oder leitet es aus dem Englischen ab und macht daraus ein "Large Greets" / "Viele Grüße". Ich halte das für einen sehr netten und guten Umgangston, wenn man sich mit Leuten schreibt, die man nicht so direkt kennt ;).

» tomtom241 » Beiträge: 220 » Talkpoints: 0,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich diese Grüße in an mich gerichtete Briefe oder Emails meistens völlig überlese. Ich denke, jeder empfindet da anders und mich würde es nicht stören, wenn jemand mit "Liebe Grüße" abschließt. "Lieben Gruß" finde ich jetzt komischerweise aufdringlicher, würde mich aber auch nicht wirklich stören. "Nette Grüße" hören sich meiner Meinung nach ziemlich ironisch an.

Ich selbst schreibe bei weniger Bekannten meistens "Viele Grüße" drunter, da kann man am wenigsten falsch machen.

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» Studia » Beiträge: 1182 » Talkpoints: 2,44 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallöchen,

ich überlese diese Schlussformel meist auch. Da ist mir dann egal ob da LG, Liebe Grüße, Gruß oder sonst was steht. In offiziellen Schreiben steht ja eh sehr oft "Mit freundlichen Grüßen" drunter, aber bei anderen Schreiben liest man wirklich sehr oft "Liebe Grüße".

Wenn ich solche Schreiben verfasse, dann kommt es darauf an, an wen ich schreibe. Manchmal setze ich ein LG drunter, nur Grüße oder eben das MfG. Wobei ich denke, dass es einigen Menschen so geht, dass sie diese Schlussformel einfach überlesen. Auch wenn sie zu einem Schreiben gehört, wie die Anrede.

LG P-P

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» P-P » Beiträge: 3246 » Talkpoints: 1,58 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke, das muss jeder für sich selber wissen und dementsprechend entscheiden. Ich für meinen Teil finde es vollkommen okay einen Brief mit „Liebe Grüße“ abzuschließen. Ich denke, dass man liebe Grüße jedem gönnen kann, egal ob man ihn nun mag oder nicht, kennt oder nicht. Das finde ich daher auch eigentlich angemessen.

Es ist ja nicht so, dass man schreibt: In Liebe oder dergleichen. Das wäre dann auch in meinen Augen zu persönlich und daher einfach nicht angemessen. Liebe Grüße hingegen sind universell.

Ich verstehe natürlich trotzdem Menschen, denen das trotzdem missfällt, jeder Person Liebe Grüße zu wünschen, weil es für sie eben doch zu persönlich ist oder es ihrer Meinung einfach nicht in einen formellen Brief passt. Und außerdem gibt es natürlich auch Menschen, die man möglicherweise einfach nicht so mag, dass man ihnen „liebe Grüße“ wünscht. Aber da gibt es ja auch genug Alternativen. In ganz formellen Briefen schreibe auch ich nicht „Liebe Grüße“, weil es einfach nicht wirklich zum geschäftlichen passt. Stattdessen entscheide ich mich dann für „hochachtungsvoll“ oder dergleichen.

Aber wie gesagt: Das sollte jeder für sich selber entscheiden. Und meiner Ansicht nach kommt es auch immer ganz auf den Typen von Mensch an. Denn bei einigen Menschen wirkt es auch einfach nur gekünstelt und unecht. Da sollte man dann wirklich lieber zu einer anderen Verabschiedung greifen.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also bei Briefen oder Mails von Firmen finde ich gehört sich ein "mit freundlichen Grüßen", ein "Hochachtungsvoll" erscheint mir veraltet und total abgehoben. Ein "lieber Gruß" kann mal total fehl platziert sein, allerdings habe ich mich schon so manches Mal darüber gefreut, weil es einfach nicht von mir erwartet wurde. Ich schreibe meist sowieso irgendetwas wie "bis dann" oder so etwas, wenn ich privat schreibe, also den "lieben Gruß" bekommt man von mir nicht so häufig, da bin ich aber auch recht eigen und weiß das, dass ich damit nicht so leichtfertig umgehe, wie manch anderer.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Also wenn ich jetzt eine Bewerbung schreibe, dann steht da natürlich auch nicht 'liebe Grüße' drunter - Aber was ist denn bitte so schlimm daran, wenn man einem Bekannten so etwas schreibt?! Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Ich finde 'nette Grüße' total verkappt; So als würdest du eigentlich lieber darum bemüht sein möglichst viel Abstand zu halten und ja nicht zu zeigen, dass du ein Mensch bist, der sogar so etwas wie liebe Gedanken und Emotionen hat. Ich jedenfalls finde das überhaupt nicht beengend oder sogar belästigend, sondern ganz normal.

Ich schreib, wenn ich Freunden schreibe, auch immer 'ganz liebe Grüße', wenn ich damit ausdrücken will, dass sie mir einfach sehr am Herzen liegen. Einem Kollegen würde ich aber problemlos auch schreiben 'liebe Grüße', eben WEIL es eine Floskel ist und weil 'freundliche Grüße' total bescheuert wirkt, wenn man sich nicht total fremd ist.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also für "fremde" oder gar mir unbekannten Personen schreibe ich mit freundlichen Grüßen. Für Bekannte und Verwandte Menschen verwende ich durchaus die Floskel "liebe Grüße". Mir ist es fast egal, was mir Leute am Ende zu einem E-Mail hinzufügen. Okay, bei einer Verabschiedung wie "Bussi" würde ich mich schon wundern, wenn ich diese Person kaum kenne.

Selbst würde ich aber sagen, dass du in der Hinsicht etwas überempfindlich bist. Eigentlich ist es ja nur eine Form, Grüße zu übermitteln. Ob diese freundlich oder lieb sind - ist doch eigentlich fast egal. Es soll nur eine Verabschiedung sein.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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