Schwarzarbeit - so schlimm?

vom 21.09.2008, 03:50 Uhr

Ich frage mich immer wieder, was eigentlich so verwerflich daran ist, wenn man sich ein paar Euro dazu verdienen möchte. Ich kann das in einigen Fällen sogar sehr gut verstehen , denn was man heutzutage in einigen Berufen verdient, das ist ja wirklich lachhaft und in meinem Augen ist der Staat nicht ganz unschuldig an der hohen Bereitschaft zur Schwarzarbeit.

Ich rede natürlich nicht von irgendwelchen Firmen, die sich polnische Gastarbeiter ohne Papiere holen, nur um möglichst wenig Lohn zahlen zu müssen, sondern von den Menschen, die sich krumm arbeiten und am Monatsende doch nichts mehr im Kühlschrank haben. Bei den Menschen kann ich sehr gut verstehen, wenn sie sich den ein oder anderen Euro heimlich dazu verdienen und das würde ich sogar fördern.

Bin ich deshalb gleich ein Schwerverbrecher? Wie seht ihr das?

» Blind Guardian » Beiträge: 93 » Talkpoints: 0,08 »



Das Thema ist leider nicht so einfach wie Du es darstellst. Vor allem problematisch wird Deine Unterscheidung in "gute" Schwarzarbeit und "schlechte" Schwarzarbeit. Zusätzlich schiebst Du die Schuld für kriminelles(!) Handeln weg von den Handelnden und nennst den Staat als Schuldigen. Der Täter wird so zum Opfer eines ungerechtfertigt regulierenden und außenstehenden Staates? Den Auftraggeber betrachtest Du übrigens gar nicht.

Vielleicht gleich zu Beginn: wenn ich schwarz arbeite, dann erledige ich eine Arbeit. Der Auftraggeber wird kaum eine reguläre Kraft damit beauftragen! Also Punkt 1: ich nehme anderen direkt die Arbeit weg, weil ich weniger koste - weil ich mir die Steuern und Sozialabgaben "spare". Punkt 2: Der Handwerker hingegen zahlt keine Steuern und Sozialabgaben, weil er den Auftrag nicht bekommen hat. Damit sind geschädigt: der Handwerker, der Staat sowie die Sozialkassen.

Jetzt mal aus Sicht des Auftraggebers: ich heuere jemanden schwarz an, der mir meinen Balkon fliesen soll. Ich zahle deutlich weniger als regulär und freue mich über die Ersparnis. Jetzt kommt aber der Winter und es stellt sich heraus, dass mein "Fliesenleger" das Abdichten nicht ernst genommen hat. Der Frost sprengt mir meine Fliesen weg. Ich werde kaum gegen meinen Fliesenleger vorgehen (können).

Das aber wirklich nur als oberflächliche Gründe gegen Schwarzarbeit. Nicht nur rechtlich sondern auch moralisch schlicht verwerflich!

Wenn Du nun anführst, dass Menschen sich "krumm arbeiten" und dennoch nichts "im Kühlschrank" haben ist ein massives Problem! Doch wieso kommt man dann nicht darauf, statt die Wirkung vorgeblich zu "bekämpfen", die Sache an der Wurzel packt! Wie kann es Arbeit geben, deren Verrichtung eine gerechte Bezahlung nicht erfordert? Wenn dem nämlich so ist, sollte die Arbeit gelassen werden. Doch in Wirklichkeit ist die Arbeit sehr wohl mehr Wert - aber dieser wird nicht bezahlt!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Naja, als Schwerverbrecher würde ich Dich natürlich nicht gleich bezeichnen, aber es geht schon so ein bißchen in die Richtung. Ich kann mich da auch nur meinem Vorschreiber anschließen: die Folgeschäden, die aus der Schwarzarbeit entstehen sind so immens groß, dass jede Form der Schwarzarbeit unterbunden werde sollte.

Leider wird dies viel zu selten vom Staat durchgesetzt. Zwar hat man den Zoll gestärkt und es gibt tatsächlich ein paar mehr Kontrollen, aber das ist immer noch nur der Tropfen auf dem heissen Stein.

Und die Kosten müssen letztlich alle Versicherten Arbeitnehmer bezahlen, denn die ganzen Sozialkosten teilen sich auf weniger Einzahler auf - das ist erst recht ungerecht!

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Schwarzarbeit ist einfach asozial - Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Was man damit tut, ist doch klar: Man möchte in einem Land leben und Vorzüge genießen, aber man möchte dann dafür keine Steuern bezahlen und das ist einfach asozial. Ich kenne einige Leute, die das genauso gesehen haben wie du und wegen den paar Euro nebenher keine große Welle gemacht haben. Ich kenne sogar jemanden, der aufgrund dummer Zufälle am Ende aufgeflogen ist und satte 45.000 Euro nachbezahlen musste, als Privatperson. Der ist jetzt hoch verschuldet.

Aber der hat mir nicht leid getan, weil jeder wissen sollte, was er tut ab einem bestimmten Alter. Solange du dir darüber im Klaren bist, was dir blüht, wenn es rauskommt, (es genügt schon, wenn jemand die verpfeift. Das passiert öfter als man denkt!) kannst du ja einfach weiter machen damit. Ich an deiner Stelle aber würde mich dafür ziemlich schämen und mir wäre es peinlich mir mein Geld schwarz zu verdienen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Klar kann es einen für den Moment als total toll sein, wenn man für irgendeine Arbeit mal ein paar Euro Bar auf die Hand bekommt. Es mag einem auch toll erscheinen, wenn man von seinem Arbeitgeber 8 Euro Bar auf die Hand bekommt und an sich weiss, wenn er einen regulär bezahlen würden, wären es nur noch 7,50 Euro. Dabei sollte man aber auch Bedenken, man ist nicht krankenversichert und was passiert bei einem Arbeitsunfall? Man ist nicht arbeitslosenversichert und was passiert wenn der Arbeitgeber einen nun von einem Tag auf den anderen rausschmeisst? Dann gibt es kein Geld vom Staat. Und man zahlt auch nicht in die Rentenversicherung ein. Das mag in jungen Jahren als unwichtig angesehen werden, aber im Alter steht man dann doof da, wenn man nur wenig Rente bekommt und dann noch staatliche Leistungen beantragen muss.

Gerade im Baugewerbe wurde und wird sicherlich noch, oft vieles mit Schwarzarbeit erledigt. Die Baufirmen haben dann mit polnischen Arbeitern gearbeitet, die die Arbeit für 3,50 Euro Bar auf die Hand gemacht haben. Klar konnte die Baufirma dann günstig bauen und eventuell die Preise anderer Firmen unterbieten. Die Baufirma hätte aber auch normal bezahlte Handwerker einstellen können und die regulär bezahlen können. Da wäre dann einiges Geld in die Arbeitlosenversicherung, die Rentenversicherung und andere Staatskassen geflossen. Das ist Geld, welches dem Staat heute fehlt.

Ich kenne es auch von anderen, das sie Überstunden machen und die Bar auf die Hand ausbezahlt bekommen. Im Angesicht der Arbeitslosenzahlen aber an sich nicht wirklich tragbar. Denn der Arbeitgeber könnte auch einfach eine weitere Kraft einstellen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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