Bush will Truppen aus Irak schrittweise abziehen

vom 19.08.2007, 17:02 Uhr

Laut einem Bericht der „New York Times“ plane Präsident George W. Bush eine schrittweise Reduzierung der Truppen im Irak ab 2008. Damit möchte man Forderungen der amerikanischen Öffentlichkeit nachkommen, die den Abzug fordere sowie der Opposition für die anstehenden Wahlen ihr Argument des sofortigen Abzuges der Truppen madig machen. Ein sofortiger Abzug sei aufgrund der Lage im Irak verantwortungslos und auch nicht machbar. Durch den schrittweisen Abbau soll immer noch eine Präsenz in dem vom Bürgerkrieg bedrohten Land erhalten bleiben.

Der Irakeinsatz wird derweil nicht nur von der Opposition und den Demokraten in Frage gestellt, sondern auch zunehmend von den Republikanern im Kongress. Diese wollen die Truppen wieder auf eine Stärke von 130.000 Mann abbauen, so viele wie vor der Truppenverstärkung. Bevor man jedoch eine Entscheidung treffen möchte, soll General David Petraeus und der US Botschafter im Irak, Ryan Crocker im September vor dem Kongress angehört werden und über Erfolge oder Misserfolge bei der Befriedung des Irak berichten.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



:lol: jaaa genau, ziehen wir die Truppen doch einfach mal schrittweise ab! Jetzt wo dort wirklich die Luft brennt!!
Wenn ich die amerikanischen Bürger immer mit ihren Schildern "Bring home our troops" demonstrieren sehen, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll!

Mal abgesehen dass der Angriff auf den Irak das allerletzte war, nun die Truppen zu reduzieren ist nur die Fortsetzung des Schadens, den die Amerikaner verursacht haben!
Ich seh schon die Schlagzeilen in deutschen Zeitungen vor mir: "EU schickt Soldaten zur Friedensmission, Aufbau der Infrastruktur, Normalisierung der Lage in den Irak..."

Und die Amerikaner lachen sich dann wohl kaputt, dass wir schon wieder hinter ihnen aufräumen... und beginnen Krieg mit einem neuen Land :twisted:

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» Nanni » Beiträge: 271 » Talkpoints: -0,07 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Na während eines Überraschungsbesuches im Irak in El Anbar hat er jetzt auch wieder von einer möglichen Reduzierung der Truppen gesprochen bzw. diese angedeutet. Der Irakeinsatz könne, da viele Rebellen mittlerweile in das bestehende System eingegliedert wurden und die Sicherheitslage dadurch verbessert wurde, auch mit weniger US Truppen bewerkstelligen lassen. In El Anbar wüteten einst die heftigsten Kämpfe zwischen Sunniten und Amerikanern, doch jetzt kämpfen sie zusammen, laut Bush, gegen Al Quaida.

Naja, ein Schelm wer jetzt böses denken mag - aber zufälligerweise sind David Petraeus (Oberkommandierender) und und Ryan Crocker (Botschafter) in El Anbar stationiert. Eben jene Personen, die wie in der Eröffnung geschrieben, in ein paar Tagem (15.09.2007) vor dem Ausschuss aussagen sollen :wink: - und die sollen auch über die Lage im Irak und "vor Ort" berichten. Für mich ist das so, als ob ich den Sheriff von Beverly Hills zu einer Zeugenaussage einlade (und ihm vorher noch kurz zum "Tee trinken" besuche), wie schlimm denn die Kriminalität in seinem Stadtteil ist und dann sage: Sehen sie, es gibt kaum Verbrechen in Los Angeles.

Anhand der Aussage von Crocker udn Petraeus will Bush übrigens seine Entscheidung festmachen, wie stark und ob die Truppen im Irak reduziert werden sollen.

Momentan schützt Bush ja auch wieder den irakischen Regierungschef al Maliki, den er erst heftig kritisierte, dann wieder in Schutz nahm, und dann wieder sagte, er sei sehr enttäuscht darüber wie schwer es al Maliki falle, die Demokratie im Irak zu etablieren. Achso, vorher kritisierte die Opposition noch Maliki dafür, dass er zuwenig für die Demokratie im Land tun würde und nciht genug dafür, die Ethnien und Religionen auszusöhnen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Petraeus empfiehlt eine Reduzierung der Truppen ab nächstem Jahr, soviel sagte er schon vorab vor der Anhörung. Also darf sich der nächste Präsident der USA, wahrscheinlich ein Demokrat, dann damit herumschlagen, wenn die Lage wieder eskalieren wird. Laut Petraeus sollen die Truppen ab Dezember im 45 Tagestakt langsam un geringfügig abgebaut werden - so soll die Stärke der Truppen von 164.000 auf 130.000 reduziert werden.

Der US Rechnungshof machte Bushs positiver Bilanz einen guten Strich durch die Rechnung - er stellte fest, das 11 von 18 Zielen, die man sich im Irak gesetzt hatte, nicht erreicht wurden, dies betreffe übrigens größtenteils die Hauptziele.
Von einer weitreichenden Befriedung des Landes könne man nicht sprechen, es gebe keine Fortschritte bei der Aussöhnung der Volksgruppen, keine Fortschritte bei der Aussöhnung der religiösen Gruppen, keine Fortschritte bei der Aussöhnung der politischen Gruppen, kein Gesetz über die gerechte Verteilung der Öleinnahmen des Landes, keine geplante Verfassungsreform und vor allem keinen Nachweis darüber, was die irakische Regierung mit den 10 Milliarden Dollar Hilfszahlungen gemacht habe.

Im Grunde wurden von den 18 Punkten nur 3 als echte Erfolge gewertet: Die Sicherheit in Bagdad wurde verbessert und Minderheiten haben mehr Rechte. Der dritte Punkt, Gründung von Zivil-Komitees in Bagdad, war eigentlich gar nicht genannt worden, sondern kam erst dadurch dazu, weil das Weiße Haus Druck machte.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Jaja, und die amerikanische Bevölkerung, zumindest ein nicht unerheblicher Teil, hat ein Kurzzeitgedächtnis sondergleichen.
Wenn die Demokraten dann gezwungenermaßen das Truppenkontingent wieder vergrößern müssen, werden die Republikaner dagegen aufschreien, die aufrechten Söhne und Töchter der USA einer solchen Gefahr auszusetzen. Und vier Jahre später, wenn die nächste Wahl ansteht und die Lage im Irak sich wenigstens ansatzweise normalisier hat werden viele wählen gehen und denken:"Jaja, die epublikaner waren gegen den Krieg." :twisted: Weil es ihnen von einigen sehr einflussreichen Medien natürlich auch so eingetrichtert wird.
Paul Krugman zum Beispiel hat geschrieben, dass die Wirtschaftsjournalisten die wirklich ehrlichen Journalisten in den USA seien, weil sie sich auch mal trauen, die Politker (vornehmlich die Republikaner) anzugreifen, da die politschen Journalisten in Washington viel zu sehr in persönlichen Abhängigkeitsverhältnissen stecken würden.

» Saturn1985 » Beiträge: 445 » Talkpoints: -0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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