Unfallversicherung - sinnvoll: ja oder nein?

vom 08.02.2009, 16:28 Uhr

Hast du eine Unfallversicherung?

ja
3
60%
nein
2
40%
 
Abstimmungen insgesamt : 5

Ich möchte hier gern mit euch eine Diskussion beginnen, warum sollte man eine Unfallversicherung haben, was spricht dagegen, wieso habt ihr eine, oder auch keine? Auf welche Leistungen legt ihr Wert?

Unfallversicherung ja oder nein? Von mir bekommt diese Frage ein ganz klares JA!

Warum? Ganz einfach: Jeder Arbeitnehmer ist gesetzlich Unfallversichert. Aber diese gesetzliche Unfallversicherung greift nur, wenn er sich auf direktem Weg zur Arbeit befindet, auf dem Weg nach Hause oder direkt an der Arbeit ist. Das sind aber in aller Regel nur 8 Stunden pro Tag und 5 Tage die Woche, also schlappe 40 Stunden. Eine Woche hat aber 168 Stunden. Was ist, wenn einem dann in der Zeit etwas passiert?

Statistisch gesehen passieren 2/3 aller Unfälle in der Freizeit bzw. im Haushalt. Unfallversicherungen bieten in der Regel einen 24 Stundenschutz pro Tag und Weltweiten Schutz. Das klingt alles schonmal nicht schlecht, stellt aber immernoch nicht heraus, warum nun eine Unfallversicherung so wichtig und wertvoll ist.

Was passiert eigentlich, wenn ich einen Unfall in meiner Freizeit habe und durch diesen nicht mehr arbeiten kann? Da liegt das große Risiko und auch das Problem.

Werdegang ohne Unfallversicherung:

Ich stelle mal wieder ein kleines Beispiel in die Runde: Ein normaler Arbeitnehmer, nennen wir ihn einfach Gustav *lächel* fährt Fahrrad, weil ihm langweilig ist. Durch einen dummen Zufall stürzt er nun mit diesem Fahrrad und verletzt sich dabei so schwer, dass er seinen Beruf als KFZ-Mechaniker nicht mehr ausüben kann. Dieser Unfall ist während seiner Freizeit passiert, also bekommt er aus der gesetzlichen Versicherung nichts. Den einzigen Anspruch den er als Arbeitnehmer nun noch hat, ist der aus der Erwerbsminderungsrente. Als KFZ-Mechaniker hatte er einen Bruttoverdienst von 2000 €. Also hatte er Netto ungefähr 1200 €. Als Erwerbsminderungsrente hat er nun gegebenfalls 720 € zu erwarten.

Toll, Gustav kriegt jetzt noch 720 €, wohnt noch genauso wie vorher und möchte auch noch die gleichen Sachen machen, die er sonst auch gemacht hat. Kann er das mit dem Geld jetzt noch? Wahrscheinlich nicht. Ihm fehlen jetzt also rund 500 € im Monat. Hätte Gustav zu der Zeit eine private Unfallversicherung gehabt, dann würde er jetzt entweder diese 500 € bekommen, oder er hätte eine Summe X ausgezahlt bekommen, mit der er hätte Leben können.

Vor diesem Beispiel frage ich jetzt euch: Ist eine Unfallversicherung sinnvoll? Was sollte sie für euch außer Invalidiätsleistung noch enthalten? Habt ihr selber eine?

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Um bei deinem Beispiel zu bleiben, ich bezweifele, dass nach einem so schweren Unfall, der den Rest des Lebens eine Arbeitsunfähigkeit zur Folge hat, überhaupt noch genauso weiter gelebt wird wie vorher. Wenn er nun nicht mehr arbeiten kann, also überhaupt garnicht mehr, dann kann er im Prinzip auch nicht mehr alleine wohnen. Er müsste sich also betreuen lassen, bspw. in einer Einrichtung. Hier springen dann aber die klassischen Träger ein und jeder Cent, den er aus Versicherungen oder dergleichen auf der Kante hätte würde angerechnet werden. Finanziell gewinnt also nur die Unfallversicherung.

Solche Versicherungen lohnen sich in der Regel für Arbeitnehmer überhaupt nicht, die sind so gut es geht abgesichert-bessere Absicherung lohnt sich für sie nicht, da der Staat dies sofort wieder einkassiert, wenn es zum Ernstfall kommen sollte.

Lohnenswert kann eine solche Art der Versicherung nur für Selbstständige sein, die ohnehin für ihre Altersvorsorge selbst sorgen müssen und keine Ansprüche an den Staat haben.

Anstatt also das Geld in Versicherungen zu pumpen, führe dein Mechaniker im wahrsten Sinne des Wortes besser, wenn er sich die teuren und nutzlosen Zusatzversicherungen spart und von diesem Geld bspw. ein sicheres Auto finanziert. So vermeidet er Sturzunfälle vom Rad, gewinnt direkt an Lebensqualität und entlastet alle Steuerzahler, die am Ende immer einspringen müssen.

Es gibt sinnvolle Versicherungen, die sind dann aber in der Regel gesetzlich vorgeschrieben. Also Haftpflicht, Krankenversicherung und KFZ-Haftpflicht. Alles andere lohnt sich für Durchschnittsverdiener und Nicht-Selbstständige im Regelfall überhaupt nicht.

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich gebe dir Recht, dass Einkommen auf gesetzliche Leistungen angerechnet wird. Allerdings, nicht jeder, der vollständig arbeitsunfähig wird bedarf auch einer Betreuung oder Pflege.

Ein bekannter von mir hatte vor einigen Jahren einen schweren Unfall, wodurch er vollständig Arbeitsunfähig geworden ist. Er hatte mehrere schwerwiegende Verletzungen, wodurch er in Arbeit und Freizeit zwar enorm eingeschränkt ist, allerdings immernoch in der Lage ist, sein Leben selbst zu gestalten. Er kann selbst einkaufen und auch seine Wohnung sauber halten usw. Es dauert zwar alles etwas länger als bei gesunden Menschen, aber es geht. Dennoch benötigt er keine Betreuung.

Ohne seine damalige Unfallversicherung hätte er heute nur seine Erwerbsminderungsrente. Dann hätte er echte Probleme. So kann er sich finanziell über Wasser halten und sein Leben selbst gestalten.

Zum Thema Anrechnung:

Nehmen wir mal den absoluten Extremfall aus meinem Beispiel an und Gustav würde so schwer verletzt, dass er danach gepflegt werden muss. Also Pflegestufe 3 (mehr geht nicht).

Dabei voraus gesetzt, dass er in ein Pflegeheim muss: Ein Pflegeheim Platz in Deutschland unter Pflegestufe 3 kostet durchschnittlich 3000 € pro Monat, in manchen Regionen halt mehr oder weniger. Das würde jetzt aber zu weit führen. Der Aktuelle Pflegesatz liegt hier bei 1432 € pro Monat. Diese werde allerdings nur für die Pflegekosten von der Pflegepflichtversicherung übernommen. Die Unterbringungskosten und Kosten für Nahrungsmittel usw sind immer Privatvergnügen.

Gustav bekommt nun diese 1432 € plus die 720 € Erwerbsminderungsrente. = 2152 € Die verbleibenden 848 € müssen auch noch aufgebracht werden. Kann er es selber nicht (z.B. aus einer Versicherung) Dann werden seine Verwandten zur Kasse gebeten. Dabei kommen noch lebende Eltern, Kinder und Geschwister in Frage.

Ich glaube Gustav würde sich über die 500 € aus der Unfallversicherung freuen, meinst du nicht?

PS: Achja, die Haftpflichtversicherung ist keine Pflichtversicherung in Deutschland. Sie übernimmt nur die Haftung des Schädigers im Schadenfall, dass dieser nicht mit seinem Privatvermögen haften muss.

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Nein, allenfalls freuen sich dann Gustavs Verwandte, gesetzt den Fall, sie könnten die Summe aufbringen. Gustav selbst sieht von dem Geld ja nichts, wenn er pflegebefürftig sein sollte.

Im anderen Beispiel von dir hört es sich schon sinnvoller an, aber auch hier kommt es eben darauf an, wie lange und wie viel eingezahlt wurde. Das ist natürlich bei allen Versicherungen so. Dennoch muss man sich immer überlegen, ob man das Geld wirklich über hat. Es bringt ja nichts, bei Wasser und Brot zu leben, nur um im Falle eines Unfalls abgesichert zu sein.

Und taugliche Unfallversicherungen sind eben mit nicht gerade geringen monatlichen Belastungen verbunden. Gerade ein KFZ-Mechaniker isst ja nicht aus goldenen Löffeln, muss also sehen, wie er unmittelbar über die Runden kommt.

Wenn also die Erwerbsminderungsrentenansprüche derart gering sind, wie bei einem normalen Durchschnittsarbeitnehmer es der Fall ist, sieht man von dem Geld eben nichts. Aktuell muss man als Durchschnittsverdiener bereits kurz vor der Rente stehen, damit es sich lohnt. Alle anderen fallen in der Regel unter die Hartz4-Grenze (über der dein anders Beispiel mit wenigen Euros drüber lag) und da wird ein solcher "Zusatzverdienst" bis auf 100€ komplett angerechnet. Ich würde mich ärgern, wenn ich von meinen vielleicht 400 Euro extra nur 100€ sehe, das bringt mir über die Jahrzehnte bis zur Rente so gut wie nichts, wegen der Inflation. So stünde man in den letzten Jahren vielleicht mit zwei bis zehn Euro mehr in der Tasche da, knappst aber vor Eintritt des Versicherungsfalles satte Eurobeträge ab, um diese mickrigen Ansprüche überhaupt zu erwerben.

Wer im Monat über 2500€ netto verfügt und in den nächsten 10 Jahren in Rente geht, bereits über 30 Jahre eingezahlt hat, für den mag es sich lohnen. In allen anderen Fällen lohnt es sich rein finanziell nicht, denn das Geld bekommt man persönlich nicht. Die Lebensqualität und die Pflegequalität steigt für einen persönlich faktisch überhaupt nicht, nur weil die Verwandten nicht zur Kasse gebeten werden. Und wenn die Verwandten das Geld nicht locker machen wollen, dann sind sie es nun wahrlich nicht wert, dass man letztenendes für diese Leute vorgesorgt hat. Können die Verwandten finanziell nicht einspringen, dann muss so oder so der Staat respektive der Steuerzahler ran und dann wird auch die Versicherung angerechnet.

Wie man es dreht und wendet, für den Durchschnitts-und Kleinverdiener lohnt eine solche Versicherung in keinem Fall. Nur wer über derart große Summen verfügt, dass er auch im Erwerbsminderungsfall über der Hartz4-Grenze bleiben würde, gewinnt in diesem Szenario.

Daher sollte man es geschickter angehen und prüfen, welche Ansprüche habe ich, wenn ich morgen total erwerbsunfähig werden sollte. Springt da mehr raus als bei Hartz4, dann so eine Versicherung abschließen. Springt dort noch nicht mehr raus, dann spart man sich die Versicherung am besten und kauft sich von den Beiträgen Dinge, die man unmittelbar geniessen kann. Eine Zukunft abzusichern, die man faktisch nicht haben wird (mangels ausreichendem Erwerbsminderungsrentenanspruch) ist Blödsinn und nutzt nur der Versicherung.

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe zwar für mein Familie (Frau, Kind und mich) eine Unfallversicherung abgeschlossen - gerade weil ich mir vorstellen kann, dass in der Freizeit z. B. beim Sport eher etwas passiert, als auf dem Weg zur Arbeit; als direkt notwendig sehe ich diese Versicherung jedoch nicht an. Sprich, wenn es finanziell eng werden sollte, ist dies wahrscheinlich die erste Versicherung, die raus fliegt.

Als wesentlich wichtiger sehe ich da die Berufsunfähigkeitsversicherung, da diese nicht nur bei äußeren Einflüssen (Unfällen), sondern auch im Falle einer Krankheit zahlt. Daher würde ich, wenn ich mich für entweder oder entscheiden müsste, immer zur BU greifen.

Als notwendig würde ich die folgende Zusammenstellung ansehen:

  • Hauptverdiener: BU-Versicherung
  • Partner: BU- oder Unfallversicherung
  • Kinder: Unfallversicherung
Wenn zusätzlich für jedes Familienmitglied eine Unfallversicherung abfällt, warum nicht, aber ich würde mich dafür nicht auf den Kopf stellen, so lange z. B. die BU vorhanden ist und greift.

» masc-online » Beiträge: 101 » Talkpoints: 61,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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