Überschuldet und Angst vor Hartz IV - Mann tötet Ehefrau

vom 03.12.2008, 18:12 Uhr

Derzeit steht in Hildesheim ein 58-jähriger Mann vor Gericht. Der ehemalige Einzelhandelskaufmann hatte mit seiner 72-jährigen Frau von 900 Euro Arbeitslosengeld und 400 Euro Rente gelebt. Das reichte offensichtlich nicht, denn die Beiden waren stark verschuldet.

Zweimal schon wurden dem Mann von der Arbeitsagentur die Leistungen gesperrt. Man hatte ihn aufgefordert wöchentlich mindestens 5 Bewerbungen zu schreiben. Auf alle Bewerbungen kamen aber immer nur Absagen. So sah der Mann keinen Sinn mehr im Leben und hatte schon zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen. Erfolglos. Allerdings flehte ihn seine kranke Frau an, sie nicht allein zurück zu lassen.

Das Fass zum Überlaufen brachte wohl die Tatsache, dass der Mann kurz davor war in Hartz IV zu rutschen, was natürlich eine weitere Verschlechterung der finanziellen Situation bedeutet hätte. Wieder wollte er sich umbringen, beschloss aber dieses Mal sein Frau "mitzunehmen". Dieses "mitnehmen" der Frau geschah nach Angaben des Mannes auf äußerst brutale Art und Weise. Erst schlug der Mann seine Frau von hinten mit einem Lampenfuß auf den Kopf, stach ihr dann zweimal in die Brust und drückte der noch immer lebenden Frau 20 Minuten ein Kissen auf das Gesicht und fesselte Arme und Beine seiner Frau mit Klebeband.

Später versuchte er sich selbst mit Tabletten das Leben zu nehmen, scheiterte dabei und verschob seinen Selbstmord immer wieder. Zwei Monate lebte der Mann so mit seiner toten Frau in der Wohnung, bis schließlich die Nachbarn wegen des starken Verwesungsgeruchs die Polizei alarmierten. Der Mann konnte nach eigenen Angaben seit einer Nasen-OP übrigens nichts mehr riechen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo

Das ist wirklich schrecklich! Aber leider ja nicht der erste Fall. Sowas liest man ja immer wieder in Zeitungen oder hört es in den Medien. Ich glaube, dass es die finanzielle Situation viele zur Verzweifelung treibt. Aber trotzdem ist das keine Entschuldigung für eine so grausame Tat.

Ich frage mich, warum immer mehr Familienväter ihre kompletten Familie auslöschen. Oder Ehemänner ihren Frauen etwas aus Eifersucht antun. Früher war das doch nicht so! Vielleicht ist es auch früher schon passiert, aber es hat keiner darüber gesprochen.

Hoffendlich bekommt der Mann eine gerechte Strafe. Aber diese fallen ja meistens viel zu milde aus. Und die arme Frau macht es auch nicht mehr lebendig.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Brr, da schüttelt es mich, das ist ja grauenhaft und traurig, wozu sich Menschen treiben lassen. Hildesheim ist nicht weg entfernt, um so schlimmer finde ich das.

Der Mann muss total verzweifelt gewesen sein um so eine schreckliche Tat zu begehen. was die arme Frau durchmachen mussta, daran möchte ich gar nicht denken. Ich bin echt fassungslos und schockiert.

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» peruanerhm » Beiträge: 373 » Talkpoints: 41,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Einfach nur schrecklich. Du sagtest ja, dass seine Frau ihn angefleht haben soll, dass er sie nicht allein lassen soll. Ich persönlich finde es ja nicht schlecht, dass er auch an seine Frau gedacht hat, aber hätte man da nicht auch was Anderes tun können. Vor allem hat sie ja nach deinen Angaben immer noch gelebt und sich mit solchen Schmerzen zu quälen stelle ich mir sehr grausam vor.

Da kommt dann wieder die Frage hoch: Darf man einer Person helfen, also sprich eine Sterbehilfe an diese Person leisten? Ich denke, wenn das meine Frau gewesen wäre, hätte ich das bestimmt nicht über das Herz bringen können. Und erst recht nicht mit solcher Brutalität. Und vor allem war sie ja bestimmt nicht krank, sodass es gar keinen Grund zu Sterbehilfe gab.

Mich quält die Frage nach dem WARUM! Warum muss man immer andere Personen, die eigentlich überhaupt nichts damit zu tun haben, immer in die Sache mit hineinreißen? Sie sagte zwar, dass er sie nicht allein lassen sollte, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das so gemeint haben könnte. Er hatte zwar Probleme mit dem Arbeit finden, aber deswegen zu versuchen sich umzubringen?! Für mich ist das keine Lösung, eher ein Fliehen vor den Problemen. Es gibt immer irgendeine Lösung wie man das wieder hinbiegen kann. Da muss man nicht sofort an Suizid denken! Das ist meine Meinung und diese wird sich auch nicht ändern!

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» wildeagle » Beiträge: 31 » Talkpoints: 0,01 »



Vorweg: Mir tut die Frau unendlich leid, denn letztlich ist sie diejenige gewesen welche alles ausbaden musste und zwar auf eine üble Weise. Aber, ich frag mich auch warum es nicht mehr Hilfen gibt, Leuten die derart in der "Falle" sitzen erstmal aufzuzeigen das es da auch wieder Wege hinaus gibt und sie nicht total verzweifeln müssen. Denn, mal ehrlich: Derzeit ist es so das man eher recht kaltschnäuzig in den meisten Fällen abgefertigt wird, selbst bei Leuten die sich dann schon aufraffen und sagen das sie z.B. überschuldet sind und keine Ahnung mehr haben was sie noch anfangen sollen. Nach der Grundeinstellung "Nicht mein Problem" wird da nicht mal die Nummer der Schuldnerberatung rausgerückt, sondern eher oft noch zusätzlicher Stress gemacht.

Bei dem Mann muß nämlich in der Tat der Knacks reichlich tiefgehen, denn: Auch ohne intakte Nase bleibt niemand der noch alle Tassen in der Regalwand hat mit einer Leiche in der Wohnung.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Seit dem ich von diesem Fall weiß ist er mir nicht so richtig aus dem Kopf gegangen. Ich denke dass das Gericht viele Kleinigkeiten zu klären hat. Beispielsweise warum der Mann die Frau so brutal umbrachte, obwohl sie ihn doch bat, sie nicht alleine zu lassen. Ebenso wie Nephele frage auch ich mich - Geruch oder nicht - wie ein Mensch so lange mit einer Leiche zusammen leben konnte. Aber das ist wohl eine genauso wenig nachvollziehbare Entscheidung wie die Tatsache seine Ausgaben trotz sinkender Einnahmen nicht einzuschränken.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hm.

Das ist wirklich richtig schrecklich. Das steht außer Frage. Was man hier wieder sehen kann: finanzielle Sicherheit scheint in unserer Gesellschaft viel zu bedeuten. Wie verzweifelt man sein muss, um so eine Tat überhaupt erst vollbringen zu können.

Da muss der Staat etwas tun, viel zu schnell rutscht man in unserem Land unter die Armutsgrenze. Wobei man sagen muss, dass diese viel zu hoch angesetzt ist. Ich bin eigentlich der Meinung, dass wir einen guten Sozialstaat haben und dass bei uns keiner in Armut leben muss, leider beweisen solche Einzelfälle (zum Glück, Einzelfälle), wie verzweifelt teilweise einige Menschen sind. Mir tun die Angehörigen leid weil das sind immer die, die so eine Familientragödie am härtesten trifft.

» hns » Beiträge: 63 » Talkpoints: 0,23 »



Das ist wirklich grauenvoll. Ich kann zwar verstehen, dass man manchmal einfach keine Lust mehr hat, Armut lähmt bzw. macht depressiv.

Aber dass man da gleich an Selbstmord denkt bzw. seine eigene Frau tötet, das ist mir unklar. Er muss wohl schon von vorneherein psychische Probleme gehabt haben, selbst wenn die Leiche nicht roch, ist es kaum nachvollziehbar, wie man so lange mit einer Leiche in derselben Wohnung verbringen konnte.

Was die hohen Schulden angeht, hätte man ja eventuell in Privatinsolvenz gehen können, sicherlich auch nicht immer einfach, wenn man es gewohnt ist, auf Pump zu leben, aber besser als nichts.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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