Abnabelung der Kinder - Grund zur Freude oder Trauer?

vom 20.11.2008, 20:19 Uhr

Letztens hatte ich mit einer Bekannten mal wieder ein längeres Gespräch. Nach der U9 unserer Kinder sprachen wir von den Veränderungen, die unserem Kinderarzt aufgefallen waren. Unter anderem auch darüber, dass mein Kind im letzten Jahr auffallend selbstständig geworden sei, sich eben immer mehr abnabele.

Meine Bekannte erzählte, dass sie es schon irgendwo traurig findet, dass ihr Kind sich jetzt immer mehr von ihr löst. Ich konnte ihr da nicht zustimmen, denn mich freut es, dass mein Sohn sich immer mehr von mir löst. Dazu muss ich allerdings auch sagen, dass mein Sohn bis etwa 4 Jahre sehr anhänglich war und viel mütterliche Zuwendung brauchte. Auch wenn es egoistisch klingen mag, finde ich es wohl auch aus diesem Grund richtig schön, dass mein Sohn nun immer häufiger eigene Wege geht - auch wenn ein morgendlicher Weg noch immer ins mütterliche Bett führt :wink:

Wie seht Ihr den Abnabelungsprozess Eurer Kinder?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo!

Ich habe mich über jede Entwicklung bei den Kindern immer gefreut und ich fand es schön, wenn sie selbstständiger wurden. Auch wenn ich sehr schwer loslassen konnte. Aber das kam vielleicht auch daher, dass ich jahrelang alleinerziehend gewesen bin.

Aber trotzdem fand ich die Entwicklungsprozesse immer toll und ich habe auch diese "gewonnen Freizeit", die ich dadurch bekam auch genossen. Denn so konnte ich auch mal nachmittags Zeit für mich haben, wenn sie draussen spielen waren oder einfach mal ganz alleine zum Nachbarkind spielen gegangen sind. Vorher war es so, dass ich immer mit musste und die Zeit dann mit der Mutter tot schlagen musste.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Das ist ein Bereich, über den ich mir auch schon des öfteren meine Gedanken gemacht habe, aber letztendlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es mich stolz macht, dass meine Tochter sich immer und immer mehr von uns abnabelt.

Ich sehe wie selbstbewusst sie im Umgang mit anderen Menschen ist und wie sehr sie sich ihre eigene Meinung bildet. (natürlich werden papa oder mama immer noch befragt und wir sind natürlich auch immer noch die wichtigsten menschen in ihrem leben) aber ich denke je schneller sich Kinder abnabeln, umso eher kann man sich auch auf sie verlassen.

Soll jetzt nicht komisch oder im Sinn von ausnutzen klingen, nein ich meine damit ganz einfache. praktische Dinge, wie zB einfach nur sich zu helfen wissen, wenn der Mama oder dem Papa mal irgendwas passiert (notruf anrufen). Auch das ist für mich eine Form der Abnabelung, Selbständig werden eben einfach auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen.

» SeeYouAgain » Beiträge: 14 » Talkpoints: 6,04 »



Hallo zusammen!

Ich bin zwar selbst keine Mutter, allerdings ein Kind, das sich in nächster Zeit relativ extrem 'abnabeln' möchte. Ich bin im Moment 14 Jahre alt und möchte in zwei Jahren, also mit 16, ein ganzes Jahr lang in die USA (Also eine Art Schüleraustausch). Es gibt viele Eltern, die ihren Kindern einen solchen Aufenthalt vorschlagen und sie sehr in dieser Sache unterstützen, um dafür zu sorgen, dass ihre Kinder selbstständiger werden, doch bei meinen Eltern ist das gerade andersherum. Anstatt das sie sich freuen, dass ich den Mut aufbringe um ein ganzes Jahr lang allein auf einem fremden Kontinent in einer völlig Fremden Umgebung mit einer fremden Sprache leben möchte, fängt sie in gewisser Weise an zu 'klammern'.

Ich musste mir nun schon des öfteren anhören, dass sie die Sache nicht unterstützt, nur weil sie sich dann ständig Sorgen machen würde. Natürlich kann ich das auch nachvollziehen, doch ich finde es etwas traurig, dass nicht zumindest ein kleiner Teil Freude oder auch Anerkennung oder vielleicht sogar Stolz mitschwingt. All die Berichte von anderen Austauschschülern helfen nicht viel, sie ist leider immernoch der Meinung, dass es mir in den USA schlecht ergehen wird und ich auf ihre Hilfe angewiesen bin. Das finde ich schon etwas schade, gerade weil es ja eigentlich ein riesiger Schritt in meine Zukunft ist, die sehr viel Mut verlangt.

Viele liebe Grüße,
Carolinchen

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» Carolinchen » Beiträge: 347 » Talkpoints: -0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mir geht es auch so, das ich über jeden Fortschritt, den meine Kinder machen, stolz wie Oskar bin! Zb, gerade jetzt bei meinem Großen die Schulvorbereitung :roll: Und als wir zur Vorschuluntersuchung waren, ich bin fast geplatzt vor Stolz ;) Bei ihm muss ich sagen, er ist jetzt 6 und trotzdem unwahrscheinlich anhänglich. Aber er ist auch schon sehr selbständig, schmiert seine Schnitte allein, ich lasse ihn auch schonmal absaugen oder im Haushalt mit helfen, abwaschen usw.

Dann merkt man schon, wie die Kinder sich auch freuen, wenn sie Aufgaben der Erwachsenen übernehmen dürfen. Solange die Kinder noch sehr liebebedürftig sind, ist meine Welt in Ordnung :lol: Aber ich habe schon sehr große Angst vor dem Tag, andem sie ausziehen und ihr eigenes Leben führen :? Wie geht es euch mit dem Gedanken?

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» miamaus83 » Beiträge: 129 » Talkpoints: 0,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wir haben hier einen sehr familiären Haushalt. So sagte mein Sohn mal in der vierten Klasse, als er eine Klassenreise machte, dass andere Kinder sich ja vielleicht freuen, wenn sie mal von zu Hause weg kommen, weil die Eltern immer stressen, aber er hätte ein schönes zu Hause und würde nicht gerne weg fahren. Das hatte mich dann schon stutzig gemacht, natürlich freute ich mich, dass er sich in unserer Familie wohl fühlt, aber ich hätte mich auch gefreut, wenn er es genossen hätte mal meiner Fuchtel zu entrinnen.

So blieb es denn auch noch ein paar Jahre, neulich sprach er nun davon: wenn ich dann meine eigene Wohnung habe. Innerlich musste ich lächeln, endlich, er will sich selber abnabeln. Nun ist im Sommer unser Pflegesohn ausgezogen, was mit dem Abnabeln etwas nach hinten losgegangen ist, er hat die Schule geschmissen und will in ein buddhistisches Kloster eintreten. Das finde ich natürlich dann nicht so toll, wenn das Abnabeln in so eine Richtung geht.

Generell, muss ich zugeben, dass ich meinem Sohn das Abnabeln schwer gemacht habe, weil ich einfach immer da war. Sei es nun "Taxi " zu irgend welchen Veranstaltungen, oder Unterstützungen in anderer Form. Aber über jede Äußerung, die in Richtung Selbstständigkeit ging, habe ich mich gefreut. Gerade, weil er ein so "behütetes" Kind war.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich freue mich eigentlich auch über die zunehmende Selbstständigkeit meiner Kinder, aber dennoch bin ich auch etwas traurig darüber, besonders, wenn ich an meine jüngste Tochter denke. Wenn meine größeren Kinder sich abnabelten, fand ich das in Ordnung, aber bei der Jüngsten wird mir das so richtig schwer fallen, da ich genau weiß, daß dann kein Kind mehr da ist, was ich zum Erwachsenenleben hinführen kann. Das tut schon ein bischen weh.

Dennoch bin ich sehr froh über die große Entwicklung meiner Kinder. Jeder kleine Entwicklungsschritt habe ich sehr begrüßt. Ich bin auch sehr froh, dass sie fähig sind, ein eigenes Leben zu leben. Das ist ja der Sinn der Sache, die Kinder einmal dahinzuführen, dass sie auf eigenen Beinen stehen können.

Eigentlich können sich nur die Mütter diese ambivalenten Gefühle vorstellen, die selbst keine Kinder mehr bekommen können. Ich bin 41 Jahre alt und ich weiß, dass das 5. Kind mein letztes gewesen ist. Natürlich genießt man die Zeit mit dem Kind um so mehr, man merkt aber auch, dass man selbst alt wird.

» lorelei911 » Beiträge: 237 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es nun nicht so tragisch. Natürlich haben sich meine Kinder auch verändert bzw. tun das noch. Sie sind 4 und 6 Jahre. Der 6 jährige Sohn will mit mir auf der Straße nicht mehr an der Hand laufen und schämt sich. Könnte ja jemand sehen. Der kleine Sohn geht mit Begeisterung in den Kindergarten und ich muß ihn oft ermahnen mir wenigstens noch "Ade" zu sagen. Aber ich freue mich über diese Schritte.

Noch freut man sich ja, da sie einen ja immer noch brauchen und auch lieben. Schlimmer wird es wohl werden wenn sie ganz aus dem Haus gehen bzw. wenn sie erwachsen werden. Das ist wohl nochmal was ganz anderes.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bin auch unglaublich stolz über jede Kleinigkeit die mein Kleiner neu erlernt. Wenn er vor mir singt und auf englisch bis 10 zählt ist es schon der Wahnsinn. Mein Sohn und ich haben eine enge Beziehung, ich kann mir auch kaum vorstellen dass er sich mal weiter von mir entfernt, obwohl das natürlich völlig klar ist. Ich finde es super schön dass er schon so vieles kann, alles alleine machen möchte und mir auch bei allem helfen möchte. Dennoch ist er nun mal mein Baby und da ist es schon ganz schön schwer mit anzusehen wie schnell die Zeit doch zu vergehen scheint.

Ich hoffe zu meinem Sohn immer so eine enge Beziehung zu haben dass er immer wieder meine Nähe sucht und gehöre wohl auch zu der Sorte Mütter die sich nicht so riesig darüber freuen dass die Kleinen sich abnabeln.

» hayatirami » Beiträge: 139 » Talkpoints: 2,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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