In der Vorlesung reden - ist das noch normal?

vom 09.11.2008, 00:39 Uhr

Viele von euch studieren ja auch, aber natürlich können auch gerne die Schüler antworten. In unseren Hörsäälen sitzen pro Veranstaltung so ca. 100 Studenten, der Professor redet über das Mikrofon, so dass man ihn ohne Probleme verstehen kann. Auch eine etwaige Geräuschkulisse wird so überspielt.

Diese Geräuschkulisse finde ich aber ziemlich komisch. Denn ich habe festgestellt, dass es ca. 5 % der Studenten gibt, die ununterbrochen während der Vorlesung reden, dann gibt es viele, die sich ständig etwas zuzischeln, dann gibt es welche, die nur manchmal etwas flüstern und die, die gar nichts sagen während der Vorlesung sind in der Minderheit. Ich beziehe mich da nur auf die Gespräche unter den Studenten, keine Beiträge zur Vorlesung.

Wie ist das denn bei euch in den Vorlesungen? Ist das normal, dass in den Vorlesungen so viel gequatscht wird? Ich dachte ja, dass es im 1. Semester noch normal ist, da da ja viele nur aus Verlegenheit anfangen und sich auch noch gar nicht sicher sind, ob das Fach das Richtige für sie ist, aber in dem / den Semester(n) danach sollte das doch eigentlich so klar sein, dass man das Fach ernsthaft studiert und dann gehört es doch auch dazu, dass man in den Vorlesungen ruhig zuhört und, wenn es einen nicht interessiert, zu Hause bleibt und sich dann eben selbst weiterbildet, oder sehe ich das falsch?

Ich selbst rede kaum während der Vorlesungen, ich trage manchmal öffentlich etwas bei, aber so mir den Kommilitonen quatsche ich eigentlich nicht. Da wird höchstens mal etwas über den Stoff / wenn man etwas nicht verstanden hat, ausgetauscht. Aber wir sind nicht stundenlang am Reden. Wie macht ihr das in den Vorlesungen?

Neulich haben mich in einer Vorlesung solche Mädels vor mit total aufgeregt, sie haben sich ca. eine halbe Stunde über Waschpulver und indische Waschnüsse unterhalten! Das Ganze in einer Lautstärke, dass ich es leider noch gut hören konnte, aber ich konnte nebenbei noch der Vorlesung folgen, auch wenn das sehr schwierig war. Leider saßen sie zu weit von mir weg, als dass ich ihnen hätte sagen können, dass sie leise sein sollten.

Aber ich frage mich auch, warum man in eine Vorlesung geht, wenn man sich über etwas Anderes unterhält. Denn man weiß doch vorher, ob die Veranstaltung wichtig ist oder einen interessiert, und gegebenenfalls bleibt man einfach zu Hause (wir haben meistens keine Anwesenheitspflicht). Dadurch erspart man sich selbst und auch vielen Anderen doch die Ablenkung während der Vorlesung.

Außerdem hat es doch auch etwas mit dem Respekt gegenüber dem Professor zu tun, wenn man während der Vorlesung die ganze Zeit nur redet, dann bekommt das auch ein Professor mit und der wird sich dann seinen Teil dabei denken. Bei einer Prüfung bei diesem Professor hat man dann schlechte Karten. Man kann sich so also auch gleich einen negativen Eindruck für die Zukunft verschaffen. Wie seht ihr das?

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das Problem kenn' ich. Als Student selbst kannst du nur in deinem direkten Umfeld etwas tun indem du die quasselnden Sitznachbarn mit einem Räuspern an mahnst.

Eigentlich ist es die Sache des Professoren für Ruhe zu sorgen. Je besser das Mikrofon funktioniert, desto eher scheut der Professor eine Konfrontation. In den Vorlesungen die ich zur Zeit besuche gibt es zwei spezielle Fälle. Ein Professor verfügt über eine derartige natürliche Autorität und eine rhetorische Begabung, da wird nicht geschwatzt. Auch nicht in den hintersten Reihen. Im wird an den Lippen geklebt, egal ob mit oder ohne Mikrophon. Letzteres stellt er immer wieder mal ab, die Technik ist meist etwas wankelmütig. Im anderen Fall ist es so, dass der Saal um etwa den Faktor vier größer ist. Dementsprechend ist nur via Mikrophon ein Vortrag möglich. Dort wird viel eher geschwatzt. Allerdings nur bis ein gewisses Mass überschritten wird. Dann stellt die Professorin ihren Monolog ein. Nach etwa 10 Sekunden herrscht Ruhe im Saal. Dann fährt sie fort.

Du wirst unter den Studentinnen und Studenten immer welche finden, die, wenn sie die Gelegenheit kriegen, über Waschnüsse in der Vorlesung diskutieren. Es ist Sache des Professors dafür zu sorgen, dass die interessierten Studenten nicht zu kurz kommen.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


ich denke das Problem liegt dabei, das die meisten Studenten das alles nicht so ernst nehmen wie du, und es ihnen egal ist wenn sie noch ein paar Jahre länger Studieren müssen. Ich kann dich verstehen, das es dich stört wenn du ernsthaft und ruhig zuhören möchtest, aber gibt es da nicht irgendwelche Plätze ganz weit vorne, wo vielleicht nicht so viele Quatscher :wink: sitzen. Ändern wirst du es nicht können.

» herrmausi » Beiträge: 916 » Talkpoints: -0,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich fürchte dieses Problem der quasselnden Mitstudenten ist weitestgehend die Regel. Bislang habe ich noch keine Vorlesung erlebt, in der nicht etliche Leute dabei waren, sich über Gott und die Welt zu unterhalten, anstatt mal dem Dozenten zuzuhören. Das war im Bachelor-Studium nicht anders als im Master-Studium. Wenn der Professor ein Mikro benutzt und somit für alle hörbar ist, dann ist die höhere Geräuschkulisse ja noch zu ertragen. Schwierig wird es, wenn es kein Mikro gibt. Dann wird es wirklich eine echte Konzentration Herausforderung durch die Geräuschkulisse der sich unterhaltenden Mitstudenten noch auf die Vorlesung zu konzentrieren.

Es gibt sogar Leute, die nicht mal in Seminaren (die ja oft aus etwas kleineren Personengruppen bestehen) den Mund halt können. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn sich Leute mal kurz einen Kommentar zuwerfen, aber sich Montags lang, breit und laut über das letzte Wochenende auszulassen, anstatt dem Dozenten zu folgen, finde ich schon ziemlich dreist.

» Fantasia2009 » Beiträge: 405 » Talkpoints: -0,53 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Also bei uns ist es auch normal, dass relativ viel gequatscht wird während der Vorlesung. Und ich nehme mich da auch selbst nicht aus. Manche Kommilitonen sehe ich fast nur während der Vorlesung, da redet man dann halt doch auch mal über Sachen, die gar nichts mit dem Stoff zu tun haben. Und dann gibt es eben auch Vorlesungen, die einfach nur schlecht sind und die man dann eben nur übersteht, indem man schläft oder sich halt mit seinen Nachbarn unterhält.

Allerdings sitze ich auch meist recht weit hinten, sodass es nicht so auffällt und es nicht so sehr stört, wenn man sich mal unterhält. In Seminaren ist das aber anders, da herrscht bei uns Ruhe.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ja, dieses Verhalten beobachte ich bei meinen Kommilitonen im Hörsaal auch ständig.

Meiner Meinung nach gibt es dafür auch keine Ausreden, auch wenn es mein Vorredner versucht hat zu rechtfertigen. Wenn ich manche Kommilitonen nur in der vorlesung sehe, habe ich ja durchaus Gelegenheit das auch einfach zu ändern. Und über "moderne Mittel der Kommunitkation" (StudiVZ, ICQ, Telefon) kann man sich doch wohl auch außerhalb der Vorlesungen mal austauschen.

Ist die Vorlesung einfach schlecht, bleibt einem ja falls es keine Anwesenheitspflicht gibt, immer noch die Möglichkeit, einfach nicht hinzugehen. Wenn es einen eh nicht interessiert, was der Dozent vorn zu sagen hat, kann man doch bitteschön auch ganz einfach zu Hause bleiben und muss dann eben den stoff selbst nachholen (was man wohl auch muss, wenn man ununterbrochen mit seinen Sitznachbarn über belangloses quasselt). Besteht Anwesenehitspflicht, hat man eben Pech gehabt.

Und das Argument, dass es ja nicht so sehr stört, wenn man eh in den hinteren sitzt, ist ebenfalls absolut falsch. Wenn man nämlich mal in den vorderen Reihen gesessen hat, weiß man, wie sehr sich der Lärm aus den hinteren Reihen "sammelt" und wie laut das dann vorne ankommt.

Ich finde es einfach unfair, nein fast schon unverschämt, gegenüber den Kommilitonen, die bestrebt sind die Vorlesungen dazu zu nutzen, wofür sie eigentlich gedacht sind...nämlich zum Lernen.

» sunny4590 » Beiträge: 132 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Naja, nicht, dass ich die Quasselstrippen in Schutz nehmen will, aber die Frage, warum sie in die Vorlesung gehen, wenn es sie gar nicht interessiert ist leicht beantwortet: Weil Anwesenheitspflicht besteht.

Ich mag die Fächer, die ich studiere gern, aber auch da stoße ich immer mal wieder auf Pflichtveranstaltungen, die mir zum Halse raushängen. Allerdings bin ich dann eher der Typ, der sich still und heimlich mit einem guten Buch oder auch einem Arbeitstext für das nächste Seminar dahinein setzt und seine Zeit geräuscharm herumzubringen versucht.

Zugegeben: Hin und wieder quatsche ich auch mit Freunden oder Komilitonen, allerdings bemühen wir uns stets das Ganze im Flüsterton von Statten gehen zu lassen oder schreiben uns dann eher Zettel, wenn es was ausführlicheres ist. Manche Studenten unterhalten sich ja schon in der normalen Gesprächslautstärke und reagieren dann noch pikiert, wenn sie um Ruhe gebeten werden. Das finde ich dann schon extrem unhöflich.

Auch wenn es einen selber vielleicht nicht interessiert, ist da zum einen der schon erwähnte Respekt vorm Professor, zum anderen aber muss man immer davon ausgehen, dass vielleicht Komilitonen gibt, die der Sachverhalt interessiert oder die darüber eine Klausur schreiben müssen und deswegen auf Ruhe angewiesen sind.

Noch viel schlimmer als das Gequassel in Vorlesungen aber, finde ich das Gesabbel in Seminaren. Bevorzugt dann, wenn ein Komilitone ein Referat hält, muss unbedingt diskutiert werden, ob man dieses oder jenes nun kauft oder lieber doch nicht. Und auch in solchen Situationen nicht unbedingt im Flüsterton, sondern eben auch im ganz normalen Plauderton.

Dass man den Professor nicht genug respektiert um die Klappe zu halten finde ich schon schlimm genug, aber irgendwie noch verständlicher, denn der steht nun mal auf der anderen Seite. Aber den Komilitonen, die im selben Boot wie man selber sitzen, durch dreiste Rücksichtslosigkeiten die Referate zu versauen, finde ich einfach ätzend.

Ich bin in solchen Fällen weniger schüchtern und habe auch schon Leute, die sich durch böse Blicke nicht zum Schweigen bringen liessen(was in Seminaren erstaunlich gut funktioniert), gebeten ihr Gespräch draussen fortzusetzen. Die beiden Damen waren total beleidigt, aber im Raum wars endlich still und das restliche Referat wesentlich entspannter. :wink:

Spannenderweise sind die, die am penetrantesten und rücksichtslosesten reden, dann die, die am beleidigtsten reagieren, wenn jemand während ihres eigene Vortrages dann auch nur hustet. Sie selber verweigern ihren Gegenübern zwar auch das kleinste bischen Respekt, erwarten aber völlig selbstverständlich, dass sie Aufmerksamkeit und Interesse der andern in vollem Umfang erhalten. Und wehe dem, der seinen Nachbarn nach einem Radierer fragt!

Kurz und gut: Quatschen in den Veranstaltungen ist leider eine Volkskrankheit unter Studenten, bei einigen mehr, bei einigen weniger dreist und konstant. Mich nervt es auch, aber außer die eigenen Sitznachbarn um Ruhe zu bitten, kann man wenig dagegen tun.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



sunny4590 hat geschrieben:Ist die Vorlesung einfach schlecht, bleibt einem ja falls es keine Anwesenheitspflicht gibt, immer noch die Möglichkeit, einfach nicht hinzugehen. Wenn es einen eh nicht interessiert, was der Dozent vorn zu sagen hat, kann man doch bitteschön auch ganz einfach zu Hause bleiben und muss dann eben den stoff selbst nachholen.

Es gibt durchaus auch Studiengänge, da hat man eine Vorlesung nicht durchgängig beim gleichen Dozenten, ob du es glaubst oder nicht. Ich habe sogar Vorlesungen, da komme ich im Semester auf locker 20 verschiedene Dozenten. Vorher zu wissen, wer davon nun eine gute Vorlesung hält und wer nicht ist das nicht ganz so einfach wie du es dir vorstellst.

Nichts desto trotz will ich das quatschen ja auch gar nicht gut heißen. Ich habe lediglich zugegeben, dass ich auch zu diesen Leuten gehöre.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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