Erbschaft als Tagesgeld Anlage

vom 09.11.2008, 00:20 Uhr

Ich habe eine größere Summe Geld von einem allein stehenden Onkel geerbt - zusätzlich ein Mietshaus und zwei Autos. Ich bin noch relativ jung, und habe keine Ahnung, wie ich das Geld anlegen könnte, um mir nach der Ausbildung ein eigenes Haus bauen zu können.

Als Bausparvertrag? Einfach als Sparbuch - oder als Sparbrief? Soll ich in Aktien investieren, und wenn ja, wo finde ich einen vertrauenswürdigen Anlageberater? Bei meinen privaten Recherchen - ich habe noch niemanden in das Geheimnis der Erbschaft eingeweiht - bin ich auch auf den Begriff Tagesgeld Anlage gestoßen, habe aber keinerlei Ahnung, was das nun genau ist. Wer kann mich beraten, der aber keine Hintergedanken, wie eigenen Profit hat?

» Fernsehgarten » Beiträge: 4 » Talkpoints: 2,92 »



Die Frage ist, was dein echtes Primärziel ist - der Hausbau über den Weg einer Finanzierung oder mittels angesparter Anlagen oder die Geldvermehrung um davon den Hausbau zu bezahlen. Klingt erst einmal gleich, geht aber doch in zwei verschiedene Richtungen.

Ein Sparbuch ist die denkbar schlechteste Anlage - dies dient in der Regel nur dem Werterhalt und nicht der Vermehrung, da die Zinsen so schlecht sind, dass sie in der Regel nur die Inflation ausgleichen + etwas Kleingeld dazu kommt.

Wenn Du Dich noch nie mit Aktien oder einem Investment an der Börse beschäftigt hast würde ich an deiner Stelle davon ablassen - als Anfänger mit viel Kapital kann man hier zuviel falsch machen, vor allem beim Direkterwerb von Aktien. Eine der Grundregeln beim Aktienhandel (um Verluste gering zu halten) ist: Nur das kaufen, wovon man etwas versteht :wink:. Wenn Du kaum Hintergrundwissen hast, ist die Chance also sehr groß, hier mal eben auf das falsche Pferd zu setzen. Ein indirekter Weg wären Fonds, da Du hier nur das Kapital reinsteckst und die Fondgesellschaft damit arbeitet - aber auch hier: Wenn Du keine Ahnung hast und nicht nur oberflächlich weißt, wie der Fond strukturiert ist und wie er investiert würde ich davon absehen. Im Zuge der Finanzkrise haben fast alle Fonds deutliche Verluste eingefahren. Grundsätzlich ist alles was mit Aktien zu tun hat immer eine Risikoanlage mit unterschiedlich hoch ausfallendem Risikograd.

Wie gesagt, wenn Du Dich hier nicht mal grundlegend weiterbilden willst und dein Vermögen auf jeden Fall erhalten willst: Erst einmal Finger weg und in die Materie einarbeiten, sonst versteht man auch bei einem Gespräch mit einem Bankberater / Finanzberater nur die Hälfte und lässt sich zu Fehlkäufen hinreissen.

Fernsehgarten hat geschrieben:Soll ich in Aktien investieren, und wenn ja, wo finde ich einen vertrauenswürdigen Anlageberater? [...] Wer kann mich beraten, der aber keine Hintergedanken, wie eigenen Profit hat?

Siehe oben, was den Anlageberater angeht: Vertrauenswürdig sind sie fast alle, es kommt nur darauf an was Du darunter verstehst. Vor Verlusten wird Dich keiner schützen können oder sich dafür verantworten.

Was den Profit angeht: Jeder professionelle Berater hat den Profit im Hinterkopf, denn sie leben nicht von guten Ratschlägen und Dankbarkeit. Bankberater versuchen einem häufig Produkte der eigenen Bank unterzujubeln, weil sie dazu angehalten sind und das zu ihrem Beruf gehört und Finanzberater verdienen häufig Provisionen an den Produkten die sie verkaufen.

Fernsehgarten hat geschrieben:... bin ich auch auf den Begriff Tagesgeld Anlage gestoßen, habe aber keinerlei Ahnung, was das nun genau ist.

Eine Tagesgeld Anlage ist nichts weiter als die Anlage auf einem Tagesgeldkonto - und ein Tagesgeldkonto kannst Du Dir vorstellen wie ein normales Konto, nur mit sehr hoher Verzinsung. Je nach Konto muss das Geld von einem normalen Konto aus eingezahlt oder abgehoben dorthin abgehoben werden wenn Du es brauchst oder es handelt sich um ein Tagesgeldkonto mit Komfortfunktionen, welches Du wie ein normales Konto nutzen kannst. In der Regel sind die Komfortkonten teurer. Teurer in dem Sinne, dass diese Leistungen Gebühren kosten oder eben keine und dafür der Zins niedriger ausfällt (was wirtschaftlich gesehen Kosten sind, da Du woanders mehr Geld bekommen würdest).

Bei der Anlage auf den Tagesgeldkonten ist zu beachten, dass diese ein paar Besonderheiten haben, z. B.

- Garantierte Zinssätze / Zinsbindung, also dass der Zins bis zum soundsovielten in der Höhe garantiert ist und danach meist stark abfällt. Die Banken hoffen dann einfach auf die Faulheit der Kunden, nicht zum Ende der Zeit zu einem lukrativeren Anbieter zu wechseln. Dieser Zeitraum beträgt selten mehr als 3 - 6 Monate. Diese garantierten Zinssätze sind zudem oft abgeriegelt durch

- Höchstsummen. Höchstsummen sind meist indirekt gekennzeichnet mit der Formulierung "Zins gültig bis ... Euro", heißt z. B. wenn eine Bank einen garantierten Zinssatz bis 50.000 Euro zahlt und Du 200.000 Euro einzahlst nur 50.000 Euro mit diesem Zins verzinst werden, die restlichen 150.000 Euro mit einem meist wesentlich niedrigerem Zinssatz. Hier gibt es verschiedene Modelle - die einen bieten einen hohen garantierten Zins für relativ "kleine" Summen (i. d. R. 50.000 - 100.000 Euro) und für alles darüber niedrige Zinsen, andere bieten einen leicht niedrigeren Zins für mittlere Summen (bis 500.000 Euro) und andere einen auf den ersten Blick niedrigen Zins, aber dafür ist die Summe unbegrenzt.

Je nachdem, wieviel man nun anlegt ist das eine oder andere Modell besser, muss man sich im Einzelfall durchrechnen. Hab ich in dem Thread "Tagesgeldkonto mit guten Zinsen bei deutscher Bank" mal gemacht, da siehst Du mal exemplarisch was ich meine.

Zu beachten ist auch die abgesicherte Höchsteinlage, gerade jetzt, und wie der Zins ausgezahlt wird, also ob jährlich, monatlich oder quartalsweise und ob dieser thesaurirend oder ausschüttend sein soll - da Du langfristig sparst kann es Dir im Grunde egal sein ob der Zins jährlich oder monatlich ausbezahlt wird. Ich würde jedoch im Sinne der Geldvermehrung einen monatlich thesaurierenden oder quartalsweise thesaurierenden vorziehen - bringt mehr, auch hinsichtlich der Steuerersparnis. Achso, ausschüttend heißt, dass der Zins z. B. ausbezahlt wird als Zinsgewinn, thesaurierend, dass der Zins auf das Anlagekonto ausgezahlt wird und auf den Betrag aufgeschlagen, also nicht ausbezahlt wird.

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