Der (teure) Tarif-Dschungel der Bahn

vom 03.10.2008, 14:04 Uhr

Ich meine, es sei „Stiftung Warentest“ gewesen, die vor einiger Zeit in einem großen Test festgestellt hatte, dass die Bahnpreise ein undurchsichtiges Wirrwarr seien: so wurden unter Anderem diverse Beispiele entdeckt, dass man, wenn man von A nach B wollte, lieber ein Ticket bis zum noch 200km weiter entfernten C lösen und einfach früher aussteigen sollte, da die Fahrt von A nach C preislich günstiger sei als die Strecke A-B.

Nun muss ich in wenigen Tagen von (nur um andere Buchstaben zu verwenden, da es sich hier um meine persönliche und keine getestete ;) Strecke handelt) von D nach F, wobei ich in E vom Nahverkehr in den Fernverkehr umsteigen muss. F liegt im Übrigen außerhalb Deutschlands, so dass ich schon frühzeitig buchen wollte, um eventuell noch einen Europa-Spezial-Preis ergattern zu können.

Der günstigste Preis für das „Europa Spezial“ liegt nun bei 29€ und war, wie ich schon fast erwartet hatte, auch über ein größeres Zeitfenster hinweg nirgends verfügbar; zuweilen konnte man die Strecke für 59€ abfahren, musste dort dann aber auch 4x umsteigen, wobei zeitweise nur 5 Minuten Zeit für den Zugwechsel geblieben wären, was für mich persönlich wegen zuviel und vor Allem zu schweren Gepäcks nicht in Frage kam. Das würde ich niemals schaffen! Der zweitgünstigste Preis waren dann 79€, wobei ich bisher wohlgemerkt nur von der Fahrt innerhalb der zweiten Klasse geredet habe, und das Lustige ist: mir wurde eine Fahrt vorgeschlagen, für die ich 79€ hätte zahlen müssen, wobei exakt dieselbe Verbindung in der ersten Klasse zu einem Sparpreis von nur 49€ zu haben war! Leider wäre auch bei dieser Fahrt wieder das Dilemma mit mehrmaligem Umsteigen auf mich zugekommen.

Jetzt hatte ich mich für eine Verbindung entschieden, bei der ich mit dem Regionalexpress von D nach E fahre und dort in einen Schnellzug steige, der mich direkt nach F bringt. Ich muss also nur einmal umsteigen, was mir sehr gelegen kommt, und habe dazu noch eine knappe Dreiviertelstunde Zeit. Sehr schön! Diese Fahrt von D nach F sollte in der zweiten Klasse 79€ und in der ersten Klasse 99€ kosten; ich habe mich daraufhin weiter mit der Verbindungssuche der Bahn vergnügt und festgestellt, dass die Fahrt von E nach F sowohl in der zweiten als auch in der ersten Klasse nur 79€ kosten sollte. Das simple Nahverkehrsticket von D nach E kostet im Übrigen nur ca. 10€ (gut, das ist dann auch in der 2. Klasse, aber das macht in den Nahverkehrszügen hier keinen sonderlichen Unterschied), so dass die Fahrt von D nach F letztlich also auch für knapp 90€ zu haben ist. Aufgrund meines übermäßigen Gepäcks und der langen Fahrtdauer habe ich schlussendlich nun lediglich das Fernverkehrsticket von D nach F gelöst und werde mir vor Fahrtantritt in D eine ganz normale Fahrkarte nach E ziehen, somit also noch gut einen Zehner sparen.

Von Anfang 2003 bis Ende 2004 bin ich recht häufig die Strecke Dortmund-Mannheim gefahren und ganz zu Beginn habe ich den Fehler gemacht, mir die Fahrkarte dafür am Schalter zu holen, weil ich mich überhaupt noch nicht auskannte: dort verkaufte man mir dann ein Ticket für den ICE und kurze Zeit später fand ich dann über die Bahn-homepage doch heraus, dass es zwischen Dortmund und Mannheim auch eine IC-Verbindung gibt. Vor der nächsten Fahrt bat ich dann am Schalter darum, den ICE-Verkehr auszuschließen, weil ich lieber mit dem IC (der zudem auch die viel schönere Strecke direkt am Rhein entlang fuhr) fahren wollte. Da schaute mich der Herr hinter dem Schalter noch ganz ungläubig an und warnte mich: „Da fahren Sie aber viel länger!“ „Viel länger“ bedeutete in diesem Fall keine Stunde und die Fahrkarte war dafür auch 20€ billiger!

Im eingangs erwähnten Test wurde auch erwähnt, dass am Schalter generell die Tickets zuerst angeboten werden, die den Mitarbeitern als Erstes angezeigt werden, was regulär nun mal die teuersten Verbindungen mit dem ICE sind. Ich werde meine Fahrt von E nach F nun auch ohne ICE bewältigen und für mich steht auch fest, dass ich bei zukünftigen Verbindungssuchen zunächst nur einmal schauen werde, ob es im Schnellverkehr mit dem ICE eventuell grad ein ansprechendes Sonderangebot gibt, und ansonsten die ICEs generell aus meiner Suche ausschließen werde: die Fahrt von E nach F wäre mit dem ICE (den ich auch noch 3x hätte wechseln müssen) nun auch nur 7 Minuten kürzer gewesen als die Fahrt mit dem direkt dorthinfahrendem IC/EC, wo die Tickets regulär generell günstiger sind.

Das mit den angedrehten teureren Fahrscheinen musste ich auch schon im Nahverkehr erleben: kürzlich erlebte ich mit, wie sich jemand nach einem Ticket erkundigte, weil er und drei Freunde samstags einen Tagesausflug nach Köln machen wollten und er bekam am Schalter tatsächlich gesagt, dass das Günstigste in diesem Fall das 35€ teure Wochenendticket sei, obwohl sie hier von einer westfälischen Kleinstadt aus fahren wollten, so dass sie mit dem SchönerTagNRW-Ticket (was dem Wochenendticket in seinen Leistungen entspricht, aber eben auf Fahrten innerhalb NRWs begrenzt ist) ebenso gut hätten fahren können. Dieses Ticket kostet nur 33€, das sind letztlich zwar nur 2€, aber ich denke mir mal, dass Kleinvieh schließlich auch Mist macht.

Für mich ist klar, dass ich, egal wohin ich in Zukunft mit dem Zug hinwill: ich werde immer selbst erst ein wenig Zeit investieren, mich im Internet durch die Verbindungssuche stöbern und meine Tickets generell entweder direkt online kaufen und selbst ausdrucken oder am Automaten lösen. Aber mich ebenfalls keinesfalls mehr auf die Mitarbeiter am Schalter verlassen!

Habt ihr bereits ähnliche Erfahrungen gemacht? Kauft ihr Fahrscheine noch „blauäugig“ am Schalter oder erkundigt ihr euch vor dem Ticketkauf selbst bzw. auf „neutralerem“ Boden?

» Tanniani » Beiträge: 341 » Talkpoints: -0,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich musste schon oft feststellen, dass das Schalterpersonal schlicht weg inkompetent bei der Beratung ist.

Letztes Jahr in den Ferien wollte ich mit 4 Freunden so günstig wie möglich nach Dresden fahren. Ich wohne in Niedersachsen. Da die Fahrt am Wochenende nicht möglich war, erkundigte ich mich, was für Ländertickets ich dafür nutzen müsste. Daraufhin wurde mir erklärt, dass ich für Sachsen und Sachsen-Anhalt ein Ticket bräuchte. Im Internet fand ich heraus, dass es zwar ein Sachsen-, Sachsen-Anhalt- und Thüringenticket gibt, diese sich jedoch nur im Namen unterscheiden und in allen Bundesländern gültig sind.

Generell informiere ich mich zunächst im Internet über die Preise, bevor ich zum Schalter gehe, um zu erfahren, ob es nicht doch etwas günstigeres gibt (ist mir schon 2 mal passiert). Dabei habe ich festgestellt, dass die Bahn durchaus günstig sein kann. So ist es mir als Jugendbahncard-Besitzer möglich von Österreich nach Hannover für unter 30€ zu fahren. Es gibt zwar nur ein beschränktes Ticketkontingent, jedoch ist dieses an den gesuchten Terminen noch verfügbar gewesen.

Generell gilt: Wer früh plant/bucht und in Gruppe mit möglichst 5 Personen fährt, spart. So ist es möglich, dass die erste Person 50% des Normalpreises zahlt und alle weiteren (bis 5) wiederum die Hälfte davon. Hinzukommen mögliche Bahncards.

Generell halte ich den Service und die Preisübersicht für mangelhaft. Ich hoffe mal, dass sich das ganze nach dem Börsengang nicht noch weiter verschlechtert.

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» mich » Beiträge: 665 » Talkpoints: 2,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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