Bessere Jobs für Akademiker - ungerecht?

vom 12.08.2008, 13:19 Uhr

Tsunami hat geschrieben:Doch ging die Diskussiongrundlage nicht vom Vergleich eines engagierten Arbeitnehmers mit Berufserfahrung aus, der sein Wissen auch nach der Ausbildung noch ausgebaut hat und mit der Berufserfahrung zusammen nun eine grundsätzliche "Gleichstellung" mit einem Studienabschluss verlangt hat und ihm dies grundsätzlich verwehrt wurde? Mal ehrlich: Ist das nicht Unsinn?

Für mich ging die Diskussion vom normalen Akademiker und normalen Nicht-Akademiker aus. Das entspricht wohl auch der Realität - die meisten Mitglieder dieser Gruppen die im Berufsleben stehen sind normal engagiert, einige sehr engagiert und die nicht engagierten nehmen zum Teil nicht (mehr) am aktiven Erwerbsleben teil. Dass einer der Ungerecht-Verfechter selbst ein engagierter Nicht-Akademiker ist, hat der Diskussion aber eine andere Richtung gegeben.

Der angesprochene Druck des Arbeitsmarktes ist sicher vorhanden, aber ganz ehrlich, da sind die meisten so unempfindlich, dass sie diesen Druck erst spüren, wenn er ernsthaft gefährlich wird, sprich die Kündigung ausgesprochen wird. Ganz oft habe ich bemerkt, dass zusätzliches Engagement gern mal als Frondienst für Chef oder Arbeitsamt betrachtet wird und engagierte Kollegen des Chef-in-den-Allerwertesten-Kriechens bezichtigt werden.

Darum sollte man auch bei dieser Diskussion von der Normalität ausgehen. Die Ausnahme des engagierten Arbeitnehmers, der Akademikern im Wissen und in Qualifikationen gleichgestellt ist, betrachtend: ich für meinen Teil habe da noch nie ein Problem gehabt, dass diese Ausnahmen Akademikern gleich gestellt sind. Nur wenn ein engagierter Nicht-Akademiker diesen Sprung geschafft hat, möchten sich gern andere aus dessen Reihen dranhängen, die nur leider etwas Wesentliches übersehen haben. Nämlich dass dieser Nicht-Akademiker sich überdurchschnittlich engagiert hat. Da wird dann gern mal gefordert, dass alle Nicht-Akademiker den Akademikern gleich gestellt werden.

Dass (zukünftige) Akademiker ihre Arroganz zügeln sollte, das ist sicher richtig. Aber auch Nicht-Akademiker sollten sich an dieser Stelle mal zügeln. Vielleicht liegt das auch an meiner speziellen Ausbildung, denn Informatik als Studienfach wird auch immer noch gern als Hacken auf etwas höherem Niveau betrachtet.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



JotJot hat geschrieben:
Tsunami hat geschrieben:Doch ging die Diskussiongrundlage nicht vom Vergleich eines engagierten Arbeitnehmers mit Berufserfahrung aus, der sein Wissen auch nach der Ausbildung noch ausgebaut hat und mit der Berufserfahrung zusammen nun eine grundsätzliche "Gleichstellung" mit einem Studienabschluss verlangt hat und ihm dies grundsätzlich verwehrt wurde? Mal ehrlich: Ist das nicht Unsinn?

Für mich ging die Diskussion vom normalen Akademiker und normalen Nicht-Akademiker aus. Das entspricht wohl auch der Realität - die meisten Mitglieder dieser Gruppen die im Berufsleben stehen sind normal engagiert, einige sehr engagiert und die nicht engagierten nehmen zum Teil nicht (mehr) am aktiven Erwerbsleben teil. Dass einer der Ungerecht-Verfechter selbst ein engagierter Nicht-Akademiker ist, hat der Diskussion aber eine andere Richtung gegeben.


Wenn ich das richtig verfolgt habe ist diese neue Diskussion aus dieser Richtung heraus überhaupt erst entstanden! Für mich war sie deshalb der entscheidende Ausgangspunkt. :)

JotJot hat geschrieben:Darum sollte man auch bei dieser Diskussion von der Normalität ausgehen. Die Ausnahme des engagierten Arbeitnehmers, der Akademikern im Wissen und in Qualifikationen gleichgestellt ist, betrachtend: ich für meinen Teil habe da noch nie ein Problem gehabt, dass diese Ausnahmen Akademikern gleich gestellt sind. Nur wenn ein engagierter Nicht-Akademiker diesen Sprung geschafft hat, möchten sich gern andere aus dessen Reihen dranhängen, die nur leider etwas Wesentliches übersehen haben. Nämlich dass dieser Nicht-Akademiker sich überdurchschnittlich engagiert hat. Da wird dann gern mal gefordert, dass alle Nicht-Akademiker den Akademikern gleich gestellt werden.


Mir persönlich fehlt hier eindeutig der Bezug zur Diskussion und, sorry, wo diese Behauptung aufgestellt wurde, gegen die du hier andiskutierst.

Ich für meinen Teil konnte schlicht crissis Argumente extrem gut nachvollziehen und fand - nach einigem Mitlesen - schlicht niemanden unter den offensichtlichen Akademikern, der das was er forderte in seinem Fall bereit war durchaus zuzugestehen. Ich selbst kann sehr stark nachvollziehen, wenn man sich da ärgert und nicht, weil ich aktuell in der gleichen Situation bin, sondern weil ich das aus einer früheren Position heraus kenne und selbst als alleinerziehende Mutter (und ursprünglich aus sehr schwierigen Verhältnissen stammend) einige Bildungsabschlüsse inklusive einem engagiert abgelegten Abitur später nachgeholt habe und jetzt mit ähnlichem Engagement mit Kind und Geldverdienen, etc., ein Psychologiestudium (ist ja auch nicht unbedingt für die leichten Zugangsvoraussetzungen und seine Einfachheit bekannt :wink: ).

Anhand meiner früheren Laufbahn im Job (mit zum Teil einigen Jahren den gleichen Aufgaben wie ein Übersetzer) weiß ich, dass ich durch eigenes Engagement und einer sehr engagiert absolvierten Fremdsprachenausbildung in vielerlei Hinsicht so manchem Akademiker in meiner Umgebung in Sachen Wissen und Sprachfertigkeiten gleichwertig war, diese aber nie auf die Idee gekommen wären mein Wissen auch nur annähernd als gleichwertig anzuerkennen. Ähnlich, ganz ähnlich wie ditschi es per Ferndiagnose gegenüber crissi wusste und es schien niemand da zu sein, der bei sowas aufschreckte, bei solch einer doch - wenn ich das sagen darf - grundsätzlich von einer gewissen "Akademiker-Arroganz" geprägten Haltung.

Doch hab ich abgesehen von den verschiedenen Ansichten zur Diskussionsgrundlage und was "man" aufgrund dessen "sollte" und nicht sollte, nicht das Gefühl, dass diese Diskussion so zu einem Ergebnis kommt. Vor allem weil es immer wieder aus irgendwelchen Winkeln angeblich genannte Behauptungen ("Auszubildende seien Akademikern grundsätzlich gleichzustellen", etc.) herausgezaubert wurden und empört gegen diese selbstständig herausgehörten Phantombehauptungen andiskutiert wird, obwohl sie nie fielen :roll: . Das so weiterzuführen würde m.E. zu einer weiterhin immer am Rande des Unsachlichen stehenden Endlosdisussion führen. Deshalb würde ich mir ein Antworten auf Gegenargumentationen gegenüber nie genannten Behauptungen ab jetzt gerne sparen, wenn das für dich okay ist.

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» Tsunami » Beiträge: 218 » Talkpoints: 26,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ditschi hat geschrieben:Das wird NIE einer der eine Ausbildung absolviert hat, können und wenn der 20 Jahre praktisch in dem Themenbereich gearbeitet hat.

Kurz: Beim Studium kommen nicht nur Qualifikationen heraus sondern ganz ANDERE Qualifikationen, die du NIEMALS in einer Ausbildung erlernen kannst und wenn du noch soviele praktische Schulungen machst. Würdest du an die Uni gehen und das Fach studieren, würdest du mich sicherlich besser verstehen :)


Also ich habe durchaus schon Universitäten von Innen gesehen, auch wenn ich nicht studiert habe. Nur irgendwie sind mir da keine sprechenden Bilder oder fliegende Besen aufgefallen, daher gehe ich mal davon aus, dass dort keine Hogwartsmagie herrscht.

Sprich die Universitäten kochen, wie man so schön sagt, auch nur mit Wasser.

Ich weiss jetzt nicht, wie du dir meine Ausbildungen und meinen Job vorstellst. Nach deinen Äusserungen ist das Bild von meinem Job welches ich mir in deinem Kopf vorstelle etwa so, dass ich am Fliessband stehe und Datenpakete in den Router sortiere. Die Ausbildung bestand daraus, zu üben rote Datenpakete in den roten Routerschacht zu werfen. Falls jetzt zu den grünen, roten und blauen Paketen noch gelbe dazu kommen, mache ich halt eine praktische Schulung.

Dem ist aber nicht so. Erstmal habe ich nie von "praktischen Schulungen" gesprochen, sondern von "Schulungen" beziehungsweise "Seminaren". Weiterhin habe ich auch schon in der Ausbildung beispielsweise Kenntnisse in der Datenbanktheorie erworben oder auch von den verschiedenen Softwareentwicklungsmethoden.

Ich sage es mal so, das was und auch das wie man lernt, hängt - in der Ausbildung - sehr von denen ab, die einem das Wissen vermitteln. Die einen bekommen das Faktenwissen eingetrichtert und die andren werden auf den Weg gebracht sich Wissen und Qualifikationen zu erarbeiten. Warum es jetzt kategorisch ausgeschlossen sein soll, dass man aus einer Ausbildung mit einem geschulten Geist herauskommt erschliesst sich mir noch immer nicht.

In beiden meiner Ausbildungen hatte ich Professoren, Doktoren, Ingenieure und so weiter als Dozenten und Mentoren, da soll jetzt echt so gar nichts des "wissenschaftlichen Geistes" auf mich abgefärbt haben, nur weil die Leute mir im Rahmen einer Ausbildung, statt im Rahmen eines Studiums etwas beigebracht haben?

Nun lass mich noch den Ball zurückspielen: Hättest du die Ausbildungen wie ich gemacht, würdest du mich besser verstehen :-D

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» crissi » Beiträge: 1137 » Talkpoints: -9,86 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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