Ist Knigge noch up to date?

vom 24.04.2008, 10:43 Uhr

Der gute, alte Freiherr von Knigge wäre vermutlich ziemlich sauer wenn erwüsste wofür sein Name heute steht und was man mit seinem Buch "Vom Umgang mit Menschen" gemacht hat. DEM ging es darum das man gegenüber allen Menschen ein Mindestmaß an respekt und Würde zeigt, denn er war Freimaurer und nicht Profi Gabelschwenker. Wer aus welchen Glas trinkt und wie man die Gabel hält war ihm reichlich wumpe - solange man die Gabel nicht dazu verwendete einen anderen zu pieken.

Bestimmte Formen der allgemeinen Höflichkeit sind erfreulich und sollten durchaus auch angewandt werden - eine Gesellschaft die ihre Höflichkeit vergisst wird ziemlich schnell zu einem Haufen blöder Egomanen die nur schwer zu ertragen sind. Und wenn meine Emanzipation eine aufgehaltene Tür nicht aushält, dann ist es mit ihr nicht weit her. Btw - wenn jemand hinter mir angewackelt kommt, halte ich immer aus, unabhängig welches Geschlecht. Nicht die aufgehaltene Tür ist höflich, sondern den anderen das Ding vor der Nase zuknallen zu lassen extrem unhöflich.

Wenn es um die Tischsitten geht, da hätten die bei der Reportage (ich hab sie auch gesehen) nur in etwas weniger lauter Umgebung drehen brauchen und das schlimmste hätte sich von alleine offenbart: Die meisten Leute tendieren dazu Geräusche beim essen von sich zu geben, die selbst Schweine am Trog irritieren würden. Mag sein das meine Mum in der Hinsicht leicht übertrieben hat bei der Erziehung, aber wer in meiner Gegenwart mit vollen Mund losplappert riskiert mittelschwere Verletzungen. Um nicht alle Freunde an gut gespitzte Gabeln zu verlieren hab ich irgendwann gelernt es bei bösen Blicken zu lassen, welche angeblich die Raumtempratur um etliche Grade senken können.

Was meiner Meinung aber so ein Ding ist, was unbedingt gesellschaftlich geächtet gehört: Handygespräche während man bereits ne Unterhaltung führt. Früher hab ich da immer sittlich fein geschwiegen und irgendwann angefangen zeitung zu lesen, heute schnapp ich mir gleich die Zeitung und leg ie auch erst wieder weg, sobald ca. die Zeit verstrich die der andere am Handy verplapperte.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Meiner Meinung nach gibt es heutzutage in jedem Lebensbereich eine Knigge! Eine Knigge ist ja nichts anderes als ein Verhaltenskodex. Es ist egal, ob du in der Schule (Schulordnung), auf der Arbeit (Arbeitsverhalten) oder auf dem Fußballplatz bist: Du musst dich dementsprechend an die vorgeschriebenen Regeln halten!

Außerdem finde ich es heutzutage auch normal, wenn man jemandem die Tür aufhält oder aufsteht, wenn ein Neuankömmling den Raum betritt. Ich denke, dass hat nichts mit altmodisch zu tun! Im Gegenteil: Ich denke gutes Benehmen ist gefragt und modern :D

» DaVinci » Beiträge: 22 » Talkpoints: 0,14 »


Also ich muss von Anfang an klarstellen, dass ich unter Manieren und "Knigge" unterscheide! Ich finde es irgendwie selbstverständlich, dass man die Türen füreinander aufhält. Dabei ist es egal, ob man Frau oder Mann ist.

Oder "Gesundheit" sagen ist auch höflich und gehört dazu. Natürlich habe ich jetzt auch davon gehört, dass man das eigentlich nicht mehr sagen soll, da das "Niesen" schon so extrem peinlich wäre, dass man durch das "Gesundheit" sagen es nur noch mehr in den Mittelpunkt drängt.

Also im Knigge gibt es ja echt verrückte Regeln, an die sich doch sowieso keiner hält. Vor Allem gibt es doch auch viele Regeln, die irgendwie frauenfeindlich sind. Ich meine alle kämpfen um Gleichberechtigung, und dann soll der Mann irgendwas befolgen und die Frau nicht.

Also im Endeffekt sind viele Regeln richtig aber auch viele unnötig.

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» Aria » Beiträge: 157 » Talkpoints: 0,03 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hi!

Also wenn du von Knigge sprichst, stellt sich da natürlich erstmal die Frage, wie up-to-date du bist, was Knigge angeht. Denn das Knigge von damals unterscheidet sich in einigen Punkten doch bedeutend im Vergleich zu früher. So geht auf Treppen nicht mehr grundsätzlich der Herr weiter unten, falls die Dame hinfallen sollte, sondern der Stärkere der Beiden. Das ist dann meistens trotzdem der Herr, aber es ist schonmal ein bisschen emanzipierter.

Ein weiteres tolles Beispiel ist das Niesen: Während man früher dem Niesenden Gesundheit wünschte und dieser sich dann mit "Danke!"bedankte, läuft das heute ein bisschen subtiler ab. Der Niesende entschuldigt sich für seine Störung (für die er zwar garnichts konnte, aber naja) und man wünscht ihm dann nicht einfach plump "Gesundheit!" (weil das ja auch bedeuten könnte, dass man meint, dass er krank sei), sondern man versucht das ein bisschen schöner zu umschreiben. Knigge nennt da das (tolle) Beispiel "Oh, hoffentlich kriegst du keine Erkältuung!"

Im Beruf helfen einem diese Manieren garantiert (auch wenn man sie vielleicht nicht immer so 1:1 umsetzen sollte ) einen gutes Bild auf sich selbst zu werfen und mit dieser Höflichkeit auch Schwierigkeiten mit Kollegen aus dem Weg zu gehen. In meinem Alter wird (rein äußerlich) weniger Wert auf Manieren gelegt, als die Knigge-Beherrschenden der alten Schule unter uns jetzt annehmen würden. Die die meisten Mädels sind aber sehr empfänglich für den Gentleman-like und den Charme der alten Schule. Also Tür aufhalten, Komplimente usw. (auch wenn man die Komplimente nur machen sollte, wenn nicht alle anderen diese hören, sonst könnte es eventuell peinlich für euch werden).

LG Don Hugo

» Don Hugo » Beiträge: 35 » Talkpoints: 0,01 »



Man kann, wenn man eine gute Erzeihung genossen hat und sich nicht gerade auf höchstem Parkett bewegt, den Knigge auch nicht kennen oder nicht gelesen haben und sich trotzdem korrekt benehmen. Es geht ja eigentlich um ein haronisches Miteinander, und da kann ich auch gut und gerne die Regel "Was Du nicht willst, was mann dir tu, das füg auch keinem anderen zu!" gelten lassen und weit damit kommen.

Ob ich nun das Messer falsch abwische wird den Lauf der Dinge nicht ändern, ein respektloser Umgang mit meinen Mitmenschen schon eher...

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo,

ich denke schon, dass das heute noch zumindest in größeren Gesellschaften keine Schande ist zu wissen, wie man sich zu benehmen hat.

Nur wie das so mit den meisten Einstellungen ist, legt das jeder nach seiner Passion aus. Ich persönlich finde Benimm-Regeln sehr wichtig und gut, die Blamage wär das größere Übel. Allerdings kommt das auch ganz auf den Rahmen an, am besten habe ich das auf Hochzeiten erlebt.

Da war von Etikette bis Alternativ alles dabei und nirgendwo bin ich angeeckt, da ich weiß was Manieren sind und wo man sie am ehesten braucht. Ich muss aber auch sagen, dass zu viel des Guten manche Situationen sehr verkrampft und spießig wirken lässt, ja fast verklemmt - von daher darf man auch immer gerne man selbst dabei bleiben, authentisch halt.

» -adrenalin- » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,15 »


Ich denke das kommt ganz auf die generation an. Gewisse Knigge-Kenntnisse sollte man auf jeden Fall haben. Einer Frau die Tür aufhalten finde ich immer gut, egal ob ob die Frau 18 oder 80 ist. So Dinge wie "Stuhl zurechtschieben" und "in den Mantel helfen" muss zum Anlass passen, meiner Meinung nach ist das also nur angebracht, wenn man in einem total guten (teurem) Restaurant ist oder ein total klischeehaftes Candle-Light-Dinner hat.

So Standard-Knigge-Kenntnisse (richtige Umgangsformen, Essverhalten etc) sollte man immer drauf haben und auch anwenden, aber nicht übertrieben, sondern auf natürliche Weise.

» Collagenbastlerin » Beiträge: 17 » Talkpoints: 0,06 »



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