Wie stark sind die kleinen Gewerkschaften wirklich?

vom 09.08.2007, 16:51 Uhr

Angesichts der Streiks bei der Bahn und im Luftverkehr ist man ja jedes Mal fast schon überrascht, daß da wenige Menschen Millionen anderer Menschen „einfach so“ blockieren können – aber andererseits sich Millionen von Arbeitnehmern bei Riesenstreiks sich buchstäblich nur die Beine in den Leib stehen ohne viel zu erreichen.

Dadurch sei unter den Gewerkschaften eine starke Ungleichheit entbrannt und auch die Arbeitgeber können den kleineren Gewerkschaften oft nur wenig entgegensetzen. Denn wenn in Schlüsselpositionen wie der Logistik gestreikt wird, wird der Druck enorm durch die davon betroffenen anderen Wirtschaftszweige.

Die Fluglotsen streikten letztes Jahr mit einem ähnlich starken Erfolg wie die Vereinigung Cockpit oder die GDL, da die 1800 deutschen Fluglotsen damit drohten, bei einem Streik den ganzen Luftverkehr zum Erliegen zu bringen. Das Resultat waren damals 2 x 3 % mehr Gehalt – mittlerweile kommt ein Fluglotse mit seiner immensen Verantwortung so auf 110.000 mit Abzug aller Steuern. Die Vereinigung Cockpit, die schon öfters ihre Gehaltsforderungen für ihre Mitglieder durchdrücken konnte (Lufthansa) nennt zwar traditionell nie die Höhe der Gehälter, man verweist hier darauf, daß die Verträge doch sehr komplex seien - doch ein Pilot kommt schon gut und gerne auf 200.000 € im Jahr (je nachdem wo er arbeitet).

Doch es gibt auch andere, kleine aber mächtige Gewerkschaften. So z. B. die UFO, die das Kabinenpersonal der Lufthanse vertritt und einen eigenen Tarifvertrag mit ihr vorweisen kann. Man sieht hier den Bedarf einer Gewerkschaft deswegen als erfüllt an, da auch die Gruppe der Flugbegleiter Schutz bedürfe – man fühlt sich hier von großen Gewerkschaften einfach nicht gut vertreten.

Desweiteren gibt es den seit letztem Jahr sehr bekannten Marburger Bund, in dem die Ärzte an Krankenhäusern organisiert sind. Auch dieser erkämpfte durch den Streik der Mitglieder erfolgreich Gehaltserhöhungen.

Trotz der Tendenzen bei der Bahn und bei der Luftfahrt, wo sich kleinere Gruppen von größeren schlecht repräsentiert sehen nimmt das DIW keine größere Aufsplitterung von Gewerkschaften an, da so kaum Bedarf bestehe – außerdem bedeutet der Austritt einer kleinen, aber mächtigen Gewerkschaft immer eine Schwächung der u.U. größeren, und somit auch für die Position der Mitglieder in dieser. So mag die GDL ihren Streik zwar machtvoll inszenieren können, aber der schwächeren Gruppe, z. B. Schaltermitarbeiter, ist dies kaum möglich – was zu Spannungen unter den Mitarbeitern führen könne, da so bestimmte Berufsgruppen einfach abgehängt werden.

» Midgaardslang » Beiträge: 4131 » Talkpoints: -14,08 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Grundsätzlich kann ich dir nur zustimmen. Jedoch sehe ich in deinen letzten zwei Absätzen einen Konflikt mit meiner Auffassung und Erfahrung.

Der Marburger Bund, wie du geschrieben hast erkämpfte durch den Streik erfolgreich Gehaltserhöhungen. Das Stimmt meiner Einschätzung nach nur zur Hälfte. Denn viele Ärzte durften an diesem Streik gar nicht teilnehmen, da sie Beamte sind, und somit laut Gesetz nicht streiken dürfen. Das hatte zur Folge, dass die Ärzte in Ihrer Freizeit, dass heißt nachts für ihre Gehaltserhöhungen kämpften. Doch da nachts eher weniger Leute von solchen Streiken, und Demos mitkriegen als tagsüber haben sie letztendlich doch eher weniger erreicht als sie tagsüber hätten können, falls unser Gesetzt die Beamten nicht so einschränken würde.
Und wenn man nun das Ergebnis vergleicht, haben sie prozentual nicht mehr erreicht als Ihre Kollegen bei der IG Metall.
Doch nun stelle ich mal so die Frage in den Raum, ob ein neues Auto oder die Gesundheit der Menschen wichtiger ist, und ob da nicht die Ärzte ein bisschen mehr verdienen könnten…

Nun aber zum letzten Absatz, hier denke ich liegt die Ursache an der Eigenschaft "Korruption" der Menschen. Den jeder Personalvorstand, das unterstelle ich ihnen jetzt mal, ist bestechlich. So geben doch die Firmen lieber eine Summe an den Vorstand ab anstatt den kleinen Arbeiter für seinen Job zu würdigen und selbst mit 2,5% Erhöhung ein vielfaches Auszugeben.

Und ob jetzt die Gewerkschaft bei den Managern unbedingt mehr erreicht als es ein kluger Personalvorstand tuen könnte meine ich zu bezweifeln…

» Giovanni » Beiträge: 109 » Talkpoints: 0,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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