Tiefstand - Dollar so billig wie nie

vom 22.04.2008, 17:56 Uhr

Der Sinkflug des Dollar nimmt anscheinend kein Ende. Im vergleich zum Vorjahr ist der Dollar gegenüber dem Euro um fast zehn Prozent gesunken. Vor fünf Jahren kostet der Euro nur 1,10 Dollar, das sind 0,50 US-Dollar weniger als heute.

Ein weiterer Absturz scheint auch nicht abzuwenden zu sein. Die Kreditkrise in den USA, die steigenden Arbeitslosenzahlen und die nachlassende Binnennachfrage drückt weiter den Kurs. Vergleicht man in diesem Zeitraum die Entwicklung des Ölpreises, dann kann man fast sagen, dass der Euro die Leitwährung für das Rohöl geworden ist. Denn fast jeder Absturz beim Dollar führte zu einer Preiserhöhung beim Öl in etwa dem Rahmen, dass der Preis im Vergleich zum Euro relativ stabil geblieben ist.

Sehr komisch ist auch, dass man in Amerika trotz immer weiter sinkender Zinsen anscheinend keinen Aufschwung der Wirtschaft erreichen kann. Exporte aus den USA sind durch den niedrigen Dollar schließlich deutlich günstiger geworden, aber anscheinend nützt dies nichts, um die Nachfrage im Ausland nach US Produkten zu erhöhen.

Spätestens wenn der US Dollar nur noch 0,50 Euro wert ist wird der Euro den Dollar als Leitwährung ablösen, mit allen Vorteilen aber auch Nachteilen, den eine Leitwährung mit sich bringt. Unsere Exporte leiden bisher zwar nicht merklich, aber auch da wird irgendwann eine Höhe des Euro erreicht sein an dem Punkt dann unsere Exporte einbrechen.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Was sind die Nachteile die der Euro als Leitwährung mit sich bringt? Finde das Thema sehr sprannnend! Bin auch verwundert warum der Dollar so stark sinkt. Deine erwähnten Vorteile sollten doch für einen balding aufschwung des Kurses sorgen oder? Vor allem einen Kredit in Amerika aufnehmen. Wäre doch gerade jetzt die beste Zeit. Und der Export müsste doch einen mächtigen Aufschwung erleben.

Was ich mir bis jetzt auch nicht genau erklären kann ist, wie es sein kann, das bei sinkenden Dollar Kursen der Benzin bei uns nach oben geht. Müsste doch eigentlich gleich dem Dollar Kurs sinken. Kann mir das noch einer ausführlicher erklären?

Ein weiterer Absturz scheint auch nicht abzuwenden zu sein

Ist das deine Vermutung? Gibts da noch mehr Leute die die selbe Meinung haben?

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» oddity » Beiträge: 22 » Talkpoints: 0,21 »


Naja, im Moment spekulieren zwar immer mehr Leute darauf, dass der Dollar sich wieder erholt. Worauf die sich jedoch berufen ist genauso auch umgekejrt auslegbar.

Ein Analyst einer Großbank hat in einem Interview einen weiteren verfall auf 1,65 Dollar je Euro für wahrscheinlich erklärt, sieht dann aber den Kurs auf bis 1,47 Dollar je Euro steigen. Wirkliche Begründungen dafür konnte er allerdings nicht liefern. Ausser dem üblichen, schwache Währung, leichtere Exporte usw.

Aber genau daran glaub ich eben nicht. In der US-Wirtschaft spielen Exporte nicht die Rolle wie bei uns. Demnach würden auch steigende Exporte nicht das bewirken, was sich viele erhoffen. Es sind auch schon zu viele Produktionen ins Ausland abgewandert, klar jetzt kommt davon ein Teil zurück, aber das schafft keinen Ausgleich, nur Milderung. Denn im gegenzug fällt der Konsum der Privatkonsumenten immer schwächer aus.

Ich vermute eher mal, dass der Dollar weich bleiben wird. Eine Inflation ist nicht zu erwarten, daher werden die Zinsen niedrig bleiben. DAmit kommt auch wenig neues Geld durch Anlagen in Dollar ins Land, ein weiterer Grund warum keine Inflation zu befürchten ist. Im Gegenzug kann aber die europäische Zentralbank die Zinsen kaum senken, wir haben mit über drei Prozent Inflation einen Wert erreicht, den man eigentlich nie haben wollte (zwei Prozent als Obergrenze festgelegt). Daher vermute ich mal, dass der Euro immer weiter steigt. Selbst wenn die US-Wirtschaft stärker anzieht, dann erstmal nur bei billigen Krediten, also wiederum werden Anlagen in Euro getätigt.

Ein Ende ist wohl erst dann erreicht, wenn in der Eurozone die Zinsen sinken und zwar massiv. Und das ist so schnell nicht zu erwarten, denn die Inflation ist einfach zu hoch. Ausserdem und da kommt dann wieder der emotionale Faktor dazu, was würde passieren, wenn die EZB die Zinsen senken würde ohne ersichtlichen Grund in der Eurozone? Man würde dies als Stütze des Dollar auslegen. Und wenn die EZB den Dollar stützen würde, dann wäre dies ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass der DOllar viel zu schwach ist und er würde noch weiter fallen.

Der Euro als Leitwährung hätte erstmal den NAchteil, dass die Nachfrage nach Euros weiter steigen würde, damit würde der Euro sich weiter verteuern und unsere Exporte würden dann endgültig in schwieriges Fahrwasser geraten. Zudem wäre der Euro dann noch mehr im Blickfeld von Spekulanten, was zu weitaus stärkeren Kursschwankungen führen würde. Und sollte sich der Euro als Leitwährung durchsetzen und Rohstoffe wie Gold, Öl, Gas usw in Euro abgerechnet werden, dann würden Preissteigerungen bei uns viel stärker durchschlagen.

Gerade die Tatsache, dass der Euro eben nicht Leitwährung ist, sondern "nur" die Währung eines großen Binnenmarktes ist seine Stärke. Man findet als Anleger in Europa eine stabile Zone vor in der Anlagen ohne größeres Risiko getätigt werden können.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Der schwache Dollar ist natürlich prima für USA-Touristen und die amerikanische Export-Wirtschaft. In dem Moment, wo die amerikanische Wirtschaft wieder boomt - im Moment stottert sie ja schon ein wenig, nicht zuletzt wegen der Immobilienkrise - wird der Dollar aber auch wieder anziehen, im Gegensatz zu betty denke ich schon, dass auch der amerikanische Export da eine Rolle spielen wird, wenn auch nicht ganz so massiv wie zum Beispiel in Deutschland. Ich glaube daher nicht an eine weitere Schwächung des Dollars, meine aber, dass die Schwankungsbreite sich schon jetzt erheblich verschoben hat.

Bislang hat sich die Wirtschaft in der Eurozone ja als relativ robust gegenüber der Dollarschwäche erwiesen. Aber ich gebe betty recht, wenn sich zum Beispiel die Ölpreise faktisch verteuern würden allein dadurch, dass die Abrechnung in Euro erfolgt, könnte das verheerende Auswirkungen haben. Andererseits könnte das den Ölpreis aber auch stabilisieren, denn ein schwacher Dollar sorgt natürlich ebenfalls für eine Verteuerung der Rohstoffe!

Im Augenblick mache ich mir also keine besonderen Sorgen wegen des Wechselkurses Dollar - Euro, weil ich insgesamt mit einer Stabilisierung rechne. Die von einigen Experten angekündigte Verteuerung des Dollars vermag ich aber auch noch nicht zu erkennen.

» frorgy » Beiträge: 29 » Talkpoints: 0,19 »



Hallo zusammen,

die Talfahrt des Dollars ist gerade heut zu Tage wirklich zu spüren. Glaube aber nicht, dass der Euro den Dollar als Leitwährung ablösen wird. Habe in einem Beitrag im Fernsehen gesehen, dass die starken Währungsschwankungen periodisch hervorgerufen sind und sich alle fünf Jahre umkehren und die jeweils andere Währung einen starken Ausschwung erfährt. Bisher hat diese Hypothese immer gestimmt. Vor fünf Jahren war der Dollar fast mit dem Euro gleich auf. Heute, 5 Jahre später, ist ein ganz schönes Gefälle bemerkbar.

Ob sich diese Hypothese weiterhin halten kann, ist fraglich, aber irgendwie muss da etwas Wahres dran sein. Würde mir zwar auch wünschen, dass wir Europäer durch den Euro als Leitwährung etwas mehr Aufmerksamkeit im Wirtschaftsgefüge bekommen, gerade weil es so viele Kritiker gibt, die den Euro als Währung ablehnen.

Da kann man nur abwarten udn zusehen, wie die Kurse sich weiter entwickeln.

Viele Grüße, IceKing32

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» IceKing32 » Beiträge: 1238 » Talkpoints: -5,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Im Grunde sollte man als Europäischer Verbraucher glücklich über diese Situation sein. Man denkt nur an Benzien, Diesel, Öl oder Heizöl. Wäre der Dollar stärker, wäre das alles noch viel teurer als es jetzt schon ist. Europäische Firmen die in Europa herstellen und viel in die USA exportieren sind jedoch über den Schwachen Dollar nicht so glücklich. Da sie dann ja teuer produzieren und billig verkaufen müssen.

Anders jedoch ist es bei Amerikanischen Firmen die in Europa einen großen Markt haben. Sie produzieren mit einem günstigen Dollar-Kurs und verkaufen gegen den "teuren" Euro. Und viele Firmen wie z.B. Apple rechnen den Preis ja nicht um, sondern behalten ihn bei. Kostet ein Ipod in den USA 400$ so kostet er in Europa 399$, was dann wohl ungefähr 700$ sein sollten. Das ist dann natürlich eine sehr große Gewinnspanne.

» 103615 » Beiträge: 422 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo Zusammen !

Ich habe mich in letzter Zeit gefragt, ob es nicht evtl. sinnvoll wäre etwas Geld in Dollar zu tauschen und darauf zu warten, dass der Dollar endlich wieder steigen wird. Ich kann mich daran erinnern, dass es schon zu DM-Zeite dollarschwäche Perioden gab, die sich aber nach einer gewissen Zeit wieder normalisiert haben.

Im Moment ist der Euro wohl so stark, weil es zwischen Europa und den USA einen gefalltigen Zinsunterschied gibt. Läßt aber die Konjunktur in Europa langsam nach, dürfte die EZB die Zinsen wieder senken und somit müsste sich doch der Euro gegenüber dem Dollar wieder abschwächen. Die Frage ist nur, ob bei einer Konjunkturabschwächung auch die Inflation langsam nachläßt

Bei welcher Bank kann man eigentlich ein Fremdwährungskonto führen ? Geht dies auch bei Direktbanken ? Ich hätte nämlich keine Lust drauf mein Geld abzuheben und am Schalter gegen Dollar tauschen zu lassen um mir diese dann unters Kopfkissen zu legen.

» Pragmatiker1982 » Beiträge: 250 » Talkpoints: 4,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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